„Keine Leistungsausweitungen“

Aus für die Kindergrundsicherung? Im Haushalt 2025 bleibt wenig vom Grünen-Plan

  • Victoria Krumbeck
    VonVictoria Krumbeck
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Die Kindergrundsicherung läuft nur langsam an. Der Ampel-Haushalt 2025 sieht erste Änderungen vor, doch bis zur Einführung ist es noch ein weiter Weg.

Berlin – Nach zähen Verhandlungen der Bundesregierung gab die Ampel-Koalition am Freitag (5. Juli) die Einigung im Bundeshaushalt 2025 bekannt. Allerdings stehen noch Nachbesserung wie bei der Sicherheits- und Verteidigungspolitik bevor. Das ursprüngliche Prestigeprojekt der grünen Familienministerin Lisa Paus wankt. Denn im Haushalt lassen sich nur Einzelteile der Kindergrundsicherung finden, die ab 2025 eingeführt werden soll.

Haushalt 2025: Kindergrundsicherung der Ampel bröckelt – „Keine Leistungsausweitungen“

Ursprünglich sollte die Kindergrundsicherung viele Leistungen vereinen und ersetzen. Doch im Haushalt 2025 lassen sich Hinweise auf solche Pläne noch nicht finden. Ab dem 1. Januar sollen das Kindergeld und der Kindersofortzuschlag um fünf Euro steigen. Zusätzliche Sozialleistungen sind laut FDP-Fraktionschef Christian Dürr allerdings zunächst nicht vorgesehen, wie die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag (9. Juli) berichtete.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (l.) und Bundesfamilienministerin Lisa Paus (r.) sehen im Bundeshaushalt 2025 die Einführung der Kindergrundsicherung (Archivfoto).

„Mit der Einigung beim Bundeshaushalt haben alle drei Koalitionspartner festgelegt, dass es keine Leistungsausweitungen geben wird“, sagte Dürr der dpa. „Für die FDP galt immer, dass eine Kindergrundsicherung die Vielzahl an staatlichen Leistungen für Familien bündeln, digitalisieren und vereinfachen muss.“ Daran würden die Fraktionen weiter arbeiten und dazu gebe es auch Gespräche innerhalb der Koalition, so Dürr.

Kindergrundsicherung im Haushalt 2025 kaum zu finden – Ampel spricht von „Einführung“

Im Haushalt 2025 seien „zusätzliche 1,1 Milliarden Euro für den Kinderzuschlag verankert“ worden, wie das Handelsblatt ein ihm vorliegendes Schreiben von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zitierte. Darin heißt es auch, dass der Kinderfreibetrag 2025 um 60 Euro auf 9600 Euro steigen soll.

„Die jetzige Haushaltseinigung gibt Rückenwind für die Verhandlungen im Bundestag“, sagte Paus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am Sonntag (7. Juli). Der Einzeletat ihres Ministeriums solle weiter wachsen, wodurch „eine weitere finanzielle Grundlage im Vorgriff auf die Einführung der Kindergrundsicherung gelegt“ werde.

Einen genauen Zeitpunkt, wann die Kindergrundsicherung in Kraft trete, hänge von den Verhandlungen im Parlament ab. Die Grünen-Fraktion habe mit Paus Unterstützung „Vorschläge unter anderem für eine Einführung der Kindergrundsicherung in zwei Stufen unterbreitet, um die Impulse der politischen Diskussion zur Kindergrundsicherung aufzugreifen und die Verhandlungen zu beschleunigen.“ 

Kindergrundsicherung im Haushalt 2025 – Technische Umsetzung für Ampel weiter unklar

Den Gesetzentwurf zur Kindergrundsicherung hat das Kabinett bereits im vergangenen September verabschiedet und befindet sich seit Monaten im parlamentarischen Verfahren. Am Freitag sagte Habeck über das Grünen-Projekt: „Über die Detailumsetzung der Kindergrundsicherung verhandeln die Fraktionen, und sie tun das mit großer Leidenschaft und Intensität. Das haben wir nicht zum Gegenstand unserer Gespräche gemacht.“ Der Bundesregierung gehe es nun um die ersten Schritte der Einführung.

