Interview

Hessens Bildungsminister fordert „Smartphone-Schutzzonen“ an Schulen – „wünschen sich auch Schüler“

  • Stephanie Eva Fritzsche
    VonStephanie Eva Fritzsche
    schließen

Keine Handys mehr im Unterricht: Der hessische Bildungsminister Armin Schwarz spricht sich für bundesweite „Smartphone-Schutzzonen“ an Schulen aus.

Mobbing in sozialen Medien, abgelenkte Schüler, drohende Sucht: Handynutzung stellt Schulen vor wachsende Herausforderungen. Der hessische Kultusminister Armin Schwarz (CDU) will darum zum kommenden Schuljahr verbindliche Regeln einführen und wirbt bei seinen Kollegen in der Kultusministerkonferenz für eine bundesweite Lösung.

Herr Schwarz, warum wollen Sie ein bundesweites Handyverbot an Schulen?
Wir wollen kein Verbot, sondern Smartphone-Schutzzonen, in denen Kinder sich auf den Unterricht konzentrieren können und in den Pausen miteinander sprechen, spielen und toben. Studien belegen, dass die reine Anwesenheit des Mobiltelefons bereits zu Ablenkung führt und die permanente Erreichbarkeit zu Konzentrationsstörungen. Hier brauchen wir gerade an Grundschulen klare Regelungen. Länder wie Schweden, Frankreich, Australien sind uns da voraus und machen damit gute Erfahrungen. Wir brauchen altersgerechte Leitplanken – das wünschen sich übrigens auch Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler in Gesprächen mit mir.
Für wen sollen diese „Schutzzonen“ gelten und in welchem Umfang?
Eine Möglichkeit wäre es, das Smartphone beim Betreten des Schulgeländes auszuschalten und erst beim Verlassen wieder einschalten zu dürfen. Das ist eine einfache, pragmatische Lösung und würde auch die Lehrkräfte entlasten. An weiterführenden Schulen kann man differenzieren, und in gymnasialen Oberstufe gibt es andere Spielräume für die Nutzung als an der Grundschule. Viele Jugendliche empfinden es tatsächlich als Entlastung, nicht immer erreichbar zu sein.

Smartphone-Nutzung an Schulen: „hat mit Medienkompetenz nichts zu tun“

Diese Generation wächst in einer digitalen Welt auf …
… aber der Besitz eines Smartphones hat mit Medienkompetenz nichts zu tun. Das muss den Kindern erst beigebracht werden. Deswegen stellt Hessen seit einigen Jahren den Umgang mit digitalen Geräten im neuen Unterrichtsfach „Digitale Welt“ in den Klassen 5 und 6 in den Mittelpunkt. Es ist etwas Anderes, wenn Geräte angeleitet von Lehrkräften im Unterricht ausgepackt werden. In der weiterführenden Schule gehören Medienbildung und der kluge Umgang mit digitalen Endgeräten und die Vorbereitung auf ein digitales Leben auch im Umgang mit KI dazu. Aber nicht die dauernde private Nutzung der Geräte. Im Übrigen schicken auch viele Chefs der großen Tech-Firmen ihre eigenen Kinder auf Schulen mit sehr restriktiver Mediennutzung, weil sie die Gefahren sehr genau kennen.
Kultusminister Schwarz möchte eingeschaltete Smartphones aus Grundschul-Klassenzimmern verbannen.
Welche Konsequenzen hätte ein Verstoß?
Wenn es Regeln gibt, muss auch der Verstoß geahndet werden. Dann kann beispielsweise das Smartphone eingezogen und den Kindern oder deren Erziehungsberechtigten erst am Ende des Schultages ausgehändigt werden. Regeln müssen eingehalten werden. Wenn die Regeln klar sind, gibt es weniger Druck auf die Lehrkräfte, und das empfinden die meisten durchaus als Entlastung.
Wann wollen Sie das umsetzen?
Im März beraten die Bildungsminister der Länder nach einer Expertenanhörung bei der nächsten Kultusministerkonferenz über eine bundesweite Regelung. Ich bin ein bekennender Bildungsföderalist, aber in diesem Thema wäre eine bundesweite Einigung sinnvoll, die dann in den einzelnen Ländern und Schulgesetzen konkretisiert werden kann. Für Hessen arbeiten wir bereits an einheitlichen Regelungen, die zum neuen Schuljahr in Kraft treten könnten.

Rubriklistenbild: © Montage: Hauke-Christian Dittrich/Arne Dedert/picture alliance/dpa/fn