Kämpfe im Gazastreifen

Israels Bodenoffensive: Berüchtigte Spezialeinheit „Yahalom“ durchkämmt Gazastreifen

  • VonLisa Mariella Löw
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Israelische Soldaten treffen bei den Bodenkämpfen im Gazastreifen zwar nicht direkt auf die Hamas, doch ihre Raketen treffen sie trotzdem.

Gaza – Eine Bodenoffensive ohne blutige Kämpfe, sondern mit Panzern und Wärmebildkameras - so sieht der Auftrag der israelischen Soldaten im Gazastreifen momentan aus. Doch selbst die Panzer sind nicht vor den Angriffen der Hamas sicher - mindestens zehn Soldaten wurden wohl in ihrem Panzer getötet.

Seit acht Tagen läuft die Bodenoffensive der israelischen Soldaten in Gaza. Nun beginnen die Angriffe des Krieges in Israel, strategischer und zielgerichteter zu werden, wie die israelische Tageszeitung Haaretz berichtet. Die Givati-Soldaten, ein Teil der Kampfgruppe der 401. Panzerbrigade, die seit Beginn der Bodenoffensive im Nordwesten des Gazastreifens eingesetzt werden, sollen einen Brigadekommandoposten in einem der nördlichen Viertel von Gaza-Stadt sichern.

Israels Bodenoffensive in Gaza: Mörsergranate der Hamas trifft Kommandoposten

Sie kauern in Verteidigungspositionen und beäugen die umliegenden Gebäude hinter Löchern in der Backsteinmauer rund um eine halb zerstörte Villa, wie Haaretz unter Berufung auf Gespräche mit den Soldaten berichtet. Ihre Kampfwesten seien vollgestopft mit mehr Gewehrmagazinen als vorgeschrieben, aber ihre Seitenwaffen haben sie seit ihrer Anreise aus Israel so wie es scheint kaum benutzt.

Israelische Soldaten auf einem Panzer sind in der Nähe der Grenze zwischen Israel und Gaza zu sehen. Die Aufnahme stammt vom 10. Oktober 2023.

Abgesehen vom Schutz des Kommandopostens hatten sie noch nichts zu tun, sagte einer der Givati-Soldaten. „Alles, was wir getan haben, ist, in unseren gepanzerten Fahrzeugen herumzufahren.“ Auf Hamas-Militanten seien sie bislang noch nicht getroffen. Allerdings sei bereits eine Mörsergranate in den Brigadekommandoposten eingeschlagen, erzählt ein Soldat.

Israel sucht Terroristen mit Wärmebildkameras in Gaza – Keine Hamas in Sicht

Das Bodenmanöver der israelischen Armee in Gaza erfolge hauptsächlich mit Merkava Mark IV-Panzern sowie schweren Infanterie-Kampffahrzeugen (IFVs) Namer und Eitan. Mit Kameras und Drohnen suchen sie die Hamas. Dabei machen sie auch nicht vor den Ruinen der Kleinstädte im Norden Halt, die sie zuvor mit ihren Luftangriffen zerbombt haben. In den Trümmern suchen sie mit ihren Wärmekameras nach Anzeichen eines Hinterhalts.

Tatsächlich gebe es Spuren der Hamas: Über dem Grenzzaun fliegen zwei Raketensalven hinweg und zielen auf die Stadt Aschdod. Ein Sprengsatz explodiert neben einem israelischen Panzer. „Es gibt viel Beschuss mit Kleinwaffen und Granaten mit Raketenantrieb“, sagt Maj Yiftach, ein israelischer Panzeroffizier. „Aber wir sehen die Terroristen kaum. Sie sind im Untergrund und tauchen nur auf, um zu überfallen. Wir haben schon einige Tunnelausgänge gefunden. Wenn das passiert, rufen wir Yahalom (eine Eliteeinheit für Kampftechnik und Sprengung), die sie in die Luft jagt.“

Satellitenbilder, aufgenommen am 30. Oktober, zeigen Dutzende israelische Fahrzeuge an verschiedenen Versammlungspunkten nordwestlich von Gaza, wie die Neue Zürcher Zeitung berichtet. Deutlich sichtbar seien auch die Spuren, die die Fahrzeuge bei ihren Vorstößen im Gelände hinterlassen haben. Zerstörte Gebäude und Bombenkrater zeugten vom Beschuss des Gebiets durch die israelische Luftwaffe.

Andauernder Krieg in Israel: Hamas greift aus Schulgebäude Soldaten an

In der Nähe des Kommandopostens befindet sich ein großes Schulgebäude. Der Flügel mit Blick auf den Pfosten wurde zerstört. „Wir wollten nicht auf die Schule schießen“, sagt einer der Brigadekommandeure, „aber die Hamas hat von dort aus auf uns geschossen und wir mussten reagieren.“ Auch von der Moschee aus hätten sie geschossen.

Selbst die Panzerfahrzeuge seien nicht sicher. Zwei Panzerabwehrraketen haben bereits einen der Namer-Transporter getroffen und alle zehn Givati-Soldaten getötet. Unter den israelischen Soldaten der Bodenoffensive seien auch einige Frauen, wie im Kommandoposten im Gazastreifen und in den Sanitätsteams.

Der gefährlichste Teil der Bodenoffensive in Gaza stehe Israel erst noch bevor

Das Ziel der Bodenoffensive ist klar: Immer weiter nach Gaza-Stadt vordringen, in Richtung des unterirdischen Hauptquartier der Hamas-Führung. Doch die Dunkelheit im Stadtzentrum sowie die engen Gassen würden Gefahren für die Panzer bergen und sie viel anfälliger für Hinterhalte machen. Der israelische Brigadegeneral Iddo Mizrahi sagte im Armee-Radio, die israelischen Truppen seien dabei, den Zugang zu Gaza zu sichern. Das Gelände sei allerdings teilweise vermint und mit Sprengfallen gesichert, wie der MDR berichtete.

Der schwierigste und gefährlichste Teil des Angriffs, bei dem die Soldaten von ihren Panzern absteigen und zu Fuß kämpfen müssen, stehe im Kriegsverlauf erst noch bevor. Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben bereits die nächste Phase ihrer Offensive gegen die Hamas gestartet. Die Streitkräfte seien bereit, Hamas-Kämpfer in ihren unterirdischen Tunneln und Bunkern im nördlichen Gazastreifen anzugreifen, sagte Militärsprecher Richard Hecht. Die Terroristen würden ab sofort sowohl ober- als auch unterirdisch angegriffen, berichtete die Zeit. (Lisa Mariella Löw)

Rubriklistenbild: © Ilia Yefimovich / picture alliance / dpa

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