Ticker zum militärischen Geschehen

„Uneingeschränkter Krieg“: Experte befürchtet „schwieriges“ Gefecht bei neuer Mobilisierung in Russland

  • Markus Hofstetter
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Nach den schweren russischen Drohnenangriffen in der Neujahrsnacht wurde im Süden der Ukraine am Sonntagabend ein erneuter Luftalarm ausgelöst. Der News-Ticker.

Update vom 2. Januar, 15.30 Uhr: Zahlen zu getöteten russischen Soldaten im Krieg in der Ukraine nennt der Machtapparat in Moskau kaum. Doch unter dem Druck eines besonders großen Falls und kremlnahen Berichten im Donbass, räumt das Verteidigungsministerium nun hohe Verluste ein. Alle Infos im aktuellen News-Ticker.

Update vom 2. Januar, 9.40 Uhr: Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist auch in der Nacht zum Montag nach Angaben der Militärverwaltung von der russischen Armee aus der Luft angegriffen worden. „Luftangriff auf Kiew ... für die Hauptstadt gilt Luftalarm“, teilte die Militärverwaltung kurz nach 1 Uhr Ortszeit (0 Uhr MEZ) im Onlinedienst Telegram mit. Der Leiter der Militärverwaltung, Serhij Popko, rief die Bewohner der Stadt auf, „in Schutzräumen zu bleiben“.

Die Warnung der Behörden wurde etwa drei Stunden später wieder aufgehoben. Sie teilten mit, es seien „20 Luftziele abgeschossen“ worden. Im nordöstlichen Stadtbezirk Desniansky seien „Teile von Balkonen und eines Hochhauses beschädigt“ worden, teilte Popko mit. Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko hatte zuvor von einer Explosion im nordöstlichen Stadtbezirk Desniansky berichtet. Ihm zufolge wurde ein 19-Jähriger mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht.

Der Leiter der Militärverwaltung für die Region Kiew, Oleskij Kuleba, erklärte, Russland habe „mehrere Wellen“ von Angriffen mit Drohnen iranischer Bauart gestartet. „Sie zielen auf Einrichtungen der kritischen Infrastruktur“, sagte Kuleba. Die russische Armee hatte in der Neujahrsnacht und im Laufe des Sonntag dutzende Ziele in der Ukraine aus der Luft angegriffen.

Update vom 2. Januar, 6.50 Uhr: Dem ukrainischen Militärexperten Oleg Zhdanov zufolge bereitet Kreml-Chef Wladimir Putin sein Land auf einen „uneingeschränkten Krieg“ vor. Dafür werde es im Januar eine erneute Mobilmachung geben, sagte Zhdanov laut der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian. „Aber ich denke, dafür werden sie erst die Grenzen schließen“, so der Experte. Bei der Teil-Mobilmachung im September waren tausende Russen etwa nach Kasachstan geflohen. Zhdanov warnte, dass es „schwieriger“ sein werde, die mit neuem Personal aufgestockte russische Armee zu besiegen.

Der Militärexperte machte außerdem darauf aufmerksam, dass Putin die russische Bevölkerung mit Propaganda vollpumpe. „Angeblich kämpfen sie gegen die Nato, obwohl es in der Ukraine keinen einzigen Nato-Soldaten gibt“, betonte er und ergänzte: „Angeblich kämpfen sie für die Souveränität und Unabhängigkeit Russlands. Zeigt mir einen, der auch nur einen Zentimeter Territorium von Russland eingenommen hat. Im Gegenteil, Russland nimmt selber Territorium weg.“

Ukraime-Krieg: Russland greift das Nachbarland erneut mit iranischen Drohnen an

Update vom 1. Januar, 21.12 Uhr: Das russische Militär hat am Sonntagabend neue Angriffe mit sogenannten Kamikaze-Drohnen gegen Ziele in der Ukraine gestartet. Bei Mykolajiw in der südlichen Ukraine seien zwei Gruppen Schahed-Drohnen aus iranischer Produktion gesichtet worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform zu aktuellen Angriffen im Ukraine-Krieg. „Luftalarm, zwei Gruppen von Mopeds“, schrieb der regionale Militärverwaltungschef Vitali Kim auf Telegram. Wegen ihres Motorgeräuschs werden die Drohnen in der ukrainischen Bevölkerung inzwischen „Mopeds“ genannt. Im gesamten Süden des Landes wurde Luftalarm ausgelöst.

