„Wie eine Erkältung“

Aktuelle Corona-Zahlen und neue Pirola-Symptome: Das müssen Sie vor dem Winter wissen

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Der erste Herbst ohne Schutzregeln: Mit der kalten Jahreszeit wächst die Sorge, sich mit Corona anzustecken. Im Überblick, was Sie zur aktuellen Lage wissen müssen.

Frankfurt – Es wird kälter in Deutschland: Damit steht auch in diesem Jahr die Erkältungs-Saison vor der Tür. Ulf Dittmer, Chefvirologe der Universitätsklinik Essen, erwartet „eine relativ starke Infektionssaison“. Doch was bedeutet das in Hinblick auf die aktuelle Corona-Lage und die Pirola-Variante?

Corona in Deutschland: Zahl der Infektionen nimmt zu

Die Zahl der Covid-19-Erkrankungen nimmt neben den für die Jahreszeit typischen Atemwegsinfektionen zu, meldete das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem wöchentlichen Bericht. Die Dynamik scheine sich bei Corona jedoch zu verlangsamen. Die 7-Tage-Inzidenz liegt nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums bei elf Corona-Fällen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner (10.10.2023). Vor allem Menschen in der Altersgruppe ab 80 Jahren würden sich damit infizieren.

Immunsystem stärken und so Grippe bis Corona vorbeugen – acht einfache Regeln

Frau hält Glas Wasser in der Hand.
Wer ausreichend trinkt, hält die Schleimhäute in Mund und Rachen feucht. Das ist wichtig, weil diese die erste Schutzbarriere des Körpers gegen Viren und Bakterien darstellen. Trocknen die Schleimhäute aus, können Viren leichter andocken und sich einen Weg in den Körper bahnen. Auch das Lutschen von Bonbons hilft dabei, die Schleimhäute feucht zu halten.  © Tanya Yatsenko/Imago
Korb voll mit Gemüse und Obst
Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse sorgt dafür, dass dem Körper wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zugeführt werden. Es wird vermutet, dass ein Zusammenhang zwischen einem gesunden Darm und einem gesunden Immunsystem besteht, denn ein Großteil der Antikörper produzierenden Zellen befinden sich im Darm, informiert das Portal München Klinik, der Gesundheitsversorger der Stadt München. © Oleksandr Latkun/Imago
Frau krault im Schwimmbad
Auch Bewegung macht uns weniger anfällig für Krankheitserreger. Mitverantwortlich ist die antientzündliche Wirkung von Sport und Bewegung auf unseren Körper. Davon profitiert auch unser Immunsystem, so Professor Karten Krüger von der Justus-Liebig-Universität in Giessen im Interview mit der Krankenkasse BKK Provita. Sein Forschungsgebiet: Die Wirkung von Bewegung auf unser Immunsystem. Ihm zufolge wird man seltener krank und übersteht eine Erkrankung besser, wenn man sich regelmäßig bewegt, gut schläft, sich ausgewogen ernährt und ein gutes Stressmanagement pflegt.  © Imago
Hand, die Weinglas und Zigarette hält
Inhaltsstoffe in Zigarettenrauch und Alkohol blockieren die körpereigene Abwehr und machen uns so anfälliger für Krankheiten. Nach einer durchzechten Nacht kann das Immunsystem Studien zufolge sogar bis zu 24 Stunden lang nicht wie gewohnt arbeiten, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Auch Rauchen fördert wie Alkohol Entzündungsprozesse im Körper, was eine erhöhte Anfälligkeit für Atemwegsinfekte zur Folge haben kann. Zudem trocknet Zigarettenrauch die Schleimhäute aus, was deren Abwehrkraft abschwächt.  © macondo/Imago
Frau öffnet das Fenster zum Lüften
Vor allem im Herbst und im Winter sollten Sie regelmäßig lüften. Denn trockene Heizungsluft trocknet die Schleimhäute in Mund und Nase aus. Diese stellen die erste Barriere für Viren und Bakterien dar. Im ausgetrockneten Zustand sind die Schleimhäute weniger widerstandsfähig. © Roman Möbius/Imago
Wanderweg im Bergischen Land nahe der Müngstener Brücke
Bewegung an der frischen Luft stärkt unsere Atemwege. Auch das Immunsystem profitiert, weil über die Haut durch Kontakt mit Sonnenlicht Vitamin D produziert wird. „Es ist wissenschaftlich unstrittig, dass eine ausreichende Vitamin D-Versorgung zur normalen Funktion des Immunsystems beiträgt. Auch zeigen Studien, dass Menschen mit einer unzureichenden Vitamin D-Versorgung ein erhöhtes Risiko für akute Atemwegsinfekte aufweisen und von der Gabe von Vitamin D-Präparaten profitieren können“, heißt es in einem Bericht des Bundesinstituts für Risikobewertung.  © Olaf Döring/Imago
Gestresste Frau im Büro
Stress ist ein wahrer Immunkiller. Durch die Ausschüttung von Stresshormonen verlieren die Immunzellen die Fähigkeit, sich zu vermehren, um Krankheitserreger abzutöten. Auch die Menge an Antikörpern in unserem Speichel verringert sich, so eine Information des Universitätsspitals Zürich.  © Joseffson/Imago
Frau schaltet den Wecker aus
Ausreichend Schlaf zählt zu den Grundpfeilern eines intakten Immunsystems. Wissenschaftler der Universität Tübingen und der Universität Lübeck konnten dem ärztlichen Journal zufolge zeigen, dass bereits nach drei Stunden ohne Schlaf die Funktion der T-Zellen beeinträchtigt war. „T-Zellen zirkulieren ständig im Blutkreislauf und suchen nach Erregern. Die Adhäsion (Anmerkung der Redaktion: bedeutet so viel wie „Haftkraft“) an andere Zellen erlaubt ihnen dabei, im Körper zu wandern und beispielsweise an infizierte Zellen anzudocken, um sie anschließend zu beseitigen“, sagt Erstautor Stoyan Dimitrov.  © Oleksandr Latkun/Imago

