Washington Post

Effektiv und rücksichtslos: Trumps Reformpläne nehmen Fahrt auf

Trump hat im Wahlkampf angekündigt, den Staat zu reformiere. In seiner ersten Amtszeit klappte das nicht so ganz. Doch jetzt scheint er ernst zu machen.

Washington, D.C. – Die Phase nach dem Wahlsieg von Donald Trump ist anders als 2016. Konzentrierter, effektiver. Was dies für die kommenden vier Jahre bedeutet, ist genau das, was Trump im Wahlkampf versprochen hat: Umwälzungen und Vergeltung.

Vor acht Jahren hatte Trump einen holprigen Start. Tage nach seinem überraschenden Sieg über Hillary Clinton blies er unerwartet seine Übergangsoperation ab. Er entließ den Übergangsleiter Chris Christie – den Rivalen um die Nominierung damals (wie auch diesmal), und begann von vorne. Es dauerte Monate, bis er sich davon erholt hatte, wenn er sich überhaupt erholte.

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Trumps Auswahlverfahren vor acht Jahren: Ein Schauspiel mit Romney und Co.

Vor acht Jahren stellte er potenzielle Kabinettsmitglieder öffentlich zur Schau. Trump schien von einigen seiner Kandidaten aus dem Establishment begeistert zu sein. Er wählte den pensionierten General Jim Mattis als seinen Verteidigungsminister aus und nannte ihn gerne bei seinem Spitznamen „Mad Dog“. Er fand, dass Rex Tillerson, CEO von ExxonMobil, wie gemacht für die Rolle des Außenministers war.

Sein Auswahlverfahren beinhaltete ein Abendessen mit Mitt Romney. Dieser wurde angeblich für das Amt des Außenministers in Betracht gezogen, obwohl er Trump während des Wahlkampfs kritisiert hatte. Trump lehnte Romney schließlich ab. Vielleicht war das von Anfang an der Plan.

Präsident Joe Biden schüttelt Trump während eines Treffens im Oval Office des Weißen Hauses am Mittwoch die Hand.

Trumps Vorgehen hat sich geändert: Jetzt effektiv und ruhig

In diesem Jahr geht Trump nach einem anderen Drehbuch vor. Er hat sich nur gelegentlich in die Öffentlichkeit gewagt. Eine Reise nach Washington macht er, traf sich mit Präsident Joe Biden im Weißen Haus und besuchte den Capitol Hill. Sowohl Trump als auch Biden spielten ihre Rollen – sie taten so, als seien sie freundlich – bei einer Begegnung, die nur unangenehm sein konnte.

Ansonsten hat sich der designierte Präsident meist mit seinen Mitarbeitern und Beratern auf seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida zurückgezogen und seine Regierung eher durch Pressemitteilungen als durch öffentliche Veranstaltungen bekannt gemacht. Er scheint in Rekordgeschwindigkeit einige der wichtigsten Posten in der Regierung zu besetzen. Dazu kommen weitere Posten, die für alle außer vielleicht Trump eher zufällig erscheinen, wie die Ernennung eines neuen US-Staatsanwalts für den Southern District of New York.

Für einige seiner Entscheidungen wurde er gelobt – Senator Marco Rubio (Florida) als sein Kandidat für das Amt des Außenministers und Abgeordneter Mike Waltz (Florida) als nationaler Sicherheitsberater. Seine Wahl der Abgeordneten Elise Stefanik (New York), eine seiner treuesten Befürworterinnen, zur Botschafterin bei den Vereinten Nationen wurde von vielen in der Republikanischen Partei begrüßt.