Ukraine-Krieg aktuell: Selenskyj verurteilt Russlands Drohnenangriffe - „russische Terroristen“

Update vom 1. Januar, 20.38 Uhr: Nach den russischen Drohnenangriffen auf zahlreiche ukrainische Städte in der Neujahrsnacht, verurteilt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die aktuellen Taten im Ukraine-Krieg mit scharfen Worten. „Die russischen Terroristen waren bereits erbärmlich und sind auch so ins neue Jahr gestartet“, sagte Selenskyj am Sonntag in seiner täglichen Videoansprache zum Krieg in der Ukraine. Diese Angriffe könnten den Ukrainern nichts anhaben. „Unser Zusammengehörigkeitsgefühl, unsere Authentizität, das Leben selbst – all das steht so sehr im Kontrast zu der Angst, die in Russland vorherrscht.“

Ukraine-Krieg: Selenskyj sieht Angst bei Russlands Militär – „werden verlieren“

Das russische Militär habe spürbar Angst, behauptete Selenskyj. „Und sie haben zu Recht Angst, denn sie werden verlieren.“ Selbst mit Drohnen und Raketen kämen die russischen Militärs nicht weit. „Weil wir zusammenhalten.“ Die russische Seite dagegen werde nur von Angst zusammengehalten, argumentierte er weiter in seiner Ansprache zum Ukraine-Krieg.

Krieg in der Ukraine: Neue Strategie Russlands - „so viele Zivilisten wie möglich“ töten

Update vom 1. Januar, 18.41 Uhr: In den massiven Luftangriffen auf zahlreiche ukrainische Städte in der Silvesternacht sieht der ukrainische Präsidentenberaters Mychajlo Podoljak eine neue Strategie. Russlands für den Ukraine-Krieg „Russland hat keine militärischen Ziele mehr“, twitterte Podoljak am Sonntag. Russland versuche „so viele Zivilisten wie möglich zu töten und so viele zivile Objekte wie möglich zu zerstören. Ein Krieg des Tötens wegen“, so Selenskyjs Berater zur aktuellen Lage im Krieg in der Ukraine.

Ukraine-Krieg: Schwere Verluste für Russland in Bachmut – „Fließband des Todes“

Update vom 1. Januar, 17.42 Uhr: Im Kampf um die ostukrainische Frontstadt Bachmut haben russische Truppen nach ukrainischer Darstellung schwere Verluste erlitten. Allein am Samstag seien etwa 170 russische Soldaten getötet worden, wie der Sprecher der ukrainischen Heeresgruppe Ost, Serhij Tscherewatyj, am Sonntag zum Ukraine-Krieg und der aktuellen Lage in der Region mitteilte. Weitere 200 Russen seien bei Versuchen, die Stadt anzugreifen, verwundet worden. Tscherewatyj sprach von einem „Fließband des Todes“ für die Angreifer. Die Angaben zu den Opferzahlen konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden.

Ukraine-Krieg: Wagner-Kämpfer flüchten aus Ausbildungszentrum

Update vom 1. Januar, 17.04 Uhr: Sechs bewaffnete Männer der Militärgruppe Wagner sollen am Freitag (30. Dezember) aus einem Wagner-Ausbildungszentrum im Gebiet Luhansk geflohen sein. Das berichtete die US-amerikanische Denkfabrik „Institute for the Study of War“ (ISW) am Samstagabend. Wagner-Chef und Finanzier Jewgeni Prigoschin versuchte die Geschichte herunterzuspielen. Er behauptete, dass die russische Nationalgarde, die Polizei und die Wagner-Sicherheitskräfte umfangreiche Erfahrungen im Fangen von verschiedenen Arten von bewaffneten Personen hätten.

Bei den geflohenen Wagner-Kämpfern soll es sich laut ISW um rekrutierte Gefangene handeln. Das russische Medium tsargard.tv mahnte die Bewohner der Region Rostow zur Vorsicht. Sie sollen wachsam sein und auf Personen in militärischen Tarnuniformen achten.

