„Zeit für was Neues“

Zu viele Ampel-Kompromisse: Vorstand der Grünen Jugend will eigene Partei gründen

  • VonHelmi Krappitz
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Der Vorstand der Grünen Jugend verlässt die Partei – aus Unzufriedenheit mit den Grünen in der Ampel-Regierung. Es sei „Zeit für was Neues.“

Berlin – Der Bundesvorstand um die Co-Vorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour von den Grünen kündigte seinen Rücktritt an. Nun folgte eine Erklärung, dass alle Vorstandsmitglieder der Grünen Jugend aus der Partei austreten. Grund dafür sei die Unzufriedenheit mit der Grünen-Politik und den Kompromissen, die die Partei als Teil der Ampel geschlossen hat. Nun sei es Zeit für ihre eigene Partei.

Zu viele Ampel-Kompromisse: Vorstand der Grünen Jugend will eigene Partei gründen

Der zehnköpfige Vorstand der Nachwuchsorganisation will eine eigene Bewegung gründen.  Es brauche eine „politische Kraft, die dafür kämpft, die Wirtschaft endlich in den Dienst der Menschen zu stellen“ und sich um ihre Sorgen kümmere, hieß es in einer Erklärung.

Unter dem Slogan „Zeit für was Neues“ werben die jungen Aussteiger*innen, zu denen auch die frühere Bundesvorsitzende der Grünen Jugend, Sarah Lee Heinrich, gehört, für ihr neues Projekt. In ihrer Austrittserklärung heißt es: „Wir wollen dazu beitragen, dass es bald eine starke linke Partei in Deutschland geben kann.“

Die Co-Vorsitzenden Katharina Stolla und Svenja Appuhn haben ihren Austritt aus der Grünen Jugend angekündigt.

„Menschen wieder Hoffnung machen“: Vorstand der Grünen Jugend tritt aus

Die Vorstandsmitglieder hätten die Partei jeweils über ihren Austritt informiert, sagte die Vorsitzende Svenja Appuhn der Deutschen Presse-Agentur: „Jahrelang haben wir versucht, die Grünen zu einer sozialen Kraft zu machen, die Menschen wieder Hoffnung geben kann“, fuhr sie fort. Dafür gebe es in der Partei wohl keine Mehrheit – deswegen habe man sich für diesen Schritt entschieden. „Es ergibt dauerhaft keinen Sinn, linke Opposition zu einer Politik zu sein, die die eigene Partei mitträgt“, sagte die Co-Vorsitzende Katharina Stolla und sprach von einem Entfremdungsprozess.

Die Bundesvorsitzenden der Grünen: Von Jürgen Trittin bis Ricarda Lang

Krista Sager und Jürgen Trittin von den Grünen
Im Dezember 1994 traten Krista Sager und Jürgen Trittin als Doppelspitze des noch jungen Zusammenschlusses namens „Bündnis 90 / Die Grünen“ an. Beide wurden zu Sprecherin und Sprecher des Bundesvorstands der Partei gewählt. Gemeinsam lenkten sie die Geschicke der Partei für zwei Jahre bis 1996. © Sepp Spiegl/imago-images
Jürgen Trittin blieb Sprecher der Grünen, von 1996 bis 1998 aber mit neuer Kollegin an seiner Seite: Auf Krista Sager folgte Gunda Röstel.
Jürgen Trittin blieb Sprecher der Grünen, von 1996 bis 1998 aber mit neuer Kollegin an seiner Seite: Auf Krista Sager folgte Gunda Röstel. © Jürgen Eis/imago-images
Gunda Röstel blieb für zwei weitere Jahre Sprecherin des Bundesvorstands der Grünen. Antje Radcke ersetzte den scheidenden Jürgen Trittin.
Gunda Röstel (l) blieb für zwei weitere Jahre Sprecherin des Bundesvorstands der Grünen. Antje Radcke ersetzte den scheidenden Jürgen Trittin. Von 1998 bis 2000 wurde die Partei damit von zwei Frauen an der Spitze geführt. © Sven Simon/imago-images
Fritz Kuhn und Renate Künast wurden zu Sprecher und Sprecherin des Bundesvorstands.
Im Jahr 2000 tauschten die Grünen ihr Führungspersonal komplett aus. Fritz Kuhn und Renate Künast wurden zu Sprecher und Sprecherin des Bundesvorstands. Ihre Amtszeit hielt aber nur ein Jahr bis 2001. © imago stock&people
Fritz Kuhn und Claudia Roth
Aus Bundesprechern wurden bei den Grünen im Jahr 2001 Bundesvorsitzende. Die ersten Beiden, die dieses Amt bekleideten, waren Fritz Kuhn und Claudia Roth. © Sven Simon/imago-images
Reinhard Bütikofer und Angelika Beer
Nur ein Jahr später der nächste Wechsel an der Spitze der Grünen. Reinhard Bütikofer und Angelika Beer rücken auf und bilden den Bundesvorstand der Partei von 2002 bis 2004. © imago-images
Claudia Roth als Vorsitzende der Grünen zurück - an der Seite von Reinhard Bütikofer
2004 kehrte Claudia Roth als Vorsitzende der Grünen zurück - an der Seite von Reinhard Bütikofer. Das Duo blieb bis 2008 im Amt. © Sven Simon/imago-images
Claudia Roth und diesmal Cem Özdemir das Führungsduo der Grünen
Claudia Roth blieb insgesamt bis 2013 im Amt. Ab 2008 mit neuem Co-Vorsitzenden: Cem Özdemir. © Jan Huebner/imago-images
Cem Özdemir blieb Parteivorstand. Von 2013 bis 2018 führte er die Grünen gemeinsam mit Simone Peter.
Cem Özdemir blieb Parteivorstand. Von 2013 bis 2018 führte er die Grünen gemeinsam mit Simone Peter. © Rüdiger Wölk/imago-images
nnalena Baerbock und Robert Habeck als Führungsduo den Vorstand der Grünen
Im Jahr 2018 übernahmen Annalena Baerbock und Robert Habeck als Führungsduo den Vorstand der Grünen. Nach dem Einzug der Grünen in die Bundesregierung legten sie ihre Ämter nieder und schlossen sich dem Kabinett von Bundeskanzlern Olaf Scholz an. © Chris Emil Janssen/imago-images
Omid Nouripour und Ricarda Lang
Es folgten Omid Nouripour und Ricarda Lang. Sie übernahmen den Vorsitz des Bundesvorstands der Grünen im Jahr 2022. Zwei Jahre später verkünden beide ihren Rücktritt als Reaktion auf zahlreiche Wahlschlappen ihrer Partei. Wer die Umweltpartei künftig führt, ist noch offen. © dpa

Austritt aus Grüner Jugend: Entscheidung bereits vor Rücktrittsankündigung der Parteispitze

Die Vorstandsmitglieder hätten ihre Entscheidung bereits vor der am Mittwoch bekanntgegeben Rücktrittsankündigung des Bundesvorstands der Grünen unter den Vorsitzenden Omid Nouripour und Ricarda Lang getroffen, betonen sie in der gemeinsamen Erklärung. Es heißt weiter: „Wer sich weigert, die Reichen zur Kasse zu bitten, lässt im Ergebnis die breite Bevölkerung bezahlen.“ Das sei vor alle beim Klimaschutz der Fall. Der Bundesvorstand der Grünen Jugend kritisierte außerdem die umstrittenen Asylrechtsverschärfungen, die von der Ampel-Koalition beschlossen wurden. Sie kritisierten: Die Grünen würden „immer mehr zu einer Partei wie alle anderen.“ (dpa/hk)

Rubriklistenbild: © picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

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