Sorge vor Anschlägen

EM 2024: Sicherheitsbehörden haben bereits Gefährder-Gruppe im Fokus

  • Peter Sieben
    VonPeter Sieben
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Die EM ist gestartet, NRW spielt bei der Sicherheit eine entscheidende Rolle. Vor allem einen IS-Ableger hat die Polizei in der Vorbereitung im Blick.

Düsseldorf – Wenn im ganz großen Stil Fußball gespielt wird, geht es nicht nur um Sport. Die EM 2024 ist gestartet, Hunderttausende Menschen sind zu Gast in Deutschland. Sicherheit ist ein zentrales Thema. Eine entscheidende Rolle spielt dabei Nordrhein-Westfalen: 20 der 51 Spiele während der Fußalleuropameisterschaft finden dort in vier Stadien statt und die NRW-Polizei übernimmt bundesweit eine führende Funktion während der Europameisterschaft. Die hat dabei auch eine ganz bestimmte Gefahr im Blick, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul bereits Ende Februar im Innenausschuss des Landtags.

Wenige Tage vor dem EM-Start machten Reul und Bundesinnenministerin Nancy Faeser bei einem Termin in Berlin klar: Es gebe keine konkreten Gefährdungshinweise für die EM in Deutschland, die aktuelle Sicherheitslage sei aber allgemein „angespannt“. Die Sicherheitsbehörden seien darauf bestmöglich vorbereitet.

EM 2024: „Für die Sicherheitsexperten wird das kein Spaziergang sein“

NRW-Innenminister Herbert Reul.

„Für die Sicherheitsbehörden wird das kein Spaziergang sein. Vor allem angesichts der angespannten Lage. Der Ukraine-Krieg und der Terror-Angriff der Hamas auf Israel spielt dabei eine Rolle“, so Reul. Im Fokus habe man vor allem die Terrorgruppe Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK). Der afghanische IS-Ableger gilt als aktivster Arm des Islamischen Staats in Europa und soll zuletzt etwa einen Anschlag auf den Kölner Dom an Silvester geplant haben. „Der ISPK versucht Einzeltäter und Gruppen zu rekrutieren, um sie gegen weiche Ziele einzusetzen.“ Ein Sportereignis wie die EM zähle zu so einer Kategorie, sagte Reul.

Nancy Faeser hatte zuletzt auch die Cybersicherheit als einen Schwerpunkt genannt, aber auch die Gefahr durch gewaltbereite Hooligans. Sie habe deshalb entschieden, dass es während der EM an allen deutschen Außengrenzen Kontrollen geben wird, um diese frühzeitig aufzuhalten.

NRW-Innenminister Herbert Reul: „Gefährdungslage ist nach wie vor hoch“

„Die Gefährdungslage ist nach wie vor hoch. Nach den Ereignissen in Köln sind wir noch wachsamer“, so Reul. Es gebe „kein Null-Risiko“. Im Februar hatte der FDP-Abgeordnete Marc Lürbke wissen wollen, ob auch ein vermehrter präventiver Einsatz von Fußfesseln denkbar sei. Konkrete Antworten gab es nicht: „Es werden alle Mittel eingesetzt, die notwendig und rechtlich möglich sind. Nicht mehr und nicht weniger“, sagte Reul.

In NRW ist der Sitz des International Police Cooperation Center (IPCC). Darüber läuft die bundesweite und gegebenenfalls internationale Koordination und Kommunikation der Sicherheitsbehörden. Dort werden auch Verbindungsbeamte aus dem Ausland ihren Dienst versehen. Der leitende Polizeidirektor Dirk Hulverscheidt hatte bereits im Vorfeld von einer „besonderen Herausforderung“ für die Polizei gesprochen. „20 Spiele finden in NRW statt, wir haben uns mit mehr Einsatzlagen zu beschäftigen”, so Hulverscheidt. 18 Spiele werden schon in den ersten zwei Wochen stattfinden, man werde polizeiliche Unterstützung auch der anderen Bundesländer und vom Bund einplanen.  

Hinweis: Eine erste Version dieses Artikels ist am 22. Februar erschienen. Aufgrund neuer Entwicklungen wurde er aktualisiert.

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