Wettlauf um die Vizepräsidentschaft

Trumps Cheerleader vor Gericht: Ex-Rivalen ergreifen Stimme – und schielen auf Vize-Posten

  • VonSimon Schröder
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In New York versammeln sich Trumps mögliche Vize-Anwärter, um ihn vor Gericht zu verteidigen. Durch Loyalität erhofft sich jeder Trumps Gunst zu gewinnen.

New York – Noch ist nicht bekannt, wer mit Donald Trump gemeinsam auf dem Wahlzettel im November stehen wird. Die möglichen Kandidaten scheinen es selbst auch noch nicht zu wissen – jedenfalls entpuppt sich der Trump-Prozess in New York zu einer echten Parade möglicher Vizekandidaten, die für Trump gewillt sind, in die Bresche zu springen.

Vivek Ramaswamy, ein treuer Trump Gefolgsmann, der bis Januar selbst noch im Rennen für eine mögliche Präsidentschaftskandidatur war, ist nur einer zahlreicher Politiker, die für Trump vor dem Gerichtsgebäude am Dienstag (14. Mai) erschienen waren.

Darunter auch Doug Burgum, Gouverneur von North Dakota, Mike Johnson, Sprecher des US-Repräsentantenhauses und Byron Daniels, ein Abgeordneter des US-Kongresses. Und sie alle erhoffen sich durch ihre Unterstützung des Ex-Präsidenten im November auf dessen Ticket zu stehen.

Vorne spricht Donald Trump, hinten flankiert von Polizisten warten Doug Burgum, Mike Johnson Vivek Ramaswamy und Cory Mills.

Wer wird Trumps Cheerleader? Potenzielle Vizekandidaten feuern Trump vor Gericht an

Die Times beschreibt das Theater vor Gericht als Kampf um die Position des „cheerleader-in-chief“. Wer den launigen 77-Jährigen von sich vor Gericht durch Lobhudeleien überzeugen kann, scheint bessere Chancen auf den Posten des Vizepräsidenten zu haben. So mutet das Schauspiel vor Gericht zumindest an. Als kleinen Bonus verspricht sich Trump außerdem, dass seine Stellvertreter im Prozess das Aussprechen können, was dem Ex-Präsidenten vom Richter verboten wurde.

Seine „gag order“, also das angeordnete Redeverbot, verbietet es Trump nämlich außerhalb des Gerichts, die Zeugenaussagen von Stormy Daniels oder Michael Cohen zu kommentieren und anzugreifen. Am Dienstag vor Prozessbeginn beklagte sich Trump vor den Presseleuten, nachdem seine Beschwerde über das Redeverbot von einem Berufungsgericht abgelehnt wurde, wie CNN berichtet. „Ihr fragt mich aus, aber ich darf nicht antworten. Das Redeverbot muss weg“, beschwerte sich der 77-Jährige.

Ramaswamy und Vance springen Trump zur Hilfe und sehen im Trump-Prozess nur Schein

Ramaswamy übernahm dafür prompt Trumps übliche Schimpftiraden und erklärte den Prozess als Scheinprozess initiiert durch Präsident Joe Biden, um Trump eins auszuwischen: „Dieser Scheinprozess ist ein politisch motivierter Angriff auf den Spitzenkandidaten für das Amt des US-Präsidenten, der von seinem politischen Gegner Joe Biden initiiert und auf höchster Ebene des Weißen Hauses und des Justizministeriums durchgeführt wurde.“

J.D. küsst mir den Hintern, er will unbedingt meine Unterstützung.

Donald Trump über J.D. Vance

Ebenso äußerte sich James David „J.D.“ Vance, ein Senator aus Ohio über den Prozess und befand ihn als „politisches Spektakel“ J.D. Vance war 2016 noch ein scharfer Kritiker Trumps, gerade im Hinblick auf seine sexuellen Eskapaden – scheint nun seine Meinung jedoch gründlich revidiert zu haben, wie The Hill berichtet. Denn auch Vance erhofft sich durch seine Verteidigung Trumps, seine Chancen als möglicher Vize zu erhöhen. „Ich bin jetzt überzeugt, dass das Hauptziel des Prozesses psychologische Folter ist. Aber Trump ist gut drauf“, schrieb Vance auf der Social-Media-Plattform X.

Für Trump hat eins Priorität: Nach Pence Desaster ist vor allem Loyalität für den Ex-Prädienten wichtig

Für Trump ist vor allem eins wichtig: Loyalität. Nachdem ihm sein ehemaliger Vize, Mike Pence im Stich gelassen hatten und Joe Biden am 6. Januar 2021 als nächsten US-Präsidenten zertifizierte, scheint sich der 77-Jährige vor allem nach einem durch und durch loyalen Vizepräsidenten zu sehnen. Der sich voll und ganz dem Ex-Präsidenten hingibt.

Vance konnte sich einen Platz im Senat 2022 sichern, indem er voll und ganz auf Pro-Trump-Kurs ging und sich dem Ex-Präsidenten hingab. Während dem Wahlkampf musste er sich die Sticheleien Trumps gefallen lassen, um den 77-Jährigen bei Stange zu halten.

