Krisensitzung wegen Finanzpaket in Bayern

Aiwanger knickt vor Söder ein: Bayern will Abstimmung über Milliardenpläne zustimmen

  • Nils Thomas Hinsberger
    VonNils Thomas Hinsberger
    schließen
  • Simon Schröder
    schließen

Die Freien Wähler haben ihre Blockade des Milliardenpakets von Union und SPD aufgegeben. Der Freistaat wird dem Plan am Freitag zustimmen.

Update, 18.55 Uhr: Die Freien Wähler begründen ihr Nachgeben beim Milliardenplan von Union und SPD damit, dass man die „bürgerliche Regierung“ in Bayern nicht „zugunsten der SPD“ gefährden wolle. Das erklärte der Fraktionsvorsitzende Florian Streibl in einer Stellungnahme am Montag. Es sei schwierig, „auf Bundesebene mit der SPD zu verhandeln“, so Streibl. Davor wolle man Bayern bewahren.

Update, 18.36 Uhr: Florian Herrmann (CSU), Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, hat angekündigt, dass Bayern der geplanten Grundgesetzänderung im Zuge der Milliardenpläne von SPD und Union zustimmen werde. Zudem haben sich die Koalitionspartner CSU und Freie Wähler in Bayern auf eine Protokollerklärung mit fünf Punkte geeinigt.

  1. Der Freistaat Bayern versteht die Aufnahme des Begriffs Klimaneutralität 2045 nicht als Verfassungsauftrag oder Staatszielbestimmung.
  2. Die Übertragung neuer Aufgaben auf die Kommunen, ohne Gegenfinanzierung durch den Bund, muss ein Ende haben.
  3. Der Länderfinanzausgleich muss zur Entlastung Bayerns dauerhaft geändert werden.
  4. Die durch die Grundgesetzänderung bereitgestellten Mittel müssen ausschließlich für zusätzliche Investitionen verwendet werden.
  5. Neben Investitionen müssen in gleicher Weise strukturelle Reformen und Haushaltskonsolidierungen mit Nachdruck angegangen werden.

Update 17. März 15.03: Wie es scheint, kapitulieren die Freien Wähler vor Markus Söder und der CSU. Parteichef Hubert Aiwanger erklärte, man könne die bayerische Zustimmung für das geplante Milliarden-Schuldenpaket von Union und SPD im Bundesrat nicht verhindern. Man habe „eh keine Chance“, das Finanzpaket aufzuhalten – selbst wenn man das wolle. „Auch wenn das völliger Wahnsinn ist: Die CSU kann auch ohne uns im Bundesrat zustimmen“, räumte Aiwanger ein.

Die Sätze fielen am Wochenende bei einem Starkbierfest der Freien Wähler in Neuburg, die Augsburger Allgemeine berichtete darüber. Aiwanger bestätigte die Zitate am Montag, vor der wohl entscheidenden Sitzung des Koalitionsausschusses von CSU und Freien Wählern, der Deutschen Presse-Agentur in München.