Update vom 1. Januar, 15.30 Uhr: Im Ukraine-Krieg behauptet Moskau, die Ukraine habe „Terroranschläge“ gegen Russland durchführen wollen. In einer Erklärung des russischen Verteidigungsministeriums hieß es, das russische Militär habe Einrichtungen von ukrainischen Truppen mit Präzisionsschlägen zerstört und damit die „Terrorangriffe abgewehrt“. Dabei handle es sich neben Lagern auch um Produktionsstätten und Flugfelder für Drohnen, schrieb das Ministerium in dem Bericht laut der Staatsagentur Ria Nowosti.

Ukraine-Krieg: Putins Armee offenbar in großer Raketen-Not

Update vom 1. Januar, 12.10 Uhr: Laut dem ukrainischen Geheimdienst gehen Russland die Präzisionsraketen aus. Dies sei die Folge von westlichen Sanktionen, erklärte der ukrainische Geheimdienstsprecher Wadjim Skibitskyj laut der Nachrichtenagentur Ukrinform. Beim russischen Defizit gehe es um die ballistischen Raketen vom Typ Iskandar und die Kalibr-Marschflugkörper. Daneben würden dem russischen Militär auch die Kh-101 sowie Kh-555-Marschflugkörper ausgehen.

Ein Foto, bereitgestellt vom russischen Verteidigungsministerium, zeigt eine Rakete, die vom Schwarzen Meer aus abgefeuert wird.

„Russland ist maximal nur noch zu 2-3 kräftigen Schlägen fähig“, betonte Skibitskyj und bezog sich dabei auf die jüngsten Angriffswellen. Allerdings produziere Russland immer wieder neue Raketen für ihre Truppen. Nun habe man auch Trümmer von Raketen gefunden, die im vierten Viertel von 2022 produziert worden seien. Skibitskyj machte ferner darauf aufmerksam, Russland veränderte jetzt die Taktik im Krieg: Demnach kombiniere die russische Armee die Nutzung von iranischen Drohnen, alten Raketen, Hochpräzisionsraketen und modifizierten Raketen des S-300-Luftabwehrsystems.

Dem ukrainischen Geheimdienstsprecher zufolge hakt es bei der russischen Armee auch bei Luftabwehrraketen. Hier bestehe ebenfalls ein Defizit. „Sie haben eine große Menge aus Belarus gebracht und arbeiten sehr aktiv mit anderen Ländern zusammen, um Raketenbestand zu finden“, so Skibitskyj.

Ukraine-Krieg: Kiews Militär schießt offenbar 45 iranische Drohnen ab

Update vom 1. Januar, 10.05 Uhr: Russland hat die Ukraine in der Nacht zu Neujahr nach Angaben der Flugabwehr in Kiew mit insgesamt 45 Drohnen angegriffen. Alle Kamikaze-Kampfdrohnen vom iranischen Typ Schahed-136 seien von der ukrainischen Luftverteidigung zerstört worden, teilten die Streitkräfte am Neujahrstag in Kiew mit. „Es ist nicht gelungen, den Ukrainern das Fest zu verderben“, hieß es in der Mitteilung.

„Die Soldaten der ukrainischen Luftstreitkräfte gratulieren ihrer unbezwingbaren Nation zum neuen Jahr 2023! Gemeinsam zum Sieg!“, betonte die Mitteilung weiter. Am Silvestertag hatte Russland Militärangaben aus Kiew zufolge auch 20 Raketen auf die Ukraine abgefeuert, von denen die meisten zerstört worden seien. Betroffen waren die Hauptstadt Kiew und andere Städte des Landes.

Prigoschin meldet „sehr viele“ Gefangene – „Putins Koch“ inszeniert Wagner als menschliche Truppe

Update vom 1. Januar, 9.10 Uhr: In einem Interview mit der russischen Staatsagentur Ria Nowosti gab der Anführer der Kreml-nahen russischen Söldner-Gruppe „Wagner“ an, seine Kämpfer hätten eine hohe Zahl an ukrainischen Soldaten im Laufe des Krieges gefangen genommen. „Es gibt sehr viele Gefangene“, sagte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin der Agentur. Es gebe „verwundete“, aber auch „ängstliche Gefangene“. Manche der ukrainischen Gefangenen seien gezwungen gewesen, sich zu ergeben, „um das Leben ihrer Kameraden zu retten“.

