Der ehemalige US-Präsident Donald Trump tritt am 29. Juli 2023 bei einer Wahlkampfveranstaltung in Erie (Pennsylvania) auf.
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Seien Fans stehen wie eine Mauer hinter Donald Trump, so auch bei einer Wahlkampfveranstaltung Ende Juli 2023 in Erie im US-Bundesstaat Pennsylvania.

Debatte über Zusatzartikel der Verfassung

Ausschluss von der Wahl in den USA? Republikaner Gaetz warnt vor „Blutvergießen“ durch Trump-Fans

  • Christian Stör
    VonChristian Stör
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Donald Trump könnte von der US-Wahl 2024 ausgeschlossen werden. Davon sind zumindest Fachleute überzeugt. Wie aber würden seine Fans reagieren?

Washington, D.C. - Eindeutiger könnte die Warnung kaum ausfallen. „Gewalt“ und „Blutvergießen“ drohe den USA, sollte Donald Trump von der Teilnahme an der US-Wahl 2024 ausgeschlossen werden. Dies meinte zumindest der Trump-Verbündete Matt Gaetz in einem Interview im Driveway Liberty Podcast. „Ich mache mir wirklich Sorgen, dass diese Aktion zu Gewalt führen könnte“, sagte der Republikaner. „Es könnte in diesem Land zu Blutvergießen kommen, wie es sich keiner von uns wünscht.“

Der Abgeordnete aus Florida ging dabei auf eine Debatte ein, die augenblicklich in den USA immer mehr Fahrt aufnimmt. Fachleute aus der Justiz argumentieren nämlich, dass Trump wegen seiner Versuche, das Wahlergebnis der Präsidentschaftswahl 2020 zu kippen, nicht noch einmal Präsident werden könne. Sie begründen dies mit dem 14. Zusatzartikel zur Verfassung, den der Kongress 1868 nach dem Bürgerkrieg beschlossen hatte.

Dort heißt es, dass eine Person, die sich „an einem Aufstand oder einer Rebellion beteiligt“ hat, daran gehindert werden sollte, erneut für ein Amt zu kandidieren. In mehreren Bundesstaaten laufen derzeit rechtliche Schritte, um Trump präventiv daran zu hindern, bei der US-Wahl 2024 anzutreten. So reichten beispielsweise am 6. September sechs Personen im US-Bundesstaat Colorado eine Klage unter Berufung auf den Zusatzartikel ein, um zu verhindern, dass Trump dort zur Wahl zugelassen wird.

