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Habeck fehlen 60 Milliarden Euro – Kohleausstieg nachhaltig gefährdet
VonNils Thomas Hinsberger
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Die Bundesregierung will bis 2030 neue Gaskraftwerke bauen. Erneuerbare Energieträger sollen entlastet werden. Scheitert das Vorhaben am Geld?
Berlin – Solar- und Windkraftwerke decken zwar zum ersten Mal über 50 Prozent des deutschen Energieverbrauchs ab, sind aber weiterhin stark wetterabhängig. Wenn keine Sonne scheint und der Wind stillsteht, liefern die grünen Stromerzeuger keine Energie. Um dagegen anzukämpfen, plant die Bundesregierung den Bau von 50 neuen Gaskraftwerken bis zum Jahr 2030. Damit will die Bundesregierung auch aus die fossilen Energieträger hinter sich lassen. Dem Umstieg auf Erneuerbare Energien hinkt Deutschland nämlich hinterher. Klar ist: Das wird teuer!
Denn die Kosten für die neuen Kraftwerke belaufen sich laut einer Untersuchung durch das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität Köln (EWI) im Auftrag des Handelsblatts, auf etwa 60 Milliarden Euro. Woher soll das Geld kommen?
„Es bleibt zwar weiter viel zu tun, aber der aktuelle Erfolg ist ein guter Ansporn, die Anstrengungen fortzusetzen“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck zu Beginn des Jahres. Damit bezog er sich auf die von der Bundesnetzagentur veröffentlichten Daten, die einen Anteil von über 50 Prozent erneuerbarer Energien im deutschen Strommix nachwiesen, berichtet die Welt. Das klingt zunächst zuversichtlich.
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Im Bericht unerwähnt blieb laut Welt-Informationen jedoch, dass alle Wind- und Solarkraftwerke Kapazitäten benötigten, auf die bei fehlendem Wind oder Dunkelheit zurückgegriffen werden kann. Damit in Deutschland der Strom weiter fließt und der geplante Kohleausstieg vollzogen werden kann, brauche Deutschland bis 20230 neue Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von 24 Gigawatt, so Habeck. Diese sollen ganz im Zeichen der Grünen auf den alternativen Energieträger Wasserstoff umrüstbar sein.
Investoren für Wasserstoffkraftwerke bleiben trotz „Kraftwerksstrategie“ aus
Weil Investoren für die geplanten Kraftwerke bislang ausgeblieben seien, stellte Habeck eine „Kraftwerksstrategie“ vor. Mit dieser habe er die Investoren bereits im vergangenen Jahr davon überzeugen wollen, neue Gaskraftwerke zu finanzieren, berichtet die Welt. Doch der Masterplan des Ministers lässt bislang auf sich warten.
Am 1. August 2023 nannte Habeck sogar konkrete Zahlen zu Energiemengen, die von den unterschiedlichen Kraftwerken produziert werden sollen. Im darauffolgenden November habe Wirtschaftsstaatssekretär Phillip Nimmermann angekündigt, dass bis zum Jahresende eine fertige Strategie vorliegen solle, wie die Tagesschau berichtet. Bis zum jetzigen Zeitpunkt fehlt von einer Strategie aber jede Spur.
Verdirbt die Haushaltskrise den Kraftwerkbau?
Ein Grund dafür könnte schlicht und ergreifend sein, dass der Ampel-Koalition das nötige Geld fehlt. Das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts hat ein großes Loch in die Finanzplanung für 2024 gerissen. Eine Finanzierung der Kraftwerke für 60 Milliarden Euro sei auch ohne Haushaltskrise eine Herausforderung, schreibt die Welt. In den vergangenen Monaten kam es deshalb zu den unterschiedlichsten Vorschlägen, damit die Kraftwerke doch noch finanziert werden können – und zu Kritik aus der Opposition.
Der stellvertretende CDU-Chef Andreas Jung kritisierte, dass ein Finanzierungsmodell „schon vor dem Haushaltsurteil aus Karlsruhe“ hätte vorgelegt werden müssen. Nach Welt-Informationen stünden außerdem Forderungen nach Bauzuschüssen oder „Kapazitätsmärkten“ nach dem Vorbild Belgiens und Großbritanniens im Raum.
Unzufrieden zeigt sich auch die Industrie selbst. Ohne Planungssicherheit drohe Deutschland laut Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) entweder ein Versorgungsenpass oder es verpasst den Kohleausstieg. „Wenn die Kraftwerksstrategie nicht bald kommt, hat das zur Folge, dass im schlimmsten Fall kein einziges der für 2030 notwendigen Kraftwerke am Netz sein wird“, sagt Liebing. (nhi)