„Wer weiß, was noch passiert“

Söder verspricht nach mutmaßlichem Anschlag in München Konsequenzen: „Es reicht einfach“

  • Nail Akkoyun
    VonNail Akkoyun
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Nach dem mutmaßlichen Anschlag in München will Ministerpräsident Söder schnell Konsequenzen ziehen. In Deutschland müsse sich „rasch“ etwas ändern.

München – Nach der Auto-Attacke auf eine Gewerkschaftsdemonstration in München spricht Markus Söder (CSU) von einem „mutmaßlichen Anschlag“. Der Vorfall mit rund 30 teils schwer verletzten Menschen müsse Konsequenzen haben, sagte Bayerns Ministerpräsident. Nach Polizeiangaben handelt es sich bei dem noch vor Ort festgenommenen Fahrer des Wagens um einen 24-jährigen Asylbewerber aus Afghanistan.

„Wir reagieren bei jedem solchen Anschlag besonnen, aber ich sage Ihnen auch, dass unsere Entschlossenheit wächst. Es ist nicht der erste Fall, und wer weiß, was noch passiert“, sagte Söder am Ort des Geschehens in der Münchner Innenstadt.

Söder verspricht in München Konsequenzen: „Können nicht von Anschlag zu Anschlag“

Neben der Aufarbeitung des Falls und der Anteilnahme müsse der mutmaßliche Anschlag Konsequenzen nach sich ziehen, betonte Söder. „Wir können nicht von Anschlag zu Anschlag“ gehen, „sondern müssen auch tatsächlich etwas ändern.“ Die Polizei habe entschlossen gehandelt und Schlimmeres verhindert.

In Deutschland müsse sich etwas ändern, „und zwar rasch“. Der CSU-Chef weiter: „Es schmerzt einfach, wenn man als Ministerpräsident im Januar ein Ereignis wie in Aschaffenburg hat, und jetzt wie hier in München – es reicht einfach.“