Weg frei für Trump: Haley steigt aus US-Vorwahlkampf aus

Donald Trump will wieder US-Präsident werden
Nun ist es raus: Donald Trump will 2024 erneut als US-Präsident antreten. Dann wird der Milliardär aus New York 78 Jahre alt sein. Trump hatte das Amt 2017 bis 2021 inne, verlor 2020 aber die Wahl und musste auf eine zweite Amtszeit verzichten. Die soll nun im dritten Anlauf gelingen. Trump wäre erst der zweite Präsident in der Geschichte der USA, dem ein solches Comeback gelingen würde. © Andrew Harnik/dpa
Nikki Haley tritt als US-Botschafterin bei der UN zurück und 2024 vielleicht noch einmal an
Nikki Haley war Trumps letzte verbliebene Rivalin. Doch am Ende zog auch sie sich aus dem parteiinternen Rennen um die US-Präsidentschaft zurück. Nach ihrer Serie von Niederlagen am Super Tuesday verkündete Haley ihren Ausstieg. Die ehemalige Gouverneurin des Bundesstaates South Carolinas wechselt ihre Haltung zu Donald Trump wie andere Leute die Kleidung. Als Botschafterin Trumps bei den Vereinten Nationen war sie enge Vertraute des Ex-Präsidenten, nach dem Sturm aufs Kapitol distanzierte sie sich. Dann sagte sie, sie werde nicht kandidieren, sollte Trump erneut antreten. Haley gilt als Establishment-Republikanerin, die für möglichst geringe Sozialausgaben, niedrige Steuern und eine aggressive Außenpolitik steht. © Evan Vuccid/dpa
Floridas Gouverneur Ron de Santis spricht nach dem Sieg bei den Midterms zu seiner Anhängerschaft
Als härtester Konkurrent für die Nominierung bei den Republikanern für die US-Wahl 2024 galt lange Ron DeSantis. Der Gouverneur Floridas feierte bei den Midterms einen klaren Sieg und wurde von der Wählerschaft im Amt bestätigt. Er galt als der Hoffnungsträger in der Partei. Das Rennen um die Präsidentschaftsnominierung hat er aber inzwischen aufgegeben. DeSantis hatte sich in der Vergangenheit als Trump-Fan inszeniert, geht mittlerweile aber auf Distanz zum Ex-Präsidenten. Hier zu sehen ist der Politiker mit seiner Frau Casey DeSantis und den drei gemeinsamen Kindern. © IMAGO/Luis Santana
Der erfahrene Politiker Asa Hutchinson tritt als Anti-Trump-Kandidat an
Er war bereits Staatsanwalt, Abgeordneter im Repräsentantenhaus, Behördenleiter der Anti-Drogenbehörde DEA und Gouverneur des Bundesstaates Arkansas. Jetzt wollte Asa Hutchinson 2024 republikanischer Präsidentschaftskandidat werden, doch nach der Vorwahl in Iowa zog er seine Kandidatur zurück. Hutchinson trat als Alternative zu Donald Trump an, denn seines Erachtens sollte dieser „nicht der nächste Anführer unseres Landes sein“. Hutchinson forderte Trump auf, seine Kandidatur aufgrund der Anklage gegen ihn in New York zurückzuziehen – eine Sicht, die die republikanische Wählerschaft nicht teilt. © SCOTT OLSON / AFP
Vivek Ramaswamy, Trump-Fan mit Anti-Woke-Agenda
Vivek Ramaswamy hatte Großes vor. Der 38-jährige, rechtslibertäre Tech-Unternehmer mit indischen Wurzeln wollte US-Präsident werden. Nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei der Vorwahl in Iowa warf er aber das Handtuch und empfahl, Trump zu Wählen. Der Trump-Fan sieht die USA in einer „nationalen Identitätskrise“ und fordert eine „nationale Wiederbelebung“. Dazu will er z.B. das FBI und das Bildungsministerium abschaffen. Er wolle Trumps „America-First-Aganda auf die nächste Stufe bringen“.  © Anna Moneymaker / AFP
US-Wahl 2024: Ehemaliger Trump-Vertrauter Christie will ins Weiße Haus
Chris Christie hatte auch noch einmal Ambitionen auf das Weiße Haus angemeldet. Der frühere Gouverneur des US-Bundesstaats New Jersey war einst ein enger Vertrauter von Donald Trump, hat sich aber mittlerweile von ihm losgesagt und kritisiert ihn sogar öffentlich. So bezeichnete er den früheren Präsidenten wegen dessen Haltung zum Ukraine-Krieg als „Feigling“ und „Marionette“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Christie wollte 2016 schon einmal Präsidentschaftskandidat seiner Partei werden, zog nach schlechten Ergebnissen bei den Vorwahlen aber zurück. Diesmal gab er bereits vor den Vorwahlen der Republikaner auf. © Charles Krupa/dpa
Zu den krassen Außenseitern zählt auch Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt.
Zu den krassen Außenseitern zählte von Beginn an Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt. Der Republikaner, der am 4. Dezember aus dem Rennen ausstieg, ist seit dem 15. Dezember 2016 Gouverneur von North Dakota. Vor seiner politischen Karriere war er Softwareunternehmer, Microsoft-Manager und Risikokapitalgeber. Im April unterzeichnete Burgum ein Gesetz, das Abtreibungen in der sechsten Schwangerschaftswoche verbietet. Zudem hat er zahlreiche Gesetze unterzeichnet, die die Rechte von trans Menschen einschränken. © SCOTT OLSON/afp
Senator Tim Scott aus dem Bundesstaat South Carolina begreift seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen als Verkörperung des amerikanischen Traumes. In einem im April veröffentlichten Video spricht er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und fordert mehr Optimismus. Scott betont darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nennt er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung.
Tim Scott (blaues Hemd) hat sich aus dem Rennen um die Kandidatur verabschiedet. Am 12. November zog der Senator aus South Carolina seine Kandidatur zurück. In einem im April veröffentlichten Video sprach er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und forderte mehr Optimismus. Scott betonte darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nannte er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung. Seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen begreift Scott als Verkörperung des amerikanischen Traumes.  © ALLISON JOYCE
Mike Pence könnte 2024 bei der US-Wahl für das Amt des Präsidenten kandidieren.
Ausgestiegen ist auch Trumps ehemaliger Vizepräsident. „Dies ist nicht meine Zeit“, sagte Mike Pence am 28. Oktober 2023. Pence war in Umfragen weit abgeschlagen und hatte Medienberichten zufolge Probleme bei der Beschaffung von Geldern für seine Kampagne. „Wir wussten immer, dass dies ein harter Kampf sein würde, aber ich bereue nichts“, erklärte Pence. Mit kritischen Kommentaren nach den Midterms hatte sich der ultrakonservative Pence für einen möglichen Machtkampf innerhalb der Republikanischen Partei in Stellung gebracht. © IMAGO/Aimee Dilger
Larry Elder ist 2024 der erste schwarze Präsidentschaftskandidat bei den Republikanern
Am 26. Oktober zog sich Larry Elder zurück. Schon bei seinem ersten Versuch als Politiker war er gescheitert: 2021 versuchte der rechte Radiomoderator und Rechtsanwalt erfolglos, Kaliforniens demokratischen Gouverneur Gavin Newsom abzulösen. Elder vertritt rechtsradikale Ansichten, wie ein Abtreibungsverbot, glaubt, dass an Grenzen „Mauern funktionieren“, Antirassismus sowie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion hingegen nicht. © SCOTT OLSON / AFP
Perry Johnson ist im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur.
Am 20. Oktober zog sich auch Perry Johnson aus dem Wahlkampf zurück. Er war im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur. Aufgefallen war der Unternehmer zuvor nur im Jahr 2022, als er für das Amt des Gouverneurs in Michigan kandidieren wollte. Wegen unsauberer Machenschaften wurde er allerdings von den republikanischen Vorwahlen vorzeitig ausgeschlossen. Johnson positionierte sich im Wahlkampf gegen Abtreibungen. Zudem kritisierte er die Höhe der Hilfsgelder, die die USA der Ukraine zur Verfügung stellen. Zugleich stellte Johnson aber klar, dass er Wladimir Putin nicht vertraue. © SCOTT OLSON/afp
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung sind bisher Ryan Binkley, Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez.
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung waren auch Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez. Auch sie haben ihre Kandidatur bereits wieder zurückgezogen. Im Rennen sind dagegen noch Ryan Binkley, John Anthony Castro und E. W. Jackson. Chancen auf eine Nominierung dürften sie allerdings kaum haben. Großer Favorit bleibt allen Anklagen und Prozessen zum Trotz weiter der frühere Präsident Donald Trump. Die Republikaner haben auf jeden Fall die Qual der Wahl. © ALLISON JOYCE/afp