Zudem behauptete Prigoschin, die Wagner-Söldner hätten keine feindliche Einstellung gegen die Gefangenen und würden sie gut behandeln. Immerhin gebe es einen Unterschied zwischen dem Kampf auf dem Schlachtfeld mit Waffen und der Gefangennahme ukrainischer Soldaten. Die brutale Hinrichtung eines Ex-Wagner-Kämpfers sowie Prigoschins Jubel darüber lassen an dieser Darstellung des Wagner-Chefs aber höchste Zweifel aufkommen.

Wagner-Gründer Jewgeni Prigoschin. (Archivbild)

Ukraine-Krieg: Russland greift die Ukraine auch an Silvester an

Update vom 31. Dezember, 22.41 Uhr: Kurz vor dem Jahreswechsel ist in der Ukraine der Einflug sogenannter Kamikaze-Drohnen aus Russland gemeldet worden. Für die Städte Odessa und Mykolajiw im Süden sowie Dnipro im Zentrum des Landes wurde Luftalarm ausgelöst, berichtete die Agentur Unian am Samstagabend. Der Militärverwalter von Mykolajiw, Vitali Kim, berichtete von zwei Formationen von Drohnen, die in seinem Gebiet gesichtet worden seien. Die Luftabwehr habe das Feuer auf die Schahed-Drohnen aus iranischer Produktion eröffnet.

Update vom 31. Dezember, 17.50 Uhr: Die ukrainische Artillerie hat am Samstag russische Stellungen im Osten der Ukraine angegriffen. Dabei sei das Dorf Perwomajskoje in der Region Luhansk im Donbass mindestens zweimal Ziel von Beschuss aus dem amerikanischen Himars-Mehrfachraketenwerfer geworden, meldete die russische Agentur Tass unter Berufung auf örtliche Behörden. Über eventuelle Opfer oder Schäden wurden keine Angaben gemacht.

Ukrainische Medien berichteten währenddessen von Explosionen in der Nähe des Flughafens Dschankoj auf der von Russland besetzten Krim. Dabei zitierten sie Mitteilungen aus den sozialen Netzwerken, laut welchen die Denotationen auf der Krim auf den Einsatz von Flugabwehrraketen zurückzuführen sein könnten.

Tote und Verletzte nach Raketenangriffen auf die Ukraine kurz vor Neujahr

Update vom 31. Dezember, 16.17 Uhr: Bei den erneuten Raketenangriffen kurz vor Neujahr hat es nach Behördenangaben mehrere Verletzte und Tote gegeben. Wie Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko am Samstag mitteilte, sei in der Hauptstadt ein älterer Mann gestorben sowie 16 Menschen verletzt worden. Bei einer der Verletzten handele es sich dabei um einen Journalisten aus Japan. Auch aus dem Gebiet Saporischschja wurde über einen Toten bei den Angriffen berichtet. Zuvor war die Rede von zwei Verletzten bei den Anschlägen.

Zudem wurden durch die Explosionen wichtige Gebäude in Kiew beschädigt, darunter der Kulturpalast „Palast Ukraine“. Das teilte der Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko über den Nachrichtendienst Telegram mit und veröffentlichte ein Foto dazu. „Normalerweise sind an diesen Tagen Eltern und Kinder am Vorabend des neuen Jahres da. Heute gab es wie durch ein Wunder keine Kinder. Glas flog von russischen Raketen“, sagte Tymoschenko. Neben dem Kulturpalast wurde ebenfalls ein Hotel in Kiew, das auch von Journalisten genutzt wird, teils beschädigt.

Bei den Raketen am Samstag handele sich „um einen Angriff von Mördern und Terroristen“, sagte Tymoschenko weiter. Es mache den Russen „Freude am Festtagstisch“, ein „zerstörtes Hotel im Herzen Kiews“ zu sehen.

Ukraine-Krieg: Schwere Angriffe auf Kiew auch an Silvester

Update vom 31. Dezember, 14.23 Uhr: Kurz vor den Neujahrsfeierlichkeiten hat Russland die Ukraine erneut mit Dutzenden von Marschflugkörpern und Raketen angegriffen. In Kiew waren am Samstag rund ein halbes Dutzend Explosionen – mutmaßlich ausgelöst von der Flugabwehr – zu hören, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur aus dem Zentrum der Hauptstadt berichtete. Bürgermeister Vitali Klitschko sprach von Zerstörungen. Einsatzkräfte und medizinisches Personal seien unterwegs. 

