Zu viele Verbote?

Erhöht autoritäre Erziehung das Risiko für Übergewicht bei Kindern?

  • Natalie Hull-Deichsel
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    Jasmina Deshmeh
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Autoritäre Erziehung könnte ein Auslöser für Übergewicht sein, so die Erkenntnisse kanadischer Wissenschaftler aus einer Studie mit 37.000 Kindern.

Kanadische Wissenschaftler der Universität Montreal haben in einer Studie mit 37.000 Kindern herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen autoritärer Erziehung und Essstörungen bei Kindern gibt. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Kinder, die autoritär erzogen wurden, tendenziell übergewichtiger sind als Kinder, die nicht autoritär oder autoritativ erzogen wurden.

Autoritäre Erziehung könnte eine Ursache für Übergewicht sein

Verbieten strenge Eltern immer wieder Süßigkeiten, könnte das das Verlangen der Kinder nach diesen steigern. (Symbolbild)

Es gibt viele verschiedene Erziehungsstile und Eltern haben oft unterschiedliche Ansichten darüber, welcher der beste ist. So gibt es Eltern, die ihre Kinder überbehüten und sie wie ein Helikopter umkreisen. Andere, die sogenannten Rasenmäher-Eltern, versuchen, ihren Schützlingen alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Und U-Boot-Eltern tauchen dagegen erst auf, wenn es zu ernsthaften Problemen kommt.

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Dass sich der Erziehungsstil auf Kinder auswirkt, ist selbstredend. Das Wissenschaftsteam um Studienleiterin Dr. Lisa Kakinami von der Universität Montreal wollte herausfinden, wie die Erziehung der Eltern das Gewicht der Kinder beeinflusst. Die Ernährung der Kinder war dabei nicht im Fokus der Studie.

Im Rahmen ihrer Untersuchung analysierten die Wissenschaftler das Verhalten der Eltern gegenüber ihren Kindern, mithilfe von Fragen wie: „Wie reagieren Sie, wenn Ihr Kind etwas Unerlaubtes macht und wie, wenn es etwas Gutes tut?“

Autoritäre Erziehung erhöht das Risiko für Fettleibigkeit um ein Drittel

Die Forscher konzentrierten sich bei der Auswertung auf zwei Erziehungsstile: die autoritäre und die autoritative Erziehung. Beide Erziehungsstile sind geprägt von klaren Regeln und Konsequenzen, wobei bei der autoritativen Erziehung ein liebe- und vertrauensvolles Verhältnis zwischen Eltern und Kind besteht. Die autoritäre Erziehung hingegen bezeichnet eine strenge Familienhierarchie mit viel Kontrolle und wenig Lob, die früher weit verbreitet war.

Die Ergebnisse zeigten, dass Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren, die autoritär erzogen wurden, ein um 30 Prozent höheres Risiko für Fettleibigkeit hatten, während bei Sechs- bis Elfjährigen das Risiko sogar um 37 Prozent stieg. Die kanadischen Forscher untersuchten jedoch nicht die genauen Zusammenhänge zwischen autoritärer Erziehung und krankhaftem Übergewicht.

Kindheit im Wandel der Zeit: Was der Nachwuchs heute kaum mehr kennt und frühere Generationen feiern