Vizekandidat Trumps hat 2028 gute Chancen Präsidentschaftskandidat der Republikaner zu werden

„J.D. küsst mir den Hintern, er will unbedingt meine Unterstützung. Ich beobachte meine Umfragen in diesem Staat, und sie steigen und steigen und steigen - 18 Punkte. Ich liege 18 Punkte vorne, wenn ich 18 Punkte hinten wäre, würde (Vance, Anm. d. Red.) meine Unterstützung nicht wollen“, äußerte sich Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung für Vance in Youngstown.

Trump vor Gericht: Die wichtigsten Personen beim Prozess in New York

Donald Trump ist der Angeklagte in New York.
Donald Trump ist der Angeklagte in New York. Der ehemalige Präsident der USA ist im Prozess um mutmaßliche Schweigegeldzahlungen in 34 Punkten angeklagt. Vorgeworfen wird ihm dabei nicht die Zahlung von Schweigegeld an sich. Vielmehr soll Trump Geschäftsberichte gefälscht haben, um die Zahlungen geheim zu halten. Damit soll der Kandidat der Republikaner für die US-Wahl 2024 sowohl gegen Steuergesetze wie auch gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstoßen haben. Trump ist der erste Präsident der USA, der sich in einem Strafprozess wiederfindet.  © Pool/Getty Images/afp
Alvin Bragg ist der Staatsanwalt im Prozess gegen Donald Trump.
Alvin Bragg ist der Staatsanwalt im Prozess gegen Donald Trump. Mit seinem Team an Ermittlern ist es sein Ziel, nachzuweisen, dass Trump mit den Schweigegeld-Zahlungen versucht haben soll, die öffentliche Meinung vor der US-Wahl 2016 zu beeinflussen. Bragg ist Mitglied der Demokraten und seit 2022 Bezirksstaatsanwalt des Bezirks New York. © Angela Weiss/afp
Verteidigt wird Donald Trump in New York von Todd Blanche
Verteidigt wird Donald Trump in New York von Todd Blanche. Der ehemalige Staatsanwalt, der seit April 2023 für den Ex-Präsidenten arbeitet, hat beste Beziehungen in das MAGA-Universum. So verteidigte Blanche bereits Igor Furman, ein Mitarbeiter Rudy Giulianis, und Paul Manafort, Trumps ehemaligen Wahlkampfmanager.  © Mark Peterson/Imago
Unterstützt wird Todd Blanche bei der Verteidigung Donald Trumps von Susan Necheles.
Unterstützt wird Todd Blanche bei der Verteidigung Donald Trumps von Susan Necheles. Sie gilt als sehr erfahrene Strafverteidigerin, auf deren Dienste unter anderem Donald Trumps Firma, die „Trump Organization“, in der Vergangenheit vertraute. Wenn Necheles nicht gerade den Ex-Präsidenten oder seinen Familienkonzern vertritt, verteidigt sie andere zwielichtige Gestalten aus New York - darunter in der Vergangenheit auch Venero Frank Mangano. Der mittlerweile verstorbene Mafiaboss galt Zeit seines Lebens als hochrangiges Mitglied der „Cosa Nostra“ und Chef der berüchtigten „Genovese-Familie“. © Pool/Getty Images/afp
Der Richter im Fall von Donald Trump in New York heißt Juan Merchan.
Der Richter im Fall von Donald Trump in New York heißt Juan Merchan. Geboren wurde er in Kolumbien, aufgewachsen ist er in New York. Dort begann er seine Karriere als Staatsanwalt. Seit 2006 ist er als Richter in der Stadt tätig. Merchan gibt an, kein Mitglied einer politischen Partei in den USA zu sein. Bei der US-Wahl 2020 soll er aber nach Informationen von CNN in drei Fällen kleine Geldbeträge an die Demokraten und ihren damaligen Kandidaten, den heutigen US-Präsidenten Joe Biden, gespendet haben. © Jane Rosenberg/dpa
Der Richter im Fall von Donald Trump in New York heißt Juan Merchan.
Sie brachte den Stein ins Rollen. Stephanie Clifford, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Stormy Daniels. Die Erotikdarstellerin behauptet, im Jahr 2006 eine kurze Affäre mit Donald Trump gehabt zu haben. Kurz vor der US-Wahl 2016 soll Trumps damaliger Anwalt Michael Cohen ihr 130.000 Dollar Schweigegeld gezahlt haben, damit die Affäre nicht ans Licht kommt und Trumps Wahlkampf behindert. Dass Daniels im Prozess gegen Donald Trump aussagen wird, gilt als nahezu sicher. © John Angelillo/Imago
Michael Cohen. Der ehemalige Anwalt Trumps gilt mittlerweile als einer seiner größten Gegner.
Die Eröffnungsplädoyers im Prozess gegen Donald Trump haben bewiesen, dass Michael Cohen der für beiden Seiten wichtigste Zeuge werden wird. Der ehemalige Anwalt Trumps gilt mittlerweile als einer seiner größten Gegner. Das dürfte auch daran liegen, dass Cohen 2018 in Zusammenhang mit Geschäften, die er für Trump abwickelte, wegen Steuerhinterziehung und Falschaussagen vor dem Kongress zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden war. © Spencer Platt/afp
