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„Nationale Notlage“ in der Migrationsfrage? Merz-Regierung dementiert brisanten Bericht

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News zur neuen Regierung im Ticker: Söder frohlockt über den Asylkurs. Die Regierung dementiert einen Bericht, wonach Merz für die Migrations-Pläne die „nationale Notlage“ ausruft.

Update, 19.44 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat dem neuen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) telefonisch zu seiner Wahl gratuliert. „Wir verlassen uns auf Deutschland, dass es weiterhin eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung der Ukraine spielt – sowohl beim Schutz unserer Menschen als auch beim Wiederaufbau nach dem Krieg“, schrieb Selenskyj auf der Plattform X mit Blick auf den Krieg gegen Russland.

Es gebe „großes Potenzial“ für eine deutsch-ukrainische Partnerschaft, daher sei die Arbeit an „vielen wichtigen Sachen“ vereinbart worden, betonte Selenskyj. Details nannte er nicht. Merz habe eine weitere Unterstützung der Ukraine zugesagt. „Das war wichtig zu hören, ich bin dafür dankbar.“

„Nationale Notlage“ in der Migrationsfrage? Merz-Regierung dementiert brisanten Bericht

Update, 17.59 Uhr: Jetzt äußert sich die neue Regierung: Gegenüber der Bild-Zeitung teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius mit, Friedrich Merz‘ Regierung rufe keine nationale Notlage aus.

Update, 17.43 Uhr: Laut Bericht des Stern dementieren Quellen aus Regierungskreisen die Ausrufung der nationalen Notlage. Das berichtet der Leiter des Hauptstadtbüros, Veit Medick, auf X. Auch aktiviere Friedrich Merz‘ Regierung nicht Artikel 72 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union. Der Bericht sei „nicht zutreffend“, zitiert Medick die Quelle.

Brisanter Bericht: Merz ruft für Migrations-Pläne „nationale Notlage“ aus

Update, 16.55 Uhr: Bundeskanzler Friedrich Merz ruft wohl für seine Migrations-Pläne die „nationale Notlage“ aus. Das berichtet der stellvertretende Chefredakteur der Welt, Robin Alexander, auf X. Merz‘ Regierung wolle Artikel 72 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union aktivieren. „Darüber werden zur Stunde die Botschafter der Nachbarstaaten im Innenministerium unterrichtet!“, schreibt Alexander.

Artikel 72 erlaubt Abweichungen vom Gemeinsamen europäischen Asylsystem. „Das bedeutet: Wesentlich mehr Grenzkontrollen und Zurückweisungen von Asylbewerbern an allen Grenzen.“ Auf einen Notstand hatte sich Merz schon einmal im Sommer berufen.

Die rechtliche Lage bei Zurückweisungen an der Grenze ist derzeit nicht eindeutig. Einige Experten lesen geltendes EU-Recht so, dass Zurückweisungen grundsätzlich nicht erlaubt sind. Dies hängt auch damit zusammen, dass Grenzkontrollen praktisch nicht exakt auf der Grenzlinie erfolgen, sondern oft etwas dahinter. Zudem ist eigentlich vorgesehen, dass zumindest ein kurzes Verfahren mit Befragung und erkennungsdienstlicher Behandlung durchgeführt werden muss, um festzustellen, welcher Mitgliedstaat für das Asylverfahren zuständig ist.

Allerdings eröffnet das EU-Recht unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit, von diesen Regeln abzuweichen. So erlaubt Artikel 72 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) Ausnahmen, wenn die öffentliche Ordnung oder nationale Sicherheit bedroht ist – eine sogenannte Notlagenklausel. Ob eine solche Notlage tatsächlich vorliegt und ob eine Berufung auf diese Klausel im konkreten Fall rechtmäßig wäre, ist allerdings offen. Die Entscheidung darüber läge letztlich beim Europäischen Gerichtshof (EuGH), der bisher sehr restriktiv mit solchen Ausnahmeregelungen umgeht.