Kabinett Scholz: Nach dem Ampel-Aus kommt Rot-Grün ohne Mehrheit

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Volker Wissing wurde nah dem Ampel-Aus für sein Ausscheren aus dem Kurs von FDP-Parteichef Christian Lindner belohnt. Der Bundesminister für Digitales und Verkehr erhielt zusätzlich das Justizressort. Einer der letzten großen Ampel-Fans in der FDP zog nach dem Koalitionsbruch Konsequenzen: In einem beispiellosen Schritt trat er aus der Partei aus und bleibt bis zu den geplanten Neuwahlen als Parteiloser im Amt. Der Jurist war vom 19. September 2020 bis zum 23. April 2022 Generalsekretär der FDP. Wissing gibt als Hobby Weinbau an, vor allem im familieneigenen Weingut.  © Stefan Boness/Imago
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Hubertus Heil ist im Kabinett Scholz Bundesminister für Arbeit und Soziales – ein Amt, das der SPD-Politiker bereits seit dem 14. März 2018 innehat. Heil ist seit Dezember 2019 stellvertretender Bundesvorsitzender der Sozialdemokraten. Von November 2005 bis November 2009 und von Juni bis Dezember 2017 war er Generalsekretär seiner Partei. Heil spricht sich für einen Mindestlohn von mindestens 12 Euro aus, eine Erhöhung des Rentenalters auf über 67 Jahre lehnt er ab. © M. Popow/Imago
Boris Pistorius ist als Nachfolger von Christine Lambrecht ins Chefbüro des Verteidigungsministeriums im Bendlerblock gerückt. Pistorius gehört dem SPD-Parteivorstand an und gilt als erfahrener Polit-Manager. Von 1980 bis 1981 absolvierte er seinen Wehrdienst, anschließend studierte er Rechtswissenschaften in Osnabrück und Münster. Pistorius war zuvor seit 2013 Innenminister in Niedersachsen.
Boris Pistorius ist als Nachfolger von Christine Lambrecht ins Chefbüro des Verteidigungsministeriums im Bendlerblock gerückt. Pistorius gehört dem SPD-Parteivorstand an und gilt als erfahrener Polit-Manager. Von 1980 bis 1981 absolvierte er seinen Wehrdienst, anschließend studierte er Rechtswissenschaften in Osnabrück und Münster. Pistorius war zuvor seit 2013 Innenminister in Niedersachsen. © Michael Kappeler/dpa
Verteidigungsministerin Lambrecht besucht Marder-Kompanie
Bis zum 19. Januar 2023 hatte Christine Lambrecht das Amt der Verteidigungsministerin inne. Die SPD-Politikerin stand zumeist unter einem immensen Druck. Kritische Stimmen warfen ihr fehlende Sachkenntnis, die schleppend angelaufene Beschaffung für die Bundeswehr, aber auch ihr Auftreten in der Öffentlichkeit vor. Irritation rief schließlich eine Neujahrsbotschaft hervor, in der sie begleitet von Silvesterfeuerwerk in Berlin über den Ukraine-Krieg sprach. © Robert Michael/dpa
Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft läuft beim Treffen der G7 Agrarminister zum Eingang des Schlosses Hohenheim.
Cem Özdemir ist Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft im Kabinett Scholz. Özdemir ist der erste Bundesminister mit türkischem Migrationshintergrund. Von November 2008 bis Januar 2018 war er Bundesvorsitzender der Grünen. Im Dezember 2021 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden des gemeinnützigen Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ gewählt. Nach dem Ampel-Aus übernahm er auch das Ministerium für Bildung und Forschung.  © Bernd Weißbrod/dpa
Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, spricht beim hybriden Gipfeltreffen „Women7-Summit“.
Elisabeth „Lisa“ Paus ist seit dem 25. April 2022 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Kabinett Scholz. Sie ist die Nachfolgerin von Anne Spiegel, die zuvor von diesem Posten zurückgetreten war. Paus gehört zum linken Parteiflügel der Grünen. Sie ist seit 2009 Abgeordnete im Deutschen Bundestag.  © Bernd von Jutrczenka/dpa
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergibt im Schloss Bellevue anlässlich des Amtswechsels im Bundesfamilienministerium die Entlassungsurkunde an Anne Spiegel (Bündnis 90/Die Grünen), bisherige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Vorgängerin von Lisa Paus war Anne Spiegel, die am 25. April 2022 die Entlassungsurkunde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erhielt. „Es war zu viel“, hatte die Grünen-Politikerin vorher bekennen müssen. Ihr Verhalten als Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität in Rheinland-Pfalz nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 wurde vom Untersuchungsausschuss des Landtags bis ins Detail untersucht. Die Kritik wurde zum Sturm – ihr Amt als Bundesfamilienministerin gab Spiegel deshalb auf. In ihrer Rücktrittserklärung betonte Spiegel, dass sie das Amt nicht länger belasten wolle und entschuldigte sich für begangene Fehler. © Bernd von Jutrczenka/dpa
Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister, beantwortet auf einer Pressekonferenz Fragen von Journalisten zum Infektionsgeschehen und zur Impfentwicklung.
Karl Lauterbach ist Bundesminister für Gesundheit im Kabinett Scholz. Der SPD-Politiker ist Professor am Universitätsklinikum Köln und dort Leiter des Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie. Wegen seines Bundestagsmandats ist er derzeit beurlaubt. Während der Pandemie ist er für viele zu einer Reizfigur geworden. Als Minister konnte er sich mit seiner Forderung nach einer allgemeinen Corona-Impfpflicht nicht durchsetzen.  © Wolfgang Kumm/dpa
Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz beim Treffen der G7 Klima-, Energie- und Umweltministerinnen und -minister.
Steffi Lemke hat im Kabinett Scholz den Posten als Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz inne. Die Politikerin von Bündnis 90/Die Grünen absolvierte ein Studium der Agrarwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, das sie 1993 als Diplom-Agraringenieurin abschloss. Von 2002 bis 2013 war sie politische Bundesgeschäftsführerin ihrer Partei. © Chris Emil Janssen/Imago
Bettina Stark-Watzinger im Portrait bei der Bundespressekonferenz zum Thema Veroeffentlichung des nationalen Bildungsberichts Bildung in Deutschland.
Bettina Stark-Watzinger ist Bundesministerin für Bildung und Forschung im Kabinett Scholz. Seit 2017 ist sie Abgeordnete im Deutschen Bundestag und seit März 2021 Vorsitzende der FDP Hessen. Ihr Studium der Volkswirtschaftslehre an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main schloss sie 1993 als Diplom-Volkswirtin ab. Sie ist Mitglied im Stiftungsrat der Karl-Hermann-Flach-Stiftung. © Imago
Svenja Schulze SPD, Bundesministerin fuer wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, aufgenommen im Rahmen der Konferenz fuer globale Ernaehrungssicherheit im Auswaertigen Amt in Berlin.
Svenja Schulze ist Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland im Kabinett Scholz. Die SPD-Politikerin ist Mitglied der Arbeiterwohlfahrt, der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), ver.di, im Naturschutzbund Deutschland (NABU) und im Verein Slowfood. Sie ist Mitbegründerin des Netzwerkes „Frauenzeiten“. © Florian Gaertner/Imago
Klara Geywitz im Kanzleramt in Berlin am 27. Juli 2022. Kabinettssitzung in Berlin.
Klara Geywitz ist Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen im Kabinett Scholz. Zudem ist sie Beauftragte der Bundesregierung für den Berlin-Umzug und den Bonn-Ausgleich. Im Dezember 2019 wurde sie zu einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD gewählt. Geywitz gehört seit 2014 dem Vorstand der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit an. © Emmanuele Contini/Imago
Wolfgang Schmidt hisst die Regenbogenfahne am Bundeskanzleramt in Berlin.
Wolfgang Schmidt ist Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes im Kabinett Scholz. In dieser Funktion ist er außerdem Beauftragter der Nachrichtendienste des Bundes. Schmidt, der seit 1989 der SPD angehört, gilt als engster Vertrauter von Olaf Scholz. © Christian Spicker/Imago

