Affäre um Geheimdokumente
„Trump ist Toast“: So reagieren Republikaner auf Anklage gegen Ex-Präsidenten
VonAndreas Apetzschließen
Donald Trump ist der erste Ex-Präsident, der auf US-Bundesebene angeklagt wird. Ein früherer Vertrauter äußert sich kritisch und prophezeit sein politisches Aus.
Washington D.C. – Der ehemalige US-Präsident Donald Trump ist in der Affäre um die unrechtmäßig aufbewahrten Geheimdokumente angeklagt worden. Zu den Anklagepunkten äußerten sich am Wochenende nun reihenweise ehemaliger Gegner und Weggefährten, darunter auch ein alter Freund des Ex-Präsidenten: der ehemalige US-Justizminister William Barr. Der Republikaner sprach in letzter Zeit immer wieder kritisch über seinen früheren Vorgesetzten. Im Fernsehinterview bei Fox News Sunday rechnete Barr nun endgültig mit Trump ab.
„Die Regierung hat verantwortungsvoll gehandelt. Es war Donald J. Trump, der sich verantwortungslos verhalten hat“, sagte der 73-Jährige am Sonntag (11. Juni). Barr prophezeite außerdem das politische Ende für Trump. „Das ist eine große Zahl [an Anklagepunkten, Anm. d. Red.]. Wenn auch nur die Hälfte davon wahr ist, dann ist Trump erledigt“, so der frühere Justizminister. Trump ist in der Affäre um die Geheimdokumente in 37 Punkten angeklagt. Im Wortlaut sagte Barr: „Trump ist Toast“, was übersetzt so viel bedeutet wie: „Trump ist am Ende.“
Senator verteidigt Trump: Anklage ist „lächerlich“
Neben Barr brach am Sonntag ein weiterer Trump-Vertrauter sein Schweigen über die Anklage gegen den ehemaligen US-Präsidenten. South Carolina-Senator Lindsey Graham sprach in der ABC-Nachrichtensendung The Week über Trump und verglich die Situation des 76-Jährigen mit der E-Mail-Affäre um Hillary Clinton im Jahr 2016. Die Außenministerin geriet damals in das Visier der Öffentlichkeit, nachdem sie dienstliche Nachrichten auf einem privaten Server gespeichert hatte. Die beiden Fälle seien „ähnlich“, allerdings sei Trump im Gegensatz zu Clinton strafrechtlich dafür verfolgt worden.
Graham wolle die Handlungen des Ex-Präsidenten „nicht rechtfertigen“, dennoch sei er vom Justizministerium stark angegangen. „Die meisten Republikaner glauben, dass die Justiz zum politischen Werkzeug geworden ist“, so der Senator. Es sei „lächerlich“ zu glauben, dass Trump Spionage begangen haben soll. Die Debatte um die Geheimdokumente sei derart polarisierend, dass Trump heute „politisch stärker“ sei als vor der Anklage, so Graham.
Trump bei Anhängerschaft nach wie vor beliebt
Von seiner Anhängerschaft erfährt Trump auch nach seiner Anklage weiterhin Wertschätzung und Unterstützung. Eine Umfrage des Nachrichtensenders CBS hat danach gefragt, wie um Donald Trump und die nationale Sicherheit der USA steht. Die Mehrheit der Trump-Anhänger gab dabei an, sich mehr Sorgen darüberzumachen, dass die Anklage politisch motiviert sei, als über die nationale Sicherheit des Staates. 61 Prozent sagte, dass sich ihr Bild des Ex-Präsidenten nicht verändert hätte. Bei der Sonntagsfrage erhielt Trump 61 Prozent der Stimmen, gefolgt von Herausforderer Robert DeSantis mit 23 Prozent.
| Was besorgt Sie mehr? | |
|---|---|
| Die Anklage war politisch motiviert | 76 Prozent |
| Die Dokumente sind eine Gefahr für die nationale Sicherheit | 12 Prozent |
| Beides | 12 Prozent |
| Quelle: cbsnews.com |
Beim britischen Nachrichtensender BBC zeichnete sich ein ähnliches Bild unter den Trump-Anhängern ab. „Nichts von dem, was ich in der Anklageschrift gelesen habe, ändert meine Meinung. Ich halte dies nach wie vor für einen parteiischen Versuch, Herrn Trump vor den Wahlen 2024 zu neutralisieren“, sagte ein 61-jähriger Wähler aus Arizona. Nach Meinung eines 21-jährigen Trump-Wählers aus Virginia sei es „offensichtlich, dass die Anklagen politisch motiviert sind.“ Auch ein ehemaliger Trump-Befürworter stärkte dem Ex-Präsidenten den Rücken: „Das gesamte republikanische Establishment hat ihn gewissermaßen in Schutz genommen, und ich denke, zu Recht.“
Trump reagiert auf Vorwürfe und bezeichnet Barr als „feiges Schwein“
Trump selbst kündigte einen Tag nach der Offenlegung der Anklageschrift an, dass er „niemals gehen wird“. Beim Politico sprach Trump von „Verbrechern und Verrückten“, die hinter ihm her seien. Seinen ehemaligen Justizminister Barr bezeichnet er auf Truth Social unterdessen als „feiges Schwein“ und „faulen“ Generalstaatsanwalt. „Schalten Sie Fox News aus, wenn dieses feige Schwein auf Sendung ist“, hieß es dort in einem Beitrag. Die Anklage selbst bezeichnete Trump als „schlimmsten Machtmissbrauch“ des Justizministeriums in der Geschichte der USA.
Nach Angaben seines Wahlkampfbüros soll Trump am Dienstag um 20.15 Uhr Ortszeit in seinem Golfklub in Bedminster, New Jersey, eine Rede halten. Dabei wird er sich zur am Freitag (9. Juni) veröffentlichten Anklageschrift äußern. Dieser zufolge soll Trump unter anderem vertrauliche und streng geheime Dokumente zum US-Atomprogramm sowie zu möglichen Schwachpunkten der USA im Falle eines Angriffs zurückgehalten haben.
Dem Republikaner droht im Falle einer Verurteilung eine mehrjährige Haftstrafe. Trotz Anklage kann Trump auch bei den Präsidentenwahlen 2024 für seine Partei kandidieren. Selbst eine Verurteilung würde nicht zwangsläufig bedeuten, dass er das Amt des Präsidenten nicht ein zweites Mal ausüben könnte. Am Dienstag (13. Juni) soll Trump in Florida vor Gericht erscheinen. (aa)
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