Migrationspolitik der Merz-Regierung: Wadephul will Verschärfung nicht gegen Willen Polens

Update, 15.21 Uhr: Johann Wadephul, der neue Außenminister, betont nach Markus Söders ausgerufener „Asylwende“, dass Deutschland keine Verschärfung der Migrationspolitik gegen den Willen Polens umsetzen werde. Im Deutschlandfunk erklärte Wadephul: „Das werden wir natürlich miteinander besprechen“. Die Bundesregierung plane, „Schritt für Schritt“ vorzugehen. Dabei erfolgten die Änderungen „bewusst und auch bedacht“ sowie „immer in Abstimmung mit europäischen Freunden und Kollegen“.

Merz-Regierung: Mehr Grenzkontrollen in Bayern – Söder betont Asylwende

Update, 11.13 Uhr: CSU-Chef Markus Söder äußerte sich zu den neuen Grenzkontrollen in Bayern. In einer kurzen Videobotschaft auf der Social-Media-Plattform X verkündete er: „Seit gestern ist die Asylwende in Deutschland eingeleitet worden. Jetzt gilt wieder der alte Zustand wie vor 2015.“ Der bayerische Ministerpräsident betonte, dass das Recht nun wieder oberste Priorität habe. Er beendete seine Botschaft mit den Worten: „Wie versprochen, so gehalten.“

Deutschlands Nachbarland Österreich legte hingegen Wert auf die Einhaltung des EU-Rechts bei den Zurückweisungen an den deutschen Grenzen. Dennoch erklärte der konservative Innenminister Gerhard Karner (ÖVP): „Österreich begrüßt generell die Bestrebungen Deutschlands im Kampf gegen die Schleppermafia und illegale Migration.“

Update, 09.48 Uhr: Der frisch ernannte Bundeskanzler Friedrich Merz plant, an diesem Donnerstag ein Telefonat mit US-Präsident Donald Trump zu führen. Im ZDF äußerte Merz: „Wir kennen uns bisher persönlich nicht.“ Ein persönliches Treffen der beiden Politiker werde spätestens beim Nato-Gipfel Ende Juni in Den Haag stattfinden, „vielleicht auch früher“, so der CDU-Vorsitzende. Merz betonte: „Wir werden offen miteinander reden.“ Im Mittelpunkt des Gesprächs werden voraussichtlich der Ukraine-Konflikt und die Zollpolitik des US-Präsidenten stehen.

