Former President Donald J. Trump at the first tee during the final round of LIV Golf Bedmins
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Donald Trump wittert mal wieder eine Verschwörung.

Vier Anklagepunkte

„Eine voreingenommene, Trump hassende Richterin“ – Ex-Präsident wettert gegen Gerichtsbeschluss

  • Marcus Giebel
    VonMarcus Giebel
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Donald Trump scheitert mit dem Versuch, einen Prozess um mutmaßlich versuchte Wahlmanipulation aus dem kommenden Wahlkampf herauszuhalten.

Update vom 29. August, 4.45 Uhr: Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat den von einer Bundesrichterin auf den 4. März 2024 festgelegten Starttermin für seinen Prozess wegen Wahlverschwörung als „Wahlbeeinflussung“ bezeichnet. Die Staatsanwälte hätten ihre Ermittlungen absichtlich verzögert, schrieb Trump am Montag (28. August) auf der von ihm gegründeten Plattform Truth Social.

Wörtlich schrieb Trump: „Heute gab mir eine voreingenommene, Trump hassende Richterin nur eine zweimonatige Verlängerung, genau das, was unsere korrupte Regierung wollte, Super Tuesday!“ Weiter schrieb Trump, „Berufung einlegen“ zu wollen – obwohl Verhandlungstermine normalerweise nicht anfechtbar sind.

Bundesrichterin Tanya Chutkan sagte: „Herr Trump wird den Verhandlungstermin unabhängig von seinem Terminplan einhalten müssen“. Im November 2024 wählen die Amerikaner einen neuen Präsidenten. Im Feld der oppositionellen Republikaner hat Trump bislang die besten Aussichten, zum Herausforderer von Amtsinhaber und Demokrat Joe Biden gekürt zu werden.

Prozessbeginn gegen Trump festgelegt

Update vom 28. August, 17.30 Uhr: Die US-Richterin Tanya S. Chutkan hat den Prozess gegen Donald Trump in Washington wegen des Versuchs, die Präsidentschaftswahlen 2020 zu manipulieren, für den 4. März 2024 angesetzt. Eine separate Anhörung findet in Atlanta statt, um zu klären, ob Trumps ehemaliger Stabschef Mark Meadows seine Anklage im Zusammenhang mit den Wahlen von einem Bundesstaat auf ein Bundesgericht übertragen kann. Das berichtet die Washington Post.

Erstmeldung vom 28. August, 16.25 Uhr: Washington D.C. – Es ist mittlerweile etwas schwierig, die Übersicht zu behalten. Vier strafrechtliche Klagen hat Donald Trump mittlerweile am Hals. Das sind vier mehr als alle anderen US-Präsidenten zusammen. Vorgeworfen werden ihm die Fälschung von Geschäftsunterlagen, der rechtswidrige Umgang mit offiziellen Unterlagen, die Behinderung der Amtsübergabe und der Versuch der Wahlbeeinflussung.

Erst vor wenigen Tagen musste der wieder ins Weiße Haus strebende Republikaner in Fulton County in Georgia vorstellig werden, um erkennungsdienstlich behandelt werden zu können. Dabei entstand auch der schon jetzt legendäre erste Mugshot eines ehemaligen Staatsoberhaupts der USA, den Trump seither zu seinen Vorteilen zu vermarkten versucht.

Video: „Ein Marketing-Genie“ - Trump münzt Polizeifoto für Wahlkampf um

Trump und der Sturm auf das Kapitol: Wann beginnt der Prozess gegen den Ex-US-Präsidenten?

Schon steht wieder eine andere Anklage im Fokus. Denn in der US-Hauptstadt Washington tritt an diesem Montag ein Gericht zusammen, um über den Termin für den Prozess gegen Trump wegen Wahlverschwörung zu entscheiden. Es geht dabei um die Vorfälle vom 6. Januar 2021, als die Wahl seines Nachfolgers Joe Biden im Kapitol förmlich bestätigt werden sollte. Damals hielt Trump unweit des Gebäudes eine Rede vor seinen Anhängern, von denen sich nicht wenige danach zum Sturm auf das Kapitol aufmachten.