Das ist Markus Söders Bayern-Kabinett: Vier Frauen und ein CSU-Schwabe

Vereidigung des bayerischen Kabinetts
Seit dem 31. Oktober 2023 regiert das Kabinett Söder III in Bayern – eine Koalition zwischen CSU und Freien Wählern. Markus Söder wurde am 31. Oktober 2023 erneut zum Ministerpräsidenten gewählt. Die Staatsministerinnen und Staatsminister wurden am 8. November 2023 ernannt und vereidigt. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Markus Söder und seine Minister: Seit Herbst 2023 ist das Kabinett „Söder III“ in Amt und Würden.
Markus Söder und seine Minister: Seit Herbst 2023 ist das Kabinett „Söder III“ in Amt und Würden.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Markus Söder ist Bayerns Ministerpräsident – und ein bekanntes Gesicht in ganz Deutschland.
Markus Söder ist Bayerns Ministerpräsident – und ein bekanntes Gesicht in ganz Deutschland. Spekulationen über Kanzler-Ambitionen wollten lange nicht abebben. Doch weiter ist „Platz in Bayern“. Zusammen mit seinem Kabinett. © Dwi Anoraganingrum/Imago
Politischer Aschermittwoch - Bayern CSU
Auch bei der kommenden Bundestagswahl rechnet sich Söder keinerlei Chancen mehr auf das Kanzleramt aus. „Null. Der Friedrich Merz macht das jetzt acht Jahre“, sagte der bayerische Ministerpräsident im Juni 2025 dem Nachrichtenmagazin Spiegel auf die Frage, wie groß er seine Chancen sehe, doch noch selbst Kanzler zu werden.  © Peter Kneffel/dpa
Hubert Aiwanger ist als Chef der Freien Wähler gewissermaßen Söders Gegenspieler
Hubert Aiwanger ist als Chef der Freien Wähler gewissermaßen Söders Gegenspieler in der „Bayern-Koalition“ – und angesichts streitbarer Äußerungen und der „Flugblatt-Affäre“ eine durchaus polarisierende Figur. Wirtschaftsminister und Vize-Ministerpräsident ist Aiwanger schon seit 2018. Im Kabinett Söder III erhielt er neue Kompetenzen in Sachen Jagd und Staatsforsten. © Peter Kneffel/dpa
Söders zweite Stellvertreterin ist Ulrike Scharf.
Söders zweite Stellvertreterin ist Ulrike Scharf. Mit dieser (Bonus-)Postenvergabe an die Sozialministerin überraschte Söder einige Beobachter. Auch, weil er Scharf bei seiner Amtsübernahme von Horst Seehofer 2018 direkt aus ihrem Amt als Umweltministerin geworfen hatte. Die Oberbayerin profilierte sich nach der Ernennung zur Söder-Vize umgehend – mit einer deutlichen Warnung vor Antisemitismus und Gefahren für die Demokratie. © Frank Hoermann/Imago
Florian Herrmann ist als Leiter der Bayerischen Staatskanzlei ein wichtiger Zuarbeiter und praktische die „rechte Hand“ Söders.
Florian Herrmann ist als Leiter der Bayerischen Staatskanzlei ein wichtiger Zuarbeiter und praktisch die „rechte Hand“ Söders. Die Zusammenarbeit scheint zu klappen: Herrmann hat den Posten schon seit 2018 inne. Wie Scharf hat Herrmann seine politische Heimat nordöstlich von München, im Bezirk Oberbayern. © Imago
Seit 2013 sitzt Eric Beißwenger im Landtag.
Seit 2013 sitzt Eric Beißwenger im Landtag. Seine Ernennung war die vielleicht größte Überraschung Söders auf CSU-Seiten. Mit Umwelt und Tourismus hatte sich der Biobauer Beißwenger in seinen ersten zwei Legislaturen beschäftigt. Nun kümmert er sich um Europa, wobei Beißwenger zufolge auch dort Umwelt und Landwirtschaft wichtig sind. Wohnhaft im Allgäu, vertritt Beißweniger die Schwaben-CSU – und stammt dabei eigentlich aus Mannheim. © Bernd Feil/Imago
Ein weiterer altgedienter Kempe in Bayerns Kabinetten ist Joachim Herrmann.
