Analyse
Militärmanöver mit US-Soldaten: Aserbaidschan verlegt Panzer an Grenze zu Armenien
Es ist das erste Mal, dass amerikanische Soldaten in Armenien üben. Das zehntägige Manöver findet inmitten zunehmender Spannungen zwischen Armenien und Aserbaidschan statt.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow kritisierte die Übung scharf und nannte die USA ein „aggressives Land der Nato“. Russland fürchtet seinen Einfluss auf Armenien an die USA zu verlieren. Seit dem Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien um die de-facto-unabhängige Region Bergkarabach im Jahr 2020, bei dem Russland einen Waffenstillstand verhandelt hatte, sollen russische Friedenstruppen für Stabilität in der Region sorgen. Trotzdem blockiert Aserbaidschan, ohne russische Intervention, seit knapp neun Monaten den Latschin-Korridor, die einzige Zufahrtsstraße von Armenien in die Region Bergkarabach – ein Verstoß gegen das Abkommen.
Seit Mitte Juni können auch keine Hilfstransporter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz oder der russischen Friedenstruppen den Korridor mehr passieren. Die Folge davon ist ein Mangel an essenziellen Gütern wie Medizin, Nahrung und Treibstoff in der Region, in der rund 120.000 ethnische Armenier leben.
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Am Wochenende hatte die Regierung Bergkarabachs in Stepanakert zwar zugestimmt, dass das russische Rote Kreuz humanitäre Hilfe über das aserbaidschanische Kernland in die Region bringen kann. Geschehen ist dies bislang aber nicht. Diesen Vorschlag Aserbaidschans hatte Armenien lange abgelehnt. Ein Nachgeben von armenischer Seite würde die Blockade legitimieren, heißt es aus Jerewan.
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte am Samstag mit Armeniens Präsident Nikol Paschinyan telefoniert. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen laut einer Mitteilung der Bundesregierung die Öffnung des Latschin-Korridors, aber auch die Verlegung militärischer Einheiten Aserbaidschans an die Grenzen zu Armenien.
Zahlreiche Amateurvideos in sozialen Netzwerken wie Telegram und X (vormals Twitter) zeigen, wie Aserbaidschan Panzer und anderes Gerätper Zug oder Straße an die Grenze bringt. Die Authentizität der Videos kann nicht unabhängig bestätigt werden.
Armenien befürchtet einen Angriff von zwei Seiten: wie bereits 2022 auf den Osten Armeniens, aber auch auf den Westen des Landes. Zwischen dem Iran, der Türkei und Armenien liegt die aserbaidschanische Autonome Republik Nachitschewan. Sie sichert Aserbaidschan über den Verbündeten Türkei einen Zugang zu Europa.
Das Auswärtige Amt hat gestern angekündigt, dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz in Jerewan zusätzlich zwei Millionen Euro für humanitäre Hilfe zur Verfügung zu stellen. klm