„Strategische Partnerschaft“

Nach Kim Jong-uns Deal mit Putin: Nordkorea-Beamter droht mit „neuem Weltkrieg“

  • VonHelmi Krappitz
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Wladimir Putin und Kim Jong-un haben einen Pakt unterzeichnet – für militärische Hilfe. Nun droht ein Militärbeamter des Nordkorea-Diktators dem Westen.

Pjöngjang – Jubelparaden, eine gemeinsame Fahrt im Luxusauto oder Wladimir Putin, der aus dem Flugzeugfenster zum Abschied winkt – diese Bilder zeigten den russischen Präsidenten und den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un zuletzt auf Kuschelkurs. Doch was haben die beiden Staatschefs beim Treffen in Nordkorea besprochen? Einen Pakt, der Folgen für den Ukraine-Krieg und ukrainische Verbündete im Westen haben könnte.

„Strategische Partnerschaft“: Putin und Kim Jong-un unterzeichnen Deal für gegenseitige militärische Hilfe

Lange Gespräche am und abseits des Verhandlungstisches sollen zu einem Ergebnis geführt haben: Am vergangenen Mittwoch (19. Juni) unterzeichneten Putin und Kim einen Pakt der „umfassenden strategischen Partnerschaft“, der eine Klausel zur gegenseitigen Verteidigung im Falle einer bewaffneten Aggression gegen eines der beiden Länder enthielt, wie Reuters berichtete. Der Kreml-Chef sagte demnach, westliche Lieferungen fortschrittlicher Langstreckenwaffen, darunter F-16-Kampfflugzeuge, an die Ukraine für Angriffe gegen Russland verstießen gegen wichtige Vereinbarungen.

Nordkoreas Kim Jong-un und Russlands Wladimir Putin haben einen Unterstützungspakt unterschrieben.

Deswegen schließe „Russland die Entwicklung einer militärisch-technischen Zusammenarbeit mit der Demokratischen Volksrepublik Korea nicht aus“, so Putin weiter. Der Vertrag zwischen den beiden Staaten soll ebendiese gegenseitige Unterstützung gewährleisten. Bei einer Pressekonferenz in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi kündigte Putin später direkter an, Präzisionswaffen an Nordkorea liefern zu wollen. Das sehe er als mögliche Antwort auf die westliche Unterstützung der Ukraine.

„Stellvertreterkrieg“: Militärbeamter von Kim Jong-un droht mit „neuem Weltkrieg“

Nur wenige Tage nach dem russischen Staatsbesuch folgten die ersten Drohungen aus Nordkorea an den Westen, veröffentlicht von der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA. Pak Jong-chon, einer der höchsten Militärbeamten Nordkoreas, teilte demnach mit, Moskau habe das „Recht, sich für jede Art von Vergeltungsschlag zu entscheiden.“ Er warnte die USA, die Ukraine weiterhin in einen „Stellvertreterkrieg“ gegen Russland zu drängen. Die möglichen Folgen: Eine härtere Reaktion Russlands und ein „neuer Weltkrieg“, wie Jong-chon weiter drohte.

Damit bezog sich der nordkoreanische Beamte auf die Lockerung der US-Haltung zur Ukraine-Offensive in Russland. Das Pentagon hatte ukrainischen Streitkräften erlaubt, von der USA gelieferten Raketen mit größerer Reichweite auch für Ziele in Russland einzusetzen – jenseits der Frontlinien bei Charkiw. Es sei keine Frage der Geografie, sondern des „gesunden Menschenverstands“, sagte Jake Sullivan, der Nationale Sicherheitsberater im Kabinett des US-Präsidenten Joe Biden.

