Kriegsverbrechen durch Israel

Nur noch „Hoffnung und dreckiges Wasser“: Unicef warnt vor Katastrophe in Gaza

  • VonLisa Mahnke
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Die Situation im Gazastreifen wird prekärer. Israel steht vermehrt am Pranger – auch international. Kann man einer Katastrophe noch entgegensteuern?

Gaza – Die humanitäre Lage im Gazastreifen verschlimmert sich durch den Krieg in Israel: Es gibt Berichte von vermehrtem Hunger, Wasserknappheit und fehlender medizinischer Besorgung. Der kürzlich aus Israel zurückgekehrte James Elder, Sprecher des UN-Kinderhilfswerks, malte ein grausiges Bild. Auch von Human Rights Watch kamen nachdenkliche Töne.

Elder berichtete, 80 Prozent der Minderjährigen hätten nicht genug Essen. Acht von 36 Krankenhäuser, die laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch einigermaßen funktionieren, haben kaum eine Chance gegen Erkrankungen und Verletzungen. So kommen Kinder immer wieder an ihren Verletzungen um. James Elder ist wütend: Die Menschen im Gazastreifen hätten nur noch „Hoffnung und dreckiges Wasser“.

Humanitäre Apokalypse? Mehrheit in Palästina hungert

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen hatten bereits am 3. Dezember ein „hohes Risiko für Hungersnot“ festgestellt. Demnach soll das Nahrungssystem am Rand des Kollapses sein. 48 Prozent der Haushalte im nördlichen Gaza und 38 Prozent der heimatvertriebenen Personen im südlichen Gaza würden starken Hunger erleiden.

Die Sprecherin der WHO, Margaret Harris, nennt die Untätigkeit der Welt „skrupellos“. Nicht zuletzt die seit Kurzem unnutzbare Wasserentsalzungsanlage im nördlichen Gaza macht humanitäre Maßnahmen jedoch deutlicher nötig. Dehydration und Krankheiten durch unsichere Wasserquellen sind keine Seltenheit.

Israel nutzt Hunger der Zivilisation im Gaza

Hochrangige israelische Beamte äußerten das Ziel, den Menschen in Gaza Nahrung, Wasser und Treibstoff zu entziehen. Laut Human Rights Watch waren das unter anderem der Verteidigungsminister Joaw Galant, der Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, und der Energieminister Israel Katz.

Weitere israelische Stimmen forderten, humanitäre Hilfe erst dann zuzulassen, wenn die Geiseln freigelassen werden würden. Von anderer Seite ist humanitäre Hilfe quasi unmöglich – der UN-Hilfschef spricht von „apokalyptischen“ Konditionen.

80% der palästinensischen Kinder haben nicht genug Essen.

Die Aktionen des Militärs spiegelten diese Wünsche wider. Der Direktor für Israel und Palästina bei Human Rights Watch, Omar Shakir, bestätigte, dass Israel die Versorgung der Zivilisation des Gazas nun schon seit über zwei Monaten beschränken würde. Die Organisation hatte zwischen dem 24. November und dem 4. Dezember elf heimatvertriebene palästinensische Personen interviewt. Doch die Aufforderung, dass israelische Behörde mehr als eine Million Menschen innerhalb von 24 Stunden aus dem nördlichen Gazastreifen evakuieren sollte, erschien alles andere als möglich.

Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert

Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Am 7. Oktober 2023 feuern militante Palästinenser aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel ab. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas, die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, hatte den Beginn einer „Militäroperation“ gegen Israel verkündet. © Hatem Moussa/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen ist Rauch aus einem Wohnhaus zu sehen.  © Ilia Yefimovich/ dpa
Israelischer Soldat mit Hund im Israel Krieg
Ein israelischer Soldat geht mit seinem Hund zwischen Autos in Deckung.  © Ohad Zwigenberg/ dpa
Israelische Polizisten evakuieren Frau und Kind im Israel Krieg
Israelische Polizisten evakuieren eine Frau und ein Kind von einem Ort, der von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen wurde. © Tsafrir Abayov/ dpa
Militante Palästinenser fahren im Israel Krieg mit einem Pickup, auf dem womöglich eine entführte deutsch-israelische Frau zu sehen ist.
Militante Palästinenser fahren mit einem Pickup, auf dem möglicherweise eine deutsch-israelische Frau zu sehen ist, in den Gazastreifen zurück. Die islamistische Hamas hatte mitgeteilt, ihre Mitglieder hätten einige Israelis in den Gazastreifen entführt. © Ali Mahmud/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Angehörige der Feuerwehr versuchen, nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen das Feuer auf Autos zu löschen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Menschen suchen in Trümmern nach Überlebenden nach massive Raketenangriffen aus Gazastreifen auf Israel.
Menschen suchen zwischen den Trümmern eines bei einem israelischen Luftangriff zerstörten Hauses nach Überlebenden.  © Omar Ashtawy/ dpa
Verlassene Stätte des Festivals Supernova nach dem Angriff der Hamas
Bei dem Rave-Musikfestivals Supernova im israelischen Kibbuz Re’im sterben rund 270 Besucher:innen. So sieht die verlassene Stätte nach dem Angriff aus.  © JACK GUEZ / AFP
Feiernde Palästinenser nach Angriff der Hamas auf Israel
Palästinenserinnen und Palästinenser feiern in Nablus nach der großen Militäroperation, die die Al-Qassam-Brigaden, der militärische Flügel der Hamas, gegen Israel gestartet haben.  © Ayman Nobani/ dpa
Hamas-Großangriff auf Israel - Gaza-Stadt
Das israelische Militär entgegnete mit dem Beschuss von Zielen der Hamas im Gazastreifen. Nach einem Angriff steigen bei einem Hochhaus in Gaza Rauch und Flammen auf. © Bashar Taleb/ dpa
Mann weint in Gaza bei Israel Krieg
Ein Mann umarmt einen Familienangehörigen im palästinensischen Gebiet und weint.  © Saher Alghorra/ dpa
Israelischer Soldat im Israel Krieg steht neben Frau
Am 8. Oktober beziehen israelische Soldaten Stellung in der Nähe einer Polizeistation, die am Tag zuvor von Hamas-Kämpfern überrannt wurde. Israelische Einsatzkräfte haben dort nach einem Medienbericht bei Gefechten in der an den Gazastreifen grenzenden Stadt Sderot mehrere mutmaßliche Hamas-Angehörige getötet. © Ilan Assayag/ dpa
Nach Hamas Großangriff - Sa'ad
Israelische Streitkräfte patrouillieren in Gebieten entlang der Grenze zwischen Israel und Gaza, während die Kämpfe zwischen israelischen Truppen und islamistischen Hamas-Kämpfern weitergehen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Palästinensisches Kind in einer Schule, die im Israel Krieg als Schutz dient
Ein palästinensisches Kind steht auf dem Balkon einer Schule, die von den Vereinten Nationen betrieben wird und während des Konfliktes als Schutzort dient.  © Mohammed Talatene/ dpa

Bereits am 16. November hatte die UN festgestellt, dass erhebliche Schäden „drohen, die Fortsetzung des palästinensischen Lebens in Gaza unmöglich zu machen.“ Die Situation habe sich danach lediglich verschlimmert und auch der einwöchige Waffenstillstand habe kaum etwas an den menschenfeindlichen Verhältnissen ändern können, hieß es.

Israel will Kriegstaktik verändern

Nun verspricht Israel, mit niedrigerer Intensität zu kämpfen und den Schaden an der Zivilbevölkerung zu reduzieren. Für diese „chirurgischen“ Operationen wurde allerdings kein Zeitplan mitgeteilt. Verteidigungsminister Galant erklärt, man würde im Norden bald anfangen, die lokale Population zurückzubringen. Dies passiere, sobald im Norden die Mission abgeschlossen sei.

International werden die Forderungen nach einem Waffenstillstand über die mehr als 19.000 zivilen Opfer immer lauter. Auch Joe Biden erhöht den Druck auf Israel. Lloyd Austin, der US-Verteidigungsminister, zeigt sich jedoch der Unterstützung der Vereinigten Staaten zuversichtlich. (Lisa Mahnke)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Bashar Taleb\ apaimages

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