Ein weiterer altgedienter Kempe in Bayerns Kabinetten ist Joachim Herrmann. Schon seit 2007 – unter Günther Beckstein – ist der Mittelfranke Innenminister. Herrmann gilt als gewichtige Stimme in der CSU; Landtagsfraktionschef war er schon; und bereits 1998 als Staatssekretär erstmals Mitglied der Staatsregierung, 2008 galt er als Kandidat für das Amt als Bayerns Regierungschef. Den Posten als Vize-Ministerpräsident verlor er 2023 aber an Ulrike Scharf. © Peter Kneffel/dpa
Ein eher neues Gesicht in Bayerns Kabinett ist Christian Bernreiter
Ein eher neues Gesicht in Bayerns Kabinett ist Christian Bernreiter – lange Jahre war er als Landrat tätig. Anfang 2022 berief Söder den Niederbayern bei einer Kabinettsumbildung zum Minister für Verkehr und Bau. Seither hat er weiteren Einfluss in der CSU gewonnen: Seit 2023 führt Bernreiter den Bezirksverband Niederbayern. Er folgte auf Andreas Scheuer. © Sven Hoppe/dpa
Seit 2013 ist Georg Eisenreich Mitglied der Bayerischen Staatsregierung
Seit 2013 ist Georg Eisenreich Mitglied der Bayerischen Staatsregierung: zuerst als Horst Seehofers Staatssekretär für Bildung, Kultus, Wissenschaft und Kunst; ab 2018 dann kurz als Europa-Staatsminister und in den Kabinetten Söder II und III als Justizminister. Inhaltlich passt das gut: Eisenreich ist Jurist. Er sitzt auch dem CSU-Bezirksverband München vor. © Monika Skolimowska/dpa
Eine Beförderung gab es für Anna Stolz (Freie Wähler)
Eine Beförderung gab es für Anna Stolz: Seit 2018 war die Unterfränkin Staatssekretärin für Bildung und Kultus – nun führt sie das Ministerium. Ungewöhnlich: Stolz ist bei den Freien Wählern eher Seiteneinsteigerin. Bis 2018 war sie parteilose Bürgermeisterin der Kleinstadt Arnstein im Kreis Main-Spessart. Erst 2018 trat sie der Partei bei und schaffte es direkt in Landtag und Kabinett. © Frank Hoermann/Imago
Markus Söder traut seinem Namensvetter Markus Blume offenbar einiges zu
Von der Abteilung Attacke in die Abteilung Hochkultur – Markus Söder traut seinem Namensvetter Markus Blume offenbar einiges zu. Der Münchner Blume war von 2018 bis 2022 CSU-Generalsekretär und damit für die härteren Töne zuständig. Seit 2022 amtiert er als Staatsminister für Wissenschaft und Kunst. Der neue Posten könnte Blume fast besser stehen. In seiner Jugend war er als Eistänzer erfolgreich. Studiert hat Blume auch: Politikwissenschaft. © Rolf Poss/Imago
Albert Füracker gilt als Vertrauter Markus Söders.
Albert Füracker gilt als Vertrauter Markus Söders. Womöglich auch deshalb folgte er Söder in dessen letztem Posten vor dem Sprung ins Ministerpräsidentenamt nach: Seit 2018 ist Füracker Bayerns Finanzminister. Schon zuvor war er dort Söders Staatssekretär. Als Bezirkschef der Oberpfalz-CSU ist Füracker auch wichtig für den Regionalproporz im Kabinett. © Frank Hoermann/Imago
Schon zum zweiten Mal amtiert Thorsten Glauber für die Freien Wähler als Umweltminister
Schon zum zweiten Mal amtiert Thorsten Glauber für die Freien Wähler als Umweltminister – und ist damit einer der bekanntesten Vertreter seiner Partei. Anders als Stolz ist Glauber schon lange „Freier Wähler“ – 1993 trat der Mittelfranke in die Partei ein; seit 2008 sitzt er im Landtag. Als Zuständiger für den Umweltschutz muss Glauber dem Ministerpräsidenten immer wieder mal Paroli bieten. Keine leichte Aufgabe. © Peter Kneffel/dpa
Michaela Kaniber gehört mittlerweile zu den bekanntesten Gesichtern in der CSU.