Großeinsatz in München: Auto rast in Menschengruppe – die Bilder von vor Ort

Auto in München in Menschengruppe gefahren
Großeinsatz in München: Ein Auto ist am Donnerstagvormittag (13. Februar) in eine Menschengruppe gerast. Es gibt mehrere Verletzte.  © Peter Kneffel/dpa
Der Zwischenfall ereignete mitten in München: Laut Polizei im Bereich der Kreuzung zwischen Dachauer Straße und Seidlstraße.
Der Zwischenfall ereignete sich mitten in München: Laut Polizei im Bereich der Kreuzung zwischen Dachauer Straße und Seidlstraße. © MICHAELA STACHE/afp
Auto in München in Menschengruppe gefahren
Rettungskräfte sind in der Münchner Innenstadt vor Ort. „Der Fahrzeugführer konnte vor Ort gesichert werden, von ihm geht derzeit keine weitere Gefahr aus“, erklärte die Polizei. © Peter Kneffel/dpa
Auto fährt in München in Menschenmenge
Viele Hintergründe zu dem Unfall sind zunächst noch unklar. Ein Kleinwagen ist wohl von hinten in einen Demonstrationszug der Gewerkschaft Verdi gerast.  © Roland Freund/DPA
Auto fährt in München in Menschenmenge
Polizisten untersuchen das Auto, das in die Menschenmenge fuhr. Dabei handelt es sich um einen weißen Mini-Cooper. © Michale Fischer/dpa
Auto rast in München in Menschenmenge: Rettungsdienste und Polizei an der Unfallstelle
Warum der Mini in die Menschengruppe fuhr, ist unklar.  © Michaela Stache/AFP
Auto fährt in München in Menschenmenge
In München herrscht wegen der Münchner Sicherheitskonferenz erhöhte Alarmbereitschaft.  © Peter Kneffel/DPA
Polizeieinsatz am Stiglmaierplatz
Am Ort des Geschehens, am Münchner Stiglmaierplatz, fand nach Polizeiangaben zum Zeitpunkt des Vorfalls gegen 10.30 Uhr eine Demonstration der Gewerkschaft Verdi statt. Ob Demonstranten unter den Verletzten waren, war zunächst unklar. Auch einige Straßen vom Stiglmaierplatz entfernt standen mehrere Rettungswagen. © Yannick Thedens
Blaulicht
Rund um den Einsatzort komme es zu Verkehrsbehinderungen. „Umfahren Sie den Bereich weiträumig, damit die Einsatzkräfte ungehindert arbeiten können.“ © Winter
Polizeieinsatz am Stiglmaierplatz
Auch ein Hubschrauber kreiste über dem Einsatzort. © Yannick Thedens
Polizeieinsatz am Stiglmaierplatz
Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte, unter den Verletzten befänden sich auch Kinder. „Ich bin tief erschüttert“, sagte Reiter. „Meine Gedanken sind bei den Verletzten“.  © Yannick Thedens
Blaulicht
Derzeit wird von rund 20 Verletzten ausgegangen. © Videoredaktion tz
Car drives into crowd in Munich, several injured: German police
Eine BR-Reporterin berichtete am Unfallort von „vielen weinenden Menschen“. Sie habe gesehen, wie ein junger Mann von der Polizei „abtransportiert“ worden sei. © Michaela STACHE / AFP
In München läuft am Donnerstagmittag ein Großeinsatz, nachdem ein Auto in eine Menschenmenge fuhr.
Der Vorfall mitten in München erschüttert: Mit einem Mini fuhr ein Mann am Donnerstagvormittag in eine Menschengruppe.  © Michaela Stache/afp
Die Polizei untersucht mit einem Spürhund das Auto. Auf das Fahrzeug wurde einmal geschossen, so die Polizei.
Die Polizei untersucht mit einem Spürhund das Auto. Auf das Fahrzeug wurde einmal geschossen, so die Polizei.  © Matthias Balk/dpa
Auto in München in Menschengruppe gefahren
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter machte sich vor Ort ein Bild. © Roland Freund/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ministerpräsident Markus Söder spricht von einem „Anschlag“. Mindestens 28 Personen wurden verletzt, zwei davon sind in einem kritischen Zustand, laut Söder in einem Statement vor der Presse.
Ministerpräsident Markus Söder spricht von einem „Anschlag“. Mindestens 28 Personen wurden verletzt, zwei davon sind in einem kritischen Zustand, laut Söder in einem Statement vor der Presse.  © Peter Kneffel/dpa