Von Explosionen wurde ebenfalls aus den westukrainischen Gebieten Winnyzja, Schytomyr und aus dem südukrainischen Gebiet Mykolajiw berichtet. Dem Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, zufolge ist das westukrainische Gebiet Chmelnyzkyj mit Drohnen angegriffen worden. Zwei Verletzte habe es dort gegeben. Als Vorsichtsmaßnahme wurde in mehreren Gebiete der Strom abgeschaltet, um Schäden bei Treffern der Energieversorgung zu verringern.

Polizisten stehen in Kiew vor einem durch Beschuss beschädigten Hotel. (Foto vom 31. Dezember 2022)

Präsident Selenskyj: Luftabwehr der Ukraine soll zur stärksten in Europa ausgebaut werden

Erstmeldung vom 31. Dezember: Kiew - Das britische Verteidigungsministerium vermutet hinter den regelmäßigen Angriffen auf die ukrainische Infrastruktur eine langfristige Strategie. „Seit Oktober hat Russland das allgemeine Muster beibehalten, alle sieben bis zehn Tage eine intensive Angriffswelle durchzuführen“, heißt es in der aktuellen Lagebeschreibung auf der Twitter-Seite des Ministeriums, die auf Geheimdiensterkenntnissen basiert. Russland wolle damit mit ziemlicher Sicherheit die ukrainische Luftabwehr überwältigen.

Doch es gebe eine realistische Möglichkeit, dass Russland dieses Muster durchbrechen und in den kommenden Tagen erneut zuschlagen werde, um die Moral der ukrainischen Bevölkerung über die Neujahrsfeiertage zu unterminieren.

Unterdessen will die Ukraine als Reaktion auf immer neue russische Raketenangriffe auf ihre Städte die Luftabwehr massiv ausbauen. „Im neuen Jahr wird die ukrainische Luftverteidigung noch stärker, noch effektiver“, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Freitagabend in seiner täglichen Videoansprache. Die Luftabwehr der Ukraine könne die stärkste in ganz Europa werden, ergänzte er mit Blick auf die angekündigte Patriot-Batterie aus den USA. „Dies wird eine Sicherheitsgarantie nicht nur für unser Land, sondern für den gesamten Kontinent sein.“

Patriot-Systeme aus den USA, hier ein in Polen stationiertes Gerät, sollen der Ukraine helfen, russische Angriffe abzuwehren. (Archivfoto)

Die Luftabwehr der ukrainischen Streitkräfte hat in den vergangenen Wochen bei russischen Großangriffen mit Marschflugkörpern, Raketen und sogenannten Kamikaze-Drohnen relativ hohe Abschusszahlen erreicht. Angesichts der Masse der einfliegenden Projektile konnten nicht alle Raketen abgewehrt werden. Die ukrainische Armee, die bereits eine Reihe ausländischer Flugabwehrsysteme nutzt, wartet auf den Einsatz der von der US-Regierung versprochenen Patriot-Batterie. Gegenwärtig werden ukrainische Soldaten an dem System ausgebildet.

Flucht vor dem Wehrdienst: 15 Ukrainer sterben bei illegalem Grenzübergang

Seit Beginn der russischen Invasion und Ausrufung des Kriegszustands in der Ukraine haben nach Militärangaben mehrere Tausend junge Ukrainer versucht, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Wie die ukrainischen Grenztruppen am Freitag mitteilten, wurden knapp 12.000 Männer bei dem Versuch gefasst, die Landesgrenze illegal gen Westen zu überqueren. Bei der Grenzüberquerung seien auch 15 Männer ums Leben gekommen.