Weißbrot in Eiermilch
„Arme Ritter“ zum Frühstück – Viele Erwachsene erinnert die Süßspeise aus altem Weißbrot an ihre Kindheit, die schon zur Römerzeit bekannt gewesen sein soll. „Arme Ritter“ werden in Eiermilch getunkt, in der Pfanne angebraten und zum Schluss mit Zimt und Zucker bestreut. Was früher regelmäßig verspeist wurde, kennen so manche Kinder von heute in Anbetracht einer möglichst gesunden Ernährung, die propagiert wird, wohl eher weniger. © imageBROKER/Katharina Hild/Imago
Frau schmiert ein Butterbrot
Während Kinder früher das gute alte Butterbrot in die Schule mitbekamen, sind es heute eher die Brotdosen mit ganz besonders ausgefallener Essenszubereitung, gekrönt von originellen, kreativen Gemüse- und Obstdekorationen. Diese werden dann nicht selten von den eifrigen Müttern oder Vätern in sozialen Medien geteilt. © philipimage/Imago
Junge liegt auf Sofa und liest ein Buch
Früher war es nicht unüblich, dass Kinder auch mal eine gewisse Zeit alleine Zuhause waren, beispielsweise nach der Schule, sich selbst beschäftigten, bis die Eltern von der Arbeit kamen. Heutzutage versuchen viele Eltern, die (Fremd-)Betreuung ihrer Kinder nahezu lückenlos einzurichten. © imagebroker/Imago
Mädchen auf dem Schulweg
Für Kinder der früheren Generationen war es nahezu normal, alleine zur Schule und von dort wieder selbstständig nach Hause zu gehen – und das bei Wind und Wetter. Heutzutage achten viele Eltern verstärkt darauf, dass ihr Kind möglichst sicher zur Schule kommt, indem sie es beispielsweise selbst mit dem Auto hinbringen und wieder abholen. © Zoonar.com/Max/Imago
Telefonzelle
Während viele Kinder von heute dafür schon ein Smartphone nutzen, brauchte der Nachwuchs früher Kleingeld in der Tasche und eine Telefonzelle in der Nähe. Dann wurde Mama nach der Schule angerufen, um zu fragen, ob er noch zur Freundin mitdarf. Telefonzellen sind heute vielerorts aus dem Stadtbild verschwunden. © Westend61/Imago
Mädchen schreibt einen Brief
Der Computer ist heute gar nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Vieles wird digital festgehalten, notiert, geschrieben. Für frühere Generationen war es noch ganz normal und üblich, einen handschriftlichen Brief an die beste Freundin oder Oma zu verfassen, der dann höchst persönlich übergeben oder per Post verschickt wurde. Kinder von heute schreiben dann eher nur mehr die SMS oder eine WhatsApp-Nachricht auf dem Smartphone – Briefe schreiben war gestern. © IMAGO/Zoonar.com/Ingrid Balabanova/Imago
Kassettenrekorder
Das waren noch Zeiten, als man mit dem Kassettenrekorder Lieder punktgenau über die Rec-Pause-Tasten aus dem Radio aufgenommen und dann immer wieder zurückgespult und angehört hat. Manche Kinder von heute kennen nicht mal mehr CDs. © Panthermedia/Imago
Mädchen im Auto auf dem Rücksitz
Was heute undenkbar wäre, war früher normal: Kinder konnten auch mal ohne Sicherheitsgurt im Auto mitfahren, sich frei bewegen und ungesichert in jeglichen Positionen einschlafen. © YAY Images/Imago
Frau liest Straßenkarte
Mit dem Auto in den Urlaub fahren, ist für viele Familien das Highlight des Jahres. Während heutzutage häufig das Navigationssystem den Weg zum Hotel lotst, waren es früher die kleinteiligen Straßenkarten, die regelmäßig für Verwirrung und Diskussionen unter den Familienangehörigen während der Autofahrt sorgten. © NomadSoul/Imago
Aschenbecher mit Zigaretten
Während es früher durchaus üblich war, in Innenräumen wie der Wohnung oder dem Auto in Anwesenheit der Kinder zu rauchen, ist diese Angewohnheit heute eher verpönt, auch, weil die Folgen von Passivrauchen mehr ins Bewusstsein gerückt sind. Kinder von heute wachsen eher mit dem Papa oder Opa auf, der zum Rauchen auf die Terrasse oder den Balkon geht. © monticello/Imago

Fehlende Zuneigung könnte Essstörungen fördern

Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass autoritäre Eltern Süßigkeiten häufig verbieten und so das Verlangen der Kinder nach ihnen steigt. Darin könnte eine Ursache für die Gewichtszunahme liegen.

Dr. Kakinami, Leiterin der Studie, vermutet zudem noch eine andere Ursache: So könnte fehlende Zuneigung in einer autoritären Eltern-Kind-Beziehung zu Essstörungen bei den Kindern führen. Letztlich gäbe es diverse Faktoren, die Fettleibigkeit bei Kindern auslösen könnten. Eine Studie aus Wien zeigt etwa, dass auch Medien das Essverhalten von Kindern negativ beeinflussen können.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.

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