Die Piloten der Lufthansa-Ferienflugtochter Discover sind erneut im Streik. Die Auswirkungen könnten auch die Muttergesellschaft Lufthansa treffen.

Frankfurt - Der kurz nach Mitternacht begonnene Pilotenstreik hat bei der Lufthansa-Tochter Discover erste Flugausfälle verursacht. Am Samstag wurden in Frankfurt sieben von 16 geplanten Abflügen der Fluggesellschaft gestrichen. Der Konzern plante, in diesen Fällen entweder Flugzeuge anderer Konzerngesellschaften zu nutzen oder die betroffenen Passagiere umzubuchen.

Discover hatte vorgesehen, am Samstag zwei Drittel aller Flüge durchzuführen. Der Streik der Pilotenvereinigung Cockpit sollte über einen Zeitraum von drei Tagen, bis einschließlich Montag, andauern. Discover führt auch im Auftrag der Muttergesellschaft Lufthansa Flüge von München aus durch.

Lufthansa-Piloten solidarisieren sich mit Discover-Personal

Die Auswirkungen des für Montagvormittag angekündigten Solidaritätsstreiks der Lufthansa-Langstreckenpiloten blieben zunächst ungewiss. Erstmals hatte die Gewerkschaft VC die Piloten der Muttergesellschaft Lufthansa zu einem Solidaritätsstreik zugunsten der Discover-Kollegen aufgerufen. Der Streik sollte sich über einen Zeitraum von vier Stunden erstrecken und nur Flugzeuge des Typs Boeing 787 betreffen, von denen Lufthansa bisher nur fünf Exemplare besitzt. Andere Flugzeugtypen sollten nicht betroffen sein.

Karl Brandes, Organisationschef von Lufthansa, äußerte Unverständnis über den Aufruf zu einem «betriebsfremden Solidaritätsstreik». In einem Brief an die Piloten erinnerte er daran, dass Lufthansa mit der VC einen langfristigen Tarifvertrag abgeschlossen hat. «Auch mit dem Ziel, dass wir bei Lufthansa Airlines einen längerfristigen Tariffrieden ohne Streiks haben, um in den nächsten Jahren unser geplantes Wachstum gemeinsam mit Ihnen umzusetzen.» Er bezeichnete den Aufruf der VC als «mehr als befremdlich».

Die Ferienfluggesellschaft Discover, die mit 24 Airbus-Jets und etwa 420 Piloten vergleichsweise klein ist, startet ausschließlich von Frankfurt und München aus und soll hauptsächlich der Condor im touristischen Geschäft Konkurrenz machen.

Die VC strebt einen ersten Tarifvertrag bei der im Sommer 2021 gegründeten Fluggesellschaft an. Seit Dezember haben die Piloten bereits einen fünfstündigen Warnstreik und zwei reguläre Streiks durchgeführt. Innerhalb der Lufthansa-Gruppe hat die VC für die deutschen Gesellschaften eine gemeinsame Tarifkommission ins Leben gerufen.

VC fordert Tarifvertrag statt Betriebsvereinbarung für Piloten

Discover zahlt nach eigenen Angaben bereits höhere Pilotengehälter, die jedoch mit dem Betriebsrat und nicht mit der Gewerkschaft vereinbart wurden. Die neuen Gehälter entsprechen genau den Forderungen der VC, wie beide Seiten bestätigt haben.

Die Gewerkschaft plant, den Arbeitskampf fortzusetzen, obwohl ihre materiellen Forderungen damit zunächst weitgehend erfüllt zu sein scheinen. Eine Betriebsvereinbarung biete nicht die rechtliche Qualität und Sicherheit eines Tarifvertrags mit der Gewerkschaft, kritisierte die VC. Zudem habe das Unternehmen als Vorbedingung eine sogenannte Sozialpartnerschafts-Charta gefordert, die grundlegende Rechte der Gewerkschaft einschränke.

Nach deutschem Arbeitsrecht sind Solidaritäts- oder Unterstützungsstreiks grundsätzlich zulässig, solange sie verhältnismäßig sind und geeignet erscheinen, den Hauptarbeitskampf zu unterstützen. (spr/dpa)

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