Bertelsmann-Studie
Verbreiten Aktivisten Desinformationen im Internet? Fridays for Future reagiert
VonJana Stäbenerschließen
Die Mehrheit der Deutschen vermutet, dass falsche Informationen im Netz von Protest-Gruppen ausgehen. „Wir sind eher Betroffene“, widersprechen Klimaschützer.
Mehr als 80 Prozent der Deutschen sehen in Desinformation ein großes Problem für unsere Gesellschaft und eine Gefahr für die Demokratie. Das zeigt die Studie „Verunsicherte Öffentlichkeit“ der Bertelsmann Stiftung. Vor allem in den sozialen Medien nehmen die Befragten Desinformationen wahr, gefolgt von Blogs und Messenger-Diensten.
Zwei Drittel der Befragten halten Protestbewegungen und Aktivistengruppen verantwortlich für Falschinformationen. „Im Rahmen der Studie haben wir aber nicht weiter aufgeschlüsselt, welche konkreten Gruppen die Befragten als Ursprung von Desinformationen im Blick haben“, sagt Kai Unzicker von der Bertelsmann Stiftung BuzzFeed News Deutschland, einem Portal von IPPEN.MEDIA.
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FFF-Aktivistin zu Desinformation: „Ich erlebe uns eher als Betroffene“
Eine der bekanntesten Aktivistengruppen in Deutschland ist die Bewegung Fridays For Future (FFF). Was löst das Studienergebnis bei den Klima-Schützern aus? „Als Klimabewegung ist der Einsatz gegen Desinformation, seit Jahren ein Teil unseres Markenkerns“, sagt FFF-Aktivistin Magdalena Hess BuzzFeed News Deutschland.
„Ich erlebe uns daher eher als Betroffene als Ursprung von Desinformation. Wenn wir einen Tweet posten, dauert es meistens nur wenige Sekunden, bis die ersten Klimawandel-Leugner auftauchen“, erzählt Hess, die bei FFF im Social-Media-Team arbeitet. „Um unsere Bewegung gibt es zahlreiche Verschwörungserzählungen: Wir werden alle von oben bezahlt, wir sind eine Lobby für die große CO₂-Lüge, und statt der Bekämpfung der Klimakrise ginge es eigentlich um etwas ganz anderes“, sagt sie. „Das erschwert unsere Arbeit stark.“
Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschland.
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Demokratie-Experte findet den Aspekt „Medienvertrauen“ spannend
Kai Unzicker, Demokratie-Experte bei der Bertelsmann-Stiftung, findet es „nicht überraschend“, dass Menschen Desinformation vor allem auf sozialen Plattformen wie beispielsweise X (ehemals Twitter) begegnen. Spannend sei jedoch der Aspekt „Medienvertrauen“:
Personen mit geringem Medienvertrauen:
- neigen dazu, häufiger inländische Akteure wie die Bundesregierung oder die deutschen Medien für Desinformationen verantwortlich zu machen.
- nehmen über alle Kanäle hinweg (außer Telegram) mehr Desinformationen wahr als diejenigen mit mittlerem oder hohem Medienvertrauen.
Dass Telegram eine Ausnahme ist, lasse „sich als Indiz deuten, dass sich bei Telegram eine abweichende Nachrichtenlandschaft entwickelt hat, in der Personen mit geringem Vertrauen in Politik und Medien ihre Weltanschauung bestätigt finden“, sagt Unzicker.
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