Nordkorea – Kim Jong-uns abgeschottete Diktatur

Menschen an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Nordkorea ist das wohl geheimnisvollste Land der Erde: eine totalitäre Diktatur, in der der Einzelne nichts zählt, ohne Freiheiten und Menschenrechte, abgeschottet vom Rest der Welt. Schätzungsweise 26 Millionen Menschen leben in dem Land, das im Norden an China und Russland grenzt und im Süden an das freiheitliche, demokratische Südkorea. Nordkoreas Grenzen sind für die meisten Menschen unüberwindbar – kaum einer kommt rein, noch weniger Menschen kommen raus.  © Ed Jones/afp
Die Skyline von Pjöngjang
Hauptstadt sowie kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Landes ist Pjöngjang. Rund drei Millionen Menschen leben in der nordkoreanischen Metropole, die so anders ist als die anderen Mega-Städte Asiens. Pjöngjang ist grau, geprägt von Hochhäusern, gesichtslosen Wohnblöcken und gigantischen Monumenten, die der herrschenden Kim-Familie huldigen sollen. Wer in der Hauptstadt leben darf, ist privilegiert: Hier ist die Stromversorgung besser als auf dem Land, die Regale der Geschäfte sind voller, es gibt Freizeitparks, Kinos, Theater. © Olaf Schuelke/Imago
Kim Jong-un auf einem Pferd
Beherrscht wird Nordkorea seit 2011 von Kim Jong-un, einem Diktator, der skrupellos vor allem ein Ziel verfolgt: den eigenen Machterhalt und den seiner Sippe. Nordkorea ist das einzige kommunistische Land der Welt mit einer Erb-Monarchie, in der die politische Macht vom Vater auf den Sohn übergeht. Die sogenannte „Paektu-Blutlinie“ kontrolliert das Land seit dessen Gründung im Jahr 1948. Die Macht der Kims ist unanfechtbar, Aufstände gab es nie, dafür sorgt die lückenlose Überwachung und Kontrolle der gesamten Gesellschaft. © KCNA via KNS/afp
Sowjetische Soldaten in Pjöngjang
Korea war über Jahrhunderte ein geeintes Land. Die Geschichte der Teilung beginnt erst im 20. Jahrhundert: Von 1910 bis 1945 ist Korea eine japanische Kolonie, nach der Niederlage der Japaner besetzen sowjetische Truppen den Norden des Landes, der Süden wird von amerikanischen Truppen besetzt. Weil Verhandlungen über eine Vereinigung der beiden Landesteile scheitern, gründen sich 1948 auf der koreanischen Halbinsel zwei Staaten. © Jacob Gudkov/Imago
Szene des Koreakriegs
Zwei Jahre später dann die Tragödie: Der Korea-Krieg bricht aus. Kim Il-sung, Machthaber im Norden, schickt seine Truppen in den Südteil des Landes, um Korea mit Gewalt zu vereinen. Wenige Wochen später greifen die UN-Truppen unter Führung der USA den Norden an, stoßen bis an die chinesische Grenze vor. Das beunruhigt Peking – das nun auf der Seite von Nordkorea in den Krieg eingreift. 1953 wird ein Waffenstillstand verhandelt, das Land bleibt entlang des 38. Breitengrades geteilt. Ein Friedensvertrag wurde bis heute nicht unterzeichnet. © Imago
Familie Kim
Kim Il-sung, der Gründer und erste Präsident Nordkoreas, ist ein Machthaber von Stalins Gnaden. Geboren 1912, ist er als junger Mann im Widerstand gegen die japanische Besatzungsmacht aktiv. 1940 geht er ins Exil in die Sowjetunion, wo er schließlich zum späteren Machthaber Nordkoreas aufgebaut wird. Ab 1948 etabliert Kim einen auf ihn zugeschnittenen Personenkult. Mit brutalen Säuberungsaktionen entledigt er sich seiner Gegner. Politisch pendelt sein Land zwischen China und der Sowjetunion, vor allem, nachdem sich die beiden kommunistischen Führungsmächte ab Ende der 50er-Jahre zunehmend voneinander entfremden. © Imago
Kim Il-sung und Kim Jong-il
Schon in den 1970ern beginnt Kim Il-sung, seinen Sohn Jong-il zu seinem Nachfolger aufzubauen. Als er 1994 stirbt, übergibt er Kim Jong-il ein verarmtes Land. Mit dem Untergang der Sowjetunion wenige Jahre zuvor hat Nordkorea seinen wichtigsten und engsten Partner verloren, es stürzt in eine wirtschaftliche Krise, auf die eine fatale Hungersnot folgt. Hunderttausende Menschen verhungern. Unter Kim Jong-il, der 1941 oder 1942 geboren wurde, verschlechtern sich die Beziehungen zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt, das Land schottet sich immer mehr ab. Vor allem die USA sowie Südkorea – das sich seit den 80ern zur Demokratie gewandelt hat – werden zu Feindbildern. © KCNA via KNS/afp