Mit der Kindergrundsicherung will die Ampel alle Kinder, die auf Sozialleistungen Anspruch haben, erreichen. Nach Angaben der Regierung handelt es sich dabei um rund 5,6 Millionen Kinder. Die technische Umsetzung der Kindergrundsicherung ist immer noch unklar. Um das bisherige System mit der neuen Kindergrundsicherung abzulösen, hatte die Ministerin jährliche Kosten in Höhe von 2,4 Milliarden Euro angemeldet. Ob der Haushaltsentwurf für 2025 dies hergebe, war zuletzt fraglich.

Ampel-Pläne der Kindergrundsicherung: Habeck: „Versorgung sicherstellen“

Was von der ursprünglichen Ausarbeitung der Kindergrundsicherung von Paus fehlt, ist die Schaffung einer neuen Behörde, die innerhalb der Koalition stark umstritten war. Stattdessen fokussiert sich die Bundesregierung auf einen Check, der die Leistungsansprüche der Familien überprüfen soll. Zudem soll künftig ein Kinderchancenportal bedürftigen Familien helfen, Leistungen aus einem Bildungs- und Teilhabepaket auszusuchen.

Habeck hatte am Montag (8. Juli) auf seiner Sommerreise betont, dass ein wichtiges Ziel der Kindergrundsicherung bereits „quasi erreicht“ sei. Wegen der laufenden Debatte würden jetzt schon mehr Familien ihren Anspruch auf den Kinderzuschlag geltend machen als zuvor. „Wichtig ist doch, dass die Versorgung sichergestellt wird, also dass das Wasser in der Vase ist. Welche Farbe die Vase hat, ist mir an dieser Stelle egal“, sagte Habeck mit Blick auf die Ausgestaltung der Reform. (vk mit dpa Material)

Rubriklistenbild: © M. Popow/IMAGO

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