Putins Arktis-Pläne
F-35B-Jets in Island stationiert: Nato reagiert in der Arktis auf Russland
VonMarcus Giebelschließen
Die Nato antwortet auf die Ereignisse in der Arktis-Region. Britische Jets sind auf Island platziert worden, in Erwartung eines steigenden russischen Einflusses.
Keflavik – Sie sind ein ungewohnter Anblick. Aber es sind ja auch ungewöhnliche Zeiten, seit Wladimir Putin seine Truppen über die Grenze in den Ukraine-Krieg geschickt hat. Weil die Nato nicht nur darauf schaut, was der Kreml-Chef im Kampfgebiet selbst treibt, stehen aktuell vier F-35B-Jets der British Royal Air Force auf der Keflavik Air Base im Südwesten Islands.
Die Hintergründe erklärt Islands Außenministerin Thordis Kolbrun Reykfjörd Gylfadottir dem US-Portal Newsweek: „Wir hoffen sehr, dass es eine Region geringer Spannungen bleibt. Aber die Dinge ändern sich und wir müssen wachsam sein.“
Nato-Mission in Arktis wegen Russland: Großbritannien schickt vier F-35B-Jets
Zuletzt hatte es Berichte über Dokumente gegeben, die auf russisches Ansinnen hindeuten, „sein maritimes Staatsgebiet in der Arktis erheblich zu vergrößern“. Auch Russlands möglicher Versuch, den Einflussbereich in der Ostsee zu erweitern, ließ die Nato bereits in Habachtstellung gehen.
Nun wurden also die modernen Jets aus britischem Bestand entsendet, um dem Artikel zufolge bei einer Nato-Luftüberwachungsmission mit Schwerpunkt auf der Arktis zu unterstützen. In der Region galt das Verteidigungsbündnis als schlecht vorbereitet auf einen Konflikt mit Russland.
Nach Angaben der Royal Air Force erreichen die F-35B-Jets Geschwindigkeiten von bis zu Mach 1,6 – das sind mehr als 1960 km/h. Mit einer Tankladung kommen sie mehr als 833 Kilometer weit, die Flieger erreichen Höhe von mehr als 15 Kilometern.
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F-35B-Jets für Nato im Einsatz: Geschwaderführer spricht von „24/7 Alarmbereitschaft“
Dem Newsweek-Artikel zufolge sind die Jets vom Radar kaum zu erkennen, sie können vertikal landen und benötigen nur sehr kurze Startbahnen. BFBS Forces News, das Nachrichtenportal des im Auftrag des britischen Verteidigungsministeriums für die Soldaten betriebenen Netzwerks von Radio- und TV-Sendern, zitierte Geschwaderführer Stewart Campbell, wonach die Jets „das Herz der Mission“ bilden würden.
„Wir sind 24/7 in Alarmbereitschaft“, betont der Wing Commander: „Das bedeutet, die Piloten, Ingenieure und das Hilfspersonal sind den ganzen Tag und die ganze Nacht einsatzbereit, um auf jede Warnung zu reagieren, die von unserem kombinierten Flugbetriebszentrum eingehen könnte.“
Sollte eine mögliche Gefahrenquelle entdeckt werden, könnten die F-35B-Jets die Situation schnell genau überblicken, die Sensoren würden über eine große Reichweite verfügen. „Dann geht es zunächst um die Identifizierung. Das kann über einige der Systeme ablaufen, die wir an Bord der Jets haben – bis hin zu dem Punkt, dass wir uns so weit annähern, dass wir es mit eigenen Augen sehen“, erklärt Campbell. Grundsätzlich sei Letzteres jedoch nicht nötig, denn dank der Fähigkeiten der Jets sei in der Regel schon aus größerer Entfernung klar, um was genau es sich handelt.
Russland und die Arktis: Moskau soll Einrichtungen aus Sowjet-Zeiten wieder eröffnen
In Newsweek kommt auch Byrony Mathew, britischer Botschafter auf Island, zu Wort. Der Diplomat betont: „Wir haben ein echtes Interesse, um sicherzustellen, dass dies ein Bereich von großer Kooperation und geringen Spannungen bleibt.“
Gylfadottir verwies auf Islands strategisch wichtige Rolle aufgrund seiner Lage: „Das wird sich definitiv nicht ändern, wenn man auf die vorhersehbaren Veränderungen im hohen Norden schaut, sowohl aufgrund des Klimas als auch wegen der Sicherheitslage.“ Bereits zuvor hatte Mark Cancian, ehemaliger Oberst der Reserve des US Marine Corps und heute leitender Berater des Thinktank „Center for strategic & international Studies“, angesprochen, dass Russland Einrichtungen wie Radarstationen und Flugplätze in der Region wiedereröffnet, die aus Sowjetzeiten stammen. Vor allem gehe es Moskau – also Putin – um Aufklärung und Überwachung.
Island und die Nato: F-35B-Jets nehmen nicht nur russische Bewegungen in den Blick
Die isländische Politikerin vermutet ebenfalls, dass Russland trotz des Ressourcen verschlingenden Angriffs auf die Ukraine über Fähigkeiten verfügt, die im Krieg nicht benötigt werden und daher in der Arktis eingesetzt werden können. Auch Peking wird zunehmendes Interesse an der Region nachgesagt – eine Ansicht, die Gylfadottir ebenfalls vertritt.
Somit werden die F-35B-Jets – wie ihre von anderen Nato-Staaten für den Krieg an die Ukraine übergebenen Schwestern der F-16-Klasse – vor allem ein Auge auf mögliche Bedrohungen durch Russland in der Arktis-Region haben. Aber auch andere mögliche Gegenspieler werden in den Blick genommen. Wenn nötig, auch aus nächster Nähe. (mg)

