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Jedes Gerät einzeln manipuliert? So gelang der Pager-Angriff auf die Hisbollah – Hersteller mit Statement
VonHelmi Krappitz
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Im Libanon explodierten tausende Pager von Hisbollah-Kämpfern. Es wird vermutet, dass israelische Agenten die Funkgeräte mit Sprengstoff versehen haben.
Beirut – Bei der Pager-Explosion im Libanon wurden nach bisherigen Angaben 2750 Menschen verletzt, neun kamen ums Leben. Der genaue Hergang des Angriffs auf die radikalislamische Schiitenmiliz Hisbollah ist noch unklar. Experten schließen überhitzte Batterien aus: „Diese Pager wurden wahrscheinlich in irgendeiner Weise modifiziert, um diese Art von Explosionen zu verursachen – die Größe und Stärke der Explosion deutet darauf hin, dass es nicht nur die Batterie war“, sagte Mikko Hyppönen, Cybercrime-Berater von Europol gegenüber der New York Times. Schlüssiger sei der Einsatz von Sprengstoff durch den israelischen Geheimdienst.
Explosionen in Beirut: Israelischer Geheimdienst soll Hisbollah-Pager mit Sprengstoff manipuliert haben
Laut der Nachrichtenagentur Reuters seien 5000 in Taiwan hergestellte Pager bereits Monate vor der Detonation bestellt worden. Laut einer Quelle des Wall Street Journal stammten viele der Funkempfänger aus einer Lieferung, die die Hisbollah-Miliz im Libanon erst in den vergangenen Tagen erhalten habe. Demnach habe eine verschlüsselte Nachricht, die an die Pager gesendet wurde, den Sprengstoff aktiviert. Die Geräte hätten um 15 Uhr Ortszeit am Dienstag (17. September) gepiept, bevor es zur Explosion von 3000 Funkgeräten kam.
Die Pager seien vor der Ankunft im Libanon von Israels Geheimdienst Mossad abgefangen worden und mit jeweils etwa 15 bis 50 Gramm Sprengstoff präpariert worden. Das berichtete die New York Times unter Berufung auf US-amerikanischen Beamte, die über die Operation Bescheid gewusst haben sollen. Eine hochrangige libanesische Sicherheitsquelle teilte gegenüber Reuters die Theorie, dass israelische Agenten verantwortlich seien: „Der Mossad hat eine Platine mit Sprengstoff und einem Code in das Gerät eingeschleust. Es ist sehr schwierig, das mit irgendwelchen Mitteln zu entdecken, selbst mit Geräten oder Scannern“, sagte der Beamte.
Pager-Explosionen im Libanon: Funkgeräte sollen in Europa hergestellt worden sein
Der taiwanische Hersteller „Gold Apollo“ hat unterdessen erklärt, die explodierten Pager seien nicht in Taiwan produziert worden. Laut Firmengründer Hsu Ching-Kuang seien sie von einer Firma in Europa hergestellt worden, die das Recht habe, die Marke der taiwanesischen Firma zu verwenden. „Wir sind eine verantwortungsvolle Firma. Das ist sehr peinlich“, sagte er auf einer Pressekonferenz zu dem mutmaßlichen Angriff auf die Hisbollah-Miliz im Libanon.
Die Explosionen hätten einen wesentlichen Teil des militärischen Kommando- und Kontrollsystems der Hisbollah lahmgelegt, teilte das US-Nachrichtenportal Axios mit. Die Miliz nutze Pager als einfaches Kommunikationsmittel, um der Ortung auf Smartphones durch Israel zu entgehen.
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Pager-Explosionen im Libanon: USA zeigt sich unwissend – Hisbollah und Iran machen Israel verantwortlich
Die Schiitenmiliz Hisbollah und der Iran sehen Israel als Verantwortlichen für die Explosion der Pager im Libanon. „Wir machen den israelischen Feind voll verantwortlich für diese kriminelle Aggression.“ Israel werde dafür seine „gerechte Strafe“ bekommen, teilte die Hisbollah mit. Die israelische Armee hat den Vorfall vorerst nicht kommentiert. Die US-Regierung wies jegliches Wissen eines Angriffs zurück. „Die USA waren sich dieses Vorfalls nicht im Voraus bewusst. Und zum jetzigen Zeitpunkt sammeln wir Informationen“, sagte der Sprecher des Außenministeriums.
Seit dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 liefern sich die Hisbollah und Israel einen Schattenkrieg im Nahost-Konflikt. Der Iran ist wiederum der wichtigste Verbündete der Hisbollah. Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi verurteilte die Explosionen als „Terrorakt.“ Zu den zahlreichen Verletzten gehören auch viele Mitglieder der Hisbollah-Elitetruppe Radwan, aber auch der iranische Botschafter in Beirut soll betroffen sein. Wieso er einen Hisbollah-Pager bei sich trug, ist derweil unklar. (dpa/AFP/hk)