Donald Trumps Kabinett: Liste voller skandalöser Überraschungen

Donald Trump im Weißen Haus
Donald Trump ist am 20. Januar 2025 als neuer Präsident ins Weiße Haus zurückgekehrt. Die Posten in seinem Kabinett sind alle verteilt. Wir stellen vor, wer Trump in die Regierung folgt. © Evan Vucci/dpa
 J.D. Vance wird Donald Trump als Vizepräsident ins Weiße Haus folgen.
J.D. Vance ist Donald Trump als Vizepräsident ins Weiße Haus gefolgt. Der 40 Jahre alte ehemalige Senator aus Ohio ist einer der jüngsten US-Vizepräsidenten aller Zeiten. Nach Washington DC hat Vance seine Ehefrau Usha Vance begleitet. Die 38 Jahre alte Anwältin ist die erste „Second Lady“ der USA mit indischen Wurzeln. Das Paar hat die für den Vizepräsidenten vorgesehenen Räumlichkeiten im „United States Naval Observatory“ nahe dem Weißen Haus bezogen. © Alex Brandon/dpa
Marco Rubio soll laut US-Medien in der Regierung von Donald Trump das Amt des Außenministers übernehmen.
Marco Rubio hat in der Regierung von Donald Trump das Amt des Außenministers übernommen. Der 53 Jahre alte Senator aus Florida ist der erste US-Außenminister mit lateinamerikanischen Wurzeln. Rubio trat 2016 gegen Trump bei den Vorwahlen der Republikaner an und musste sich von dem späteren US-Präsidenten als „totaler Witz“ mit einem Schweißproblem beschimpfen lassen. Doch statt sich zu wehren, schluckte der langjährige Senator die Beleidigungen und präsentierte sich als loyaler Anhänger Trumps. In der US-Außenpolitik stellte sich Rubio in der Vergangenheit an die Seite der Ukraine. © IMAGO/Michael Brochstein / SOPA Images
Scott Bessent soll unter Donald Trump den Job des Finanzministers übernehmen
Donald Trumps Nominierung für den Posten des Finanzministers wirkte geradezu langweilig. Scott Bessent übernahm den Job – gegen den Wunsch Elon Musks. Der hatte sich mehrfach gegen die Ernennung des Wall-Street-Experten ausgesprochen. Bessent gilt als international erfahrener Finanzexperte und soll Donald Trump bereits 2016 mehrere Millionen Dollar für den Wahlkampf gespendet haben. In seiner neuen Funktion wird Bessent zahlreiche Wahlversprechen Trumps umsetzen müssen, darunter unter anderem Steuersenkungen, neue Zölle gegen China und die Finanzierung von Projekten wie den geplanten Massenabschiebungen. © DREW ANGERER/AFP
Pete Hegseth soll Verteidigungsminister werden
Eine überraschende Wahl Donald Trumps war die Personalie des Verteidigungsministers. Pete Hegseth war acht Jahre lang als Moderator für Fox News tätig. Als Soldat diente Hegseth im Irak und in Afghanistan. Erfahrung in Regierungsarbeit bringt er aber nicht mit. Doch Hegseth dürfte sich die Nominierung durch Trump mit seiner langjährigen Loyalität verdient haben: Der zweifache Familienvater hält schon seit 2016 zu Trump, als viele den Milliardär noch als politische Witzfigur belächelten. © TERRY WYATT(AFP
Pamela Jo Bondi, genannt Pam Bondi, den Job im Justizministerium bekommen
Statt dem ursprünglich von Trump nominierten Matt Gaetz hat Pamela Jo Bondi, genannt Pam Bondi, den Job im Justizministerium bekommen. Die 59 Jahre alte Juristin war in ähnlicher Funktion auf bundesstaatlicher Ebene bereits in Florida tätig. 2013 stellte sie dort in dieser Funktion einen Betrugsprozess gegen die Trump University ein. 2016 unterstützte sie Trump im Vorwahlkampf der Republikaner. Er holte die Juristin drei Jahre später in sein Anwaltsteam, das ihn im ersten Amtsenthebungsverfahren vertrat.  © MANDEL NGAN/AFP
