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Handelsstreit mit den USA: Wer trägt die Kosten für Donald Trumps Zölle?
VonPatrick Mayer
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Donald Trump setzt Drohungen um und verhängt in den USA Zölle auf Produkte aus Kanada und China. Wer ist von den Strafzöllen in welchem Ausmaß betroffen.
Washington – Er hat es getan: Der neue US-Präsident Donald Trump (Republikaner) hat Zölle, auch als Strafzölle bezeichnet, auf Waren aus China, Kanada und Mexiko angekündigt und damit die Europäische Union (EU) sowie ihre Mitgliedstaaten merklich nervös gemacht.
Unter Donald Trump: USA erheben Zölle auf Waren aus China, Kanada und Mexiko
Konkret: Trump legte für kanadische und mexikanische Importe Zölle in Höhe von bis zu 25 Prozent fest. Die Zölle für Waren aus China sollen um bis zu zehn Prozent des Warenwertes betragen. Während die neue US-Regierung wegen des Panama-Kanals das kleine Land aus Landamerika schwer unter Druck setzt, befürchten manche Experten und Beobachter wegen Trumps Zöllen einen internationalen Handelskrieg.
Oder, weniger martialisch formuliert, zumindest einen Handelskonflikt mit den USA. Doch was bedeutet das für welches Land und inwieweit ist Deutschland von möglichen Zöllen betroffen? IPPEN.MEDIA liefert einen Überblick.
Was bedeuten die Strafzölle von Donald Trump für Deutschland?
Zuallererst wohl eine Warnung. So schnell und hemdsärmelig wie Trump im Weißen Haus Dekrete unterschreibt, wirkt es, als könne es jeden treffen. Auch die Deutschen, die das 78-jährige amerikanische Staatsoberhaupt in der Vergangenheit wiederholt zur Kasse bitten wollte. Zum Beispiel, was das Budget für die Verteidigungsallianz Nato angeht.
Schon jetzt ergibt sich für Deutschland ein Problem. Denn: Die deutsche Automobilindustrie nutzt Mexiko als billiges Produktionsland für den Markt in Nordamerika. VW, Audi und BMW haben laut WDR Fabriken in Mexiko, Mercedes-Benz unterhält ein gemeinsames Werk mit dem japanischen Hersteller Nissan.
Trumps Strafzölle: Auch Deutschland betroffen – wegen VW in Mexiko
Die dort produzierten Autos deutscher Marken werden freilich über die mexikanisch-amerikanische Grenze importiert. Demselben Bericht zufolge gehen 40 Prozent der in Mexiko produzierten Autos von Audi in die USA – auch sie werden nun wohl mit Zöllen belegt. Damit nicht genug: Der Wolfsburger Autobauer Volkswagen plant im kanadischen Ontario nahe der US-Grenze eine Batteriezellfabrik.
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Dort sollen künftig Batterien für das E-Auto-Werk in den USA produziert werden. Dies würde einen Doppeleffekt ergeben: VW schafft Arbeitsplätze in den USA, trotzdem wird eine dort dringend benötigte und in Kanada gefertigte Komponente mit hohen Zöllen belastet. Zölle gegen Deutschland direkt hat Trump bisher nicht angekündigt.
Was bedeuten die Strafzölle von Donald Trump für die EU?
Zur Einordnung: Wenn Unternehmen einen bestimmten Prozentsatz des Wertes ihres Produktes beim Import an die Regierung eines Landes zahlen müssen, spricht man von Zöllen. Es sind Abgaben. Trump hat bekräftigt, dass er ähnliche Zölle wie im Fall von Kanada, Mexiko und China auch aus Produkte aus der EU erheben könnte. Trump meint, er könne durch die Strafzölle US-Firmen stärken. Oder europäische Unternehmen dazu bewegen, in den USA zu produzieren und nicht mehr zu importieren. Denn: Der Import wird durch verhängte Zölle teurer.
