Donald Trump begrüßt seine Fans während einer Wahlkampfveranstaltung in der Linda Ronstadt Music Hall am 12. September 2024 in Tucson, Arizona.
+
Nun auch Gänse: Donald Trump hat in Tucson seine Erzählung von Migranten aus Haiti wiederholt, die Haustiere morden und essen.

Kundgebung vor US-Wahl 2024

Nach TV-Duell zur US-Wahl 2024: Trump heizt Hetze gegen Migranten weiter an

  • Christian Stör
    VonChristian Stör
    schließen

Donald Trump verbreitet seit Tagen Gerüchte über Migranten aus Haiti in einer kleinen Stadt in den USA. Nun legt er noch einmal nach.

Tucson – Äußerungen von Donald Trump vor der US-Wahl 2024 versetzten die USA in Aufruhr. Die Aussage, dass Zugewanderte aus Haiti die Haustiere in der Stadt Springfield im US-Bundesstaat Ohio schlachten und verspreisen würden, war wohl einer der prägenden Momente im wahrscheinlich einzigen TV-Duell vor der US-Wahl gegen Kamala Harris. Der Ex-Präsident stellte durch seine Aussage Migranten an den Pranger: und wollte damit wohl seine extreme Haltung zur Immigration in den USA unterstreichen: „In Springfield essen sie die Hunde, sie essen die Katzen, sie essen die Haustiere der Menschen, die dort leben.“

Schockierender Moment bei TV-Duell vor US-Wahl 2024: Trump-Hetze gegen Migranten – Harris verblüfft

Es war ein verblüffender Moment im möglicherweise wegweisenden TV-Duell vor der US-Wahl 2024. Kamala Harris konnte nur den Kopf schütteln. Moderator David Muir widersprach sofort und stellte klar, dass die Geschichte nicht stimme. Trump war das egal. „Nun, ich habe es im Fernsehen gesehen“, erwiderte der Kandidat der Republikaner bei der US-Wahl 2024. Die Verschwörungserzählung hat schon erste Folgen: Am Donnerstag (12. September) mussten in der Kleinstadt Springfield ein Rathaus und eine Grundschule wegen einer Bombendrohung geschlossen werden.

Nach TV-Duell: Trump wiederholt vor US-Wahl 2024 Erzählung von Migranten bei Wahlkampfauftritt

Wer aber gedacht hatte, Trump würde die Geschichte nach dem TV-Duell gegen Kamala Harris auf sich beruhen lassen, sah sich schnell getäuscht. Bei einer Kundgebung in Arizona vor der US-Wahl 2024 verschärfte er seine Aussagen ein weiteres Mal. Haitianische Migranten, so erklärte er der Menge, seien in Springfield „eingefallen“ und würden „ihre Lebensweise zerstören“.

Und dann wandte er sich wieder den Tieren zu. Diesmal ging es aber nicht um Hunde oder Katzen. Vielmehr behauptete er, die Migranten aus Haiti hätten es auch auf Gänse in den Parks der Region abgesehen. „Sie nehmen die Gänse mit“, sagte Trump. „Wisst ihr, wo die Gänse sind? Im Park. Im See. Und sie laufen sogar mit ihren Haustieren weg. Diese Leute sind die Schlimmsten.“

Nach TV-Duell vor der US-Wahl 2024: Trumps Behauptung über Haustiere essende Migranten hat keine Grundlage

Trump ignoriert seit Tagen die Stellungnahmen der Behörden, die mitgeteilt hatten, dass derlei Anschuldigungen keine Grundlage hätten. Aufgekommen ist die Verschwörungserzählung vor dem TV-Duell zur US-Wahl 2024 zunächst durch einen Medienbericht über eine Frau, die mutmaßlich eine Hauskatze getötet und gegessen hatte. Die 27-jährige Allexis F., die Ende August in Canton festgenommen wurde, stammt aus Ohio, nicht aus Haiti.

Dann verlagerte sich das Geschehen nach Springfield, das etwa 280 Kilometer von Canton entfernt ist. „Meine Nachbarin hat mir gesagt, dass die Freundin ihrer Tochter ihre Katze verloren hat“, hieß es laut NewsGuard in einem Facebook-Beitrag, der inzwischen gelöscht worden ist. „Eines Tages ist sie von der Arbeit nach Hause gekommen, aus ihrem Auto ausgestiegen und hat zum Haus eines Nachbarn geschaut, wo Haitianer leben. Dort sah sie ihre Katze an einem Ast hängen, wie man es mit einem Reh zum Schlachten tun würde, und sie zerlegten sie zum Essen.“

Springfield (Ohio)
Gründung1801
BürgermeisterRob Rue
Bevölkerungszahl 58.106 (2022)
Zuwanderung aus Haiti10.000 bis 15.000 in den vergangenen Jahren

Der Eintrag von Erika Lee ist ein Bericht aus vierter Hand. Sie sei „schockiert“ gewesen, als Trump im TV-Duell über einen Beitrag aus einer privaten Facebook-Gruppe gesprochen hätte, sagte Lee gegenüber NewsGuard. „Das hat mich umgehauen.“ Die von ihr erwähnte Nachbarin Kimberley Newton zeigte sich ebenfalls überrascht: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich die glaubwürdigste Quelle bin, weil ich die Person, die die Katze verloren hat, gar nicht kenne. Ich habe keine Beweise.“

Vor US-Wahl 2024: Trump heizt Stimmung mit Mär über Haustiere essende Migranten weiter an

Vor Trump hatte bereits sein Vizekandidat J.D. Vance den Vorwurf in Umlauf gebracht, illegal eingewanderte Menschen aus Haiti würden in Springfield Haustiere klauen und essen. Inzwischen stellen zahlreiche Republikaner KI-generierte Bilder ins Netz, auf denen Haustiere zu sehen sind – meist versehen mit Rettungsaufrufen. Auch Trump postete auf Truth Social solche Beiträge, unter anderem ein Bild von Kätzchen, die ein Schild halten mit der Aufschrift: „Lasst nicht zu, dass sie uns essen. Stimmt für Trump!“ (cs)