Bilder des Ukraine-Kriegs: Großes Grauen und kleine Momente des Glücks

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Der Krieg begann Ende Februar mit Angriffen Russlands auf zahlreiche Städte der Ukraine. Die Truppen aus Moskau nahmen frühzeitig auch Kiew, die Haupstadt des Landes, unter Raketenbeschuss. Eine der russischen Raketen wurde als Teil einer Ausstellung vor dem Nationalmuseum für Militärgeschichte platziert. Kurator Pavlo Netesov wollte nach eigener Aussage mit der Ausstellung der zerstörten Ausrüstung die Bewohnerinnen und Bewohner Kiews an die Straßenkämpfe erinnern, die in anderen Städte der Ukraine tobten, von denen die Hauptstadt aber verschont blieb. © Sergei Supinsky/afp
Wolodymyr Selenskyi in Donezk
Eine dieser Städte war Donezk. Im Mai 2022 besuchte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die einstige Millionenmetropole und hörte sich dort den Bericht von Frontsoldaten an. In Donezk tobt der Krieg zwischen Russland und der Ukraine bereits seit 2014. Seitdem herrscht dort ein von Moskau installiertes Regime, das sich selbst Volksrepublik Donezk nennt. Nach einigen vorübergehenden Waffenstillstandsabkommen ist die Stadt im Südosten nun wieder Ort erbitterterte Kämpfe. © Uncredited/dpa
Menschen suchen Deckung in Lyssytschansk
Es ist vor allem die Zivilbevölkerung, wie diese beiden Kinder und Seniorinnen in Lyssytschansk, die unter dem Ukraine-Krieg leiden. Die Großstadt liegt mitten im Donbass, die seit Kriegsausbruch am schwersten umkämpfte Region in der Ukraine. Die Bewohnerinnen und Bewohner, die nicht fliehen oder konnten, müssen nun regelmäßig Schutz vor Artilleriebeschuss suchen. © Aris Messinis/afp
Tschassiw Jar, Kleinstadt der Ukraine in der Nähe Lyssytschansk
Unweit von Lyssytschansk liegt die Kleinstadt Tschassiw Jar. Dort räumen Arbeiter die Trümmer eines Hauses von der Straße, das von einer russischen „Hurrikan“-Rakete getroffen wurde. Im Juli 2022 feierte Russland vor allem in der Donbass-Region militärische Erfolge. Zahlreiche Städte und Gemeinden wurden erobert. Die Truppen Wladimir Putins schienen die Ukraine im Sturm zu erobern. © Anatolii Stepanov/afp
brennendes Weizenfeld in der Region Saporischschja
Dieser Mann in Militäruniform ist in einem brennenden Weizenfeld in der Region Saporischschja, während russische Truppen Felder beschießen, um die örtlichen Landwirte an der Getreideernte zu hindern. Die Ukraine auszuhungern und die Ernte zu stehlen, war von Anfang an Teil der russischen Strategie © Uncredited/dpa
Das sechsmonatige Jubiläum im August war ein trauriger Abschnitt im russischen Angriffs-Krieg
Das sechsmonatige Jubiläum des UKraine-Kriegs im August war ein trauriger Abschnitt der russischen Invasion. Doch die ukrainischen Streitkräfte leisteten mit Herz und allen Mitteln weiter Widerstand und feierten ihre Nation, wie hier mit Drohne und ukrainischer Flagge über dem „Monument des Mutterlands“ in Kiew. © Dimitar Dilkoff/afp
Hier wurde im September in der Stadt Kupiansk in der Kharkiv Region eine Brücke bombadiert
Im September begannen die Truppen Wladimir Putins, die Infrastruktur der ukrainischen Städte unter Beschuss zu nehmen. In der Stadt Kupiansk in der Region Kharkiw bombardierte Moskau eine Brücke. An vielen anderen Städten versuchten die russischen Streitkräfte, die Energieversorgung zu stören. © Yasuyoshi Chiba/afp
Statt eines kurzen Angriffskriegs, den der russische Präsident Wladimir Putin geplant hatte, dauert der Krieg immer noch an.
Weil die Erfolge in der Ukraine ausblieben, benötigten die russischen Truppen immer mehr Rekruten für die Front. Präsident Wladimir Putin verkündete deshalb eine Teilmobilisierung im eigenen Land. Tausende junger Männer mussten sich wie dieser Mann in der Stadt Kineschma von ihren Müttern verabschieden und in den Ukraine-Krieg ziehen. © Vladimir Smirnov/imago
