Plage
Nilgans-Abschießen eine „komplexe Thematik“: SPD scheitert mit Antrag
Mit der Stimmenmehrheit der Tansania-Koalition hat das Stadtparlament Offenbach ein von der SPD gefordertes härteres Vorgehen gegen die Nilgans-Plage abgelehnt.
Offenbach – Begründet wurde dies zum einen damit, dass die Stadtverwaltung die von der Sozialdemokraten verlangten Maßnahmen schon umsetze. Zum anderen versuchten Grüne und Umweltdezernent Paul-Gerhard Weiß, das Problem insbesondere im Waldschwimmbad Rosenhöhe herunterzuspielen.
Zuvor hatte SPD-Fraktionschef Martin Wilhelm an die Koalition appelliert, das Problem ernst zu nehmen. „Wir wollen, dass sich die Menschen am Mainufer, in unsren Parks und nicht zuletzt im Waldschwimmbad* wohlfühlen“, so Wilhelm. Das wahre Ausmaß der Verunreinigungen durch die Tiere sei am Mainufer zu sehen. Die Wiese zwischen der Carl-Ulrich-Brücke und dem Bembelboot sei kaum noch nutzbar, weil sie von Gänsekot übersät sei. Wilhelm forderte Hinweisschilder auf ein Fütterungsverbot, verstärkte Kontrollen und als letztes Mittel eine Bejagung der Tiere. Er verwies dabei auf ein Maßnahmenpapier des Hessischen Umweltministeriums, das genau dies auch empfehle. Vom Magistrat wollten die Sozialdemokraten bis Jahresende einen Bericht, wie die weitere Ausbreitung der Nilgänse im Stadtgebiet verhindert werden kann.
Nilgänse sind „nervig und eklig“
Die Tiere seien „nervig und eklig“, stellten aber nicht die von der SPD behauptete Bedrohung dar, befand Tobias Dondelinger (Grüne). Die Nilgänse seien in Folge des Klimawandels hier heimisch geworden und damit müsse man sich nun mal abfinden.
Dominik Schwagereit vom Koalitionspartner FDP wies darauf hin, dass das städtische Umweltamt Maßnahmen wie Fütterungsverbotsschilder und Vergrämung umsetze. Selbst eine Bejagung sei vor zwei Jahren auf der Rosenhöhe schon einmal erfolgt. Laut Umweltamt sei das Abschießen aber eine „komplexe Thematik“, insbesondere am Mainufer, wo sich mittlerweile rund 100 Tiere angesiedelt haben. Dort seien etwa weiträumige Absperrungen nötig und ein Jäger allein reiche bestimmt nicht aus.
Offenbach: Fütterungsverbot soll durchgesetzt werden
„Wir können die Population nicht steuern, wir können nur dort, wo die Gänse stören, sie vertreiben“, sagte Paul-Gerhard Weiß. Das Umweltamt beschäftige sich schon länger mit dem Thema, wichtig sei, das Fütterungsverbot durchzusetzen. Dass der Dezernent das Nilgans-Problem im Schwimmbad auf der Rosenhöhe offenbar – trotz aufwändiger Beseitigung des Kots der Tiere mehrmals am Tag – nicht als besonders dringlich ansieht, unterstrich er mit seinen persönlichen Erfahrungen: Als er seine Bahnen im großen Becken habe ziehen wollen, sei er sowohl von Gegner der Gänse auch von Tierliebhabern angesprochen worden. „Da bin ich ins 25-Meter-Becken gewechselt und dort eine Runde mit den Nilgänsen geschwommen“, so Weiß.
Grundsätzlich sei eine Bejagung der Tiere in der Zeit vom 1. September bis 15. Januar möglich, erklärte Weiß. Und für das Umweltamt komme, entgegen anderslautenden Aussagen, ein Abschuss auch als Option in Frage. Doch das sei nicht nachhaltig, wie sich auf der Rosenhöhe gezeigt habe. Weiß wies zudem darauf hin, dass Betroffene, etwa Vereine, die auf ihrem Gelände mit Nilgänsen zu kämpfen hätten, einen formlosen Antrag auf Bejagung bei der im Rathaus angesiedelten Unteren Jagdbehörde stellen könnten.
VON MATTHIAS DAHMER
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