Zahllosen Trump-Unterstützern gelang es, ins Gebäude einzudringen. Einige enterten sogar den Parlamentssaal. In Erinnerung blieb vor allem der als „QAnon-Schamane“ bekannt gewordene Jake Angeli, der wie viele andere Unruhestifter später im Gefängnis landete.

Mugshots in Georgia: Polizeifotos von Trump und weiteren Angeklagten

Donald Trump im Polizeifoto (Mugshot).
Die Behörden im US-Bundesstaat Georgia haben im Zusammenhang mit der Anklage wegen versuchten Wahlbetrugs gegen Donald Trump ein Polizeifoto des früheren US-Präsidenten veröffentlicht. Das Büro des zuständigen Sheriffs machte die denkwürdige Aufnahme publik, nachdem sich Trump zuvor im Bezirksgefängnis in Atlanta den Behörden gestellt hatte. Trotz diverser rechtlicher Probleme Trumps ist es das erste Mal, dass er ein Polizeifoto von sich machen lassen musste. © Fulton County Sheriff's Office/Imago
Rudy Giuliani: Polizeifoto (Mugshot)
Trump war gemeinsam mit 18 weiteren Beschuldigten angeklagt worden wegen seiner Versuche, den Ausgang der Präsidentenwahl 2020 in Georgia zu beeinflussen. Vor ihm waren bereits diverse Angeklagte in dem Fall im Bezirksgefängnis in Atlanta erschienen, wo ihre Personalien aufgenommen und Polizeibilder gemacht wurden, darunter auch Trumps ehemaliger Anwalt Rudy Giuliani.  © afp
John Eastman: Polizeifoto (Mugshot)
Trumps früherer Anwalt John Eastman gilt als einer der wichtigsten Köpfe hinter dem versuchten Wahlbetrug, für ihn war eine Kautionssumme von 100.000 Dollar festgesetzt worden. „Meine Anwälte und ich werden jeden einzelnen Aspekt dieser Anklage energisch bekämpfen“, hieß es in einer Mitteilung von Eastman. © afp
Mark Meadows: Polizeifoto (Mugshot)
Auch Mark Meadows muss sich in Georgia vor Gericht verantworten. Trumps früherer Stabschef im Weißen Haus werden zwei Anklagen vorgeworfen: Verstoß gegen die Gesetze in Georgia gegen illegale Kriminalität und Aufforderung zur Verletzung des Eides durch einen Beamten. © Fulton County Sheriff's Office/Imago
Sidney Powell: Polizeifoto (Mugshot)
Sidney Powell trat zusammen mit Rudy Giuliani am 18. November 2020 als Teil des Anwaltsteams auf, das gegen die Wahlergebnisse der Präsidentschaftswahl vorgehen und Trumps Wiederwahl sichern sollte. Ihr werden sieben Anklagepunkte zur Last gelegt. Legendär wurde ihr Spruch, in Anspielung auf eine Figur im Film „Kampf der Titanen“ sie werde die Riesenkrake („release the Kraken”) freisetzen. © Fulton County Sheriff'S Office/Imago
Jenna Ellis: Polizeifoto (Mugshot)
Auch Jenna Ellis gehört zu Trumps Anwältinnen. Berichten zufolge hat sie mindestens zwei juristische Memos an Trump geschrieben, in denen sie den damaligen Vize Mike Pence dazu aufforderte, die Bestätigung von Bidens Sieg durch den Kongress am 6. Januar zu verhindern. Ellis wurde in zwei Punkten angeklagt. © Fulton County Sheriff/Imago
Kenneth Chesebro: Polizeifoto (Mugshot)
Kenneth Chesebro ist ebenfalls einer von Trumps Anwälten. Er wurde in sieben Punkten angeklagt. Besonders heikel ist dabei ein Straftatbestand aus dem sogenannten Rico-Gesetz. Es wurde ursprünglich erlassen, um gegen Schutzgelderpressung der Mafia vorzugehen. © afp
Ray Smnith: Polizeifoto (Mugshot)
Als Anwalt für Trump nahm Ray Smith in Georgia an einer Anhörung im Senat von Georgia teil, bei der er laut Anklage fälschlicherweise behauptete, dass es bei den Wahlen des Bundesstaates zu weitverbreitetem Wahlbetrug und Wahlunregelmäßigkeiten gekommen sei. Er ist in zwölf Punkten angeklagt. © afp
David Shafer: Polizeifoto (Mugshot)
David Shafer ist der ehemalige Vorsitzende der Republikaner in Georgia. Zuvor hatte er im Senat des Bundesstaates gesessen. Ihm werden acht Straftaten vorgeworfen. © afp
Harrison Floyd: Polizeifoto (Mugshot)
Harrison Floyd wird vorgeworfen, die Wahlhelferin Ruby Freeman unter Druck gesetzt und bedroht zu haben. Dem ehemaligen Chef der „Black Voices for Trump“ wurde unter anderem wegen Beeinflussung von Zeugen angeklagt. © Fulton County Sheriff's Office/Imago
Cathleen Latham: Polizeifoto (Mugshot)
Cathleen Latham erklärte sich bereit, in Georgia als Wahlfrau im „Electoral College“ zu fungieren, das alle vier Jahre den Präsidenten und den Vizepräsidenten wählt. Es besteht aus 538 Wahlleuten, die von den 50 Bundesstaaten sowie dem Bundesdistrikt entsandt werden. Sie ist in elf Punkten angeklagt, unter anderem Verschwörung zum Betrug am Staat. © afp
Scott Graham Hall: Polizeifoto (Mugshot)
Scott Graham Hall ist in sieben Punkten angeklagt, darunter Verschwörung zum Wahlbetrug. Der Trump-Fan stammt aus der Gegend von Atlanta. © Fulton County Sheriff's Office/Imago

