Strafzölle angekündigt
Handelskrieg nach US-Wahl 2024: Deutsche Autohersteller müssen zittern
VonErkan Pehlivanschließen
Die Präsidentschaftswahlen in den USA bereiten den deutschen Autoherstellern Kopfzerbrechen. Nach Donald Trumps Triumph könnten sie mit hohen Einfuhrzöllen konfrontiert werden.
Washington/Berlin - Eine zweite Amtszeit von Donald Trump bereitet der deutschen Wirtschaft Sorgen und beflügelt zugleich Aktienmärkte. Befürchtet werden in der Exportnation Deutschland insbesondere Zölle, die der Republikaner im Wahlkampf zum Schutz der US-Wirtschaft angekündigt hatte.
Bei einer Wahlkampfveranstaltung hatte Trump den deutschen Autobauern mit 100 bis 200 Prozent Strafzöllen gedroht. „Ich möchte, dass deutsche Autofirmen amerikanische Autofirmen sind. Ich möchte, dass sie ihre Autos in diesem Land bauen, nicht in Deutschland“. Die Drohung ist ganz klar: Deutsche Autobauer sollen künftig in den USA produzieren, um Strafzölle und damit einen Handelskrieg zu verhindern.
Nach US-Wahl 2024: Milliardenschaden wegen Trumps Sieg für Deutschland wahrscheinlich
Das ifo-Institut warnt daher in einer Mitteilung vor „erheblichen“ Problemen. „Trump verfolgt eine ausgeprägt protektionistische Agenda, die auf höhere Importzölle und stärkere Beschränkungen des internationalen Handels setzt, insbesondere gegenüber China und potenziell auch gegenüber Europa“, sagt ifo-Präsident Clemens Fuest und empfiehlt, dafür Vorkehrungen zu treffen.
Trumps angedrohte Basiszölle von 20 Prozent auf US-Importe aus der EU würden allein in Deutschland einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden von 33 Milliarden Euro bedeuten, schätzt das Wirtschaftsinstitut. „Das ifo Institut schätzt, dass die deutschen Exporte in die USA damit um etwa 15 Prozent zurückgehen könnten“.
Großer Markt droht nach US-Wahl 2024 wegzufallen: USA für deutsche Automobilindustrie wichtig
Und der US-Markt ist für die deutsche Automobilindustrie sehr wichtig. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) verwies darauf, dass die deutschen Hersteller im vergangenen Jahr in den USA so viele Fahrzeuge gefertigt hätten wie nie zuvor. Im ersten Halbjahr dieses Jahres war das Land demnach wichtigster Abnehmer deutscher Pkw-Exporte. Für die deutsche Automobilindustrie seien die Beziehungen mit den USA von hoher Bedeutung, betonte VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
„Jede Änderung der Rahmenbedingungen kann sich auf die wirtschaftliche Situation der Branche und damit auch auf die Beschäftigung in Deutschland, aber auch in den USA auswirken“, erklärte Müller. Nach dem Sieg von Trump bei der US-Wahl waren die Aktien der deutschen Autohersteller zunächst unter deutlichen Druck geraten.
Trump-Sieg bei US-Wahl droht weltweit Wohlstand zu vernichten
Nach dem Sieg von Trump droht ein Verlust von Wohlstand – und nicht nur in Deutschland. „Trumps Wirtschaftspolitik wird in den USA und weltweit viel Wohlstand vernichten. Die angekündigten Strafzölle und Handelskonflikte werden zu höherer Inflation, weniger Kaufkraft und dem Verlust von Arbeitsplätzen führen. Die Hauptleidtragenden dürften nicht die USA, sondern offene Volkswirtschaften wie Deutschland sein. Private Investitionen in Deutschland dürften weiter zurückgehen, was die Deindustrialisierung beschleunigen könnte“, schreibt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in einem Statement.
Ausgang von US-Wahl laut IW „Worst-Case-Szenario“
Ähnlich sieht es auch der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther. „Das Worst-Case-Szenario ist eingetreten: Mit der Wahl Donald Trumps steht die deutsche Wirtschaft vor der nächsten Krise in einer an Rückschlägen reichen Zeit“, schreibt Hüther auf der Internetseite des IW. „Schon heute können sich Unternehmen auf einen teuren Handelskrieg einstellen, der nach IW-Berechnungen über die kommenden vier Jahre 180 Milliarden Euro kostet. Was noch auf die Wirtschaft zukommt, weiß bei der Wundertüte Trump niemand, nur klar ist: Es wird nicht bei der einen Hiobsbotschaft bleiben, mit positiven Überraschungen rechnet niemand.“
Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Ampelregierung zerbrochen ist. Wann eine neue, handlungsfähige Regierung kommt, ist auch noch unbekannt. Umso mehr dürfte der Industriestandort Deutschland weiter unter Druck geraten. (erpe/dpa)
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