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Ampel vor neuer Zerreißprobe? Grüne sind sauer über Faesers Asylpläne
VonFranziska Schwarz
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Die Grünen blockieren mal wieder, grummeln einige in der Union. Werden die Asyl-Pläne der nächste Zankapfel in der Ampel-Koalition?
Berlin – Die verschärften Abschieberegeln, die Nancy Faeser (SPD) präsentiert hat, kommen vor allem bei der Union gut an. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann bezeichnete sie als grundsätzlich richtig, warf Faeser aber vor, zu langsam zu agieren. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) begrüßt die Vorschläge, monierte aber mangelndes Tempo.
Zudem forderte er weitere Schritte: „Zum Beispiel die Einstufung weiterer Herkunftsländer als sichere Herkunftsstaaten.“ Hier habe bei Georgien und Moldau „sogar der Bundeskanzler schon seine Zustimmung signalisiert. Aber wer blockiert wieder? Die Grünen“, sagte Herrmann dem Münchner Merkur vom Freitag (4. August).
Kabinett Scholz: Nach dem Ampel-Aus kommt Rot-Grün ohne Mehrheit
Tatsächlich streitet die Ampel-Koalition mehr über die eigenen Asyl-Pläne als die oppositionelle Union. Die Kritik an Faesers Verschärfungs-Plänen aus Reihen der Bundestags-Grünen ist laut. So warf deren innenpolitische Sprecherin Lamya Kaddor Faeser vor, aus politischen Motiven gegen Absprachen in der Ampel zu verstoßen.
Die Grünen-Migrationsexpertin Filiz Polat sagte der Frankfurter Rundschau, sie sei überzeugt, verschärfte Abschieberegeln die Probleme nicht lösen. Sie verlangte stattdessen eine „Integrationsoffensive, die die Bedarfe der Migrant:innen in den Mittelpunkt stellt“.
Nach offiziellen Zahlen erhielten 2022 mehr als 70 Prozent derer, die einen Asylantrag stellten, am Ende irgendeinen Schutzstatus. Das sei die „bereinigte Schutzquote“, bezogen auf die Fälle, über die das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) entschieden hat, hieß es in dem Bericht.
Auch für manche Beobachter außerhalb des Politik-Betriebs sind Faesers Asyl-Pläne deshalb Symbolpolitik: Migrantinnen und Migranten würden zum Problem erklärt, obwohl Deutschland in vielen Fällen mehr davon habe, die Menschen hier zu behalten.
Aktuelle Zahlen zu Abschiebungen aus Deutschland
Die Neuregelung der Abschieberegeln für abgelehnte Asylbewerber ist Teil eines Diskussionsentwurfs, den das Innenministerium unter Nancy Faeser (SPD) nach Gesprächen mit Ländern und Kommunen erarbeitet hat. Mit diesen soll nun weiter beraten werden, bevor das Ministerium Gesetzentwürfe vorlegt.
2022 wurden nach Angaben der Bundesregierung knapp 13.000 ausreisepflichtige Personen aus Deutschland abgeschoben. Laut Ausländerzentralregister waren Ende 2022 insgesamt gut 304.000 Menschen ausreisepflichtig, davon etwa 248.000 mit einer Duldung. Neben abgelehnten Asylbewerbern können auch Touristen, Arbeitnehmer und ausländische Studenten ausreisepflichtig werden, wenn ihr Visum beziehungsweise ihre Aufenthaltserlaubnis abgelaufen ist.
Geduldete sind Menschen, die zwar ausreisepflichtig sind, aber aus bestimmten Gründen nicht abgeschoben werden können. Das kann beispielsweise daran liegen, dass sie keine Ausweisdokumente haben, krank sind oder ein minderjähriges Kind haben, das eine Aufenthaltserlaubnis besitzt.
Asyl in Deutschland: Faeser will Abschiebehaft auf 28 Tage verlängern
Faeser hatte am Mittwoch (2. August) Vorschläge für verschärfte Abschieberegeln gemacht. Demnach sollen unter anderem der Ausreisegewahrsam von zehn auf 28 Tage verlängert und Verstöße gegen Einreise- und Aufenthaltsverbote ein eigenständiger Haftgrund werden. Faeser hatte zudem vorgeschlagen, dass Widerspruch und Klage gegen Einreise- und Aufenthaltsverbote keine aufschiebende Wirkung mehr haben.
Abschieberegeln: Auch Wüst verlangt von Faeser mehr Tempo
Die jüngste prominente Unions-Forderung nach mehr Tempo bei den Asyl-Neuregelungen kam von Hendrik Wüst (CDU). „Unsere Kommunen sind am Limit“, sagte der NRW-Regierungschef den Funke-Zeitungen vom Freitag.
Für eine unmittelbare Entlastung müsse Faeser die bereits mit den Ländern vereinbarten Neuregelungen bei Abschiebungen sofort umsetzen. Wüst betonte, Deutschland habe die Pflicht, „jenen Menschen gerecht zu werden, die unseren Schutz brauchen“. Das gelinge jedoch am besten, wenn weniger Menschen kämen, die kein Recht auf Asyl hätten.
Faeser tritt als SPD-Spitzenkandidatin bei der Hessen-Wahl im Oktober an. CDU-Ministerpräsident Boris Rhein will dort sein Amt verteidigen. Die Grünen sind in Hessen an der Regierung beteiligt. (frs mit Material der AFP)