Historische Momente bei der Kanzlerwahl von Friedrich Merz

NRW-Ministerpräsident Hendrick Wüst herzte CDU-Parteichef Friedrich Merz
Vor dem ersten Wahlgang zur Kanzlerwahl im Bundestag war die Stimmung bei der Union noch bestens. NRW-Ministerpräsident Hendrick Wüst herzte CDU-Parteichef Friedrich Merz. Der wirkte entspannt und lächelte. Kurz darauf kippte die Stimmung. © RALF HIRSCHBERGER/AFP
Lars Klingbeil plauderte mit Friedrich Merz und Jens Spahn
Auch beim eigentlichen Koalitionspartner der CDU herrschte vor dem ersten Wahlgang der Kanzlerwahl im Bundestag noch eine gelöste Atmosphäre. SPD-Parteichef Lars Klingbeil plauderte mit Friedrich Merz und Jens Spahn. Klingbeil soll im schwarz-roten Kabinett unter Merz den Posten des Finanzministers übernehmen. Dafür muss der CDU-Chef aber erst einmal die Kanzlerwahl gewinnen. © TOBIAS SCHWARZ/AFP
Bundestag - Kanzlerwahl
Bei der Wahl des Bundeskanzlers waren auch Prominente anwesend. Auf der Besuchertribüne im Bundestag zu sehen waren unter anderem Altkanzlerin Angela Merkel (CDU), Astronaut Alexander Gerst (hinten) und DFB-Präsident Bernd Neuendorf (rechts). © Kay Nietfeld/dpa
Bundestag - Kanzlerwahl
Da schien die Welt noch in Ordnung: Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) gab im Bundestag bei der Kanzlerwahl seinen Stimmzettel ab.  © Michael Kappeler/dpa
Bundestag - Kanzlerwahl
Eine erste Krisenrunde? Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU, Mitte) sprach kurz vor Bekanntgabe des Ergebnisses der ersten Wahlgangs der Kanzlerwahl mit Angehörigen des Bundestagspräsidiums.  © Sebastian Gollnow/dpa
Bundestag - Kanzlerwahl
Dann war es so weit: Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) verkündete das Ergebnis des ersten Wahlgangs der Kanzlerwahl. Friedrich Merz erhielt in geheimer Abstimmung 310 von 621 abgegebenen Stimmen und damit sechs weniger als die nötige Mehrheit von 316. Die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD haben zusammen 328 Sitze im Parlament. © Sebastian Gollnow/dpa
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner
Sie hatte sich ihren ersten wichtigen Arbeitstag als Bundestagspräsidentin sicher anders vorgestellt: Julia Klöckner leitete die Sitzung, in der das Parlament den Bundeskanzler wählen sollte. So fiel der CDU-Politikerin auch die Aufgabe zu, die Niederlage ihres Parteichefs Friedrich Merz im ersten Wahlgang der Kanzlerwahl zu verkünden. © TOBIAS SCHWARZ/AFP
Bundestag - Kanzlerwahl
Die Union hatte auf ein anderes Ergebnis gehofft: Friedrich Merz (CDU) zwischen Alexander Dobrindt (CSU) und Jens Spahn (CDU).  © Michael Kappeler/dpa
Jens Spahn und Friedrich Merz
Nachdem Bundestagspräsidentin Julia Klöckner das Ergebnis des ersten Wahlgangs der Kanzlerwahl verkündet hatte, unterbrach sie die Sitzung. Im Plenarsaal des Reichstags wurde es kurz hektisch. Fraktionsvorsitzender Jens Spahn kam mit Friedrich Merz und weiteren CDU-Politikern zusammen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. © TOBIAS SCHWARZ/AFP
Bundestag - Kanzlerwahl
Danach war erst einmal Pause angesagt: „Sitzungsunterbrechung“ stand nach dem ersten Wahlgang auf einem Bildschirm im Plenarsaal im Bundestag. Die Kanzlerwahl war zunächst vertagt. © Kay Nietfeld/dpa
Bundestag - Kanzlerwahl
Im ersten Wahlgang brachten CDU, CSU und SPD die Kanzlermehrheit nicht zustande. Es galt, Fragen zu klären. Der designierte Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD, Mitte) suchte dabei auch das Unions-Fraktionsbüro auf. © Michael Kappeler/dpa
Klingbeil dabei sicher auch mit Friedrich Merz
Gesprochen hat Klingbeil dabei sicher auch mit Friedrich Merz (CDU). In der Union wurde vermutet, dass die fehlenden Stimmen aus der SPD gekommen seien. Doch aus Klingbeils Umfeld hieß es, es gebe keine Hinweise auf Abweichler in den eigenen Reihen. Darauf deute auch das Mitgliedervotum von 85 Prozent für den Koalitionsvertrag hin. „Auf uns ist Verlass.“ © Michael Kappeler/dpa
Friedrich Merz im Gespräch mit Omid Nouripour
Kurz nach seiner Niederlage im ersten Wahlgang der Kanzlerwahl befindet sich Friedrich Merz im Gespräch mit Omid Nouripour. Der ehemalige Vorsitzende der Grünen ist ebenfalls Abgeordneter des Bundestags. © RALF HIRSCHBERGER/AFP
Schloss Bellevue
Eigentlich sollte Friedrich Merz nach der Kanzlerwahl und als frisch gewählter Regierungschef ins Schloss Bellevue fahren, um sich dort von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vereidigen zu lassen. Doch die geplante Zeremonie musste nach der überraschenden Pleite von Merz im ersten Wahlgang der Kanzlerwahl zunächst verschoben werden.  © JOHN MACDOUGALL/AFP
Charlotte Merz, die Ehefrau von CDU-Chef Friedrich Merz
Charlotte Merz, die Ehefrau von CDU-Chef Friedrich Merz, verfolgte die Niederlage ihres Mannes im ersten Wahlgang der Kanzlerwahl auf der Besuchertribüne des Bundestags. Beistand erhielt sie dort von den gemeinsamen Töchtern Carola Cluesener (2.v.l.) und Constanze Merz (l.). Die Stimmung der Frauen aus der Familie Merz dürfte nach Bekanntgabe des Ergebnisses nicht die Beste gewesen sein. © RALF HIRSCHBERGER/AFP
Angela Merkel zu Gast im Bundestag
Das Amt, das Friedrich Merz anstrebt, hatte Angela Merkel ganze 16 Jahre inne. Als Bundeskanzlerin führte die damalige CDU-Chefin in dieser Zeit gleich mehrere Koalitionen. Einen ersten Wahlgang verlor sie bei der Kanzlerwahl genausowenig wie ihre Vorgänger. Das ist in der Geschichte der Bundesrepublik bislang nur Friedrich Merz gelungen. © Imago