Dabei haben sich die meisten Infizierten mit Omikron-Varianten angesteckt. In knapp 47 Prozent aller analysierten Proben dagegen wurde die Variante EG.5.1 – auch Eris genannt – nachgewiesen. Wie der Bayerische Rundfunk berichtete, ist sie zwar nicht gefährlicher, aber dafür leichter übertragbar. Zuletzt sorgte die neue Corona-Variante BA.2.86 – oder auch Priola – für Aufmerksamkeit.

Pirola auf dem Vormarsch in Deutschland? „Variante unter Beobachtung“

Virologe Christian Drosten bereite Pirola aber keine Sorgen. Hinweise auf schwere Krankheitsverläufe gebe es nicht: „Ich kann vorerst Entwarnung geben“, sagte der Charité-Chef der Zeit. Erstmals wurde die Variante im September in Deutschland nachgewiesen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Pirola zwar als „Variante unter Beobachtung“ ein, in Deutschland sind laut RKI allerdings nur vereinzelt Fälle aufgetreten. „Weltweit belaufen sich die Nachweise von BA.2.86 weiterhin auf eine geringe Anzahl im niedrigen 3-stelligen Bereich“, teilte das RKI mit.

Laut RKI steigt die Zahl der Corona-Infektionen, die Dynamik verlangsame sich allerdings.

Ob die Corona-Variante ansteckender oder gefährlicher ist, lässt sich angesichts der wenigen Fälle bislang noch nicht feststellen. Bekannt ist aber, dass mit einer Pirola-Infektion neue Symptome einhergehen. Ein Bericht der britische Zeitung ChronicleLive, der sich auf Auswertungen der ZOE-Gesundheitsstudie zur Pirola-Variante, stützt, will mehr dazu wissen. Einerseits zeigten Betroffene typische Corona-Symptome – dazu gehören etwa Kopfschmerzen, Husten, Heiserkeit, Niesen und Ermüdung. Aber auch eher ungewöhnliche Anzeichen seien entdeckt worden:

  • Juckende oder gerötete Augen
  • Wunde Finger oder Zehen
  • Veränderungen im Mund oder auf der Zunge (beispielsweise Schwellungen oder Geschwüre)
  • Durchfall
  • Hautausschlag

Corona-Virus in Deutschland: Das erwartet die Menschen im Herbst und Winter

Was erwartet die Menschen in Deutschland im Herbst also? Auflagen zu Masken, Tests und Quarantäne gibt es nicht mehr. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zufolge braucht es derzeit keine Kontaktbeschränkungen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt dennoch Auffrischungsimpfungen für über 60-Jährige.

Auch die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek sieht keine Gefahr, dass noch einmal staatliche Maßnahmen verhängt würden. Bei Pirola seien viele Fragen offen. Sie sehe die Lage aber entspannt, solange Omikron noch zirkuliere. Für Christian Drosten steht fest: „Die Pandemie ist beendet“, sagte der Virologe der Zeit. Durch die Impfung und Infektion mit Sars-CoV-2 sei Covid für viele „jetzt wie eine Erkältung oder manchmal wie eine Grippe.“ Der Virologe geht zwar davon aus, dass sich wieder mehr Menschen infizieren. Die Immunität vor einem schweren Verlauf sei in Deutschland allerdings sehr stabil. Derzeit richten sich Drostens Forschungen eher auf ein anderes Virus. (kas/dpa)

Rubriklistenbild: © Vasily Pindyurin/imago

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