Unternehmen aus dem Ausland müssen ihre Preise erhöhen, wodurch sich nicht mehr mit Produkten aus den USA konkurrieren können. Trump will damit angeblich mehr Arbeitsplätze zwischen Ost- und Westküste schaffen. Und Europa? Beispiel Frankreich: In seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) hatte Trump dem deutschen Nachbarn wegen dessen Digitalsteuer gegen amerikanische Internet-Riesen Strafzölle von bis zu 100 Prozent angedroht – zum Beispiel auf Champagner. Das Beispiel zeigt: Sollte ein europäisches Land US-Unternehmen nicht nach Trumps Vorstellungen besteuern, könnte der Regierungschef im Weißen Haus es so unter Druck setzen.
Was bedeuten die Strafzölle von Donald Trump für China?
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China spitzt sich unter Trump zu, der auch wegen der lukrativen Wasserstraße in Panama die Konfrontation mit Peking sucht. Man muss wissen: Amerika ist trotz aller politischer Spannungen um Taiwan der wichtigste Exportmarkt für die Chinesen. Betroffen sein dürften etwa die Hersteller der billigen chinesischen Elektroautos, die Peking weltweit unter Hochdruck anpreist. Laut Tagesschau der ARD sind „gezielte Vergeltungsmaßnahmen“ in Form von Strafzöllen auf US-Produkte nicht auszuschließen.
Zum Beispiel auf landwirtschaftliche Produkte. Die New York Times (NYT) berichten indes von einem Beispiel, wonach Trumps Schutz- oder Strafzölle (je nach Perspektive formuliert) regelrecht zum Bumerang werden können. Der in New Jersey ansässige Fahrradhersteller Kent International produziert einen Teil seiner Fahrräder in China. „Die Trump-Regierung war sehr stolz, sagen zu können, dass China die Zölle zahlt“, erzählte CEO Arnold Kamler der NYT zu Zöllen der ersten Trump-Administration im Jahr 2018. Kamler weiter: „Ich habe immer gesagt: Wenn jemand in China dafür bezahlen würde, würde ich mich freuen. Aber wir zahlen dafür.“
Was bedeuten die Strafzölle von Donald Trump für Kanada?
Für die kanadische Wirtschaft gibt es keinen wichtigeren Handelspartner als die USA. Landwirtschaftliche Erzeugnisse, Autos, Öl, Gas, Mineralien – die Liste der Exporte ist lang. Laut Tagesschau werden eine Billion Dollar an Waren und Dienstleistungen zwischen beiden Nachbarländern umgeschlagen. Regelrecht schockiert reagierte deshalb die Regierung in Ottawa auf Trumps Ankündigung.
Der kanadische Premier Justin Trudeau gab bekannt, dass Kanada mit Zöllen von 25 Prozent auf US-Waren im Wert von 155 Milliarden kanadischen Dollar (umgerechnet 106 Milliarden US-Dollar bzw. 103 Milliarden Euro) reagieren werde. Schutzzölle sollen demnach auf Bier, Wein, Haushaltsgeräte und Sportartikel aus den USA erhoben werden. Aber auch auf Orangensaft aus Trumps Wahlheimat Miami, was wohl als politische Botschaft verstanden werden darf.
Was bedeuten die Strafzölle von Donald Trump für Mexiko?
Wie die ARD berichtet, gehen mehr als 80 Prozent mexikanischer Exporte in die USA. Die Zölle bedrohen viele Arbeitsplätze in dem lateinamerikanischen Land und könnten zu einer hohen Inflation dort führen. Trump könnte Mexiko durch die Strafzölle unter Druck setzen, mehr gegen die illegale Migration in die USA zu tun. Die Standorte der deutschen Autoindustrie in Mexiko wurden als Beispiele genannt. Die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum erklärte, zeitnahe das Gespräch mit Trump suchen zu wollen, um weiteren Schaden von ihrem Land abzuwenden. (pm)