Darf Donald Trump bei der US-Wahl 2024 überhaupt noch einmal antreten?

Wie realistisch ist das aber? Hier lohnt es sich, einmal einen Blick auf ein Gutachten der erzkonservativen „Federalist Society“ zu werfen. Nach Ansicht der beiden Staatsrechtler William Baude und Michael Stokes Paulsen wirkt der 14. Zusatzartikel zur Verfassung „automatisch“ und muss nicht durch ein Gesetz des Kongresses näher ausgeführt werden. Jede für eine Wahl zuständige Person sei verpflichtet, jemanden von den Wahlen auszuschließen, der an einem Aufstand gegen die USA mitgewirkt habe. Demnach braucht es für den Ausschluss vom Amt nicht einmal eine strafrechtliche Verurteilung wegen Aufruhrs.

„Donald Trump kann nicht Präsident werden, er kann nicht für das Präsidentenamt kandidieren, er kann nicht Präsident werden, er kann kein Amt bekleiden - es sei denn, zwei Drittel des Kongresses beschließen, ihm eine Amnestie für sein Verhalten am 6. Januar zu gewähren“, sagte Baude im August in einem Interview mit der New York Times.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Asa Hutchinson sieht das ähnlich. „Sie können nicht von uns verlangen, jemanden zu unterstützen, der gemäß unserer Verfassung eventuell gar nicht antreten darf“, sagte der ehemalige Gouverneur von Arkansas im August dem TV-Sender CNN. „Ich beziehe mich auf den 14. Verfassungszusatz. Eine Reihe von Rechtsgelehrten sagt, dass er aufgrund seiner Handlungen am 6. Januar disqualifiziert werden müsse.“ Indes bleibt die Angelegenheit auch in Fachkreisen umstritten - letztlich müsste wohl der Supreme Court darüber entscheiden.

Donald Trump beschimpft die Demokraten

Trump selbst hält das Gerede naturgemäß für Quatsch. Fast alle Fachleute hätten die Meinung geäußert, dass der 14. Verfassungszusatz keine Rechtsgrundlage oder keinen Stellenwert im Hinblick auf die bevorstehende Präsidentschaftswahl 2024 habe, verkündete er zuletzt auf der Online-Plattform Truth Social, um dann wütend auf die Demokraten einzuschlagen: Das alles sei nur ein weiterer „Trick“ der „radikal-linken Kommunisten, Marxisten und Faschisten“, um erneut eine Wahl zu stehlen, die ihr Kandidat - der „schlechteste, inkompetenteste und korrupteste Präsident in der Geschichte der USA“ - nicht gewinnen könne.

Ob Trumps Fans zu „Gewalt“ oder „Blutvergießen“ greifen würden, wenn er von der Wahl ausgeschlossen würde, lässt sich nicht vorhersagen. Der frühere Präsident glaubt allerdings schon daran: „Es würde wohl zu Unruhen kommen“, sagte er im März gegenüber CNN. „Ich vertrete enorm viele, viele Millionen Menschen.“

Tatsächlich liegt Trump in parteiinternen Umfragen weit vorn. Auch wenn in einer aktuellen Erhebung seiner Kontrahentin Nikki Haley bessere Chancen eingeräumt werden, den amtierenden Präsidenten Joe Biden zu besiegen, dürfte Trump die Nominierung kaum zu nehmen sein. Einzige Ausnahme: Er würde wegen des 14. Zusatzartikels zur Verfassung vom Stimmzettel verschwinden. (cs)

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