Der erste Zeuge im Prozess gegen Donald Trump war David Pecker, ehemaliger Herausgeber des National Enquirer.
Der erste Zeuge im Prozess gegen Donald Trump war David Pecker, ehemaliger Herausgeber des National Enquirer. Pecker stammt wie Trump aus New York. Die beiden verbindet eine Geschäftsbeziehung, die bis in die 1990er Jahre zurückreicht. Vor Gericht bestätigte Pecker, dass er Trump dabei geholfen habe, Geschichten über Affären, die der Ex-Präsident gehabt habe, zu vertuschen. So soll der Zeitungsmann unter anderem in die Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels als auch an Karen McDougal verweickelt gewesen sein. © Imago
Neben Stormy Daniels behauptet auch Karen McDougal, sie habe Schweigegeld von Donald Trump erhalten.
Denn neben Stormy Daniels behauptet auch Karen McDougal, sie habe Schweigegeld von Donald Trump erhalten, um eine neun Monate dauernde Affäre geheim zu halten. Das ehemalige Playmate und spätere Model behauptet, sich zwischen 2006 und 2007 mehrmals mit dem späteren Präsidenten getroffen zu haben. Damit die Geschichte geheim bleibt, soll McDougal 150.000 Dollar erhalten haben. © Imago
Ein weiterer Zeuge, der im Prozess gegen Donald Trump vor Gericht erwartet wird, ist Allen Weisselberg.
Ein weiterer Zeuge, der im Prozess gegen Donald Trump vor Gericht erwartet wird, ist Allen Weisselberg. Er ist der ehemalige Finanzvorstand der „Trump Organization“ und hat bereits Erfahrungen mit New Yorker Justiz sammeln dürfen: Im Januar 2023 wurde Weisselberg zu einer neunmonatigen Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Laut Michael Cohen soll Weisselberg auch in die Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels verwickelt gewesen sein. © Kena Betancur/afp
Eine weitere hochkarätige Zeugin im Prozess gegen Donald Trump könnte Hope Hicks werden.
Eine weitere hochkarätige Zeugin im Prozess gegen Donald Trump könnte Hope Hicks werden. Das ehemalige Model steht seit 2012 mit der Familie Trump in Verbindung und arbeitete unter anderem für Donalds Tochter Ivanka Trump. Ab 2015 war sie Pressesprecherin der Wahlkampagne des späteren Präsidenten und blieb in verschiedenen Positionen auch nach Trumps Wahlsieg für ihn tätig. Im Prozess in New York dürfte sie nach ihren Kenntnissen über mutmaßliche Schweigegeldzahlungen im Wahlkampf 2016 befragt werden. © Andrew Harnik/dpa
Was sagt eigentlich Melania Trump? Die ehemalige First Lady hält sich bislang aus Prozess gegen ihren Mann heraus.
Was sagt eigentlich Melania Trump? Die ehemalige First Lady hält sich bislang aus Prozess gegen ihren Mann heraus. Weder begleitet die dritte Ehefrau Trumps ihn zum Gericht in New York, noch hat sie sich bislang zu den Vorwürfen geäußert, ihr Ehemann habe sie mit Playmates und Pornostars betrogen, während sie mit dem gemeinsamen Kind schwanger war. Bislang steht nicht fest, ob Melania Trump als Zeugin geladen wird. Sollte das geschehen, könnte Donalds Ehefrau wohl von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen. © Lynne Sladky/dpa
Zum Thema vor Gericht in New York wurde auch Barron Trump, der jüngste Sohn Donalds und das einzige Kind von Melania Trump.
Zum Thema vor Gericht in New York wurde auch Barron Trump, der jüngste Sohn Donalds und das einzige Kind von Melania Trump. Der über zwei Meter große Teenager feierte im März 2024 seinen 18. Geburtstag und wird noch dieses Jahr seinen Highschool-Abschluss feiern - womöglich ohne seinen Vater. Dessen Anwälte stellten für ihren Mandanten einen Antrag, dass er am 17. Mai, dem Tag der Abschlussfeier seines Sohnes, dem Gericht fernbleiben könne. Im Anschluss behauptete Trump, Richter Juan Merchan habe ihm das verboten - eine Falschbehauptung. Merchan hatte lediglich gesagt, er sei noch nicht bereit, eine Entscheidung über diesen Antrag zu fällen. Diese hinge vor allem davon ab, wie der Prozess in den kommenden Wochen verlaufen werde. © Damon Higgins/Imago

Wer letztlich das Rennen als Vizekandidat für Trump macht und im November neben Trump auf dem Wahlzettel steht, weiß nur einer. Und auch für die Republikaner steht viel auf dem Spiel. Denn wer als Vizepräsident unter Trump dient, wird gute Chancen haben, 2028 von der Republikanischen Partei als neuer Präsidentschaftskandidat unterstützt zu werden, wie die Times abschließend urteilt. (sischr)

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