Bröckelndes Imperium

Wie „fallende Dominosteine“ – Trumps Geschäftsimperium vor dem Aus?

  • VonTadhg Nagel
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Donald Trump legt Berufung gegen seine Verurteilung wegen Betrugs ein. Ist sein Immobilienimperium trotzdem verloren?

New York – Obwohl der ehemalige US-Präsident Donald Trump die Vorwürfe zurückgewiesen hat, dass er und sein Unternehmen Banken und Versicherer betrogen haben, fiel das Urteil des Gerichts vernichtend aus.

Richter Arthur Engoron setzte am 26. September fest, dass Trump und sein Familienunternehmen, The Trump Organization LLC, wegen Betrugs haftbar gemacht werden können. Auch die Annullierung von Geschäftszertifikaten des Unternehmens wurde angeordnet. Das für den 2. Oktober angesetzte Hauptverfahren dürfte sich damit im Wesentlichen auf die Festlegung des Strafmaßes beschränken.

Diese Entscheidung, dass das Geschäftsvermögen des ehemaligen Präsidenten auf zügellosem Betrug und eklatanten Lügen aufgebaut ist, könnte allerdings noch weitreichendere Folgen haben. Michael Cohen, ehemaliger Anwalt und Mittelsmann des Ex-Präsidenten, sieht Trump in New York bereits jetzt faktisch „aus dem Geschäft“. Der Richter habe „bereits festgestellt, dass es sich um Betrug handelt“, sagte Cohen gegenüber dem US-amerikanischen Nachrichtensender CNN. Im selben Atemzug begrüßte er die vorgerichtliche Entscheidung.

Baldiges Ende der „Fantasiewelt“? Auch Trumps Lieblingsgolfplatz könnte betroffen sein

Trumps Anwälte kündigten derweil an, gegen den Entzug der Lizenzen und die Ernennung der Konkursverwalter Berufung einzulegen. Auch die Aussage von Richter Engoron, Trump und die Führungskräfte lebten in einer „Fantasiewelt“, in der sie die Immobilienwerte und sein persönliches Vermögen wiederholt und unrechtmäßig überbewertet hätten, um an günstige Kreditkonditionen und reduzierte Versicherungsprämien zu kommen, wollen sie anfechten. Sollte die Berufung erfolglos bleiben, könnte das Geschäftsimperium, auf dem der ehemalige Reality-TV-Moderator seinen Ruf als erfolgreicher Wirtschaftsmagnat aufgebaut hat, bald zusammenbrechen.

Donald Trumps Immobilienimperium könnte bald in sich zusammenfallen. (Archivfoto)

Beginnen könnte die Implosion mit dem Verkauf der prestigeträchtigsten Immobilien, darunter der Trump Tower in New York sowie zahlreiche Golfplätze und Resorts in den USA. Auch Trumps Lieblingsclub Mar-a-Lago in Florida könnte betroffen sein, sofern dieser als Geschäftsbetrieb und nicht als Hauptwohnsitz eingestuft wird. Trump hatte am Mittwoch die Aussage des Gerichts zurückgewiesen, dass die Anlage 18 Millionen Dollar wert sei. Sie sei „100 Mal mehr wert“.

Wenn Dominosteine fallen, kann sie nichts mehr aufhalten - Verheerendes Urteil gegen Trump

Egal wie viel der Golfplatz tatsächlich kostet, Trumps Tage als Immobilienmogul könnten gezählt sein. „Wenn im Finanzwesen die Dominosteine zu fallen beginnen, ist es im Grunde unmöglich, es zu retten“, so William Black gegenüber der britischen Zeitung The Guardian. Black ist Wirtschaftskriminologe, Ermittler für Unternehmensbetrug und forscht zu Fragen der Finanzregulierung an der Universität von Minnesota. Er hat in den 1980er Jahren dazu beigetragen, das Fehlverhalten des US-Kongresses im Lincoln Savings and Loans-Skandal aufzudecken. Damals hatte der Finanzier Charles Keating den Wert seines Unternehmens aufgebläht, um die Steuerzahler um Milliarden zu betrügen.

Diese Immobilien sind heute noch mehr beschädigte Ware, weil es gelungen ist, ihre massive Überbewertung nachzuweisen. Wenn man einen ehrlichen Makler oder Insolvenzverwalter findet, wird er die Immobilien höchstwahrscheinlich mit Verlust verkaufen. Und wenn man eine ganze Reihe von Immobilien hat, muss man bei der ersten einfach dringend etwas tun, und die wird am meisten abgezinst.

William Black gegenüber The Guardian

Black nannte Engorons Urteil „verheerend“ und glaubt, dass Insider einen Anreiz hätten, mehr Informationen preiszugeben, sobald Trump an Reichtum und Einfluss verliere. Beim Savings and Loan-Debakel habe sich gezeigt, dass es genüge, einen ehrlichen Manager einzustellen. Die Mitarbeiter würden dann von alleine mit Hinweisen herausrücken. Trump sei „auf monumentale und dumme Weise gierig“. Er bezahle nicht für die rechtlichen Bedürfnisse seiner Vertrauten, die selbst vor dem finanziellen Zusammenbruch stünden. Genau diese Menschen könnten den Ex-Präsidenten jedoch untergehen lassen.

„Nicht Genialität, sondern Dreistigkeit“ ist der Schlüssel - Kann Trump den Zerfall noch stoppen?

Der Schlüssel zu dieser Art von Betrügereien sei „nicht Genialität, sondern Dreistigkeit“, aber Trump sei stets zu faul gewesen, selbst tätig zu werden. „Und jetzt hat er keine Kontrolle über die Leute, die die Geschäfte tatsächlich abwickeln müssen. Also sind sie jetzt zu Tausenden von Diskussionen gezwungen, erst mit diesem Richter, jetzt mit diesem Insolvenzverwalter“, das könne nicht funktionieren. Sobald gegen die Immobilien Trumps vorgegangen werde, falle die Liquidität weg, mit der Trump sich brüste. Das werde einen „Dominoeffekt bei Kreditausfällen und Insolvenzen“ nach sich ziehen.

Deutliche Anzeichen hierfür sieht auch David Cay Johnston, Autor des Trump-Buches The Big Cheat. Auf der Webseite der von ihm gegründeten Nichtregierungsorganisation DCReport schreibt er: „Donald Trump ist nicht mehr im Geschäft“. Wenn es nicht zu einer „höchst unwahrscheinlichen Aufhebung durch ein Berufungsgericht“ komme, werde Trumps Geschäftsvermögen wahrscheinlich liquidiert werden. Ohne Geschäftslizenzen könne er sein Unternehmen nicht weiter betreiben. „Die verschiedenen Grundstücke werden wahrscheinlich zu Ausverkaufspreisen und sicherlich nicht für den Höchstpreis verkauft, wenn die Liquidation beginnt, wahrscheinlich nachdem alle Rechtsmittel erschöpft sind“, so Johnston. (tpn)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Lamkey Rod/CNP/ABACA

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