Michaela Kaniber gehört mittlerweile zu den bekanntesten Gesichtern in der CSU. Schon seit Söders Amtsübernahme im Frühjahr 2018 hat die Oberbayerin das in Bayern wichtige Landwirtschaftsministerium inne; 2023 folgte die Zuständigkeit für Tourismus als Dreingabe. Ins Fach Landwirtschaft musste sich Kaniber aber erst einarbeiten. Die Tochter aus Kroatien zugewanderter Eltern und dreifache Mutter kam nach eigenen Angaben eigentlich „durch den Streit um die richtige Kinderbetreuung“ zur Politik. © Armin Weigel/dpa
Im Kabinett Söder III ist Judith Gerlach Gesundheitsministerin.
Judith Gerlach musste ihren Posten als Digitalministerin räumen, schaffte aber direkt einen Aufstieg: Im Kabinett Söder III ist sie Gesundheitsministerin. Gerlach, 1985 geboren, ist das zweitjüngste Kabinettsmitglied – aber auch familiär vorgeprägt: Schon Großvater Paul Gerlach saß für die CSU im Bundestag. Die Juristin lebt bei Aschaffenburg und vertritt damit Unterfranken in Söders Kabinett. © Frank Hoermann/Imago
Der Jüngste in Söders Ministerriege ist Fabian Mehring.
Der Jüngste in Söders Ministerriege ist Fabian Mehring. Erst 2018 zog der Freie Wähler erstmals in den Landtag ein, bekam aber direkt einiges an Verantwortung ab: Er amtierte als Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion; dabei könnte sein Abschluss als Doktor der Politikwissenschaft geholfen haben. Mit gerade mal 34 Jahren wurde Mehring Chef eines Ministeriums – wenn auch eines recht kleinen. © FrankHoermann/Imago
Sandro Kirchner. Der Unterfranke unterstützt Joachim Herrmann im Innenministerium.
Bis zu 17 Staatsminister und Staatssekretäre gehören laut Bayerischer Verfassung der Staatsregierung an. Heißt: Drei Staatssekretäre sind mit dabei. Einer von ihnen ist seit Anfang 2022 Sandro Kirchner (CSU). Der Unterfranke unterstützt Joachim Herrmann im Innenministerium. © Rolf Poss/Imago
Neu in Söders Kabinett ist CSU-Staatssekretär Martin Schöffel aus Oberfranken.
Neu in Söders Kabinett ist hingegen CSU-Staatssekretär Martin Schöffel aus Oberfranken. Er ist für Finanzen und Heimat mitzuständig. Schöffel arbeitete zuvor vor allem zum Thema Agrar – und gilt als guter Bierzeltredner. © Frank Hoermann/Imago
Tobias Gotthardt unterstützt als Staatssekretär seinen Parteichef Hubert Aiwanger.
Ebenfalls neu dabei ist Tobias Gotthardt. Der Freie Wähler unterstützt als Staatssekretär seinen Parteichef Hubert Aiwanger im Wirtschaftsministerium. Im neuen Kabinett musste Aiwanger auf einen anderen Staatssekretärsposten verzichten – mit der Beförderung von Stolz zur Kultusministerin bleibt ihr altes Amt vakant. © Rolf Poss/Imago
Bayerische Kabinettssitzung
Markus Söder (Mitte links) eröffnete im Januar 2024 die erste Kabinettssitzung im neuen Jahr. Seit 2018 ist die CSU auf einen Koalitionspartner angewiesen – einst die FDP, jetzt sind es die Freien Wähler. © Peter Kneffel/dpa
Auftakt Haushaltsklausur des bayerischen Kabinetts
Ende Januar 2024 eröffnete Söder (hinten, 2.v.l.) die Haushaltsklausur des bayerischen Kabinetts. Das Kabinett befasste sich im Schwerpunkt mit dem Doppelhaushalt 2024/2025. © Uwe Lein/dpa
Kabinettssitzung insbesondere zu Umweltthemen
Söder (erste Reihe rechts) und die bayerischen Kabinettsmitglieder kamen im Juli 2024 am Donauufer zur letzten Sitzung vor der Sommerpause zusammen. © Peter Kneffel/dpa
Kabinettssitzung insbesondere zu Umweltthemen
Die Kabinettssitzung fand damals im Kloster Weltenburg statt. © Peter Kneffel/dpa