AfD Parteichefin Alice Weidel
Selbstredend versuchte die AfD, das Ergebnis des ersten Wahlgangs der Kanzlerwahl medial für sich auszuschlachten. „Herr Merz sollte direkt abtreten und es sollte der Weg geöffnet werden für Neuwahlen in unserem Land“, forderte Parteichefin Alice Weidel. Diese Forderung kommt nicht überraschend. Die AfD, die vor kurzem vom Verfassungsschutz in ihrer Gesamtheit als rechtsextremistisch eingestuft wurde, liegt in vielen aktuellen Umfragen gleichauf mit der CDU. © Christian Thiel/imago
AfD-Chefin Alice Weidel nach dem ersten Wahlgang der Kanzlerwahl mit Alexander Gauland
Noch im Plenarsaal beriet sich AfD-Chefin Alice Weidel nach dem ersten Wahlgang der Kanzlerwahl mit Alexander Gauland. Der ehemalige Vorsitzende der Rechtspopulisten ist der älteste Abgeordnete des Bundestags. Doch auch für ihn ist die Situation, dass ein Kanzlerkandidat wie Friedrich Merz seine Wahl im Bundestag verliert, neu. © IMAGO/Frederic Kern
Thorsten Frei soll im Kabinett von Friedrich Merz den wichtigen Job des Kanzerlamtsministers übernehmen
Thorsten Frei soll im Kabinett von Friedrich Merz den wichtigen Job des Kanzerlamtsministers übernehmen. Das Ergebnis des ersten Wahlgangs bei der Kanzlerwahl ließ auch den 51 Jahre alten CDU-Politiker, der als enger Vertrauter von Merz gilt, zunächst ratlos zurück. © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
der Co-Vorsitzende der Linken, Jan van Aken
Beim historischen Debakel von Friedrich Merz war auch der Co-Vorsitzende der Linken, Jan van Aken, anwesend. Das Ergebnis des ersten Wahlgangs der Kanzlerwahl sei aber nicht nur ein Niederlage für Friedrich Merz, sondern auch für seinen designierten Vizekanzler, SPD-Chef Lars Klingbeil. Er wisse nicht, wie es nach dieser „Klatsche für Merz und Klingbeil“ nun weitergehen würde. „Vielleicht war es nur ein Schuss vor den Bug“, mutmaßte Van Aken im Gespräch mit dem ZDF. Es sei aber auch denkbar, dass Merz sogar die eigene Partei nicht hinter sich habe bringen können. © IMAGO/Emmanuele Contini
Frankfurter Börse
Die politische Unsicherheit durch das Scheitern von Friedrich Merz (CDU) im ersten Wahlgang zum Bundeskanzler machte sich auch an der Börse bemerkbar. Der Deutsche Aktienindex (Dax) sackte nach der Bekanntgabe des Ergebnisses zunächst spürbar ab. Gegen 11.30 Uhr notierte der Index bei rund 22.900 Punkten und somit rund 300 Punkte niedriger als anderthalb Stunden zuvor.  © Arne Dedert/dpa
Kanzlerwahl - Pressestatement CSU
Nach dem Scheitern von CDU-Chef Friedrich Merz im ersten Durchgang der Kanzlerwahl warnte der CSU-Vorsitzende Markus Söder in einem Statement in München vor unkalkulierbaren Folgen für Deutschland und die Demokratie. Die Gefahr eines Scheiterns der neuen Regierung könne „ein Vorbote von Weimar sein, denn die Folgen sind unabsehbar“, erklärte Söder. © Sven Hoppe/dpa
Bundestag - Kanzlerwahl
Die Grünen wollen Merz mit ihren Stimmen nicht zur Kanzlerschaft verhelfen. „Wir sagen ganz klar: Bündnis 90/Die Grünen werden Friedrich Merz nicht wählen“, sagte Fraktionschefin Britta Haßelmann (rechts) nach einer längeren Sitzung ihrer Fraktion im Bundestag. Co-Fraktionschefin Katharina Dröge (links) verwies darauf, dass Bundestagspräsidentin Julia Klöckner nun „Herrin des Verfahrens“ sei und einen Vorschlag unterbreiten müsse, „wie schnell es möglich ist, in einen zweiten Wahlgang einzusteigen“. © Sebastian Gollnow/dpa
Olaf Scholz bezeichnete das Ergebnis des ersten Wahlgangs der Kanzlerwahl als „absurd“
523354871.jpg © Kay Nietfeld/dpa
Bundestag - Kanzlerwahl
Trotz seiner überraschenden Pleite im ersten Wahlgang zeigte sich Merz danach entschlossen, erneut anzutreten. Dafür soll er große Rückendeckung seiner Fraktion bekommen haben.  © Michael Kappeler/dpa
Bundestag - Kanzlerwahl
Noch am 6. Mai hat der Bundestag mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit einen zweiten Wahlgang für die Wahl des Bundeskanzlers am Nachmittag angesetzt. Die Fraktionen von Union, SPD, Grünen und Linken hatten dies nach dem gescheiterten ersten Wahlgang gemeinsam beantragt. Nach einer kurzen Debatte machten sich die Abgeordneten auf den Weg, um ihre Stimme abgeben zu können. © Sebastian Gollnow/dpa
Kanzlerwahl
Im zweiten Anlauf wurde Merz dann doch im Bundestag zum zehnten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Er erhielt in geheimer Abstimmung 325 Ja-Stimmen und damit neun mehr als die nötige Mehrheit von 316. Die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD haben zusammen 328 Sitze im Parlament. Merz nahm die Wahl an. „Ich bedanke mich für das Vertrauen, und ich nehme die Wahl an“, sagte er auf eine entsprechende Frage von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. © Tobias Schwarrz/AFP
Kanzlerwahl
Erster Gratulant nach der Wahl war der bisherige Bundeskanzler Olaf Scholz. Jetzt steht dem Regierungswechsel ein halbes Jahr nach dem Bruch der Ampel-Koalition nichts mehr im Wege. Merz muss aber im Schloss Bellevue von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier noch die Ernennungsurkunde erhalten und ist erst dann auch rechtlich gesehen Bundeskanzler.  © Ralf Hirschberger/AFP

