Haus in Kaliningrad
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Noch Kaliningrad, aber bald wieder Königsberg? In Estland wird eine Umbenennung der russischen Exklave diskutiert.

Zweite Stadt betroffen

Königsberg oder Kaliningrad – Russische Exklave soll alten Namen zurückerhalten

  • Marcus Giebel
    VonMarcus Giebel
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Estland arbeitet daran, den Namen Kaliningrad für die russische Exklave ad acta zu legen. In Tallinn geht es auch um eine weitere Stadt.

Tallinn – Bei dieser Meldung dürfte Wladimir Putin hellhörig werden. Auch wenn sein Ukraine-Krieg derzeit die volle Aufmerksamkeit des Kreml-Chefs erfordert. Wie das Geschehen an der Front dürfte dem 70-Jährigen auch die Entwicklung in Estland nicht gefallen.

Königsberg statt Kaliningrad: Umbenennung nach dem Zweiten Weltkrieg

Auf der Seite des Riigikogu, des Parlaments in Tallinn, ist zu lesen, dass dessen Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten dem Ausschuss der Estnischen Sprachgesellschaft vorgeschlagen hat, die russische Exklave zwischen Polen und Litauen künftig nicht mehr Kaliningrad zu nennen, sondern Königsberg. So hieß die einstige deutsche Hauptstadt Ostpreußens, ehe Russland bzw. die Sowjetunion sie nach dem Zweiten Weltkrieg für sich beanspruchte.

Damit aber nicht genug. Der von Marko Mihkelson angeführte Ausschuss plädiert auch dafür, die nur 25 Kilometer von der estnischen Grenze entfernt liegende russische Stadt Kingissepp künftig wieder Jamburg oder Jaama zu nennen. 1922 war die Stadt in der Oblast Leningrad nach dem estnischen Revolutionär Viktor Kingissepp benannt worden, der im selben Jahr zum Tode verurteilt und erschossen worden war.

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Estland will Kaliningrad umbenennen: Stadt heißt in Polen mittlerweile Krolewiec

Kaliningrad verdankt seinen Namen dem einstigen sowjetischen Staatsoberhaupt Michail Kalinin, der jedoch einzig dem Willen von Diktator Josef Stalin folgte und somit ein Teil dessen Regimes war. Der estnische Politiker Mikhelson betonte bei seiner Initiative für eine Umbenennung, auch Lettland, Litauen und Polen hätten sich dafür entschieden, statt Kaliningrad historische Namen zu verwenden.

In Polen hatte Entwicklungsminister Waldemar Buda hinsichtlich der Umbenennung in Krolewiec gesagt: „Wir wollen keine Russifizierung in Polen, daher haben wir beschlossen, Kaliningrad und seine Region in unserer eigenen Sprache zu nennen.“ Weiter betonte er, bei Kalinin handele es sich um einen „Verbrecher, der für die Entscheidung über die Massenhinrichtung polnischer Beamter in Katyn im Jahr 1940 mitverantwortlich war“.

Plädiert für den Namen Königsberg: Marko Mihkelson steht dem Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des estnischen Parlaments vor.

Königsberg vor Kaliningrad: Stadtname sollte König Ottokar II. von Böhmen ehren

Königsberg war von 1255 bis 1946 der Name der heute knapp 500.000 Bürger beherbergenden Stadt. Damit sollte seinerzeit Ottokar II., König von Böhmen, geehrt werden. Zuvor hatte die Stadt Twangste geheißen.

In Estland soll die Diskussion über die Umbenennung in Königsberg im Oktober fortgeführt werden. Vielleicht wird sie dann auch aus Moskau interessiert verfolgt. Besonders große Hoffnungen wird sich im Kreml aber wohl niemand machen, dass Kaliningrad im estnischen Sprachgebrauch noch eine Zukunft hat. (mg)

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