Strategie gegen Putins Blockade
Getreidekorridor steht offenbar: Schiff aus der Ukraine erreicht die Türkei
VonErkan Pehlivanschließen
Trotz russischer Drohungen hat ein weiteres Handelsschiff Weizen aus der Ukraine in die Türkei gebracht. Es drohen Spannungen mit Russland.
Istanbul - Russland hatte im Juli den Getreidedeal aufgekündigt und sieht seither Handelsschiffe, die über das Schwarze Meer in die Ukraine wollen als militärische Ziele. Jetzt hat allerdings eine zweite ukrainische Weizenlieferung die Türkei trotz russischer Drohungen erreicht. Das in Palau registrierte Handelsschiff nutzt dabei einen vorübergehenden Korridor, der von Kiew eingerichtet wurde, um eine sichere Schifffahrt durch das Schwarze Meer zu gewährleisten.
Der Frachter „Aroyat“ erreichte am Sonntagmorgen (24. September) in Istanbul über den südlichen Ausgang des Bosporus das Marmarameer, wie aus Daten der Websites Marine Traffic und Vessel Finder hervorgeht. Das Schiff hat angeblich 17.600 Tonnen Weizen geladen, die für Ägypten bestimmt sind.
Getreide-Deal im Ukraine-Krieg: Schon zuvor hatte ein Weizenschiff die Türkei erreicht
Am Donnerstag hatte mit der „Resilient Africa“ bereits ein erstes Schiff mit ukrainischem Weizen die Türkei erreicht. Die „Resilient Africa“ und die „Aroyat“, die beide unter der Flagge von Palau fahren, hatten zuvor den ukrainischen Hafen Tschornomorsk angesteuert, um insgesamt rund 20.000 Tonnen Weizen an Bord zu nehmen. Es waren die ersten Getreidefrachter, die seit dem Ende des Abkommens mit Moskau über das Schwarze Meer einen ukrainischen Hafen erreichten. Die „Resilient Africa“ legte am Dienstag wieder ab, die „Aroyat“ am Donnerstag. Das Marmarameer verbindet über den Bosporus und die Dardanellen das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer.
Russland erklärt Handelsschiffe zu militärischen Zielen
Russland war Mitte Juli aus dem Getreideabkommen ausgestiegen, das der Ukraine trotz des russischen Angriffskrieges den Transport von Getreide über das Schwarze Meer ermöglicht hatte. Die Ukraine öffnete Anfang August dann von mehreren Schwarzmeerhäfen aus Seewege für Handelsschiffe - ungeachtet der russischen Ankündigung, nach dem Auslaufen des Abkommens jedes Schiff aus der Ukraine oder mit dem Ziel Ukraine im Schwarzen Meer ins Visier zu nehmen.
Seitdem fuhren bereits mehrere Frachter von ukrainischen Häfen aus durch das Schwarze Meer, unter ihnen zunächst aber kein mit Getreide beladenes Schiff. Die militärischen Spannungen im Schwarzen Meer haben seit dem Ausstieg Russlands aus dem Abkommen zugenommen. Russland griff die ukrainische Hafeninfrastruktur an der Küste und entlang der Donau an, während Kiew russische Schiffe attackierte. Im August feuerte Russland Warnschüsse auf einen Frachter ab. (erpe/AFP)
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