Douglas James „Doug“ Burgum ist Mitglied der Republikaner
Douglas James „Doug“ Burgum ist Mitglied der Republikaner und hat im Kabinett von Donald Trump den Posten des Innenministers übernommen. Von 2016 an war der ehemalige Unternehmer Gouverneur des Bundesstaates North Dakota.  © IMAGO/Ricky Fitchett
Brooke Rollins soll im zweiten Kabinett Donald Trumps das Amt der Landwirtschaftsministerin übernehmen
Brooke Rollins hat im zweiten Kabinett Donald Trumps das Amt der Landwirtschaftsministerin übernommen. Die Anwältin stammt aus Texas und war bereits in der ersten Regierung Trumps tätig. Sie gilt als loyale Anhängerin des künftigen Präsidenten und als politische Vordenkerin konservativer Strategien. © MANDEL NGAN/AFP
Howard Lutnick, hier im Jahr 2010 mit seiner Ehefrau bei einer Gala
Howard Lutnick, hier im Jahr 2010 mit seiner Ehefrau bei einer Gala, ist Donald Trump als Handelsminister ins Weiße Haus gefolgt. Der Milliardär war stellvertretender Vorsitzender im Übergangsteam Trumps und regelmäßiger Gast in dessen Luxus-Resort Mar-a-Lago. Laut der New York Times war Lutnick lange Zeit als Mitglied der Demokraten registriert, lief nach der Machtübernahme Trumps im Jahr 2016 zu den Republikanern über. © IMAGO
Lori Chavez-DeRemer war Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus
Lori Chavez-DeRemer war Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus und ist unter Donald Trump Arbeitsministerin geworden. Die Personalie war innerhalb der Republikanischen Partei umstritten. Chavez-DeRemer unterhält enge Beziehungen zu mehreren Gewerkschaften in den USA und unterstützte während ihrer Amtszeit mehrere Gesetzentwürfe der Demokraten, darunter auch eine Amnestie für illegal Eingewanderte, die auf dem Arbeitsmarkt integriert sind. © IMAGO/Michael Brochstein
Robert F. Kennedy Jr., Neffe des einstigen Präsidenten John F. Kennedy
Robert F. Kennedy Jr., Neffe des einstigen Präsidenten John F. Kennedy, hat sich in den vergangenen Jahren vor allem als Impf-Leugner und Verschwörungstheoretiker hervorgetan. Bei der US-Wahl 2024 trat RFK zunächst als unabhängiger Kandidat an, zog sich dann aber aus dem Rennen zurück und unterstützte die Kampagne Donald Trumps. Der versprach dem 70 Jahre alten Kennedy dafür eine herausragende Rolle bei der Gestaltung der Gesundheitspolitik – und nominierte ihn schließlich als US-Gesundheitsminister. © IMAGO/Robin Rayne
Scott Turner, ehemaliger NFL-Profi, soll unter Donald Trump Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung werden.
Scott Turner ist unter Donald Trump Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung geworden. Der ehemalige Profi der American Football League gehörte bereits der ersten Administration Trumps an. Scott ist die erste Schwarze Person im Team des künftigen Präsidenten. Zu Scotts Aufgaben werden unter anderem Programme zur Förderung von erschwinglichem Wohnraum gehören, außerdem zur Unterstützung von Amerikanern mit geringem Einkommen, zur Verhinderung von Diskriminierung auf dem Markt und zur Förderung der Stadtentwicklung. © ANNA MONEYMAKER/AFP
Sean Duffy, hier mit seiner Ehefrau Rachel Duffy