Trump wird vorgeworfen, an jenem Tag versucht zu haben, den Ausgang der Präsidentschaftswahl 2020 nachträglich zu kippen und sich damit an der Macht zu halten. Der vom Justizministerium ernannte Sonderermittler Jack Smith legt Trump auf insgesamt 45 Seiten in vier Anklagepunkten Verschwörung zum Betrug gegen die Vereinigten Staaten, Behinderung eines offiziellen Vorgangs, Verschwörung zur Behinderung eines offiziellen Vorgangs und Verschwörung gegen das Wahlrecht der Bürger zur Last. Eine Grand Jury hatte am 1. August 2023 mit ihrer Zustimmung den Weg für den Prozess bereitet.

Trump in vier Punkten angeklagt: Republikaner drohen viele Jahre Haft

Smith schlug als Beginn des Prozesses den 2. Januar 2024 vor. Rund zwei Wochen später beginnen die Vorwahlen in den USA, bei denen sich Trump gegen namhafte Widersacher wie Floridas Gouverneur Ron DeSantis oder seinen ehemaligen Vizepräsidenten Mike Pence durchsetzen und zum dritten Mal in Folge zum Präsidentschaftskandidaten der Grand Old Party ernannt werden will.

Die Anwälte des 77-Jährigen wollen dagegen den Prozessbeginn erst im April 2026. Dann könnte ihr Mandant schon wieder im Oval Office sitzen. Sollte Trump in mindestens einem der vier Anklagepunkte verurteilt werden, droht ihm eine mehrjährige Haftstrafe. Wie die Tagesschau schreibt, stehen auf Verschwörung zur Behinderung eines offiziellen Verfahrens und Behinderung eines offiziellen Verfahrens jeweils bis zu 20 Jahre Gefängnis, auf Verschwörung gegen das Wahlrecht der Bürger bis zu zehn Jahre und auf Verschwörung zum Betrug gegen die Vereinigten Staaten bis zu fünf Jahre. Allerdings sind sich die Experten alles andere als sicher, ob die Beweislage für eine Verurteilung ausreicht. (mg mit afp)

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