Sicherer Hafen bei Erdogan?

Hamas-Führung trifft sich offenbar zu Geheimverhandlungen in der Türkei

  • Erkan Pehlivan
    VonErkan Pehlivan
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Die Türkei erscheint als sicherer Hafen für die Terrormiliz Hamas: Israelischen Medien zufolge hat es dort nun ein geheimes Treffen der Hamas-Führung gegeben.

Ankara - Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat nach dem 7. Oktober die Terrormiliz Hamas als Befreiungsorganisation bezeichnet, die ihr Land und Volk befreien wolle. Israel sei dagegen ein Terrorstaat und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu der Schlächter von Gaza. Die Worte hatten international für Empörung gesorgt.

Allerdings galt die Türkei der Hamas immer als sicherer Hafen. Erst im Juli hatte ihr Chef, Ismail Haniyya, gemeinsam mit Palästinenser-Präsident Mahmut Abbas Erdoğan in seinem Präsidentenpalast besucht. Das Treffen fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Sicherer Hafen im Israel-Krieg? Geheimtreffen der Hamas in der Türkei

Nach einem Bericht des israelischen Rundfunksenders KAN sollen hochrangige Hamas-Vertreter vergangene Woche ein Geheimtreffen in der Türkei abgehalten haben. An dem Treffen soll unter anderem der ehemalige Hamas-Chef Khaled Mashal teilgenommen haben, der in der katarischen Hauptstadt Doha lebt. Nach Informationen von KAN nahmen mehrere weitere hochrangige Hamas-Funktionäre teil. Laut Jerusalem Post diente das Treffen der Koordinierung der nächsten Schritte der Hamas im aktuellen Krieg mit Israel.

Die Ankündigung des Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ronen Bar, Hamas-Mitglieder auch in der Türkei zur Strecke bringen, hatte zuletzt für Verärgerung im Land gesorgt. Die Türkei warnte hingegen Israel vor „ernsten Konsequenzen“, sollte es versuchen, Hamas-Mitglieder im Land zu bekämpfen.

Auch Hamas-Funktionär Majid Abu Hasan durfte bei einer pro-Palästina Demonstration in Gaziantep auf die Bühne.

Erdogans Verbalattacken gegen Israel nur heiße Luft?

Allerdings scheinen die Verbalattacken Erdoğans gegen Israel nur heiße Luft zu sein. Der Handel mit Israel ist seit der Machtübernahme der türkischen Regierungspartei AKP stetig gestiegen. „Im Jahr 2002, als die AKP an die Macht kam, beliefen sich die Exporte der Türkei nach Israel auf 861,4 Millionen Dollar und die Importe aus Israel auf 544,5 Millionen Dollar. Im Jahr 2022 stiegen die Ausfuhren auf 6,74 Mrd. Dollar und die Einfuhren auf 2,17 Mrd. Dollar. Das Handelsvolumen stieg von 1,41 Mrd. Dollar auf 8,91 Mrd. Dollar. Damit ist das Handelsvolumen in den letzten 20 Jahren um 532 Prozent gestiegen“, schreibt etwa der türkische Dienst des Senders Euronews unter Berufung auf Regierungszahlen aus Ankara.

Zwar seien die Geschäfte zwischen beiden Staaten seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober rückläufig, dennoch sieht man immer wieder türkische Handelsschiffe in israelischen Häfen. An den Geschäften soll auch der Sohn des türkischen Präsidenten beteiligt gewesen sein, hatten türkische Journalisten berichteten.

Erdoğan fordert unabhängiges Palästina in Grenzen von 1967

Der Krieg in Gaza war auch Thema von Erdoğans heutigem Besuch in Budapest anlässlich der 100-jährigen Freundschaft zwischen beiden Staaten. „Wir arbeiten seit dem ersten Tag des Krieges an einem Waffenstillstand und einer Vermeidung eines Flächenbrandes“, sagte Erdoğan bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Ein freies und unabhängiges Palästina in den Grenzen von 1967 sei unvermeidbar, betonte Erdoğan.

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