Iran weist Verstrickung zurück

Krieg in Israel: Hamas-Angriff vom Iran koordiniert? Rolle Teherans bleibt umstritten

  • Christian Stör
    VonChristian Stör
    schließen

Wie konnte die Hamas ihren Angriff in Israel ausführen? Viele Fachleute sehen die Handschrift Teherans. Doch Beweise für eine Beteiligung Irans gibt es nicht.

Gaza/Teheran - Welche Rolle hat der Iran beim Terrorangriff der Hamas gespielt, mit dem der aktuelle Krieg in Israel begonnen hat? Diese Frage beschäftigt die Geheimdienste weltweit seit dem 7. Oktober. Tausende von Raketen feuerte die Miliz an jenem Tag aus dem Gazastreifen auf israelische Ortschaften ab, zudem drangen zahlreiche bewaffnete Terroristen über Land, See und Luft auf israelischen Staatsgebiet nach Israel vor, obwohl die Sperranlage als besonders streng gesichert gilt. Es scheint fast selbstverständlich, dass jemand der Hamas geholfen haben muss. An erster Stelle wird hier immer der Iran als Übeltäter vermutet.

Abgeordnete skandieren während einer Sitzung des Parlaments im Iran die Parolen „Nieder mit Israel“ und „Nieder mit den USA“.

Krieg in Israel: War der Iran in die Hamas-Aktion involviert?

Allerdings liegen dafür noch immer keine Beweise vor. Die Angaben der US-Regierung sind bisher jedenfalls eindeutig. „Weder wir noch die Israelis haben bislang irgendwelche eindeutigen Beweise oder Geheimdienstinformationen, die belegen, dass der Iran direkt an diesen Anschlägen beteiligt war“, sagte John Kirby dem Sender CNN. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats vermutete lediglich, dass der Iran bei den Angriffen vermutlich „ein gewisses Maß an Mitschuld“ trage, weil er die Terrororganisation seit Jahren etwa mit Ausrüstung, Ausbildung und Geld unterstütze.

Ohne iranische Unterstützung über die letzten Jahre wäre die Hamas zu diesen präzedenzlosen Angriffen auf israelisches Territorium nicht fähig gewesen.

Kanzler Olaf Scholz

So ähnlich hat sich nun auch Bundeskanzler Olaf Scholz geäußert. „Wir haben bisher zwar keine handfesten Belege dafür, dass Iran diesen feigen Angriff der Hamas konkret und operativ unterstützt hat“, sagte Scholz am Donnerstag im Bundestag. „Aber uns allen ist klar: Ohne iranische Unterstützung über die letzten Jahre wäre die Hamas zu diesen präzedenzlosen Angriffen auf israelisches Territorium nicht fähig gewesen.“ Sicher ist, dass der Iran die Hamas finanziell und militärisch unterstützt. Eine Beteiligung an dem Großangriff der Hamas streitet die Regierung in Teheran aber vehement ab.

Iran half laut Medienbericht bei Vorbereitung des Hamas-Angriffs

Dagegen ist der Hamas-Angriff laut einem Bericht der Washington Post seit mindestens einem Jahr und mit Unterstützung des Irans vorbereitet worden. Die Planungen hätten mindestens schon Mitte 2022 begonnen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Erkenntnisse von Geheimdienst-Analysten aus dem Westen und dem Nahen Osten. Iranische Verbündete hätten militärisches Training, logistische Hilfe und Dutzende Millionen Dollar für Waffen bereitgestellt.

Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert

Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Am 7. Oktober 2023 feuern militante Palästinenser aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel ab. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas, die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, hatte den Beginn einer „Militäroperation“ gegen Israel verkündet. © Hatem Moussa/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen ist Rauch aus einem Wohnhaus zu sehen.  © Ilia Yefimovich/ dpa
Israelischer Soldat mit Hund im Israel Krieg
Ein israelischer Soldat geht mit seinem Hund zwischen Autos in Deckung.  © Ohad Zwigenberg/ dpa
Israelische Polizisten evakuieren Frau und Kind im Israel Krieg
Israelische Polizisten evakuieren eine Frau und ein Kind von einem Ort, der von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen wurde. © Tsafrir Abayov/ dpa
Militante Palästinenser fahren im Israel Krieg mit einem Pickup, auf dem womöglich eine entführte deutsch-israelische Frau zu sehen ist.
Militante Palästinenser fahren mit einem Pickup, auf dem möglicherweise eine deutsch-israelische Frau zu sehen ist, in den Gazastreifen zurück. Die islamistische Hamas hatte mitgeteilt, ihre Mitglieder hätten einige Israelis in den Gazastreifen entführt. © Ali Mahmud/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Angehörige der Feuerwehr versuchen, nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen das Feuer auf Autos zu löschen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Menschen suchen in Trümmern nach Überlebenden nach massive Raketenangriffen aus Gazastreifen auf Israel.
Menschen suchen zwischen den Trümmern eines bei einem israelischen Luftangriff zerstörten Hauses nach Überlebenden.  © Omar Ashtawy/ dpa
Verlassene Stätte des Festivals Supernova nach dem Angriff der Hamas
Bei dem Rave-Musikfestivals Supernova im israelischen Kibbuz Re’im sterben rund 270 Besucher:innen. So sieht die verlassene Stätte nach dem Angriff aus.  © JACK GUEZ / AFP
Feiernde Palästinenser nach Angriff der Hamas auf Israel
Palästinenserinnen und Palästinenser feiern in Nablus nach der großen Militäroperation, die die Al-Qassam-Brigaden, der militärische Flügel der Hamas, gegen Israel gestartet haben.  © Ayman Nobani/ dpa
Hamas-Großangriff auf Israel - Gaza-Stadt
Das israelische Militär entgegnete mit dem Beschuss von Zielen der Hamas im Gazastreifen. Nach einem Angriff steigen bei einem Hochhaus in Gaza Rauch und Flammen auf. © Bashar Taleb/ dpa
Mann weint in Gaza bei Israel Krieg
Ein Mann umarmt einen Familienangehörigen im palästinensischen Gebiet und weint.  © Saher Alghorra/ dpa
Israelischer Soldat im Israel Krieg steht neben Frau
Am 8. Oktober beziehen israelische Soldaten Stellung in der Nähe einer Polizeistation, die am Tag zuvor von Hamas-Kämpfern überrannt wurde. Israelische Einsatzkräfte haben dort nach einem Medienbericht bei Gefechten in der an den Gazastreifen grenzenden Stadt Sderot mehrere mutmaßliche Hamas-Angehörige getötet. © Ilan Assayag/ dpa
Nach Hamas Großangriff - Sa'ad
Israelische Streitkräfte patrouillieren in Gebieten entlang der Grenze zwischen Israel und Gaza, während die Kämpfe zwischen israelischen Truppen und islamistischen Hamas-Kämpfern weitergehen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Palästinensisches Kind in einer Schule, die im Israel Krieg als Schutz dient
Ein palästinensisches Kind steht auf dem Balkon einer Schule, die von den Vereinten Nationen betrieben wird und während des Konfliktes als Schutzort dient.  © Mohammed Talatene/ dpa

Aber auch hier wurde ein Aspekt klar betont: Die USA und Israel hätten bisher keine eindeutigen Beweise dafür, dass der Iran den Angriff autorisiert oder direkt koordiniert habe. Allerdings deute vieles auf iranische Unterstützung hin. „Wenn man Menschen im Umgang mit Waffen trainiert, erwartet man, dass sie diese irgendwann auch einsetzen“, sagte ein westlicher Geheimdienstler der Zeitung. Ohne beträchtliche Hilfe von außen wäre ein solcher Angriff äußerst schwierig gewesen, sagten andere Fachleute.

Hamas äußert sich unterschiedlich zur Beteiligung des Irans am Hamas-Angriff auf Israel

Von der Hamas selbst kommen unterschiedliche Aussagen. So sagte der Hamas-Vertreter Ali Baraka in einem am Sonntag vom russischen Staatssender RT veröffentlichten Interview, dass die Hamas den Angriff zwei Jahre lang geplant habe und niemanden vorab über die „Stunde Null“ informiert habe. Die Details des Angriffs seien eine halbe Stunde nach Beginn der Operation bekannt gegeben worden.

Anderseits erklärte Hamas-Sprecher Ghasi Hamad dem Sender BBC, dass die Gruppe direkte Unterstützung für den Angriff vom Iran erhalten habe. Der Iran habe sich verpflichtet, „den palästinensischen Kämpfern bis zur Befreiung Palästinas und Jerusalems beizustehen“. 

Nun gab ein weiterer hochrangiger Hamas-Vertreter laut dem US-Nachrichtenmagazin Newsweek bekannt, dass sich die Hamas vor, während und nach dem Angriff auf Israel aktiv mit dem Iran, der Hisbollah-Miliz im Libanon und anderen Fraktionen einer sogenannten „Achse des Widerstands“ abgestimmt habe. Diese Koordination habe „viele Dimensionen – politische, militärische und andere“, so Ahmed Abdulhadi. Er betonte allerdings, dass einzig die Hamas den Angriff geplant habe. (cs)

Rubriklistenbild: © Icana News Agency/Imago

Mehr zum Thema