In einem Interview mit Welt TV erklärte Merz zudem: „Ich will versuchen, ihm zu erklären, dass wir gerne den Handel erleichtern würden und nicht weiter erschweren.“ Der neue Bundeskanzler hob zudem hervor: „Die Erfahrung, die wir in Europa gemacht haben, mit offenen Grenzen, mit freiem Handel, ist, dass dies am Ende allen nutzt. Die Beziehungen zwischen Wirtschaftsnationen sind kein Nullsummenspiel, sondern wenn die Bedingungen gut sind, können alle davon profitieren.“

Markus Söder ruft die deutsche „Asylwende“ aus. Der bayerische Ministerpräsident beim Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee.

Gedenktag zum Ende des Zweiten Weltkriegs und Trump-Telefonat: Die Termine für Merz am dritten Tag

Update, 08.29 Uhr: An Tag drei im Amt wird der neue Bundeskanzler Friedrich Merz am heutigen Gedenktag zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs an den Veranstaltungen teilnehmen. Der Tag beginnt um 10.00 Uhr mit einem Ökumenischen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, an dem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilnimmt. Im Anschluss daran erfolgt die Kranzniederlegung. Um 12.30 Uhr findet eine Gedenkstunde des Bundestags statt, bei der Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) und Steinmeier Reden halten werden.