Sean Duffy, hier mit seiner Ehefrau Rachel Duffy, ist der neue Verkehrsminister in der Trump-Regierung. Duffy bringt politische Erfahrung als ehemaliger Kongressabgeordneter mit. Seine Nominierung durch Trump dürfte er aber vor allem seiner Präsenz bei Fox News verdanken. Neben zahlreichen Gastauftritten moderierte Duffy gut ein Jahr seine eigene Show namens „The Bottom Line“ auf dem Spartensender Fox Business Network. © IMAGO/Robert Deutsch
Chris Wright
Neuer Energieminister ist Chris Wright. Er soll Trump dabei helfen, Regulierungen abzubauen und so die Ausbeutung der Rohstoffe in den USA voranzutreiben. Trump hat es eigenen Aussagen zufolge vor allem auf Ölfelder in Alaska abgesehen. Burgums Aufgabe ist, als Energierminister Öl-Förderungen in dortigen Naturschutzgebieten zu ermöglichen. © Ting Shen/AFP
Linda McMahon. Die 76 Jahre alte Managerin ist die Ehefrau von Vince McMahon
Eine weitere Fernsehpersönlichkeit, die Donald Trump mit nach Washington DC gebracht hat, ist Linda McMahon. Die neue Bildungsministerin ist die Ehefrau von Vince McMahon. Gemeinsam mit ihrem Mann führte McMahon die Wrestling-Show WWE zu internationalem Erfolg. Das Vermögen des Ehepaars wird laut Forbes auf fast drei Milliarden Dollar geschätzt. Die McMahons gelten als spendenfreudige Unterstützer der Republikaner im Allgemeinen und Donald Trump im Speziellen. Was genau ihre Aufgaben sind, ist nicht ganz klar. Im Wahlkampf hatte Trump immer wieder angekündigt, das Bildungsministerium abschaffen zu wollen. © imago stock&people
Der ehemalige Kongressabgeordnete Doug Collins
Der ehemalige Kongressabgeordnete Doug Collins hat unter Donald Trump den Posten des Ministers für Kriegsveteranen übernommen – ein wichtiger Posten in den USA, wo die Rolle der Umgang mit den eigenen Veteranen ein konstanter Streitpunkt ist. Collins gilt als loyaler Unterstützer Trumps und verteidigte auch dessen Behauptungen zum angeblichen Wahlbetrug in Georgia bei der US-Wahl 2020.  © IMAGO/Robin Rayne
Kristi Noem vor der US-Wahl
Kristi Noem berichtete vor der US-Wahl in einer Autobiografie davon, wie sie ihren Hund wegen Ungehorsams erschossen hatte. Damit löste die 52 Jahre alte Gouverneurin des Bundesstaates South Dakota eine Welle der Empörung aus – und hinderte Donald Trump wohl daran, sie zu seiner Vizepräsidentin zu machen. Dafür ist die Republikanerin nun als Ministerin für innere Sicherheit Teil des Trump-Kabinetts. © IMAGO/Samantha Laurey / Argus Leader
Der 44 Jahre alte Lee Zeldin
Lee Zeldin ist neuer Direktor der Umweltschutzbehörde. Trump selbst glaubt nicht an den menschengemachten Klimawandel. Zeldins Aufgabe soll also weniger der Schutz der Umwelt sein. Stattdessen soll der Ex-Abgeordnete laut Trump „für faire und rasche Deregulierung sorgen“. Zeldin bedankte sich für den Posten bei seinem neuen Chef via X und kündigte an, „amerikanische Arbeitsplätze zurückzubringen“. © IMAGO/Matt Bishop/imageSPACE
Russel Vought nennt sich selbst einen „christlichen Nationalisten“.
Russell Vought nennt sich selbst einen „christlichen Nationalisten“. Erfahrungen hat er bereits als Regierungsbeamter in der ersten Administration von Donald Trump sammeln können. Vought war einer der Autoren des „Project 2025“ und gilt als Hardliner in Sachen Grenz- und Einwanderungspolitik. In der neuen Administration von Donald Trump hat er die Leitung des Büros für Management und Haushalt übernommen. © Michael Brochstein/imago
