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Lindner enthüllt Details zum Ampel-Aus: Ab gewissem Moment war ihm klar, dass Koalition scheitert
VonStephanie Munk
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Christian Lindner hat das Ende der Ampel-Koalition wohl lange vorhergesehen. Der FDP-Vorsitzende erklärte, dass die Regierung schon vor einem Jahr ins Wanken geriet.
Berlin – Christian Lindners Karriere als FDP-Finanzminister ist zu Ende: Am Mittwochabend wurden er und die gesamte FDP von Kanzler Olaf Scholz aus der Regierung entlassen.
Die Ampel ist damit gescheitert, die Koalition aus SPD, Grünen und FDP gehört der Vergangenheit an. Scholz wird die Vertrauensfrage stellen, dann wird es Neuwahlen in Deutschland geben – nur über das „wann“ wird noch diskutiert.
Lindner packt zum Ampel-Bruch aus: Ab gewissem Moment war ihm klar, dass Koalition scheitert
An Christian Lindner entlädt sich jetzt der Zorn der Koalitionspartner SPD und Grüne. Scholz nutzte eine Rede zum Platzen der Ampel am späten Mittwochabend (6. November) für eine bittere Abrechnung mit Lindner: „Ihm geht es um die eigene Klientel. Ihm geht es um das kurzfristige Überleben der eigenen Partei.“
Lindner schlug kurz darauf zurück – unterstelle Scholz wiederum, er habe den Bruch der Koalition genau kalkuliert und sei als Kanzler zu „matt und unambitioniert“, um Deutschland wieder auf Kurs zu bringen.
Dass in der Ampel gestritten wird, ist schon seit längerem für alle ersichtlich. Doch nun wird spekuliert: Seit wann ist das Verhältnis von Lindner und Scholz derart vergiftet? Und welche Rolle spielen dabei die Grünen und Robert Habeck?
Lindner gibt Einblicke in Tage vor dem Ampel-Aus: „Zustand ist unerträglich, kann nicht fortgeführt werden“
Einblicke gab Christian Lindner in seiner Rede am Donnerstagvormittag zum Ampel-Aus. Noch tiefer ging es wenige Tage davor, als Lindner im Podcast „Hotel Matze“ zu Gast war – ein Interview-Podcast, in dem auch bereits Olaf Scholz und Robert Habeck Rede und Antwort standen. Eineinhalb Stunden nahm Lindner sich Zeit für das Gespräch, und es ging darin natürlich auch um die Probleme der Ampel.
Dass Lindner kurz davor ist, in der Ampel alles hinzuwerfen – und vielleicht sogar schon wusste, dass es zum Koalitionsende kommen wird, wurde in dem Interview deutlich. An einer Stelle sagte der FDP-Chef: „Der aktuelle Zustand ist unerträglich, kann nicht fortgesetzt werden.“
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Lindner packt aus: Ab da wurde Arbeit in Ampel „unerträglich“
Ab wann die Arbeit in der Ampel für Lindner „unerträglich“ wurde, schilderte der Finanzminister ebenfalls. „Wann ist das für dich gekippt?“, frage Moderator Matze Hielscher den FDP-Chef. Das sei schon vor einem Jahr gewesen, gab Lindner zu.
Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im November 2023 habe im Haushalt der Ampel plötzlich ein Loch von 60 Millionen Euro geklafft, weil die Umwidmung von Corona-Hilfen für andere Zwecke unrechtmäßig war. „Als die 60 Milliarden gestrichen werden mussten, trat sofort die Ressourcenkonkurrenz hervor“, so Lindner im Podcast-Interview. Es sei dann zutage getreten, dass SPD und Grüne dem Koalitionsvertrag nur zugestimmt hätten mit dem Wissen, dass sie noch 60 Milliarden Euro in der Hinterhand hätten.
Linder räumt eigenen Fehler ein, der zum Bruch der Ampel-Koalition führte
An diesem Punkt habe er selbst „einen Fehler gemacht“, so Lindner. „Ich hätte darauf bestehen müssen, dass wir aus diesem Anlass noch einmal sehr grundlegend über den Koalitionsvertrag und seine Vorhaben sprechen. Was überhaupt noch geht.“ Das sei nicht passiert. „Und das Ergebnis war dann ab da echt ständig Debatte und Streit.“
Lindner fasste frustriert zusammen: Die verdeckten Dissense zwischen SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag in Verbindung mit „Das Geld reicht nicht für alles“ habe ab da zu „fortwährenden öffentlichen Verhandlungen“ geführt.
Lindner spricht über Habeck und das Scheitern der Ampel – „es ergänzt sich nicht“
Dass die Ampel-Parteien sich ergänzten, sei von Anfang an ein Trugschluss gewesen, erklärte Lindner außerdem. Es hätte „von Anfang an sehr gegenläufige Positionen“ gegeben. Gerade Grünen-Wirtschaftsminister Robert Habeck habe „einen vollkommen anderen Zugang zu wirtschaftspolitischen Fragen“ als er selbst.
„Er ist ein fleißiger Mann, er hat seine Überzeugungen, man kann gut mit ihm sprechen“, so Lindner über Habeck, „aber er hat einen vollkommen anderen Zugang. Es ergänzt sich nicht.“ Kurz darauf war dann wohl klar, dass eine weitere Zusammenarbeit ausgeschlossen ist: Lindner wurde entlassen, die SPD und die Grünen regieren jetzt ohne die FDP. (smu)