Anschlag mit Auto in München: Söder und Hermann an der Unglücksstelle
Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich, laut Polizeiangaben, um einen 24-jährigen Afghanen.  © MICHAELA STACHE/afp
Auto in München in Menschengruppe gefahren
Man reagiere besonnen, sagte Söder, nachdem er sich den Unglücksort angeschaut hatte. „Aber ich sage Ihnen auch: Unsere Entschlossenheit wächst.“ Und weiter: „Wir können nicht von Anschlag zu Anschlag gehen (...) Wir müssen auch tatsächlich etwas ändern.“ © Christoph Trost/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
„Mutmaßlicher Anschlag“ mitten in München: Mit einem Auto ist ein 24-jähriger Asylbewerber aus Afghanistan in das Ende einer Verdi-Demo gerast.
Mit einem Auto ist ein 24-jähriger Asylbewerber aus Afghanistan in das Ende einer Verdi-Demo gerast. Der Zug sei von einem Polizeifahrzeug begleitet worden, betonte der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann.  © Alexa Gräf/dpa
Auto in München in Menschengruppe gefahren
Nach der Fahrt eines Autos in einen Demonstrationszug in München werden die Verletzten in mehreren Krankenhäusern versorgt. Am LMU Klinikum an den Standtorten Großhadern und Innenstadt des Universitätsklinikums werden Verletzte behandelt, wie ein Sprecher auf dpa-Anfrage sagte. Auch das Haunersche Kinderspital der LMU ist demnach eingebunden. Unter den Verletzten sollen auch Kinder sein. Auch am Rotkreuzklinikum München wurden Verletzte versorgt. Bei der München Klinik hieß es, die Notfallzentren an den unterschiedlichen Standorten seien einsatzbereit.  © Peter Kneffel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Am Einsatzort liegt nach dem Anschlag ein Kinderwagen und ein Sportschuh auf der Straße
Am Einsatzort in München liegt auch ein kaputter Kinderwagen und ein Sportschuh auf der Straße.  © Matthias Balk/dpa
Auto fährt in Menschenmenge an Kreuzung Karlstraße/Auto
Die Polizei ist seit Stunden im Einsatz. © Yannick Thedens
Auto fährt in Menschenmenge an Kreuzung Karlstraße/Auto
Ein Foto von der Unglücksstelle. Die Polizei scannt den Unfallort mit einem 3-D-Scanner. © Yannick Thedens
Auto fährt in Menschenmenge an Kreuzung Karlstraße/Auto
Die Gewerkschaft Verdi hat sich nach dem mutmaßlichen Anschlag auf eine Demonstration in München erschüttert gezeigt. „Wir sind zutiefst bestürzt und schockiert über den schwerwiegenden Vorfall während eines friedlichen Demonstrationszuges von Verdi-Kolleginnen und -Kollegen“, sagte der Vorsitzende Frank Werneke. „Unsere Gedanken sind bei den unschuldigen Opfern und Verletzten sowie ihren Angehörigen.“ © Yannick Thedens
Blumen und Kerzen sind an der Stelle zu sehen, wo am Vortag ein Auto in den Demonstrationszug gerast war.
Blumen und Kerzen sind an der Stelle zu sehen, wo am Vortag ein Auto in den Demonstrationszug gerast war. © Daniel Löb/dpa
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und weitere Politiker legten am Tatort Blumen für die Opfer des Anschlags von München nieder. Ein Auto fuhr hier in eine Gruppe Demonstranten.
Am Donnerstag (13. Februar) fuhr ein Auto in einen Demonstrationszug der Gewerkschaft Verdi. Einen Tag später brachten zahlreiche Politiker ihre Anteilnahme zum Ausdruck. Hier von links nach rechts Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). © Daniel Löb/dpa
Grünen-Politiker beim stillen Gedenken am Tatort des Anschlags in München.
Auch die Grünen gedachten der Opfer. Von links nach rechts: MdB Jamila Schäfer, 2. Bürgermeister Dominik Krause, Bundesvorsitzender Bündnis 90/Grüne Felix Banaszak und Katharina Schulze, die Grünen-Fraktionsvorsitzende im bayerischen Landtag, legten Blumen am Tatort nieder. © Daniel Löb/dpa

