Putin spricht von „Terrorakt“

Nach Explosion: Warum die Krim-Brücke für Russland so wichtig ist

  • Nadja Orth
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Erneut hat eine Explosion Schäden an der Krim-Brücke angerichtet. Doch was macht diese Brücke überhaupt so wichtig für Russland?

Kiew – Nach einer erneuten Explosion an der Krim-Brücke in der Nacht zum Montag ist die Wut Russlands deutlich zu spüren. Moskau hat offiziell von einem „Terrorakt“ gesprochen und die ukrainischen Geheimdienste für den Angriff verantwortlich gemacht. Kiew hält sich unterdessen bedeckt. Es steht jedoch außer Frage, dass vor allem die Ukraine von Schäden an der 14 Kilometer langen Brücke profitiert. Erst im Mai hatte sich Kiew zum ersten Anschlag auf die Krim-Brücke im vergangenen Herbst bekannt. Doch was macht die Brücke für Russland so bedeutsam – und damit auch für die Ukraine?

Warum ist die Krim-Brücke für Russland wichtig?

Bei den jüngsten Angriffen wurden zwei Menschen in ihrem Auto getötet, sowie eine Jugendliche verletzt. Zudem sind offenbar Schäden an Straßenteilen entstanden, wie Aufnahmen und Videos zeigten. Dabei ist die Krim-Brücke die einzige Verbindung zwischen dem russischen Festland und der bereits 2014 völkerrechtswidrig einverleibten Halbinsel Krim. Das macht die Brücke logistisch, symbolisch und seit dem Angriff auf die Ukraine auch strategisch für Putin wichtig.

Krim-Brücke für Putin aus logistischen Gründen wichtig

Die 2018 eröffnete Krim-Brücke besteht aus zwei parallel verlaufenden Teilen: einer davon für den Straßenverkehr, der andere für die Eisenbahn. Durch den Bau der Krim-Brücke wurde somit ein neuer Versorgungsweg für die bereits 2014 annektierte Halbinsel Krim geschaffen. Gleichzeitig stellt er einen Verkehrsweg für russische Touristen dar, denn mit der neuen Verbindung wollte Putin auch den Tourismus auf der Halbinsel ankurbeln.

Rund neun Monate nach der schweren Explosion auf der Kertsch-Brücke zwischen Russland und der Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat sich dort erneut eine Explosion ereignet.

Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti befanden sich zum Zeitpunkt der Explosionen rund 50.000 Touristen auf der Krim-Halbinsel, die meisten von ihnen seien mit dem Auto angereist. Nach dem Angriff auf die Krim-Brücke haben russische Behörden den auf der besetzten Halbinsel festsitzenden Touristen aus Russland geraten, durch die von Moskau besetzten Gebiete in der Ukraine zurück nach Hause zu fahren. Da die Brücke vorübergehend gesperrt war, gab es keinen anderen Weg zurück nach Russland.

Krim-Brücke von symbolischer Bedeutung für Präsident Putin

Dass die Brücke aufgrund ihrer neuen logistischen Möglichkeiten für Russland auch von symbolischer Bedeutung ist, machte Präsident Wladimir Putin bereits bei der Eröffnung deutlich. Im Mai 2018 weihte der Kreml-Chef die neu gebaute Straße für Autos und Lkws persönlich ein, indem er damals demonstrativ als erster in einem Lastwagen an der Spitze einer Fahrzeugkolonne über die neue Brücke fuhr.

Der Blick aus dem Zugfenster zeigt einen geteilten und einseitig abfallenden Straßenabschnitt nach der Explosion in der Nacht auf Montag.

Im Dezember 2019 folgte daraufhin die Fertigstellung der Bahnverbindung. Damals folgte erneut eine persönliche Einweihung und Demonstration von Putin. So lenkte er als symbolisches Zeichen zur Eröffnung dieses Mal einen Zug über das Bauwerk, das laut offiziellen Angaben insgesamt etwa 3,6 Milliarden Dollar gekostet haben soll. Fachleute betonen immer wieder, wie wichtig die Krim für Putin ist.

Russisches Militär im Ukraine-Krieg abhängig von Versorgung über Krim-Brücke

Aktuell ist die Krim-Brücke aber vor allem wegen des Ukraine-Kriegs von hoher Bedeutung, da sie für die Versorgung der russischen Truppen mitverantwortlich ist. „Angriffe auf die Zugänge zur Krim erschweren die Logistik für die russischen Truppen, den Süden der Ukraine besetzt halten“ sagte zum Beispiel der Militärexperte Nico Lange nach dem aktuellen Anschlag gegenüber dem ZDF. Durch eine Beschädigung der Brücke wolle man dem Militär die Versorgung von Munition und Treibstoff erschweren. Die Taktik sei demnach, die Truppen vor Ort „auszuhungern“.

Kiew hatte bereits in der Vergangenheit die „Demontage“ der „illegalen“ Brücke verlangt – „egal wie: freiwillig oder nicht“. Zudem macht die Ukraine immer wieder deutlich, dass sie die Krim von Russland zurückerobern will. Zum aktuellen Angriff der Brücke äußerte sich Kiew bislang aber nicht. (nz mit dpa/AFP)

Rubriklistenbild: © Uncredited/AP/dpa

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