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Ampel-Clinch um Kindergrundsicherung – FDP nennt Paus-Vorstöße „absurd“
VonBabett Gumbrecht
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Das Prestigeprojekt der Grünen hängt seit Monaten im Parlament. Vor allem die Forderung nach 5000 neuen Stellen halten Koalitionspartner für nicht umsetzbar.
Berlin – Der Streit um die geplante Kindergrundsicherung geht weiter: Der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Johannes Vogel, hat den Vorschlägen von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) zur Umsetzung der geplanten Kindergrundsicherung eine Absage erteilt. „Warum das Familienministerium gerade jetzt die ebenso alte wie absurde Forderung nach 5000 neuen Stellen wiederholt hat, erscheint rätselhaft“, sagte Vogel am Dienstag (2. April) der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Es müsse bei der Kindergrundsicherung darum gehen, Prozesse zu digitalisieren und Bürokratie ab- und nicht aufzubauen, bekräftigte Vogel, der auch stellvertretender Bundesvorsitzender seiner Partei ist. Dafür liege „bis heute leider kein funktionierendes Konzept vor“. Zuvor hatten unter anderem auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Gyde Jensen ihren Unmut über den Vorschlag von Paus geäußert.
Seit Monaten kein Vorankommen bei Kindergrundsicherung: Vorhaben hängt im Parlament fest
Seit Monaten hängt das Vorhaben im Parlament fest. Gründe dafür gibt es viele. Vor allem die benötigten Ressourcen lassen angesichts der angespannten Haushaltslage des Bundes tatsächlich aufhorchen. Denn für das umstrittene Vorhaben hatte die federführende Ministerin tatsächlich zuvor bekräftigt, dass sie die Schaffung von 5000 neuen Stellen im Zusammenhang mit der Kindergrundsicherung für richtig halte. Der Rheinischen Post und dem General-Anzeiger hatte Paus gesagt: „Das zusätzliche Personal bedeutet eine Bürokratieentlastung für die Bürger.“
Im Moment tragen sie die Bürokratielast, müssen „von Pontius zu Pilatus rennen“. Und weiter: „Mit den 5000 Stellen wollen wir von der Holschuld der Bürger zur Bringschuld des Staates kommen. Wir werden deutlich mehr Anträge als bisher haben: Die Kindergrundsicherung kann, wenn sie alle erreicht, die die finanzielle Unterstützung brauchen, bis zu 5,6 Millionen Kinder und Jugendliche erreichen.“
Finanzminister Lindner hatte dazu am Samstag gesagt: „Die Vorstellung, dass der Staat eine Bringschuld bei Sozialleistungen habe, finde ich verstörend - erst recht, wenn dafür 5000 neue Staatsbedienstete eingestellt werden müssen.“
Start ab 2025 geplant: Soziale Leistungen sollen gebündelt werden
Mit der Kindergrundsicherung sollen ab 2025 bisherige Leistungen wie das Kindergeld, Leistungen aus dem Bürgergeld für Kinder oder der Kinderzuschlag gebündelt werden. Sie gilt als das sozialpolitische Prestigeprojekt der Grünen. Das Kabinett verabschiedete im September einen Gesetzentwurf mit dem Ziel, dass die Kindergrundsicherung am 1. Januar 2025 in Kraft tritt.
Derzeit befindet sich das Projekt im parlamentarischen Verfahren - und kommt nur schleppend voran. Nach Bedenken der Bundesagentur für Arbeit und des Bundesrats hatte die Bundesregierung im Dezember angekündigt, den Zeitplan zu überprüfen.
Und auch SPD-Vize Sönke Rix zweifelt daran, dass das noch möglich sein wird, bis Anfang 2025 das Vorhaben umzusetzen. „Leider haben wir den Gesetzentwurf erst spät in dieser Legislaturperiode als Parlament erhalten. Und da die Kindergrundsicherung so komplex ist und der Regierungsentwurf unseren Zielen nicht ausreichend gerecht geworden ist, werden wir nicht umhinkommen, diese schrittweise einzuführen“, teilt er der Süddeutschen Zeitung auf Anfrage mit. Man habe es mit einer der größten Sozialreformen der vergangenen Jahre zu tun, weshalb man „nichts übers Knie brechen“ sollte.
Kabinett Scholz: Nach dem Ampel-Aus kommt Rot-Grün ohne Mehrheit
Grüne beirrt Kritik nicht: Kindergrundsicherung wird kommen
Die Grünen scheint die Kritik derweil nicht zu beirren. Sie zeigen sich trotz deutlicher Kritik der FDP und SPD weiter optimistisch, dass die Kindergrundsicherung umgesetzt wird. „Alle Koalitionspartner haben sich zur Kindergrundsicherung bekannt, die Kindergrundsicherung wird kommen“, sagte der stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Andreas Audretsch dem Nachrichtenportal t-online am Dienstag (4. April). „Der Gesetzentwurf wurde auf der Basis des Koalitionsvertrages gemeinsam von Kanzler Scholz, Finanzminister Lindner und Familienministerin Paus ausgearbeitet und im Kabinett verabschiedet“, betonte der Grünen-Politiker.
Auch Paus zeigte sich zuletzt dennoch kämpferisch, dass die Kindergrundsicherung kommt. „Ich nehme wahr, dass es dazu konstruktive Gespräche im Parlament gibt. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir am Ende zu einer Kindergrundsicherung kommen.“ (bg/dpa).