Friedrich Merz in Polen bei Donald Tusk: Weltkriegs-Reparationen rechtlich abgeschlossen

Update, 07.50 Uhr: Bei einem Besuch in Warschau äußerte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), dass die Bundesregierung die Frage der Weltkriegs-Reparationen als rechtlich abgeschlossen betrachte. Dies schließe jedoch nicht aus, dass man mit der polnischen Regierung über gemeinsame Projekte und Ideen zur Wiedergutmachung sprechen könne, erklärte er nach Gesprächen mit dem polnischen Premierminister Donald Tusk.

Das seit 2023 regierende Mitte-Links-Bündnis in Polen warte auf ein Signal aus Berlin, nachdem die frühere PiS-Regierung von 2015 bis 2023 mit Reparationsforderungen das bilaterale Verhältnis belastet hatte. Merz setzte sich für die rasche Errichtung eines Gedenkorts in Deutschland ein, der an die polnischen Opfer der NS-Besatzung erinnern soll. Der Bundestag hatte diesen Gedenkort bereits im Jahr 2020 beschlossen. Eine von Olaf Scholz im Jahr 2024 angekündigte Unterstützung für Überlebende der Besatzung stehe jedoch noch aus.

Merz verteidigt seine Grenzpolitik – und spricht sich für offenen Handel mit den USA aus

Update, 22.01 Uhr: Bundeskanzler Friedrich Merz hat den verschärften migrationspolitischen Kurs Deutschlands mit mehr Zurückweisungen an den Grenzen verteidigt. Die Kontrollen an den Binnengrenzen könnten nur ein Übergang sein, sagte Merz dem Sender Welt TV: „Aber sie sind halt notwendig, solange wir eine so hohe irreguläre Migration in der Europäischen Union haben.“

Mit Blick auf das am Donnerstag geplante Telefonat mit Donald Trump sagte Merz, er wolle versuchen, mit Blick auf dessen Zollpolitik zu erklären, „dass wir gerne den Handel erleichtern würden und nicht weiter erschweren“. Es sei gemeinsame Überzeugung in Europa, dass Zölle allen Beteiligten schadeten und niemandem ernsthaft nutzten. „Die Beziehungen zwischen Wirtschaftsnationen sind kein Nullsummenspiel, sondern wenn die Bedingungen gut sind, können alle davon profitieren. Und das werde ich versuchen, ihm zu erläutern“, sagte Merz.

Update, 20.07 Uhr: Polens Regierungschef Donald Tusk hat die geplante Migrationspolitik der neuen Bundesregierung scharf kritisiert. „Deutschland wird in sein Gebiet lassen, wen es will. Polen wird nur in sein Gebiet lassen, wen es akzeptiert“, sagte Tusk in Warschau beim Antrittsbesuch von Bundeskanzler Friedrich Merz. Es solle weder der Eindruck entstehen noch die Fakten geschaffen werden, dass irgendwer einschließlich Deutschlands bestimmte Gruppen von Migranten nach Polen schicke.

Tusk spielt damit auf das in Eisenhüttenstadt nahe der Grenze zu Polen errichtete „Dublin-Zentrum“ an, das für eine schnellere Rückführung von Asylsuchenden in andere EU-Staaten sorgen soll. Dort sollen Überstellungen von Migranten vor allem nach Polen organisiert werden. Polens Regierungschef äußerte sich auch ablehnend über Merz‘ Vorhaben, Grenzkontrollen zu verschärfen. „Wenn jemand eine Kontrolle an der polnischen Grenze einführt, wird Polen auch eine solche Kontrolle einführen. Und das macht auf lange Sicht einfach keinen Sinn.“

Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz bei seinem Staatsbesuch in Warschau mit dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk.

Tusk verwies darauf, dass sein Land mit der Bewachung der EU-Außengrenze eine schwere Last trage. Merz sagte Polen Unterstützung beim Schutz der EU-Außengrenze zu. „Wir empfinden es als eine Verpflichtung, diese europäischen Außengrenzen auch mit deutscher Unterstützung und Hilfe besser zu schützen als uns das in der Vergangenheit gelungen ist“, sagte der CDU-Politiker in Warschau. Er gehe davon aus, dass man in dieser Frage zu „guten Lösungen“ kommen werde.

