Nichtwählende von morgen?

Schon in der Grundschule müssen Kinder diese Fähigkeiten lernen, sonst „sieht die Zukunft negativ aus“

  • Felicitas Breschendorf
    VonFelicitas Breschendorf
    schließen

Aus den Kindern von heute könnten die Nichtwähler von morgen werden. Damit das nicht passiert, fordert eine Erziehungswissenschaftlerin mehr Empathie im Politikunterricht.

Wie können wir die Jugend davor schützen, dass sie sich von der Demokratie entfernt? Hört man der Erziehungswissenschaftlerin Hannah Ulferts zu, ist es wichtig, schon früh vorzubeugen. Bereits Grundschulen sollten Kinder dafür bestimmte Fähigkeiten mitgeben, fordert sie. Und zwar nicht etwa fachliche, sondern emotionale Kompetenzen.

Frustrationstoleranz ist eine emotionale Kompetenz

In der Wissenschaft werden emotionale Kompetenzen oft als „Soft Skills“ betitelt. „Ich mag den Begriff nicht“, sagt Ulferts am 28. Mai bei einer Pressekonferenz der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) in Berlin. Emotionale Kompetenzen seien in Wahrheit „harte Arbeit“. Ulferts forscht an frühkindlicher Erziehung und hat an der Studie „Survey on Social and Emotional Skills“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mitgearbeitet, die bei der Pressekonferenz vorgestellt wurde.

Was sind das eigentlich, emotionale Kompetenzen? Der Psychologe und Begabungsforscher Christian Ambach sagt BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA: Es sind die „Kompetenzen, die Kinder haben müssen, um im Leben eine Chance auf Glück zu haben“. Darunter fallen ihm zufolge unter anderem Impulskontrolle, Anstrengungsbereitschaft oder die Frustrationstoleranz. Emotionale Intelligenz wird aber auch durch weitere Anzeichen definiert, zum Beispiel die Empathie.

Ein Mangel an emotionaler Kompetenz kann sich auch auf die zukünftige politische Einstellung der Kinder auswirken.

Deshalb schaffen emotionale Kompetenzen „das Fundament der Demokratie“

Ob Kinder diese Eigenschaften lernen oder nicht, kann weitreichende Konsequenzen haben. Kinder ohne gute emotionale Kompetenzen haben laut OECD-Studie etwa schlechtere Jobaussichten. Der Mangel an emotionaler Kompetenz könne sich auch auf die zukünftige politische Einstellung der Kinder auswirken. Als Folge könnten sie sich als Erwachsene weniger politisch engagieren, erklärt Ulferts.

„Es kann zu einem Fremdeln mit der Demokratie kommen, was wir durchaus in verschiedenen Ländern beobachten, auch in Deutschland. Um das System umzugestalten, braucht es Frustrationstoleranz. Wenn wir das nicht angehen, sieht die Zukunft sehr negativ aus.“ Emotionale Kompetenzen seien demnach nicht nur für das Individuum wichtig, sondern die gesamte Gesellschaft. Denn sie schaffen, wie Ulferts sagt, das „Fundament der Demokratie“.

Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschand.

Emotionaler Politikunterricht

Um dieses Fundament zu stärken, sollten emotionale Kompetenzen Teil des Unterrichts werden, fordert die Expertin. Damit mein sie kein eigenes Fach „Emotionale Kompetenz“. Lehrkräfte sollten sie stattdessen in den üblichen Fächern mitdenken, auch im Politikunterricht.

Wenn Schülerinnen und Schüler Empathie gemeinsam mit politischer Bildung lernen, könnte das so aussehen: „Ich muss den Standpunkt einer Person vertreten, die meinen gar nicht versteht. Ich muss mich hineindenken und überlegen, wie ich einen Kompromiss finden kann, der für beide zu einer Win-Win-Situation führt.“

Rubriklistenbild: © IMAGO / Panthermedia

Mehr zum Thema