Ukraine-Krieg

Panzer, Haubitzen und ein Hubschrauber: Ukraine erbeutet tausendfach russisches Kriegsgerät

  • VonBettina Menzel
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Seit Beginn des Ukraine-Krieges haben Kiews Truppen offenbar fast 3000 russische Waffen und Fahrzeuge erbeutet. Zerstört wurden nach ukrainischen Angaben noch deutlich mehr.

Kiew – Immer wieder gelingt es den Truppen Kiews, russisches Kriegsgerät zu erbeuten. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs sollen ukrainischen Angaben zufolge über tausend gepanzerte Fahrzeuge, mehr als 500 Panzer und 255 Artilleriesysteme des russischen Heeres in die Hände der ukrainischen Truppen gefallen sein.

Ukraine bekämpft Russland mit eigenen Waffen: Kiew hat offenbar fast 3000 russische Kriegsgeräte erbeutet

Insgesamt hat die Ukraine offenbar fast 3000 russische Kriegsgeräte erbeutet, wie aus einem Bericht des ukrainischen Telegram-Kanals UA War Infographics vom Freitag (18. August) hervorgeht. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren, die Schätzungen beziehen sich jedoch auf öffentlich verfügbare Fotos und Videos. Informationen über den Zustand und die Einsatzfähigkeit der Geräte und Waffen lagen zunächst nicht vor.

  • Diese russischen Kriegsgeräte hat die Ukraine offenbar seit Kriegsbeginn erbeutet:
  • Gepanzerte Mannschaftswagen (APVs) - 1044
  • Lastkraftwagen, Fahrzeuge und Jeeps - 569
  • Panzer - 548
  • Artilleriesysteme - 255
  • Spezialisierte Ausrüstung - 223
  • Drohnen - 123
  • Mehrfachraketenwerfer - 52
  • Flugabwehrsysteme - 46
  • Hubschrauber - 1
  • Quelle: Unverifizierte Schätzungen von UA War Infographics

Ukraine erbeutet Kriegsgerät: Andere Berichte sprechen von 800 Systemen

In Kriegszeiten ist es teilweise schwer, die Informationen der Kriegsparteien auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Ein kürzlich von der Deutschen Welle veröffentlichter Bericht hatte von insgesamt 800 erbeuteten Artilleriesystemen oder Fahrzeugen seit Beginn der russischen Invasion gesprochen. Unter den von der Ukraine einkassierten russischen Kriegsgeräten seien auch modernisierte T-72-Panzer, Haubitzen des Typs 2A65 „Msta-B“, das Mehrfachraketenwerfer-System „Grad“ sowie Granaten und Maschinengewehre, hieß es. Demnach können Kiews Truppen die gefundenen Waffen und Fahrzeuge entweder direkt nutzen, reparieren oder als Informationsquelle nutzen, um ihre militärische Taktik auf die Waffen Russlands einzustellen.

Die Zahlen der zerstörten Waffen und Fahrzeuge Russlands liegen ukrainischen Angaben zufolge noch deutlich höher. Zwar konnten die Zahlen nicht unabhängig verifiziert werden. Doch im Bereich der Artillerie bestätigten auch Militärexperten Kiew zuletzt Erfolge. Durch effektives Gegenfeuer schaffe es die Ukraine aktuell gut, russische Artilleriesysteme zu zerstören, hieß es von westlichen Militärexperten. Die ukrainischen Truppen hätten demnach bei der Artillerie nicht mehr nur eine qualitative Überlegenheit, sondern erstmals seit Beginn des Krieges auch eine quantitative, sagte etwa Ex-Nato-General Erhard Bühler in seinem Podcast „Was tun, Herr General?“ vergangenen Dienstag (15. August).

  • Diese russischen Kriegsgeräte hat Ukraine eigenen Angaben zufolge seit Kriegsbeginn zerstört:
  • Gepanzerte Fahrzeuge - 8449
  • Lastkraftwagen, Fahrzeuge und Jeeps - 7692
  • Panzer - 4358
  • Artilleriesysteme 5264
  • Spezialisierte Ausrüstung - 794
  • Drohnen - 4309
  • Mehrfachraketenwerfer -719
  • Flugabwehrsysteme - 489
  • Hubschrauber - 316
  • (Quelle: Verlustmeldungen der ukrainischen Streitkräfte, Stand: 21. August 2023)

Wie viel bringen die erbeuteten Waffen? Ukraine hat laut Experten nicht immer Ersatzteile zur Reparatur

Jede von der Ukraine erbeutete Waffe bedeutet eine weniger auf der Seite Russlands – und ist damit ein Erfolg für Kiew. Ein Minus für Moskau bedeutet allerdings nicht unbedingt ein Plus auf ukrainischer Seite. Denn ob ein möglicherweise beschädigtes Kriegsgerät instand gesetzt werden kann, ist abhängig von der Verfügbarkeit der nötigen Ersatzteile. „Auf dem Papier mag man viele Fahrzeuge erbeuten, aber man hat weder die Motoren noch die Getriebe noch die Teile, um sie am Laufen zu halten“, gab der Spezialist für das russische Militär beim Expertenforum Carnegie Endowment, Michael Kofman, zu bedenken.

Ein Mädchen betrachtet im Juni 2023 einen beschädigten und erbeuteten russischen Panzer auf dem Mykhailivska-Platz im Zentrum Kiews.

Gegenrechnen müsste man außerdem jene Waffen, die Russland seinerseits aus ukrainischem Bestand in die Hände fielen. Moskau selbst sprach im August laut der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Novosti von 870 in der Ukraine erbeuteten Waffen und Fahrzeugen, darunter auch britische, amerikanische, französische und schwedische Panzer. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren. Im Juli gelang es Moskaus Truppen mehreren Berichten zufolge, den modernen westlichen Marschflugkörper Storm Shadow aus britischer Produktion einzukassieren.

Rubriklistenbild: © IMAGO/Aleksandr Gusev/Zuma Wire

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