Hier sieht man Putin bei einer Ansprache auf einem großen Screen auf dem Roten Platz anlässlich der Annexion von vier Regionen der Ukraine, die von russischen Truppen im September besetzt waren
Im Osten der Ukraine schuf Wladimir Putin Ende September Tatsachen. Vier Regionen des Landes, die zuvor ihre Unabhängigkeit erklärt hatten, wurden annektiert. Anlässlich der Gebietsgewinne richtete sich Putin in einer TV-Ansprache an die Bevölkerung Russlands. Zumindest auf dem Roten Platz in Moskau wurde Putins Rede frenetisch bejubelt. © Alexander Nemenov/afp
Nach der Explosion eines Lastwagens in der Nähe von Kertsch am 8. Oktober 2022 steigt schwarzer Rauch aus einem Feuer auf der Brücke von Kertsch auf
Nach der Explosion eines Lastwagens in der Nähe von Kertsch am 8. Oktober 2022 steigt schwarzer Rauch aus einem Feuer auf der Brücke von Kertsch auf. Sie ist die einzige Landverbindung zwischen Russland und der annektierten Krim-Halbinsel. Russland versprach, die Täter zu finden, ohne die Ukraine sofort zu beschuldigen. © Uncredited/afp
Ukrainische Artilleristen feuern eine 152-mm-Schleppgeschütz-Haubitze (D20) auf eine Stellung an der Frontlinie in der Nähe der Stadt Bakhmut in der ostukrainischen Region Donezk Ende Oktober während des russischen Einmarsches in die Ukraine
Ebenfalls im Oktober gelingt es der Ukraine, an vielen Frontabschnitten vorzurücken. Das gelingt den Streitkräften vor allem dank der Unterstützung aus dem Westen, die immer mehr schweres Gerät in den Konflikt liefert. Hier feuern ukrainische Artilleristen eine 152-mm-Schleppgeschütz-Haubitze (D20) auf eine Stellung an der Frontlinie in der Nähe der Stadt Bakhmut in der ostukrainischen Region Donezk ab. © Dimitar Dilkoff/afp
Ein Einwohner von Cherson hebt seinen Daumen zur Unterstützung der Ukraine auf dem Hauptplatz der Stadt nach der Befreiung von den russischen Besatzern
Mitte November gelingt den ukrainischen Truppen ein großer Erfolg. Sie können die Hafenstadt Cherson im Südosten des Landes zurückerobern. Die Millionenmetropole besitzt neben hohem strategischem auch symbolischen Wert im Kampf gegen Russland. Ein Bewohner feiert die Befreieung mit erhobenem Daumen im Zentrum der Stadt. © Celestino Arce Lavin/dpa
An diesem Tag hielt die Welt den Atem an: Eine Luftaufnahme zeigt den Ort, an dem am 15. November 2022 zwei Männer im ostpolnischen Dorf Przewodow, nahe der Grenze zur kriegszerstörten Ukraine, durch einen Raketeneinschlag getötet wurden
An diesem Tag hielt die Welt den Atem an: Eine Luftaufnahme zeigt den Ort, an dem am 15. November 2022 zwei Männer im ostpolnischen Dorf Przewodow, nahe der Grenze zur kriegszerstörten Ukraine, durch einen Raketeneinschlag getötet wurden. Russland attackierte die Ukraine mit einem massiven Angriff auf die zivile Infrastruktur, wodurch Millionen von Haushalten ohne Strom blieben. Unmittelbar nach dem Vorfall gab es Befürchtungen, dass es sich um eine neue Eskalation des Konflikts handeln könnte, doch am 16. November 2022 gab Polen bekannt, dass das Geschoss wahrscheinlich von der ukrainischen Luftabwehr stammte. Diese Theorie wurde dann auch von Washington bestätigt. © Wojtek Radwanski/Damien Simonart/afp
ein Werk des britischen Straßenkünstlers Banksy auf einer mit Schnee bedeckten Panzerabwehrkonstruktion
Auch Banksy besuchte die Ukraine inmitten des Krieges. Ein am 17. November 2022 aufgenommenes Foto zeigt ein Werk des britischen Straßenkünstlers auf einer mit Schnee bedeckten Panzerabwehrkonstruktion auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass die Ukraine sich auf einen Winter des Krieges einstellen wird müssen. © Sergei Supinsky/afp
Dmitri Schewtschenko, Mitarbeiter von Rosenergoatom, inspiziert einen Tank mit destilliertem Wasser, um den Betrieb des vierten Blocks des Kernkraftwerks Saporischschja zu gewährleisten
