Work-Life-Balance adé?

Merz sagte entscheidenden Satz schon vor der Wahl – welches Szenario der Gen Z nun droht

  • Maximilian Kettenbach
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Friedrich Merz hat die Bundeswahl 2025 gewonnen. Als Kanzler will er die Wirtschaftswende einleiten – einige Aussagen dürften die junge Generation direkt angesprochen haben.

München – Friedrich Merz steht nach dem Gewinn der Bundestagswahl 2025 davor, der nächste CDU-Kanzler zu werden. Ob das eine gute Nachricht für die junge Generation ist, wird sich noch zeigen. Doch bereits vor der Wahl dürfte Merz mit einigen Aussagen auch auf die Gen Z abgezielt haben. Besonders eine hatte es in sich: „Mit einer Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance werden wir den Wohlstand nicht halten“, verkündete Merz auf einer Wahlkampfveranstaltung in Neubrandenburg, Anfang Februar.

Der Druck auf die junge Generation sei massiv, unterstrich zuletzt auch Gen-Z-Expertin Ronja Ebeling in einem Interview mit der Wirtschaftswoche.

Hat er auch die jüngere Generation im Blick? Friedrich Merz, CDU-Bundesvorsitzender und designierter Bundeskanzler.

Generation Z: Arbeit und Gehalt sind wichtig – Work-Life-Balance sollte aber stimmen

Jede Generation hat ihre eigenen Ansichten und Bedürfnisse. Besonders ausgeprägt scheinen diese bei der Generation Z zu sein, die zwischen 1996 und 2010 geboren wurde. Man wirft ihr oft vor, dass sie mehr Wert auf einen ausgewogenen Lebensstil legt als frühere Generationen, wobei auch die angenehmen Seiten des Lebens nicht zu kurz kommen sollen. Laut der Shell-Studie aus dem Herbst 2024 ist ausreichend Freizeit neben dem Beruf ein entscheidendes Kriterium für die Jobauswahl. Doch zeigt die Untersuchung auch, dass über 90 Prozent der 12- bis 25-Jährigen einen sicheren Arbeitsplatz als (sehr) wichtig erachten. Ein hohes Einkommen und gute Aufstiegsmöglichkeiten sind ebenfalls von großer Bedeutung, mehr sogar als in früheren Erhebungen. Die Forschenden betonen, dass die Bereitschaft zu hohem Einsatz vorhanden ist, wenn sich dieser finanziell auszahlt.

Doch die Generation Z strebt wie keine vor ihr auch danach, sinnvolle Tätigkeiten auszuüben, eigene Ideen zu verwirklichen und dafür Anerkennung zu erhalten. Viele möchten nicht umziehen müssen und bevorzugen es, von zu Hause aus zu arbeiten, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können. Mit eigenen Kindern ist Teilzeitarbeit gefragt, ebenso wie die Möglichkeit, die Arbeitszeit flexibel an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Sabbaticals und Workations stehen ebenfalls hoch im Kurs.

Merz: Schluss mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance

Und hier setzt die Merz-Kritik wohl an, wenn er sagt, mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance sei der Wohlstand nicht zu halten. Deutschland steckt in der dritten Rezession in Folge. „Das hat es in Deutschland noch nie gegeben“, stellte Merz auf einer Wahlveranstaltung am Bodensee fest. Fleiß brauche mehr Anerkennung. „Arbeit ist nicht nur eine Unterbrechung der Freizeit, sondern ein Teil der Lebenserfüllung“, so der 69-jährige Merz.

Ein weiterer Blick auf die Zahlen zeigt, dass junge Menschen heute so viel arbeiten wie seit den 1990er-Jahren nicht mehr. Besonders Studierende nehmen häufiger Nebenjobs an als noch vor einigen Jahren, wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aus dem Februar 2025 zeigt. „Dass die Generation Z viel fordert, aber wenig arbeitet, ist ein verbreitetes Vorurteil. Doch es ist falsch. Die jungen Leute sind fleißig wie lange nicht mehr“, erklärt Enzo Weber, Forschungsbereichsleiter des IAB.

Merz lässt Angebote an junge Generation im Wahlkampf vermissen

Was die Gen Z erfreuen könnte, ist Merz‘ Versprechen, dass er alles tun will, um Unternehmen in Deutschland zu halten. Allerdings hat er der jüngeren Generation kaum konkrete Angebote gemacht. Für die Digital Natives ist die Digitalisierung ein zentrales Thema, doch im Wahlkampf blieb Merz klare Pläne schuldig. Vielleicht bringt das geplante Digitalisierungsministerium Fortschritte.

Digital Native

Unter dem Begriff „Digital Native“ versteht man Personen, die in der digitalen Welt aufgewachsen ist und für die eine Smartphonenutzung völlig normal ist.

Während wirkliche Angebote für Auszubildende oder Studierende fehlen, stehen Gesetze wie die Cannabislegalisierung oder das Deutschlandticket auf der Kippe. Das dürfte die Jungen hart treffen. „Das Deutschlandticket war ein großer Punkt, der junge Berufseinsteiger entlastet hat“, erklärt Gen-Z-Expertin Ronja Ebeling. „Junge Menschen stehen durch die steigenden Lebenshaltungskosten massiv unter Druck – insbesondere, wenn sie nicht mehr zu Hause wohnen. Allein 2023 sind die Mieten für eine Studierendenwohnung im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich um 6,2 Prozent gestiegen“, sagt sie.

Stattdessen gibt es immer neue Wahlversprechen für die große Wählerschaft der Boomer-Generation. Ein wichtiger Punkt ist die ‚Aktivrente‘: „Jemand, der 67 geworden ist, länger arbeiten will und länger arbeiten kann, soll länger arbeiten und bekommt dafür nicht 1000 Euro, sondern 2000 Euro Freibetrag im Monat“, so Merz.

Die Quittung: Bei der Bundestagswahl wählten die 18-24-Jährigen vor allem die Ränder. Linke (26 Prozent) und AfD (21 Prozent) hängten laut ZDF-Forschungsgruppe Wahlen anderen Parteien ab. Merz holte in dieser Gruppe gerade einmal 13 Prozent.

Fazit:

Was also könnte der Gen Z unter einer CDU-geführten Regierung drohen? An eine gesetzliche Änderung auf eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich, wie von zahlreichen Menschen ersehnt, ist wohl in der kommenden Legislaturperiode nicht zu denken. Die Wirtschaftswende muss her, um ein attraktiver Markt zu bleiben. Auf den Arbeitsfleiß der Jungen kann der vermutliche Bald-Kanzler laut Studiendaten wohl zählen. Ob Merz, 69-jährig, die Bedürfnisse der jungen Generation etwa nach Work-Life-Balance noch versteht, bleibt ebenso abzuwarten, wie die Frage, ob er in den kommenden Monaten mit echten Angeboten auf die junge Generation zugeht.

Rubriklistenbild: © Michael Kappeler/dpa

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