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Ex-Wahlkampfstratege spottet über Lindner nach Ampel-Aus
VonSimon Schröder
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Lindner erhält nach dem Scheitern der Ampel-Koalition nicht nur von Scholz Kritik. Sein früherer Wahlkampfberater äußert sich scharf und tadelnd den FDP-Vorsitzenden.
Berlin – Der frühere Wahlkampfberater von FDP-Chef Christian Lindner glaubt nicht an ein Comeback der Liberalen unter ihrem Vorsitzenden. „Ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass Lindner ein Neustart der FDP gelingen kann, er hat ja schon drei Neustarts hinter sich“, sagte Christian Labonté im Interview mit dem Stern. Er spottete dabei auch über Lindner selbst. Ein Sprecher des FDP-Chefs kritisierte dieses Verhalten. Nach dem Ampel-Aus und Bruch mit Olaf Scholz muss sich Lindner nun neu orientieren.
„Schreiendes Neongelb, Magenta und ganz viel Hashtag – so sah die FDP im Wahlkampf aus“, fuhr Labonté fort. „Es ist immer ein Problem, wenn die Werbung mehr verspricht, als das Produkt halten kann.“ So sei es auch bei der FDP. Ihr Auftritt sei „sehr viel mutiger als ihre Regierungspolitik“ gewesen.
„Vom Steve Jobs zur schwäbischen Hausfrau“: Kritik aus FDP nach Ampel-Aus
Labonté spottete dabei auch über Lindner selbst, der nach dem Bruch der Ampel-Koalition vor wenigen Tagen als Finanzminister von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) entlassen worden war: „Christian Lindner ist vom Steve Jobs des Liberalismus zur schwäbischen Hausfrau geschrumpft, die ganz kleinlich aufs Geld schaut, aber sich nicht einmal traut, ihrem Ehemann zu sagen, dass er auf der Autobahn mal ein bisschen langsamer fahren soll.“
Der Wahlkampfberater brachte die Europapolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann als neue FDP-Vorsitzende ins Spiel. „Ich sehe weit und breit praktisch niemanden, der das Zeug zum Vorsitzenden hat – außer Marie-Agnes Strack-Zimmermann vielleicht.“ Sie wäre aus seiner Sicht „die Einzige, die das Vakuum an der Spitze der FDP füllen könnte“.
Labonté, der mittlerweile auch für die CDU arbeitet, hatte 2012 die FDP-Kampagne für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen unter dem damaligen Spitzenkandidaten Lindner entworfen. Er prägte damals den zentralen Wahlslogan „Lieber neue Wahlen als neue Schulden“.
Scholz verteidigt das Ampel-Aus und Lindner Rauswurf
Ein Sprecher Lindners verwies darauf, dass Labonté „2012 einen einzigen Landtagswahlkampf begleitet“ habe. Mit der Arbeit der FDP in den zwölf Jahren danach sei er nicht vertraut. „Wenn eine Agentur über frühere Kunden so spricht, sollten alle aktuellen und zukünftigen genau hinhören“, fuhr der Sprecher fort.
Unterdessen verteidigte Scholz das Ampel-Aus am Sonntag in der ARD-Sendung „Caren Miosga“. Dem Bundeskanzler gefalle das Ende der Ampel-Koalition zwar nicht, gleichzeitig betonte er: „Es wäre nicht anders gegangen.“ Weiter führte der SPD-Politiker aus: „Der Bundesfinanzminister hat ein dickes Papier geschrieben, das die Aufkündigung der Koalition beinhaltet.“ Vor allem an der Finanzierung der Ukraine sei die Koalition gescheitert. Um die „Modernisierung unseres Landes“ nicht zu vernachlässigen, wäre es aus Sicht von Scholz nötig gewesen, die Schuldenbremse auszusetzen. Für Lindern wäre dies jedoch nicht infrage gekommen.
Kabinett Scholz: Nach dem Ampel-Aus kommt Rot-Grün ohne Mehrheit
Scholz zwischen Minderheitsregierung und Neuwahlen
Aktuell muss Scholz das Land mit einer Minderheit regieren. Im Bundestag hat die Rot-Grüne Koalition ohne die FDP keine Mehrheit und ist auf die Zusammenarbeit mit der Opposition angewiesen. Die drängt jedoch auf frühe Neuwahlen. Die von Scholz angekündigte Vertrauensfrage im Januar geht den Oppositionsparteien zu langsam. Merz pochte darauf, dass der Bundeskanzler bereits am Mittwoch die Vertrauensfrage stelle.
Zusammenarbeiten mit der Regierung wolle der CDU-Kanzlerkandidat zwar, jedoch erst, nachdem Scholz die Vertrauensfrage stellt. Gegenüber dem Stern sagte Merz: „Darüber können wir sprechen, sobald Olaf Scholz im Deutschen Bundestag die Vertrauensfrage gestellt hat.“ Ob es in so kurzer Zeit jedoch sinnvoll sei, Neuwahlen anzusetzen, kritisierte die Bundeswahlleiterin Ruth Brand. Auch die Bonner Druckerei „Köllen Druck“, eine der zuständigen Stimmzettellieferanten, sieht bei einer so kurzfristigen Neuwahl Probleme. (sischr/afp)