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Deutschland-Pakt von Scholz: Das ist konkret geplant
VonStefan Krieger
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Der Deutschland-Pakt soll Genehmigungsverfahren beschleunigen und die Digitalisierung vorantreiben. Doch nicht alle sind von den Plänen überzeugt.
Berlin – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) findet mit seinem Aufruf zu einer nationalen Anstrengung zur Modernisierung Deutschlands Unterstützung bei den Arbeitgebern. Verschiedene Landesregierungschefs signalisieren ebenfalls ihre Bereitschaft, an dem von Scholz vorgeschlagenen „Deutschland-Pakt“ mitzuwirken. Auch Unionsfraktionschef Friedrich Merz reagiert ähnlich, obwohl die Fraktionsspitze der CDU den Vorschlag inhaltlich skeptisch betrachtet.
Scholz hatte am Mittwoch (6. September) im Bundestag Ländern, Kommunen und der Opposition mit Ausnahme der AfD einen solchen Pakt vorgeschlagen. Als Kernpunkte nannte er die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, die Digitalisierung der Verwaltung und die Unterstützung für Unternehmen. Die Einwanderung von Fachkräften aus dem Ausland soll weiter vorangetrieben werden.
Vorschlag zum „Deutschland-Pakt“: Zustimmung vom Arbeitgeberpräsident
„Mit dem angekündigten Deutschland-Pakt wacht die Bundesregierung endlich auf“, kommentierte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger in der Rheinischen Post Scholz‘ Ankündigung. Zu lange habe die Ampel-Koalition die Digitalisierung verschlafen und an bürokratischen Hürden für Wirtschaft und Gesellschaft festgehalten, bemängelte Dulger. „Gemeinsam mit den Ländern muss sie das Maßnahmenpaket jetzt schnell auf den Weg bringen. Ankündigungen sind keine Taten“, mahnte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).
Unionsfraktionschef Friedrich Merz zeigte sich ebenfalls aufgeschlossen. „Wir, die Opposition, sind selbstverständlich bereit, vernünftige Vorschläge mitzumachen“, sagte der CDU-Chef bei RTL Direkt. „Der Bundeskanzler hat recht, aber da muss er zunächst einmal Ordnung in seiner eigenen Koalition suchen“, fügte Merz hinzu. „Sucht er jetzt eine Mehrheit außerhalb seiner eigenen Koalition“, fragte der CDU-Chef.
Union zeigt sich beim Deutschland-Pakt skeptisch
Inhaltlich bewertet die Fraktionsspitze den Vorstoß von Scholz aber skeptisch und verweist darauf, dass einige Punkte daraus von Länderseite seit längerem gefordert werden. „Im Kanzleramt nichts Neues“ steht als Überschrift über einem sogenannten Blitz-Briefing des Leitungs- und Planungsstabs von Fraktionschef Merz. Es liegt der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor.
„Der Vorschlag enthält mehrere Vorhaben zu Planungsbeschleunigung, Wachstumsförderung, Digitalisierung und Migration. Keines der im „Pakt“ genannten Vorhaben ist neu“, heißt es in der Analyse. „Sämtliche Vorschläge sind bereits früher kommuniziert worden. Zahlreiche der genannten Vorhaben werden bereits seit Monaten von der Bundesregierung verschleppt.“
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Städte- und Gemeindebund: Deutschland-Pakt ist „alter Wein in neuen Schläuchen“
Der Städte- und Gemeindebund vermisst hingegen im Vorschlag von Kanzler Scholz neue Ansätze. Alles, was Scholz zu dem Vorhaben gesagt habe, „das wird jeder unterschreiben. Aber man muss ehrlich sein, das ist alter Wein in neuen Schläuchen“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg am Donnerstag (7. September) im WDR. Der Städte- und Gemeindebund habe schon 2020 ein Investitionsvorranggesetz gefordert, um etwa Beteiligungsverfahren zu verkürzen.
„Die Probleme sind eigentlich alle bekannt. Die Frage ist nur, haben wir in Deutschland den politischen Willen - übrigens nicht nur Bund, Länder und Kommunen, sondern auch die Menschen - das anzugehen? Und da bin ich leider nicht so sicher“, sagte Landsberg. In Deutschland habe man „so ein Bingo: Immer ist der andere schuld.“
Landsberg fordert mehr Mitspracherecht der Kommunen
In Anspielung auf Scholz‘ Augenklappe, die der Kanzler wegen eines Sportunfalls am vergangenen Wochenende trägt, sagte Landsberg weiter: „Der Bundeskanzler gilt ja im Moment als Pirat und er bläst also zum Angriff auf die Bürokratieschiffe, nur das Problem ist: Ein Teil seiner Mannschaft sitzt auf diesen Schiffen.“ Wenn die Bundesregierung den richtigen Willen habe, könne sie eine Menge machen. Vieles müssten aber auch die Bundesländer tun.
Landsberg forderte mehr Mitspracherecht der Kommunen, etwa in der Migrationspolitik. „Letztlich warten nicht nur die Kommunen, auch die Menschen auf ein Zeichen: Wie können wir Migration besser ordnen, auch begrenzen und dafür sorgen, dass wir es wirklich schaffen?“ Bund und Ländern warf er vor: „Man redet eher über uns als mit uns.“ (skr/dpa/afp)