Schwarz-rote Regierung unter Merz: Dobrindt verkündet verschärfte Grenzkontrollen an

Update, 18.50 Uhr: Unter Friedrich Merz gerät das Thema Grenzkontrollen weiter in den Fokus. Eben jene verkündete der neue Bundesinnenminister Alexander Dobrindt auf einer Pressekonferenz am Mittwochabend. Die Zahl der Zurückweisungen solle „nach und nach steigen“, sagte der CSU-Politiker. „Schritt für Schritt“ solle auch die Polizeipräsenz an den Grenzen erhöht werden. Er werde noch am Mittwoch einen Erlass des damaligen Innenministers Thomas de Maizière (CDU) aus dem September 2015 zurücknehmen, wonach Asylsuchende an den Grenzen nicht zurückgewiesen werden.

Nach Merz-Vereidigung: Strack-Zimmermann erinnert an Taurus-Debatte

Update, 18.01 Uhr: Marie-Agnes Strack-Zimmermann nutzt Friedrich Merz‘ Besuche in Frankreich und Polen, um für Taurus-Lieferungen an die Ukraine zu werben. „Es wäre ja seltsam, wenn man es immer wieder fordert und dann nicht macht“, so die FDP-Politikerin. Sie gehe davon aus, „dass er das auch mit Macron und dem polnischen Präsidenten bespricht“. Er habe als Oppositionsführer wiederholt die Taurus-Lieferung gefordert und sie im Plenum des Deutschen Bundestags zur Abstimmung gebracht, so Strack-Zimmermann. Die Taurus-Marschflugkörper könnten helfen, die Angriffe der russischen Luftwaffe zu minimieren und diese auf Abstand zu halten. „Dafür ist der Taurus da“, so die EU-Politikerin und Verteidigungsexpertin bei phoenix.

Update, 16.58 Uhr: US-Vizepräsident JD Vance überbrachte dem frisch ernannten Bundeskanzler Friedrich Merz Glückwünsche von US-Präsident Donald Trump. Während einer Veranstaltung der Münchner Sicherheitskonferenz in Washington erklärte Vance: „Ich möchte natürlich im Namen des Präsidenten unsere Glückwünsche an Kanzler Merz aussprechen.“ In naher Zukunft plant die US-Regierung, ein Gespräch mit dem neuen Kanzler zu führen. „Wir freuen uns darauf“, hob Vance hervor.

Update, 15.38 Uhr: CSU-Chef Markus Söder sieht trotz der kurzen Kooperation von Union und Linkspartei bei der Kanzlerwahl im Bundestag keine Grundlage für eine Zusammenarbeit. Auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee betonte der bayerische Ministerpräsident, dass sich „gar nichts“ Neues anbahne. Am Dienstag sei es lediglich um eine Geschäftsordnungsfrage gegangen. „Das hat nichts mit der Zusammenarbeit zu tun. Ich halte es für völlig überhöht.“

Ohne die Unterstützung der Linksfraktion im Bundestag hätte es am Dienstag keinen zweiten Wahlgang bei der Bundeskanzlerwahl gegeben. Ein Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU schließt jedoch eine Kooperation mit der Linken grundsätzlich aus. Aus der Perspektive des bayerischen Ministerpräsidenten sei die Diskussion „völliger Quatsch“.

Merz bei Macron in Paris: Gespräche über atomare Abschreckung und „3 plus 3“-Format

Update, 14.52 Uhr: Bundeskanzler Friedrich Merz plant, rasch Gespräche mit Frankreich und Großbritannien über die zukünftige atomare Abschreckung in Europa zu führen. Bei seinem Antrittsbesuch beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron betonte der CDU-Politiker: „Ich sehe die grundsätzliche Notwendigkeit, dass wir mit Frankreich und auch mit Großbritannien über die Frage diskutieren, wie wir eine solche Antwort der Abschreckung auch in Zukunft gemeinsam geben können“. Diese Gespräche sollen ausdrücklich den atomaren Schutzschild der USA ergänzen.