Tulsi Gabbard war einst Abgeordnete der Demokraten
Tulsi Gabbard war einst Abgeordnete der Demokraten und vertrat den Bundesstaat Hawaii von 2013 bis 2022 im Repräsentantenhaus. 2020 kandidierte sie bei den Vorwahlen der Demokrate. 2022 brach sie mit ihrer Partei und erklärte sich für unabhängig. In den Folgejahren näherte sie sich immer mehr den Republikanern an, bis sie sich vor der US-Wahl 2024 öffentlich für Donald Trump aussprach. Der dankte es der 43 Jahre alte Politikerin jetzt mit einem Amt in seinem Kabinett. Gabbard ist neue Direktorin der Geheimdienste. „Seit über zwei Jahrzehnten kämpft Tulsi Gabbard für unser Land und die Freiheiten aller Amerikaner“, sagte Donald Trump in einem Statement. © Marco Garcia/dpa
John ratcliffe
John Ratcliffe führt seit Ende Januar den Auslandsgeheimdienst der USA. Der ehemalige Kongressabgeordnete aus Texas gilt als enger Vertrauter von Trump. Ratcliffe war zuvor Co-Vorsitzender einer konservativen Denkfabrik. In der ersten Amtszeit des Republikaners war der neue CIA-Direktor als Geheimdienstkoordinator tätig. Die Demokraten warfen Ratcliffe damals unter anderem vor, seine Position für politische Zwecke zu missbrauchen. © Jemal Countess/AFP
Jamieson Greer
Jamieson Greer ist der neue US-Handelsbeauftragte – eine Schlüsselrolle angesichts von Trumps Vorliebe, hohe Zölle auf ausländische Produkte zu verhängen. Historisch habe der US-Handelsbeauftragte nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit gestanden, schreibt die „New York Times“. Unter Trump habe die Rolle aber erheblich an Bedeutung gewonnen.  © Imago
Kelly loeffler
Neue Direktorin der Mittelstandsbehörde ist Kelly Loeffler. Die frühere Senatorin verlor im Januar 2021 die Stichwahl um den Sitz im US-Senat – trotz massiver Unterstützung von Donald Trump. Loeffler ist seit 2004 mit Jeffrey Sprecher, dem Vorsitzenden der New York Stock Exchange, verheiratet. © Imago
Susie Wiles, Spitzname „Ice Lady“, wird unter Donald Trump Stabschefin im Weißen Haus
Ebenfalls dabei ist Susie Wiles. Die sogenannte „Ice Lady“ ist Donald Trumps Stabschefin im Weißen Haus und damit die erste Frau auf dieser Position. Die 67 Jahre alte Politikberaterin leitete den Wahlkampf Trumps bei der US-Wahl 2024. In ihrer neuen Funktion wird sie vor allem dafür zuständig sein, zu regeln, wer Zugang zum künftigen Präsidenten erhält. Doch Wiles hat auf einem wahren Schleudersitz Platz genommen. In seinen ersten vier Jahren Regierungszeit benötigte Trump ganze vier Stabschefs. © Alex Brandon/dpa
Elise Stefanik wird die Vereinigten Staaten von Amerika unter der zweiten Regierung von Donald Trump als Botschafterin bei den Vereinten Nationen vertreten
Elise Stefanik sollte die USA eigentlich als Botschafterin bei den Vereinten Nationen vertreten. Doch Donald Trump hat seine Nominierung Ende März überraschend zurückgezogen. Zur Begründung erklärte er, er wolle nicht riskieren, dass Stefaniks Mandat im Kongress bei einer Nachwahl an die Demokraten falle. Stefanik ist eine loyale Verbündete Trumps. 2014 war sie mit damals 30 Jahren die jüngste Frau, die ins Repräsentantenhaus gewählt wurde. Einst zählte sie zu den eher moderateren Mitgliedern der Partei. Davon kann jetzt keine Rede mehr sein.  © Annabelle Gordon/Imago