Aiwanger Kapitulation vor Söder und CSU? Koalitionsausschuss am Montagnachmittag

Erstmeldung: München – Die entscheidende Phase im Ringen um Mehrheiten für das Milliarden-Schuldenpaket von Union und SPD für Verteidigung und Infrastruktur hat in Bayern begonnen. Am Montagnachmittag soll der Koalitionsausschuss von CSU und Freien Wählern zusammenkommen, um das Abstimmungsverhalten Bayerns im Bundesrat zu besprechen. Die Brisanz des Treffens ist unübersehbar. Sollten sich Markus Söder und sein Koalitionspartner Hubert Aiwanger nicht einigen, könnte die bayerische Koalition zwischen Freien Wählern und der CSU am Sondervermögen zerbrechen.

Freie Wähler hadern mit Entscheidung über Schuldenpaket-Abstimmung im Bundesrat

Zuletzt schlugen Aiwanger und die Freien Wähler versöhnlichere Töne an. Digitalminister und Freie-Wähler-Vorstandsmitglied Fabian Mehring sagte der Augsburger Allgemeinen: „Die Freien Wähler sind sich ihrer Verantwortung in herausfordernden Zeiten bewusst, in denen unser Land unter massivem geo- und wirtschaftspolitischem Druck steht.“ Doch im Gespräch mit der Bild-Zeitung ließ er seine Zustimmung noch offen: „Wir werden uns die Argumente anhören und dann in unserer Verantwortung für Bayern entscheiden, ob wir Merz‘ Weg für richtig halten und im Bundesrat mit unseren Stimmen unterstützen oder stoppen.“

Die Zustimmung Bayerns könnte nämlich entscheidend sein, damit das Schuldenpaket am Freitag den Bundesrat passiert. CSU und Freie Wähler müssen sich einig sein, doch es gibt erhebliche Vorbehalte seitens der Freien Wähler. Dadurch stehen nicht nur Milliarden für die Verteidigung und die Sanierung der Infrastruktur auf dem Spiel, sondern auch die Basis der neuen schwarz-roten Regierung in Berlin ist gefährdet. Sollte Aiwanger auf seiner Blockade beharren und die Koalition am Montag in Bayern zerbrechen, hatte sich bereits die Bayern-SPD als möglicher Koalitionspartner für Söders CSU positioniert.

Warum Bayern für die Abstimmung im Bundesrat wichtig ist: Zünglein an der Waage beim Sondervermögen

Bayern ist für die Abstimmung im Bundesrat entscheidend. Denn für das von Union, SPD und Grünen ausgehandelte Paket ist eine Grundgesetzänderung erforderlich. Diese benötigt eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag und im Bundesrat. Im Bundesrat sind dafür 46 von 69 Stimmen nötig, doch die von CDU, SPD oder Grünen geführten Landesregierungen haben insgesamt nur 41 Stimmen. Die sechs Stimmen Bayerns wären somit entscheidend, sollten Ländern mit FDP, Linken oder BSW in der Regierung die Reform ablehnen.

Die CSU hat das Paket in Berlin mitverhandelt und unterstützt es. Die Freien Wähler haben jedoch bisher ihre Zustimmung verweigert. Damit Bayern im Bundesrat zustimmen kann, muss die Koalition geschlossen sein. Andernfalls müsste sich der Freistaat enthalten, was einer Ablehnung gleichkäme. Im Koalitionsausschuss soll die CSU die Freien Wähler zu einem „Ja“ bewegen. Was die Koalition noch weiter belasten könnte: Am Sonntagabend erklärte Söder im ZDF, er rechne trotz der Uneinigkeit innerhalb der Bayern-Koalition nicht damit, dass das Finanzpaket im Bundesrat wegen Bayern scheitern wird. Er betonte: „Wir werden nochmal reden.“