Merz kündigte an, dass in den kommenden Wochen und Monaten „3 plus 3“-Gespräche stattfinden werden. Diese Treffen der Regierungschefs sowie der Außen- und Verteidigungsminister sollen verteidigungs- und sicherheitspolitische Themen mit Frankreich behandeln. Dabei handelt es sich zunächst um eine Diskussion. Ein Ersatz für den von den USA gewährleisteten Schutz sei „kein Substitut“ vorgesehen.

Bundeskanzler Friedrich Merz und der französische Präsident Emmanuel Macron.

Update, 13.10 Uhr: Einen Tag nach seiner Wahl zum Bundeskanzler ist Friedrich Merz (CDU) zu seiner ersten Auslandsreise im Amt in Frankreich eingetroffen. Der französische Staatschef Emmanuel Macron empfing Merz am Mittwochmittag im Hof des Elysée-Palastes in Paris mit einem langen Händedruck und herzlichem Schulterklopfen.

Auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Macron sagte der Bundeskanzler, er wolle in den kommenden Jahren einen Beitrag zu einer engeren deutsch-französischen Beziehung leisten. Es sei ihm eine „Ehre und Verpflichtung“ in Paris zu sein. Deutschland und Frankreich müssten noch enger zusammenstehen, um Krisen in Europa bewältigen zu können. Man müsse aber auch „Kompromisse finden“, so Merz. Er werde gemeinsam mit Macron der Zusammenarbeit einen „neuen Schwung“ verleihen und auf allen Ebenen vertiefen. Das gelte besonders für die europäische Sicherheit und Verteidigung, auch innerhalb der Nato.

Update, 11.52 Uhr: Bundeskanzler Friedrich Merz und Außenminister Johann Wadephul planen, bei ihrer ersten Reise nach Paris die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich zu intensivieren. Wadephul erklärte in Berlin vor dem Abflug mit Merz nach Frankreich und Polen: „Das ganz große Ziel ist natürlich, dass wir jetzt wirklich die deutsch-französische Achse wieder zum Laufen bekommen“.

In Paris wird Merz ein Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron wahrnehmen, während Wadephul Gespräche mit seinem Amtskollegen Jean-Noël Barrot führen wird. Ziel sei es, „dass wir wieder auch Tempo machen können in Europa, dass wir Ideengeber werden“. Mit Blick auf den bevorstehenden Besuch in Warschau hob Wadephul die Wichtigkeit der vollständigen Einbindung Polens in die Konsultationen hervor, insbesondere im Rahmen des „Weimarer Dreiecks“ zusammen mit Frankreich.

Streit in der neuen Merz-Koalition über die Migrationspolitik?

Update, 10.55 Uhr: Ein Konflikt könnte sich bereits am ersten Tag der neuen Koalition aus Union und SPD abzeichnen. Kanzleramtsminister Thorsten Frei erklärte in der ntv/RTL-Sendung „Frühstart“, dass Zurückweisungen von Personen an der deutschen Grenze geplant seien, die Asyl beantragen möchten. Der neue Innenminister der CSU, Alexander Dobrindt, werde die Kontrollen an den Grenzen verstärken, fügte Frei hinzu.

Im Gegensatz dazu betonte SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese bei ntv, dass Asylanträge gemäß Grundgesetz weiterhin geprüft werden müssten. Er erinnerte daran: „Das ist auch im Koalitionsvertrag tatsächlich so besprochen worden.“

Linken-Vorsitzende fordert Union und SPD auf, stärker in politische Entscheidungen einbezogen zu werden

Update 7. Mai, 09.22 Uhr: Die Vorsitzende der Linken, Ines Schwerdtner, hat die Union dazu aufgefordert, ihre Partei stärker in politische Entscheidungen einzubeziehen. Zuvor hatte Bundeskanzler Friedrich Merz die Unterstützung der Linke-Fraktion im Bundestag benötigt, um den zweiten Wahlgang der Kanzlerwahl zu ermöglichen.

„Ich erwarte von der Union, dass sie sich nicht nur meldet, wenn die Hütte brennt, sondern auch bei anderen politischen Entscheidungen, wenn eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig ist“, äußerte Schwerdtner gegenüber den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Sie betonte zudem: „Demokratische Parteien sollten in der Lage sein, miteinander zu sprechen.“

Rubriklistenbild: © Kay Nietfeld/dpa