Konflikt

Erdoğans Verbündete rufen zum Dschihad gegen Israel auf

  • Erkan Pehlivan
    VonErkan Pehlivan
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Erdoğans islamistische Verbündete äußern den Gedanken, Kräfte gegen Israel zu mobilisieren. Auch die Stimmen gegen den Westen werden lauter.

Ankara – Präsident Erdoğans Sieg bei der Türkei-Wahl im Mai ist vor allem seinen nationalistischen und islamistischen Verbündeten geschuldet. Einer dieser Partner ist die Hüda Par, der als politischer Arm der türkischen Hisbollah bekannt ist. Im Parlament hatte einer ihrer Abgeordneten Israel offen als „Terrororganisation“ bezeichnet. Vier Abgeordnete der Hüda Par konnten ins Parlament einziehen, weil sie auf aussichtsreiche Listenplätze der Regierungspartei AKP gesetzt wurden.

Jetzt ruft der religiöse Führer der türkischen Hisbollah, Edip Gümüş, zu einem weltweiten Dschihad gegen Israel auf. „Beeilt euch zum Dschihad. Kommt zum Dschihad und kommt zur Rettung. Vor allem diejenigen von euch, die Nachbarn sind und dem Land Palästina nahe stehen, lasst unsere Brüder im Gazastreifen nicht allein. Ignoriert die Grenzen, strömt herbei und schließt euch euren palästinensischen Dschihadistenbrüdern an“, schreibt Gümüş in einer Erklärung vom 13. Oktober. Gümüs Aufenthaltsort soll im Iran sein.

Ähnlich sieht es auch Bülent Yıldırım, der Chef der umstrittenen Hilfsorganisation IHH. Yıldırım warnt die internationale Staatengemeinschaft eine Armee von Freiwilligen zu gründen, die ebenfalls gegen Israel kämpft. „Wenn wir mit freiwilligen Kämpfern anfangen, werden wir euch in unserer Spucke töten. Glaubt ihr, dass wir schweigen werden“.

IHH-Chef nennt Israel einen „Terrorstaat“

Auch Yıldırım bezeichnet Israel als Terrororganisation. „Es müssen Sanktionen gegen Israel verhängt werden. Für diese Terrororganisation darf kein Botschafter abgesandt werden. Wir müssen unsere Botschaft dort (Israel) schließen und unseren Botschafter abziehen“, so Yıldırım. Israel werde in Spucke ertrinken und die USA und das Vereinigte Königreich würden das Land nicht mehr retten können.

Yıldırım und seine IHH hatten im Mai 2010 die Hilfsflottille für den Gazastreifen organisiert. Mit ihrem Schiff „Mavi Marmara“ wollten sie die israelische Seeblockade für den Gazastreifen durchbrechen. Die israelische Kriegsmarine enterte das Schiff und dabei wurden zehn Aktivisten getötet. Auch die mit Erdoğans AKP verbündete „Yeniden Refah Partisi“ will ein militärisches Eingreifen. „Muslimische Länder sollten Soldaten nach Palästina entsenden“, fordert der Vorsitzende der islamistischen Partei, Fatih Erbakan .

Ex-Offiziere um Vatan Partisi stören sich an US-Unterstützung für Israel

Unterstützung bekommen die islamistischen Verbündeten auch von ehemaligen Offizieren, die der faschistischen Vatan Partisi nahestehen. Darunter ist auch der ehemalige Admiral Cihat Yayci. „Diese Vorfälle werden dazu führen, dass Israel größer wird“, erzählt Yayci in einer TV-Sendung. Auf die Nachfrage der Moderatorin, ob der Krieg deswegen in die Nachbarländer Libanon und Syrien ausgeweitet wurde um ein Groß-Israel zu erreichen, antwortet Yayci „definitiv“. Der ehemalige Offizier wirft den USA vor, einen Flugzeugträger vor die israelische Küste entsandt zu haben, um etwa die türkischen Militäroperationen gegen die Kurden in Nordsyrien (Kurdisch: Rojava) zu verhindern.

Wer sind die Offiziere um die Vatan Partisi?

Die Vatan Partisi und Offiziere wie Yayci sind maßgeblich an den Säuberungen im türkischen Militär nach dem Putschversuch 2016 beteiligt gewesen zu sein. Über 24.000 Soldaten, darunter 150 Generäle und damit die Hälfte, wurden entlassen, weil ihre Namen auf Listen auftauchten. Diese Listen von Terroristen, gemeint war Anhänger der Gülen-Bewegung, wurden von Offizieren aus dem Umkreis von Yayci angefertigt. Viele der Militärangehörigen wurden verhaftet, gefoltert und zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt.

Präsident Recep Tayyip Erdogan kritisiert die USA für ihre Nahostpolitik. (Archivfoto)

Erdoğan wirft USA vor, alle Terrororganisationen auszubilden

Damit stehen die Islamisten und Faschisten nicht allein da. Auch Präsident Recep Tayyip Erdoğan kritisiert die Unterstützung für Israel durch die USA kritisch. „Was sucht der amerikanische Flugzeugträger dort“, empörte sich der türkische Präsident in der vergangenen Woche. „Derzeit bildet die USA alle Terrororganisation aus“, so Erdoğan.

Die Solidarität, die Erdoğan mit den Palästinensern zeigt, bleibt den Kurden allerdings vorenthalten. Seit Wochen lässt er Rojava bombardieren. Zwei Millionen Menschen sollen nach Angaben der Hilfsorganisation medico international von der Wasser- und Stromversorgung abgeschnitten worden sein.

Rubriklistenbild: © IMAGO/Mehmet Masum Suer

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