Einigung in Bayern: Die Freien Wähler machen den Weg für eine Zustimmung zum Milliardenpaket von Union und SPD frei. (Archivbild)

Aiwanger äußerte am Mittwoch noch starke Zweifel an Merz‘ Sondervermögen

Noch am Mittwoch äußerte Freie-Wähler-Chef Aiwanger nach einer Sitzung der FW-Landtagsfraktion große Bedenken: „So, wie derzeit dieses Papier der schwarz-roten künftigen Koalition vorliegt, können wir nicht zustimmen, weil wir damit mehr Gefahr als Chance für die Stabilität unseres Landes sehen.“ Der Koalitionsvertrag mit der CSU schließt solche Schuldenpläne kategorisch aus. Dennoch erklärte Aiwanger, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen sei. Die CSU hofft auf ein „Ja“ Aiwangers, zumal es seitdem Änderungen am Finanzpaket gab.

Ob die Freien Wähler am Montag eine Entscheidung treffen oder bis zur nächsten Fraktionssitzung am Mittwoch warten, bleibt offen. Innerhalb der Freien Wähler gibt es unterschiedliche Meinungen. Einige fordern, neue Schulden strikt abzulehnen, während andere die Stärkung der Bundeswehr unterstützen und auf Gelder für die Infrastruktur angewiesen sind. Gegenwind gibt es auch von den eigenen Landräten in Bayern, die auf das Sondervermögen für die Unterstützung der Kommunen setzen.

Die Freien Wähler von Hubert Aiwanger (l) und die CSU von Markus Söder stehen aufgrund des Finanzpaketes im Bund vor Differenzen. (Archivbild)

Könnte Söder die Koalition mit den Freien Wähler und Aiwanger aufkündigen?

Die Zukunft der Bayern-Koalition wird seit Tagen diskutiert. Sollte das „Nein“ der Freien Wähler bestehen bleiben, könnte Markus Söder gezwungen sein, die Koalition aufzulösen. Besonders dann, wenn andere Länder im Bundesrat nicht zustimmen und eine Enthaltung Bayerns keine Mehrheit ermöglicht. Das Schlagwort „staatspolitische Verantwortung“ ist in diesem Zusammenhang oft zu hören.

Die Koalition von CSU und Freien Wählern ist seit Jahren belastet. Beide Seiten misstrauen sich, und das Verhältnis zwischen Söder und Aiwanger gilt als angespannt. Eine Koalition mit der SPD wäre eine Alternative. Markus Rinderspacher (SPD), Vizepräsident des bayerischen Landtags, sagte dem Tagesspiegel: „Die bayerische SPD ist bereit, in die Staatsregierung einzutreten.“ Mit der SPD wäre ein klares „Ja“ Bayerns im Bundesrat zum Infrastruktur- und Verteidigungspaket garantiert.

Knappe Mehrheit mit CSU-SPD-Koalition im bayerischen Landtag: Risiko für Söder zu groß?

Eine CSU-SPD-Koalition hätte jedoch nur eine knappe Mehrheit von einer Stimme im Landtag, was ein Risiko für Söder darstellt. Die Freien Wähler halten solche Gedankenspiele für „lächerlich“, da bei jeder Abstimmung alle Abgeordneten anwesend sein müssten. Dennoch gab es in anderen Ländern bereits ähnlich knappe Mehrheiten, die eine Wahlperiode überdauerten.

Die CSU hofft weiter darauf, dass die Freien Wähler das Paket letztlich mittragen, wenn auch widerwillig. Einige in der Partei hoffen, bei den Verhandlungen etwas zu erreichen, wie etwa eine Neuregelung des Länderfinanzausgleichs. Auch CDU-Chef Friedrich Merz ist optimistisch: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass auch in Bayern alle Beteiligten um ihre Verantwortung wissen“, sagte er der Bild am Sonntag. (sischr/dpa)

Rubriklistenbild: © Peter Kneffel/dpa