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Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz und Kanzlerkandidat, und Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin, sprechen im Haus der Bundespressekonferenz.
Baerbock und Habeck verzichten auch Führungsposition: Wer bestimmt die Zukunft bei den Grünen?
Bei den Grünen herrscht in der Regel eine klare Trennung zwischen Parteiführung, Fraktionsführung und der Übernahme von Ämtern. Als Baerbock und Habeck nach den Koalitionsverhandlungen der Ampel-Parteien ihre eigenen Ministerien erhielten, zog sich das Führungsduo als Vorsitzende der Grünen zurück. Es übernahmen Ricarda Lang und Omid Nouripour, die im November 2024 in Folge der schwachen Ergebnisse der Grünen bei den Landtagswahlen im Osten zurücktraten.
Seit Dezember 2024 stehen deshalb Franziska Brantner und Felix Banaszak an der Spitze der Partei. Das neue starke Duo der Grünen kündigte bereits kurz nach der Bundestagswahl 2025 an, ihre Ämter trotz des enttäuschenden Ergebnisses weiter ausüben zu wollen. „Wir sind im November 2024 gewählt worden“, zitierte t-online Banaszak am Montag nach der Wahl. „Und haben vor, das Amt jetzt auch in dieser Situation weiter auszuüben.“ In der Partei dürfte sie also weiterhin den Ton angeben.
Diese bekannten Politiker sitzen jetzt nicht mehr im Bundestag
Baerbock strebt Koalitionsführung nicht an – freie Bahn für Haßelmann und Dröge
Mit Blick auf die Fraktionsführung gibt es zwei klare Favoritinnen auf den Posten. Britta Haßelmann und Katharina Dröge führten die Grünen-Fraktion bereits in der letzten Legislaturperiode an und ließen nach der Wahl wissen, dass sie gerne weiter machen würden. In der vergangenen Woche machten jedoch bereits erste Gedankenspiele die Runde, wer in der Fraktionsspitze für Baerbock Platz machen könnte. Im Gespräch soll unter anderem eine Nominierung von Haßelmann zur Bundestagsvizepräsidentin gewesen sein. Überlegungen, die nach Baerbocks Ankündigung erst einmal verworfen werden können.
„Mit zwei starken Frauen an ihrer Spitze beginnt jetzt ein neues Kapitel für unsere Fraktion“, betonte Baerbock in dem am Mittwochmorgen veröffentlichten Brief. Dröge und Haßelmann wurden erst in der vergangene Woche geschäftsführend im Amt bestätigt – im Bundestag dürften sie in der kommenden Legislaturperiode den Kurs der Grünen-Fraktion vorgeben.
Rufe nach Links-Schwenk in der Grünen-Fraktion – Ricarda Lang im Fokus
Wie der Focus berichtet, gibt es jedoch auch Forderungen aus den linken Kreisen der Fraktion, die Führung umzubauen. „Nach acht Jahren mit einer Realo-Doppelspitze in der Führung brauchen wir personelle Veränderungen“, sagte ein namentlich nicht genanntes Mitglied des linken Flügels im Gespräch mit dem Focus. Der Vorschlag: Die bei den Grünen bewährte Kombi aus Parteilinke und Realo soll aufgebrochen und durch eine linke Doppelspitze ersetzt werden. Ein Name, der in diesem Zusammenhang immer wieder fällt, ist Ricarda Lang.
Die Ex-Parteivorsitzende erfreut sich seit ihres Rücktritts im vergangenen Jahr großer Beliebtheit. Zuletzt zeigte die erst 31-Jährige mit deutlichen Worten gegen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder auch, dass sie austeilen kann – in der Opposition könnte sie somit eine führende Rolle als Kritikerin der Regierung übernehmen. Wie der Focus berichtet, ist eine sofortige Rückkehr von Lang in die erste Reihe für sie jedoch zunächst keine Option. Chancen auf mehr Verantwortung hat auch der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Andreas Audretsch, der als Wahlkampfleiter seiner Partei für die Bundestagswahl 2025 agierte.
Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin, und Ricarda Lang, von Bündnis 90/Die Grünen, unterhalten sich am Rande der Fraktionssitzung ihrer Partei.
Grüne suchen nach Baerbock-Abgang neue Führung: Göring-Eckardt will als Bundestagsvize weitermachen
Offen ist weiterhin, wen die Grünen als Stellvertreter des Bundestagspräsidenten nominieren werden. Katrin Göring-Eckardt bekleidete das Amt bereits in den vergangenen vier Jahren und will offenbar weiter machen. Für die frühere Parteivorsitzende spricht unter anderem, dass sie die einzige in der Führungsriege der Grünen ist, die aus Ostdeutschland kommt. Ebenfalls im Gespräch für das Amt soll nach Informationen des Handelsblatt Omid Nouripour sein. Eher schlecht stehen die Chancen für Claudia Roth, die das Amt bereits zwischen 2013 und 2021 innehatte und offenbar erneutes Interesse angemeldet haben soll.
Grüne müssen nach Baerbock-Rückzug Weichen für die Oposition stellen
Führungsverantwortung könnten in der Theorie auch die scheidenden Grünen-Minister aus der Ampel-Regierung übernehmen, doch der Blick ins Kabinett zeigt wenig Optionen. Der sicherlich prominenteste Vertreter neben Habeck und Baerbock – Landwirtschaftsminister Cem Özdemir – hat andere Pläne. Der 59-Jährige will 2026 Nachfolger von Winfried Kretschmann als Ministerpräsident in Baden-Württemberg werden. Übrig bleiben Umweltministerin Steffi Lemke und Familienministerin Lisa Paus, die bislang jedoch nicht mit weiteren Führungspositionen in den Reihen der Grünen in Verbindung gebracht werden.
Mehr Klarheit über die Zukunft der Grünen nach Habeck und Baerbock könnte ein kleiner Parteitag in den kommenden Wochen bringen. Spätestens am 25. März muss der neue Bundestag erstmals für eine konstituierende Sitzung zusammentreten – dann kann die neue Fraktion der Grünen die Weichen für die kommenden vier Jahre Opposition stellen. (fd)