Personalie zur Bundestagswahl
Geheimplan für Schattenkabinett: Söder will mit Landwirt-Funktionär die Freien Wähler ausstechen
- VonSascha Müllerschließen
Auf dem Weg zur Bundestagswahl 2025 braucht die CSU die Gunst der Landwirte. Eine Personalie soll für Markus Söder zur Symbolfigur werden.
München – Das Jahr 2024 begann mit den lauten Protesten deutscher Landwirte: „Die Ampel muss weg“ schallte durch die Straßen. Die Unzufriedenheit der Bauern ist sicherlich immer noch groß, schließlich laufen die Agrardiesel-Subventionen Ende 2025 aus. Das weiß auch der bayrische Ministerpräsident und CSU-Parteivorsitzende Markus Söder. Im Wahlkampf für die Bundestagswahl 2025 braucht er daher eine Strategie, die deutschen Landwirte für sich und seine Partei zu gewinnen. Diese Strategie trägt offenbar den Namen: Günther Felßner.
Felßner ist Söders Mann für den Posten des Bundeslandwirtschaftsministers in der kommenden Regierung und bekommt einen der ersten Listenplätze der CSU für die Bundestagswahl 2025. Schon früh hatte Söder deutlich gemacht, das Amt mit jemandem aus den eigenen Reihen besetzen zu wollen. Landesgruppenchef Alexander Dobrindt steht ebenfalls für ein Ministeramt bereit, welches das sein soll, ist noch nicht bekannt. Von 2013 bis 2017 war er Bundesverkehrsminister, verzichtete danach jedoch auf eine Rückkehr ins Bundeskabinett.
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Bundestagswahl 2025: CSU-Chef Markus Söder setzt auf „Praktiker“ und Landwirtschaftskompetenz
Felßner engagiert sich seit Jahren in der Kommunalpolitik und gehört mittlerweile zu Söders CSU-Vorstand. „Er ist ein Praktiker, er kommt von der Basis“, sagte Söder dem Bayrischen Rundfunk. Er sei bei seinen Auftritten bei den Bauernprotesten nicht nur das Gesicht der Landwirtschaft, sondern auch der „breiten Gesellschaft“ gewesen – auch Handwerker, Gastronomen und Spediteure hätten sich schließlich an den Demonstrationen beteiligt. Söder sieht die Personalie als „starkes Signal“, insbesondere für den Mittelstand und den gesamten ländlichen Raum, aber auch gegen „radikale Tendenzen“, sagte er dem BR.
Im November hatte die Personalie Felßner für Diskussionen gesorgt, da bezweifelt wurde, ob er ein Bundestagsmandat, ein Ministeramt und gleichzeitig zwei Spitzenpositionen in Bauernverbänden bekleiden darf. Felßner selbst sagte dem Bayrischen Rundfunk, er sehe „überhaupt keinen Interessenskonflikt“. Der BBV-Generalsekretär Carl von Butler kündigte jedoch gegenüber der Rundfunkanstalt an, Felßner werde bis zu einer Regierungsbildung auf „politische Positionierungen“ verzichten.
CSU braucht für die Bundestagswahl 2025 eine Stimme der Landwirte – CSU führt in Bayern-Umfrage
Im Gegensatz zu Alexander Dobrindt hatte der 58-jährige Günther Felßner noch kein politisches Mandat. Dafür ist er von Berufswegen fachkompetent: Selbst ist er nach eigenen Angaben Landwirt in einem Familienbetrieb im Nürnberger Land, seit 2022 Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) und seit 2023 Vize-Präsident des Deutschen Bauernverbandes. Die Auswahl sei ein „klares Signal für die arbeitende Mitte in unserem Land“, sagte CSU-Generalsekretär Martin Huber dem Spiegel.
Söder geht es jedoch nicht nur darum, das Amt des Landwirtschaftsministers mit einem CSU-Kollegen zu besetzen, es geht auch um den Kampf gegen die Freien Wähler. Diese haben mit Hubert Aiwanger eine politische Stimme der deutschen Bauern an ihrer Spitze. Der Parteichef und Vize-Ministerpräsident ist wie Felßner Agraringenieur und hat zudem Erfahrungen in der Ferkelzucht. Er kandidiert im niederbayrischen Wahlkreis Rottal-Inn. Im „Bayerntrend“ von Infratest dimap für den Bayerischen Rundfunk liegen die Freien Wähler allerdings ohnehin weit hinter der Partei von Markus Söder: Während die Christsozialen auf 45 Prozent kommen, liegen Aiwangers Freie Wähler bei nur vier Prozent.
Felßner und Aiwanger haben sich bereits bei den Bauernprotesten profiliert
Hubert Aiwanger ist seit Anfang des Jahres bekannt für seine zahlreichen Auftritte auf Demonstrationen, seien es Bauern-, oder Anti-Ampel-Demos, bei denen er volksnah in traditionell-bayrischer Kluft und Filzhut auftrat. Für ganze fünf Kundgebungen vor Bauern an nur einem Tag sagte er im Januar 2024 sogar einen Termin ab, bei dem er für den größten Windpark Bayerns werben sollte – was große Kritik nach sich zog.
Aber auch Felßner hatte einen besonders denkwürdigen Auftritt bei einer Bauern-Demo – jedoch nicht hinter dem Rednerpult, sondern höchstens einen Meter daneben. Während einer Rede des FDP-Parteivorsitzenden Christian Lindner auf der Bühne am Brandenburger Tor in Berlin im Februar 2024, verliert Felßner die Fassung. Er reagiert empört und lautstark auf die Worte Lindners, die FDP setze sich seit Jahrzehnten für den Mittelstand ein. Das Publikum stimmt in seine Tiraden mit ein. Ein Zeichen dafür, dass Felßner bereits zu diesem Zeitpunkt eine wichtige Stimme in Landwirtschaftskreisen gewesen sein muss – Markus Söder hat das offenbar frühzeitig erkannt und kann Felßner nun zur Symbolfigur machen. (smk)
Rubriklistenbild: © Karl-Josef Hildenbrand/dpa
