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Wahlkampftermin mit Faeser möglichst ohne Männer: Hessen-SPD hält an Einladung fest
VonRobert Wagner
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Eine ungewöhnliche Bitte der Hessen-SPD an die Medien sorgt für scharfe Kritik. Anlass des Ganzen ist eine Wahlkampfveranstaltung von Nancy Faeser.
Wiesbaden – Es ist ein ungewöhnlicher Wahlkampfauftritt der Hessen-SPD, der für einige Irritationen sorgt. Am Samstag (30. September), gut eine Woche vor der Hessen-Wahl am 8. Oktober, will die SPD-Spitzenkandidatin und Bundesinnenministerin Nancy Faeser zu Wahlkampfzwecken eine Schifffahrt auf dem Main unternehmen. Zu dem Termin werden neben den drei SPD-Ministerpräsidentinnen Malu Dreyer (Rheinland-Pfalz), Anke Rehlinger (Saarland) und Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern) rund 200 weitere Frauen erwartet – und im Idealfall nicht ein Mann.
Das ist zumindest der Wunsch, der in der dazugehörigen Einladung zum Ausdruck gebracht wird. Die Hessen-SPD möchte das Publikum der SPD-Schifffahrt rein weiblich halten, was offenbar auch die Pressevertreter umfasst. „Mit Blick auf die ausschließlich weiblichen Gäste der Schifffahrt fänden wir es thematisch stimmig, wenn auch die Presseplätze mit Frauen besetzt würden“, heißt es in der Einladung. Männliche Journalisten würden zwar nicht abgewiesen, aber die Verantwortlichen würden sich „wirklich freuen“, wenn die Redaktionen ausschließlich Frauen schicken würden.
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Dieser unkonventionelle Wunsch wird von manchen als Versuch der SPD gewertet, den Medien die Auswahl von Journalisten vorzuschreiben. Das ist jedenfalls die Deutung von Ewald Hetrodt, dem Vorsitzenden der hessischen Landespressekonferenz (LPK), der im Wiesbadener Landtag als Parlamentskorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung tätig ist. „Das ist nicht lustig, sondern ein Anschlag auf die Freiheit der Presse“, sagte Hetrodt laut dem Evangelischen Pressedienst (epd). „So etwas ist uns in Hessen noch nicht untergekommen.“
Es ist in Deutschland tatsächlich nicht üblich und absolut unzulässig, dass Politiker darüber entscheiden, wer über welche Themen berichten darf. Aus dem Wunsch der SPD, eine spezielle Veranstaltung rein weiblich gestalten, einen „Anschlag auf die Freiheit der Presse“ zu machen, dürfte allerdings etwas über das Ziel hinausschießen.
So sehen es auch zehn Mitglieder der LPK, die sich in einer Mitteilung vom Donnerstag (28. September) „sehr irritiert“ zeigen und von der Wortwahl Hetrodts distanzieren. „In unserem Namen spricht der Kollege Hetrodt nicht. Was immer man von der Einladung vor allem für Frauen halten mag, ein Anschlag auf die Pressefreiheit stellt sie aus unserer Sicht nicht dar.“ Weitere LPK-Mitglieder äußerten sich ähnlich. Ein Journalist der LPK merkte allerdings an, dass „Diskriminierung durchaus thematisiert werden könnte“.
Hessen-SPD weist den Vorwurf zurück: Sprecher steht zur Formulierung der Einladung
Ebenfalls am Donnerstag äußerte sich auch die angegriffene Hessen-SPD zu Wort. Deren Sprecher Christoph Gehring weist den Vorwurf Hetrodts in einer schriftlichen Stellungnahme als relativierend zurück. „Bei Demos von Querdenkern, Rechtspopulisten und Rechtsradikalen werden mehr und mehr Journalisten, die einfach nur ihre Arbeit machen, von den Teilnehmern beschimpft, beleidigt, bedroht und körperlich angegriffen.“ Das seien „Anschläge auf die Freiheit der Presse. Unsere Medieneinladung zu der Schifffahrt am Samstag ist keiner.“
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Der SPD-Landesverband von Nancy Faeser, die kurz vor der Hessen-Wahl prominente Unterstützung erhält, zeigt sich daher unbeeindruckt von den Vorwürfen Hetrodts. „Die SPD Hessen steht dazu, dass sich ihre Veranstaltung am kommenden Samstag nur an Frauen richtet“, heißt es in Gehrings Stellungnahme weiter. Er stehe auch weiterhin „zum Inhalt und zu den Formulierungen unserer Medieneinladung.“
Ewald Hetrodt selbst teilte der Deutschen Presse-Agentur mit: „Als ich um meine Meinung gebeten wurde, habe ich es als meine Aufgabe angesehen, die Pressefreiheit zu verteidigen. Der Vorstand [der LPK] hat sich meine Position ausdrücklich zu eigen gemacht.“ Er habe „ausdrückliche Zustimmung und Lob von Kollegen aus der ganzen Republik“ erhalten, ergänzte Hetrodt.