Untersuchung

Frauen bei Vermögen stark benachteiligt – Reichste Deutsche kommt aus Hessen

  • Niklas Hecht
    VonNiklas Hecht
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In Deutschland besitzen Männer 57 Prozent des Gesamtvermögens. Bei den Superreichen ist die Kluft noch deutlich größer. Eine neue Studie enthüllt Details.

Frankfurt – Die Vermögen in Deutschland sind ungleich verteilt – und das nicht nur zwischen den wohlhabenden und den ärmeren Teilen der Bevölkerung. Auch zwischen den Geschlechtern klafft eine eklatante Lücke. Männer besitzen laut Daten des sozioökonomischen Panels (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) aus dem Jahr 2017 etwa 57 Prozent des Gesamtvermögens in der Bundesrepublik, Frauen nur rund 43 Prozent.

Noch ungleicher sieht es bei den Vermögen der Superreichen aus. Eine gemeinsame Studie des Netzwerks Steuergerechtigkeit und der NGO Oxfam zeigt nun: Selbst beim reichsten 0,1 Prozent sind Frauen benachteiligt.

Susanne Klatten aus Bad Homburg ist viertreichste Deutsche

Demnach besitzen Männer 71 Prozent des Vermögens in Deutschland mit einem Wert von über einer Milliarde Euro. Frauen entsprechend nur 29 Prozent. Die Untersuchung stützt sich unter anderem auf die Reichenliste des Manager Magazins, die insgesamt 249 Milliardenvermögen in der Bundesrepublik identifiziert. Von diesen lägen für 181 Vermögen ausreichend Informationen für eine geschlechterspezifische Analyse vor, heißt es in der Studie. Rund acht Prozent der 181 untersuchten Vermögen gehören laut Erhebung nahezu ausschließlich Frauen, weitere 15,5 Prozent gehören ihnen zu mehr als 50 Prozent. Bei rund neun Prozent der Vermögen sind Frauen und Männer zu jeweils gleichen Teilen beteiligt. Der Rest der Milliardenvermögen gehört ausschließlich oder mehrheitlich Männern.

„Die hohen Milliardenvermögen in den Händen weniger Männer gehen einher mit großer politischer und gesellschaftlicher Gestaltungsmacht“, erklärt eine der Studienmacherinnen, Pia Schwertner von Oxfam. „Diese Machtkonzentration ist nicht nur ein Problem für die Demokratie, sondern führt auch dazu, dass sich die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern insgesamt verfestigt.“

Susanne Klatten gehört zu den reichsten Menschen der Welt. (Archivbild)

Reiche Frauen gibt es in Deutschland dennoch, allen voran natürlich: Susanne Klatten. Die BMW-Erbin aus Bad Homburg belegt in der kürzlich erschienen Forbes-Liste der reichsten Deutschen den vierten Platz. Das US-Magazin taxiert ihr Vermögen auf rund 25 Milliarden Euro, das ihres Bruders Stefan Quandt (Platz fünf) auf 23,6 Milliarden Euro. Doch Klatten ist die einzige Frau in den deutschen Top Ten. Angeführt wird die Liste von Dieter Schwarz (Kaufland/Lidl), Klaus-Michael Kühne und Reinhold Würth.

Frauen erben weniger und müssen mehr Steuern darauf zahlen

Die Erhebung von Oxfam und dem Netzwerk Steuergerechtigkeit nennt mehrere Gründe für die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Zum einen erben Frauen häufig kleinere Unternehmensanteile als ihre männlichen Mit-Nachfolger. Zudem erben sie öfter Vermögen, das nicht in Unternehmen investiert ist und somit weniger steuerliche Vorteile bietet. Daraus resultiert, dass Frauen im Schnitt auf kleinere Erbschaften höhere Steuern entrichten. Laut Erhebung zahlen Frauen zwei Prozent mehr Erbschaftsteuer, bei Schenkungen sogar 22 Prozent mehr Steuern als Männer.

Bei Milliardärinnen wie Susanne Klatten könnte man nun natürlich fragen, ob es auf die ein oder andere Million mehr oder weniger ankommt. Die Macherinnen der Studie sehen die ungleiche Vermögensverteilung bei den Superreichen allerdings als Ausdruck der Benachteiligung aller Frauen. „Dass sich die gesellschaftliche Ungleichheit auch bei den reichsten 0,1 Prozent spiegelt, ist bezeichnend“, sagte Schwertner gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Die Autorinnen plädieren als Gegenmaßnahmen für eine zwei Prozent Steuer auf das Vermögen von Superreichen sowie die Abschaffung der Ausnahmen für große Vermögen bei der Erbschaft- und Schenkungssteuer, weil diese überwiegend Männern zugutekämen. Die staatlichen Mehreinnahmen sollten anschließend dem Ausbau der öffentlichen Daseinsvorsorge dienen, von der insbesondere Frauen profitierten.

Rubriklistenbild: © Matthias Balk/dpa

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