Weitere harte Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur. Sogar Kernkraftwerke werden zum Ziel russischer Raketen. Dmitri Schewtschenko, Mitarbeiter von Rosenergoatom, inspiziert einen Tank mit destilliertem Wasser, um den Betrieb des vierten Blocks des Kernkraftwerks Saporischschja zu gewährleisten, der durch Beschuss im Zuge der russischen Militäroperation in der Ukraine in Enerhodar beschädigt wurde. © Alexey Kudenko/imago
Eine Frau spielt Gitarre in einer Kneipe während eines Stromausfalls in Lemberg am 2. Dezember 2022
Kleine Momente des Glücks im Wahnsinn des Krieges: Eine Frau spielt Gitarre in einer Kneipe während eines Stromausfalls in Lemberg am 2. Dezember 2022, als die Stadt nach den jüngsten massiven russischen Luftangriffen auf die ukrainische Energieinfrastruktur von einem geplanten Stromausfall betroffen ist. © Yuriy Dyachyshyn/afp
Hier trifft sie auf den Heiligen Mykola (Heiliger Nikolaus) am 19. Dezember 2022 in Cherson, inmitten der russischen Invasion in der Ukraine
Für einen Augenblick darf dieses Mädchen einfach Kind sein. Hier trifft sie auf den Heiligen Mykola (Heiliger Nikolaus) am 19. Dezember 2022 in Cherson, inmitten der russischen Invasion in der Ukraine © Dimitar Dilkoff/afp
Ukraine-Krieg - Jahrestag Kriegsbeginn- Kiew
Ukrainische Soldaten erinnern am 24. Februar 2023 an der Sophienkathedrale in Kiew an den Beginn des Ukraine-Kriegs ein Jahr zuvor. © Kay Nietfeld/dpa
Ukraine-Krieg - Orthodoxe Ostern in Saporischschja
Die kirchlichen Rituale werden in der Ukraine auch im April 2023 befolgt: Orthodoxe christliche Priester und Gläubige bei der Segnung der traditionellen Osterkörbe am Ostersonntag in der St. Nikolaus-Kirche in Saporischschja. © Andriy Andriyenko/dpa
Ukraine-Krieg - Ukrainische Gegenoffensive im Süden des Landes
Ukrainische Soldaten gestikulieren im September 2023 auf ihrem Bradley Fighting Vehicle (BFV) in der Frontstadt Orichiw. Aus ihrem amerikanischen Schützenpanzer berichten sie von schweren Gefechten. Seit Kriegsbeginn stand Orichiw unter ständigem Beschuss der russischen Armee. © Oliver Weiken/dpa
Ukraine-Krieg - Kupjansk
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Mitte) wird am 30. November 2023 während eines Besuchs in einem Gefechtsstand an der Front in Kupjansk über die Kriegssituation informiert. © dpa
Lwiw
Auch im Dezember 2023 feiern die Menschen in der Ukraine Weihnachten. In Lwiw besuchen sie den Gottesdienst an Heiligabend und bereiten sich darauf vor, den ersten Weihnachtsfeiertag am 25. Dezember zu feiern.  © Yuriy Dyachyshyn/AFP
Ukraine-Krieg - Charkiw
Ein großer Haufen Trümmer mit Resten von russischen Raketen liegt in der Stadt Charkiw. In den frühen Morgenstunden des 15. Februar 2024 schlug eine russische Rakete in einem Wohngebiet von Chugugyv ein und tötete eine 67-jährige Frau. © Ximena Borrazas/dpa
Charkiw
Trotz Gesprächen über eine Waffenruhe dauert der Ukraine-Blick auch im Jahr 2025 weiter an. Charkiw steht mehrmals schwer unter russischem Beschuss. Das Kunstwerk „Kreuz des Friedens“ mit einem Kruzifix aus 20.000 Fragmenten russischer Artilleriegeschosse wurde vom amerikanisch-ukrainischen Künstler Sergey Melnikoff (besser bekannt als MFF) und dem ukrainischen Künstler Viktor Belchik geschaffen. © Sergey Bobok/AFP
Ukraine-Krieg - Sumy
Bei einem schweren russischen Luftschlag mit ballistischen Raketen gegen die Stadt Sumy kommen am Palmsonntag 2025 mehr als 30 Menschen ums Leben. Mehr als 100 Zivilpersonen werden verletzt. Unter den Toten sind auch Kinder. © Evgeniy Maloletka/dpa

Auch in Russland versuchten Tausende junge Männer, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Unmittelbar nach der Teilmobilmachung im September flohen Tausende ins Ausland, in einigen ehemaligen Sowjetrepubliken entstanden regelrechte kleine russische Kolonien.

Rubriklistenbild: © Sergei Malgavko/imago

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