Trumps Ministerwahl aktuell: Etwas Lob – und viel Verwirrung

Andere haben für Verwirrung und Widerstand gesorgt. Meint Trump seine Wahl von Matt Gaetz ernst? Gaetz ist das vielleicht unbeliebteste Mitglied des Repräsentantenhauses. Er ist ein abtrünniger Politiker, der wegen angeblichen sexuellen Fehlverhaltens und illegalen Drogenkonsums von der Ethikkommission des Repräsentantenhauses untersucht wurde.

Will er wirklich, dass Pete Hegseth, ein Moderator von Fox News ohne Regierungserfahrung, einen der größten und wichtigsten Teile der Regierung, das Pentagon, leitet? Hegseths Nominierung wurde durch einen Bericht getrübt, wonach die Polizei einer Anschuldigung nachging, er habe 2017 in einem Hotel in Monterey, Kalifornien, eine Frau sexuell missbraucht.

Ist Tulsi Gabbard wirklich die beste Wahl, um den gesamten Geheimdienstapparat der Regierung zu überwachen? Gabbard ist ehemalige demokratische Kongressabgeordnete. Sie wurde aber zu Trumps Gefolgsfrau. Ihre früheren Äußerungen über Russland und den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad werfen Fragen zu ihrer Loyalität gegenüber der nationalen Sicherheit der USA auf.

Ist Robert F. Kennedy Jr., ein Impfskeptiker, die richtige Wahl, um das Ministerium für Gesundheit und menschliche Dienste zu leiten?

Trump will „deep state“ reformieren und fordert Loyalität

Es gab schon immer dieses Problem mit Trump. Soll man ihn ernst nehmen, aber nicht wörtlich? Oder wörtlich, aber nicht ernst? Oder sowohl wörtlich als auch ernst? Er hat Wahlkampf geführt. Dann alle sieben Swing States gewonnen. Er hat den Popular Vote gewonnen. Es scheint langsam mal angebracht, ihn wörtlich und ernst zu nehmen.

Trump scheint entschlossen zu sein, seine Versprechen als Kandidat einzulösen. Er hat es auf den „deep state“ abgesehen, die riesige Bürokratie. Diese hat sich seiner Meinung nach während seiner ersten Amtszeit seinen Wünschen widersetzt. Er ist entschlossen, sich mit den hohen Tieren des Pentagons anzulegen. Mehrere Generäle, die während seiner ersten Amtszeit gedient haben, haben sich gegen ihn gewandt. Und er scheint bereit zu sein, sich mit denjenigen im Rechtssystem anzulegen, die seiner Meinung nach gegen ihn vorgegangen sind.

Trump fordert Loyalität und belohnt in seinen ersten Nominierungen Loyalität. Das unterscheidet diese kommende Regierung stark von seiner ersten.

Tulsi Gabbard spricht am 22. Oktober auf einer Wahlkampfveranstaltung von Trump in Greensboro, North Carolina.

Ein brutales Vorgehen: Trump lässt seine Loyalisten auf den Staat los

Vor acht Jahren sagte er, er wolle „den Sumpf trockenlegen“. Das klappte nur bedingt. Jetzt versucht er es erneut, mit mehr Fokus. Einige seiner Kandidaten – darunter Gaetz, Gabbard und Kennedy – werden wahrscheinlich eine abschreckende Wirkung auf Beamte haben. Sie werden vielleicht sogar einige Mitarbeiter vertreiben, noch bevor er versucht, seine eigenen Kürzungen vorzunehmen. Das ist eine brutale Art, die Regierung zu verkleinern.

Ein weiterer Unterschied zu vor acht Jahren ist seine Entscheidung, den Milliardär Elon Musk und den Unternehmer Vivek Ramaswamy mit der Leitung einer Kommission zu betrauen. Diese soll die Größe der Regierung drastisch reduzieren. Ihre Ambitionen sind mehr als groß – und gehen über das hinaus, was jeder, der sich in der Vergangenheit mit diesem Thema befasst hat, erreicht hat. Beim ersten Mal hatte Trump weder einen Plan noch genügend willige Partner. Dieses Mal werden seine Loyalisten ihr Bestes tun, um seine Befehle auszuführen.

Er besetzt auch das Justizministerium mit echten Loyalisten, und nicht nur mit Gaetz. Er hat in seinem Wahlkampf deutlich gemacht, dass er dort aufräumen will. Einige seiner Anhänger wollen Vergeltung gegen jene, die Trump in den vergangenen vier Jahren angeklagt haben. Der designierte Präsident hat sich über ein als Waffe eingesetztes Justizministerium unter Biden beschwert. Jetzt scheint er bereit zu sein, das Ministerium selbst gegen seine Gegner einzusetzen. Trump ernannte seine eigenen Strafverteidiger, um die Positionen zwei und drei des Ministeriums zu besetzen. Er berief Todd Blanche zum stellvertretenden Generalstaatsanwalt und Emil Bove zum stellvertretenden Generalstaatsanwalt.

Zweifel an Gabbard und Hegseth: Sind sie den großen Aufgaben gewachsen?