Nach mutmaßlichem Anschlag im München: Einige Opfer schweben in Lebensgefahr

Nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) wurden mindestens 27 Menschen bei dem mutmaßlichen Anschlag verletzt – zum Teil auch schwer. Mindestens ein oder zwei Betroffene schwebten in Lebensgefahr, sagte Herrmann bei einem gemeinsamen Statement mit Söder am Tatort in München. „Wir fühlen mit den Opfern und beten für sie. Wir hoffen, dass es alle schaffen und wieder gesund werden können“, so Bayerns Ministerpräsident.

Nach Angaben eines Polizeisprechers näherte sich der Verdächtige in dem Auto von hinten einem Demonstrationszug der Gewerkschaft Verdi, der von einem Polizeiauto abgesichert wurde. Der Autofahrer überholte demnach den Einsatzwagen und fuhr in das Ende des Aufzugs, wobei zahlreiche Menschen verletzt wurden. Die zur Absicherung der Demonstration eingesetzten Beamten hätten den Mann „gestellt“. Dabei sei einmal auf das Auto geschossen worden.

Herrmann: Tatverdächtiger konnte nicht abgeschoben werden

Der junge Afghane, der in München mit seinem Auto in eine Menschenmenge gefahren ist, war nach Worten von Bayerns Innenminister ein abgelehnter Asylbewerber. Der Mann sei als Asylbewerber ins Land gekommen, sein Asylantrag sei aber „wohl“ abgelehnt worden. Gleichzeitig sei festgestellt worden, „dass er eben im Moment nicht abgeschoben werden kann und er deshalb sich weiter in unserem Land aufhalten durfte“, so Hermann.

„Bislang haben wir die Erkenntnis, dass er mit Betäubungsmitteln und Ladendiebstählen aufgefallen ist, nach gegenwärtigem Ermittlungsstand aber bislang keinerlei Gewalttätigkeit erkennbar war“, sagte Herrmann weiter. All dies werde aber derzeit ständig weiter überprüft.

Mutmaßlicher Anschlag: Münchner Sicherheitskonferenz startet am Freitag

Nach Angaben Herrmanns gehen die Sicherheitsbehörden derzeit nicht von einem Zusammenhang mit der Münchner Sicherheitskonferenz aus, die am Freitag starten soll und zu der zahlreiche hochrangige Politiker erwartet werden. Mehr als 60 Staats- und Regierungschefs sowie mehr als 100 Minister sind zu dem weltweit wichtigsten sicherheitspolitischen Expertentreffen geladen. Unter anderem haben sich US-Vizepräsident J.D. Vance, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigt. 

Die Konferenz findet im Hotel Bayerischer Hof statt – nur zwei Kilometer von dem Ort entfernt, an dem das Auto in die Menschengruppe fuhr. Die Konferenzleitung reagierte in einer ersten Stellungnahme „mit großer Betroffenheit“, äußerte sich aber noch nicht zu den Folgen für die Konferenz. Man sei nach dem mutmaßlichen Anschlag in Kontakt mit der Polizei, hieß es.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Innenminister Joachim Herrmann (CSU, l.) und Dieter Reiter (SPD, r.) geben am Einsatzort ein Statement. In der Münchner Innenstadt ist ein Fahrzeug in eine Menschengruppe gefahren.

Debatte um Migration und Asyl: Union und SPD sind sich uneins

Die Union hat in den vergangenen Monaten mehrfach für ein härteres Vorgehen gegen die illegale Migration sowie ein schärferes Asylgesetz plädiert. Sowohl CDU als auch CSU sprechen sich etwa für die Zurückweisung an den deutschen Grenzen aus. Sie wollen unter anderem auch die Zahl der Abschiebungen erhöhen. Seit dem tödlichen Messerangriff in Aschaffenburg hat sich die Debatte noch einmal zugespitzt.

Die SPD bezeichnete Zurückweisungen an der Grenze jedoch als „rote Linie“. Eine solche Migrationspolitik werde es mit der SPD nicht geben, stellte Parteichef Lars Klingbeil zuletzt klar. Eine sogenannte „Große Koalition“ – also ein Bündnis aus Union und SPD – scheint den Umfragewerten zufolge derzeit allerdings am wahrscheinlichsten für die nächste Bundesregierung. Vor der Bundestagswahl am 23. Februar hatte die Union mehrfach eine Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen; insbesondere die CSU wehrt sich zudem gegen Schwarz-Grün.

Vor Bundestagswahl: Söder wirbt für Schwarz-Rot – auch wegen der Migration

Mit der SPD sieht Söder anders als mit den Grünen eine Chance, die illegale Migration zu begrenzen. „Mit den Grünen geht bei der Migration gar nichts – und bei der SPD spürt man, wie gerade Olaf Scholz alles blockiert“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Dabei wünscht sich auch ein großer Teil der SPD-Basis eine Begrenzung der irregulären Migration.“

Söder betonte, dass Zurückweisungen an den Grenzen in den Koalitionsgesprächen vereinbart werden müssen: „Die Zurückweisungen an der Grenze müssen natürlich Teil des Koalitionsvertrags sein.“ Erneut bekräftigte er seine kategorische Absage an ein Bündnis mit den Grünen: „Die Grünen haben eine wichtige demokratische Rolle: in der Opposition.“ (nak/dpa)

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