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Merz‘ AfD-Annäherung ein „Tabubruch“: „Reißt Brandmauer gegen Rechts ein“
VonBona Hyun
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Merz muss erneut Aussagen zur AfD richtig stellen. Der Aufruhr bleibt trotzdem. Ein Experte rügt den Unionschef im Gespräch mit unserer Redaktion für Merz‘ Bekenntnis.
Berlin – Bröckelt nun doch die Brandmauer gegen Rechts? Unionschef Friedrich Merz löst mit seiner Aussage über einen möglichen Umgang mit der AfD auf kommunaler Ebene Irritationen aus – und erntet massenweise Kritik. Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeo Antonio Stiftung und Rechtsextremismus-Experte, verurteilt den Vorstoß des CDU-Vorsitzenden auf Schärfste: „Friedrich Merz‘ Vorstoß, mit der überwiegend rechtsextremen, rassistischen und den Nationalsozialismus verharmlosenden AfD Partei auf kommunaler Ebene zusammen arbeiten, ist ein Tabubruch“, sagt Reinfrank auf IPPEN.MEDIA-Anfrage. Er schließt sich Generalsekretär Kevin Kühnert an, der Merz ebenfalls „Tabubruch“ vorwirft.
Merz auf Annäherung mit AfD? Experte: „Spielt AfD in die Hände“
Im ZDF-Sommerinterview hatte CDU-Chef Merz eine Zusammenarbeit seiner Partei mit der AfD auf Landes- oder Bundesebene ausgeschlossen, auf lokaler Ebene Kontakte jedoch für möglich gehalten. Auf Kommunalebene müsse mit demokratisch gewählten Amtsträgern der AfD pragmatischer umgegangen werden, sagte Merz.
Aus Sicht von Reinfrank wäre jegliche Form der Zusammenarbeit mit der AfD problematisch. „Die Frage, wie mit gewählten kommunalen Abgeordneten umzugehen ist, wird in vielen Parteien diskutiert. Mit seinem Bekenntnis bricht Friedrich Merz mit dem bisherigen demokratischen Konsens, dass eine Zusammenarbeit mit einer Partei, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, undenkbar ist. Damit reißt Friedrich Merz die viel beschworene Brandmauer gegen Rechts ein“, sagte Reinfrank. „Spätestens jetzt rächt sich dir jahrelange Konzeptlosigkeit der demokratischen Parteien im Umgang mit der AfD. Jede Zusammenarbeit wird die Rechtsextremen in den Parlamenten weiter normalisieren und spielt letztlich nur der AfD in die Hände.“
Merz will offenbar Aussage zur AfD richtigstellen: „Keine Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene“
Nach seiner Aussage über einen möglichen AfD-Umgang auf kommunaler Ebene wollte es Merz doch anders gemeint haben und bemühte sich Merz um eine Relativierung und schrieb auf Twitter: „Um es noch einmal klarzustellen, und ich habe es nie anders gesagt: Die Beschlusslage der CDU gilt“, schrieb Merz auf Twitter. „Es wird auch auf kommunaler Ebene keine Zusammenarbeit der CDU mit der AfD geben.“
Um es noch einmal klarzustellen, und ich habe es nie anders gesagt: Die Beschlusslage der @CDU gilt. Es wird auch auf kommunaler Ebene keine Zusammenarbeit der #CDU mit der AfD geben. (FM)
Nach Merz-Äußerung über Umgang mit AfD: Habeck fordert Klarheit
Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) erwartet von der Union nach der Aufregung über Aussagen von CDU-Chef Friedrich Merz Klarheit zum Umgang mit der AfD. „Deutschland braucht eine verlässliche konservative Partei“, sagte Habeck am Montag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er mache sich nach den Aussagen von Merz große Sorgen um die stabilisierende Rolle der Union in der gemeinsamen Republik.
Auch Parteikollegen kritisieren die Aussagen von Merz scharf. Berlins Regierender CDU-Bürgermeister Kai Wegner distanzierte sich deutlich von Merz und twitterte: „Die AfD kennt nur Dagegen und Spaltung. Wo soll es da Zusammenarbeit geben? Die CDU kann, will und wird nicht mit einer Partei zusammenarbeiten, deren Geschäftsmodell Hass, Spaltung und Ausgrenzung ist.“
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Merz‘ Auftritt im Sommerinterview könnte zu dem Eindruck passen, dass der Parteichef auf der Suche nach dem richtigen Umgang mit der AfD und ihren Themen konzeptlos ist. Immer wieder wird deutlich, dass die AfD Merz allmählich in die Klemme bringt. Als sich Merz für den Unionssitz 2018 bewarb, traute er sich zu, die AfD zu halbieren. Dieses Versprechen nahm er vor kurzem zurück.
Mit seinen polarisierenden Aussagen im Zusammenhang mit der AfD rückte Merz in den vergangenen Monaten ins Rampenlicht. Mitten im AfD-Hoch hatte Merz die Grünen als Hauptgegner bezeichnet und sie für den Höhenflug mitverantwortlich gemacht. Zudem löste er mit seiner Wortwahl, dass seine Partei „eine Alternative für Deutschland mit Substanz“ sei, für Empörung. (bohy)