Rubio hat sich als Senator die nötige Expertise angeeignet, um der oberste Diplomat der Nation zu werden. Aber die Auswahl von Gabbard und Hegseth hat viele in der nationalen Sicherheits- und Außenpolitik-Community beunruhigt. Zum Teil, weil ihnen die Erfahrung für große Management-Jobs fehlt. Aber auch, weil das, was sie in der Vergangenheit gesagt haben, eher polemisch als durchdacht wirkt.

Entscheidungen über die Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland, Israels im Krieg gegen die Hamas und die Hisbollah sowie den Konflikten mit dem Iran sowie über China und Taiwan werden die nächsten wichtigen Prüfungen sein.

Trumps ernannte die Gouverneurin von South Dakota, Kristi L. Noem, zur Leiterin des Heimatschutzministeriums. Tom Homan, einen ehemaligen ICE-Direktor, machte er zu seinem „Grenzzar“. Und Stephen Miller zum stellvertretenden Stabschef des Weißen Hauses für Politik. Das signalisierte, dass seine Forderung nach Massendeportationen von Millionen Einwanderern ohne Papiere kein leeres Gerede war.

Dieses Versprechen ist mit potenziellen Problemen und der Aussicht auf massive Störungen verbunden – für Familien, Gemeinden und die Wirtschaft. Mit seinen ersten Personalentscheidungen hat Trump bereits zu verstehen gegeben, dass er einen konzertierten Start plant.

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Wie reagiert der Senat? Trump will diesen bei Minister-Ernennung umgehen

Trump hat den Senat, der nun unter der neuen Führung von Senator John Thune (South Dakota) in republikanischer Hand sein wird, gewarnt. Er möchte seine Nominierten am normalen Verfahren des Senats vorbei bringen, indem er Ernennungen während der Sitzungspause vornimmt. Der Senat könnte sich widersetzen und so seine Unabhängigkeit als Teil eines gleichberechtigten Regierungszweigs bewahren. Aber wie unabhängig werden die Senatoren sein?

Es scheint ernsthaften Widerstand im Senat gegen die Nominierung von Gaetz zu geben. Die Untersuchung des Ethikausschusses des Repräsentantenhauses verstärken das. Einige Senatoren wollen, dass der Ausschussbericht vor den Bestätigungsanhörungen veröffentlicht wird. Der Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson (Louisiana), lehnt die Veröffentlichung eines Berichts über ein ehemaliges Mitglied ab, da dies „einen schrecklichen Präzedenzfall“ schaffen würde.

Trump will den Staat umwälzen – sind die Wähler vorbereitet?

Abgesehen von Gaetz stellt sich die Frage, ob viele republikanische Senatoren sich gegen Trumps andere umstrittene Kandidaten stellen. Und wenn ja, welche Art von Vergeltung könnte Trump im Gegenzug anstreben?

Trotz der Zweifel an Hegseths Eignung für das Amt des Verteidigungsministers erklärte Senator John Cornyn (Texas) am Freitag, er sei bereit, Hegseth bei der Bestätigung zu unterstützen. „Das Pentagon muss aufgemischt werden“, schrieb er auf X. „Der Status quo ist gefährlich.“

Trump hat die Wahl mit dem Versprechen, den Status quo aufzumischen, gewonnen. Viele Wähler haben ihm das abgekauft. Der designierte Präsident setzt darauf, dass diejenigen, die für ihn gestimmt haben, auf das Ausmaß der Umwälzungen vorbereitet sind, die seine ersten Nominierungen andeuten.

Zum Autor

Dan Balz ist Chefkorrespondent der Washington Post. Er war stellvertretender Chefredakteur, politischer Redakteur, Korrespondent des Weißen Hauses und Korrespondent für den Südwesten.

Wir testen zurzeit maschinelle Übersetzungen. Dieser Artikel wurde aus dem Englischen automatisiert ins Deutsche übersetzt.

Dieser Artikel war zuerst am 17. November 2024 in englischer Sprache bei der „Washingtonpost.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

Rubriklistenbild: © Jabin Botsford/The Washington Post