Zahl der Drogentoten steigt

„Zombie-Droge“ erreicht Deutschland: Expertinnen und Experten befürchten Schlimmes

  • Nico Reiter
    VonNico Reiter
    schließen

Das Suchtmittel Fentanyl verbreitet sich auch in Deutschland. Suchtexperten warnen vor den Konsequenzen und verlangen Gegenmaßnahmen zur Hilfe der Betroffenen.

Frankfurt – In New York sind im Jahr 2022 mindestens 3026 Menschen durch Drogenkonsum ums Leben gekommen. Das sind zwölf Prozent mehr als im Jahr 2021. Dieser Anstieg ist auf den Konsum von Fentanyl zurückzuführen, so spektrum.de. Fentanylmissbrauch ist die häufigste Todesursache für Amerikaner und Amerikanerinnen zwischen 18 und 49 Jahren.

Mittlerweile verbreitet sich die Droge auch in Deutschland. Bilder von den Straßen Frankfurts zeigen Menschen unter dem Einfluss der Droge. Den Namen „Zombie-Droge“ hat sie durch die zusammengesackte, vornübergebeugte Haltung und die unkontrollierten Bewegungen, die durch den Einfluss entstehen. In Deutschland sind im Jahr 2023 so viele Menschen am Einfluss von Drogen gestorben, wie in den letzten 20 Jahren nicht mehr.

Fentanyl ist besonders gefährlich, wenn es, beispielsweise mit Herion, unwissend konsumiert wird.

„Zombie-Droge“ Fentanyl breitet sich in Deutschland aus

Eigentlich ist Fentanyl ein Schmerzmittel und wird bei Narkosen oder Krebserkrankungen verwendet. Es wirkt stark beruhigend und kann als Injektion, Nasenspray oder Pflaster angewendet werden. Teilweise wird die Droge bewusst aufgrund ihrer sedierenden Wirkung konsumiert, oder, oftmals auch ohne das Wissen der Konsumierenden, in andere Drogen gemischt.

Suchtforscher Daniel Deimel warnt in einem Interview mit ntv: „Unsere Befürchtung ist, dass mit dem vermehrten Aufkommen von synthetischen Opioiden es auch zu mehr Drogennotfällen und gegebenenfalls auch zu mehr Drogentoten führen könnte.“ Suchtforscher beobachten, wie synthetische Stoffe allmählich auch in Europa auf den Markt kommen. Der Unterschied zur Opioid-Krise in der USA besteht daran, dass dort hochwirksame Opioide in medizinischem Kontext verabreicht wurden, woraufhin Patientinnen und Patienten süchtig nach den Medikamenten geworden sind.

Die größte Gefahr ist aber, das Mittel unwissentlich zu konsumieren. Anderen Drogen wie Heroin werden immer häufiger synthetische Stoffe wie Fentanyl beigemischt. Bereits zwei Milligram Fentanyl reichen aus, um als Mischung tödlich zu wirken. Diese Menge entspricht nicht mehr als ein paar Salzkörnern.

Gegenmaßnamen zum Schutz Betroffener

Maßnahmen wie Schnelltests in Drogenkonsumräumen könnten laut Suchtverbänden die Situation in Deutschland entschärfen. Im Frühling 2023 hat die Deutsche Aidshilfe das Projekt „Rapid Fentanyl Tests“ gestartet, bei dem in fünf Bundesländern Heroin auf unbekannte Stoffe getestet werden kann.

Auch eine Freigabe von Naloxon, einem Nasenspray, das bei Atemstillstand eingesetzt werden kann, könnte bei Notfällen helfen. Suchtverbände plädieren für eine schnelle Umsetzung der Maßnahmen, wie ntv berichtet, damit sich die Situation in Deutschland nicht verschlechtert. Auch der Drogenkonsum der Jugend in Frankfurt steigt nach der Pandemie wieder.

Rubriklistenbild: © Theissen/Imago