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„Jetzt heißt es, Stahlhelm auf“: JA-Führung stellen sich gegen AFD-Führung
VonBabett Gumbrecht
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Die Spitze der AfD erwägt eine Abspaltung von ihrer Jugendorganisation. Interne Nachrichten von JA-Mitgliedern deuten darauf hin, dass der Plan auf starken Widerstand stößt.
Berlin – Noch vor der Neuwahl des Bundestags will der Bundesvorstand der AfD die als rechtsextremistisch eingestufte Jugendorganisation Junge Alternative (JA) auflösen - doch die wehrt sich. Auf den sozialen Netzwerken ist eine wahre Feldschlacht entstanden, nachdem am Montag (2. Dezember) klar wurde, dass der AfD-Parteivorstand eine Empfehlung für die Auflösung der JA vor dem Bundesparteitag ausgesprochen hat. Für diesen Schritt ist aber eine Satzungsänderung mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich.
Nur ob es diese geben wird, ist fraglich. JA-Vize-Chef Nils Hartwig soll laut Table Media in einem internen Chat geschrieben haben: „Jetzt heißt es, Stahlhelm auf und ab in den Schützengraben. Unsere JA nehmen sie uns nicht“. Auch andere JA-Mitglieder zeigen sich kämpferisch. Der stellvertretende Bundesvorsitzende Sven Kachelmann aus Bayern forderte demnach: „Wer seine Partei so abschießen will, sollte sein Amt räumen.“
Weidel und Gnauck: Durchgriff durch JA-Neustrukturierung notwendig
JA-Chef Hannes Gnauck befürwortet den Plan. Ziel sei eine „Neustrukturierung und Weiterentwicklung der Jugendorganisation der AfD“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Bundesschriftführer Dennis Hohloch und Vorstandsmitglied Gnauck. Gnauck ist seit 2022 Vorsitzender der Jungen Alternative, die nach eigenen Angaben rund 4.000 Mitglieder hat.
Einen Kritikpunkt äußerte Gnauck aber schon: Es sei sehr unglücklich gewesen, dass die Satzungsänderung zuerst den Medien vorlag, bevor die JA informiert worden sei. Parteichefin Alice Weidel nannte diese „Reorganisation“ wichtig, „um die Jugendorganisation zukünftig näher an die Partei einzubinden“.
So solle ein Mitglied der neuen Jugendorganisation auch zeitgleich Mitglied der Mutterpartei AfD sein. „Das haben wir momentan nicht“, sagte Weidel, die für die Partei „eine größere Schnittmenge“ und „Durchgriffsmöglichkeiten auf die Jugendorganisation“ erreichen möchte. Co-Parteichef Tino Chrupalla sagte, dass die JA derzeit rund 2400 Mitglieder habe, von denen etwa die Hälfte in der AfD sei.
Er betonte, dass der Beschluss am Montagabend einstimmig gefasst worden sei. Dem vorausgegangen sei ein mehr als dreijähriger innerparteilicher Beratungsprozess, sagte Weidel, die auf dem Parteitag im Januar zur ersten Kanzlerkandidatin der AfD gekürt werden soll.
AfD-Führung mit „Junger Alternative“ unzufrieden: Neue Organisation nach Jusos der SPD in Planung
Schon länger gibt es in der AfD Erwägungen, eine neue Organisation nach dem Modell der Jungsozialisten („Jusos“) bei der SPD zu etablieren. Es ist kein Geheimnis, dass es in der AfD-Spitze Unmut über die JA gibt. Der Verfassungsschutz hat sie als gesichert rechtsextremistische Bestrebung eingestuft. „Die konnten machen, was sie wollten“, sagte ein hochrangiges Parteimitglied der dpa. Es gehe allerdings nicht um eine Auflösung. Dies könne die AfD gar nicht beschließen, hieß es weiter.
Die AfD-Spitze im Wandel der Zeit: von Bernd Lucke bis Alice Weidel
Künftig könnte der offizielle Jugendverband der Partei Junge Patrioten (JP) heißen, berichtet Portal T-Online. Der dazugehörige Internetauftritt ist bereits registriert. Im Internet sorgten die Pläne für die Umbenennung für Spott. Ein X-User teilte das Zeichen der DDR-Kinderorganisation der Jungen Pioniere auf der Social-Media-PlattformX, die ebenfalls mit JP abgekürzt wurde, und schrieb dazu „Seid bereit!“.
Weidel sagte, einen konkreten Anlass für den Vorstoß habe es nicht gegeben. Sie sprach von einem langen Vorlauf. Die AfD-Spitze will nach eigenen Angaben ihren Plan mit der JA abstimmen. Bisher ist die JA relativ unabhängig. Mitglieder müssen - bis auf die Vorstände - nicht gleichzeitig in der Mutterpartei sein. Der Verfassungsschutz hat die JA als gesichert rechtsextremistische Bestrebung eingestuft.
„Unser Volk zuerst“: Die Programmatik der Jungen Alternative
Die Ideologie der JA sei „durch einen ethnisch-kulturell geprägten Volksbegriff bestimmt, der im Widerspruch zum Volksverständnis des Grundgesetzes steht“, schreibt das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in seinem im Juni vorgestellten Verfassungsschutzbericht. „Hinzu kommen fremdenfeindliche Äußerungen, die Vertreter der JA wiederholt über ihre Kanäle in den sozialen Medien verbreiten.“ Zudem sei die JA „mit Organisationen der Neuen Rechten wie beispielsweise der ‚Identitären Bewegung Deutschland‘ vernetzt“, schreiben die Verfassungsschützer.
Die Junge Alternative selbst schreibt auf ihrer Internetseite zu ihrer Programmatik: „Deutsche Jugend ist rechts und geht aufrecht. Den woken, linken Zeitgeist lehnen wir entschieden ab.“ Die JA warnt davor, „die Tore für Massen an fremdstämmigen Zuwanderern zu öffnen“, und formuliert als Leitprinzip: „Unser Volk zuerst!“ (bg/dpa)