Fernsehbilder vom ersten nordkoreanischen Atomtest 2006
Unter Kim Jong-il beginnt die beispiellose Aufrüstung des bettelarmen Landes. Wichtigstes Ziel Kims ist es, Nordkorea zur Atommacht zu machen. 2006 gelingt ihm das, Nordkorea testet erstmals eine Atombombe. Die Welt ist geschockt, die Vereinten Nationen erlassen Strafmaßnahmen, denen insgesamt neun weitere Sanktionsrunden folgen. Heute ist Nordkorea eine Atommacht, die wohl Dutzende Sprengkörper besitzt. © Jung Yeon-Je/afp
Kim Jong-un beobachtet einen Raketentest
Zudem testet das Land regelmäßig ballistische Raketen, auf denen die nuklearen Sprengköpfe montiert werden können. So kann das Regime mit seinen Atomwaffen sogar die USA erreichen – zumindest in der Theorie, denn noch ist unklar, wie leistungsfähig die Raketen tatsächlich sind. © KCNA via KNS/afp
Donald Trump und Kim Jong-un an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Kim Jong-il stirbt 2011. Ihm folgt einer seiner Söhne nach: Kim Jong-un. Der treibt das Raketen- und Nuklearprogramm seines Vaters weiter voran. Als Hauptfeinde hat er Südkorea und die USA ausgemacht, die sein Regime regelmäßig mit drastischen Beleidigungen überzieht. Unter US-Präsident Donald Trump sieht es für einen kurzen Moment so aus, als könnten sich die Spannungen zwischen Nordkorea und dem Westen abkühlen – dreimal treffen sich Kim und Trump, auch Südkoreas damaliger Präsident kommt mit Kim zu einem Gipfeltreffen zusammen. © Brendan Smialowski/afp
Passanten in Pjöngjang währen der Corona-Pandemie
Doch die diplomatischen Initiativen scheitern 2019. Ein Jahr später sucht die Corona-Pandemie die Welt heim. Auch Nordkorea schließt seine Grenzen – und schottet sich gegen das Virus so hermetisch ab wie kein anderer Staat weltweit. Trotzdem meldet das Regime im Mai 2022 erste Corona-Fälle. Auch nach dem Ende der Pandemie bleibt Nordkorea ein international isoliertes Land. © Imago
Putin und Kim in Russland
Enge Beziehungen unterhält das Regime in Pjöngjang heute vor allem zu seinen beiden nördlichen Nachbarn China und Russland. Zu Wladimir Putin pflegt Kim ein besonders gutes Verhältnis, denn Russlands Präsident benötigt Nordkoreas Unterstützung für seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine – als Lieferant von Waffen und Munition. Im Herbst 2023 treffen Putin und Kim in Russlands Fernem Osten zusammen, es ist Kims erste Auslandsreise seit der Pandemie. © KCNA via KNS/afp
Kim Jong-un und seine Tochter Ju-ae
Kim Jong-un wurde 1982, 1983 oder 1984 geboren, hat also möglicherweise noch viele Jahre vor sich. Nordkoreas Diktator ist allerdings bei schlechter Gesundheit. Er gilt als Kettenraucher und Alkoholiker und ist sichtbar übergewichtig. Was, wenn er stirbt? Experten glauben, dass Kim seine Tochter Ju-ae zu seiner Nachfolgerin aufbauen will. Seit November 2022 zeigen Staatsmedien das Mädchen, das wohl 2012 oder 2013 zur Welt gekommen ist, regelmäßig an der Seite ihres mächtigen Vaters. © KCNA via KNS/afp
Kim Yo-jong
Aber auch Kims Schwester Kim Yo-jong gilt als mögliche Erbin auf den Thron. Die Macht, die die Kims seit bald 80 Jahren innehaben, dürften sie jedenfalls so schnell nicht aus der Hand geben. © Jorge Silva/afp

Waffenlieferungen: Nordkorea und Russland weisen Vorwürfe zurück

Gleichzeitig tauchen immer wieder nordkoreanische Waffen im Ukraine-Krieg auf. Allein zwischen August und Januar soll Russland rund 1,6 Millionen Artilleriegeschosse aus Nordkorea erhalten haben. Das berichtete die Washington Post unter Berufung auf Daten der US-amerikanischen Non-Profit-Sicherheitsorganisation C4ADS. Etwa 74.000 Tonnen Sprengstoff sollen aus fernöstlichen Häfen Russlands vor allem zur ukrainischen Grenze verlagert worden sein. Nordkorea und Russland weisen die Vorwürfe über Waffenlieferungen allerdings zurück – da Moskau damit gegen UN-Resolutionen verstoßen würde. (hk)

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